Beiträge von velvre im Thema „[2014] Orleans“

    Gegensteuern müssen finde ich ja unproblematisch - eine indirekte Interaktivität ist ja begrüßenswert. Aber mein Eindruck ist halt, dass die beschriebene Strategie nur durch gemeinsames identisches Vorgehen der anderen Mitspieler gestoppt werden kann - und das wäre dann schon ein Problem.


    Vielleicht entschärft man diese Strategie schon deutlich in dem man nicht zulässt, dass sie den Pulverturm kaufen kann... Das dürfte schon einen großen Unterschied machen ob man 1-2 oder 1-4 Personen pro Runde "entsorgt". Ich bin gespannt auf weitere Tests von euch.

    Meine Frau hat uns gestern in einer Viererpartie (für uns beide jeweils die dritte, mit zwei Neulingen) dermaßen nass gemacht, dass wir - obwohl ich zu derlei letztlich meist ungerechtfertigter Angstmacherei eigentlich gar nicht tendiere - etwas Sorge vor einer potenziell dominanten Strategie bekommen haben.



    Danke für deinen Bericht. Ich gelange immer mehr zu der Einschätzung, dass gerade bei Orleans neue Spieler einen ziemlich starken Nachteil haben (was ja nicht zwangsläufig neu bei Spielen ist). Dennoch sieht es so aus, als müßte man hier die anderen Mitspieler ganz genau im Auge behalten um frühzeitig gegensteuern zu können, vor allem, da die Plättchen wie z. B. Technologieplättchen endlich sind, d. h. man müßte gute Kombinationen frühzeitig entschärfen, was vielleicht dazu führt, dass man zu sehr mit "entschärfen" beschäftigt ist und weniger damit eine eigene Strategie zu fahren. Das ist natürlich alles sehr theoretisch. Berichtet doch mal weiter von euren Spielerlebnissen.

    velvre: wie lange dauern bei euch die Partien? Welche Wartezeit auf den Spielzug, man macht eine Aktion dann ist der nächste Spieler dran, oder?


    Gruss
    civman


    Ave civman!
    Die Partien mit Erklärung dauerten so ziemlich genau 2 1/2 Stunden, wodurch das Spiel aus meiner Sicht durch das Badhaus und den daraus resultierenden Doppelaktionen arg in die Länge zieht. Dabei war es fast immer so, dass jemand in der ersten Runde das Badhaus gebaut hat. Ohne Erklärung waren es ca. 2 Stunden, wobei immer relativ unerfahrene Spieler dabei waren. Ich denke, man kann das die Spieldauer sicherlich auf 65-90min herunterbrechen sofern alle mit den Spielregeln und den Funktionen der Gebäude gut vertraut sind und die Spielzüge der anderen für Überlegungen der eigenen Züge nutzen, was bedingt möglich ist. Allerdings verschlingt auch die Planung der Aktionen bei manchen Spielern viel Zeit, falls alle Optionen und Möglichkeiten durchdacht werden. Am Anfang ist das kein Problem, da jeder nur 4 Arbeiterchips hat.


    Ja, nach der Planung führt jeder 1 Aktion durch und dann ist der nächste Spieler am Zug. Das geht so lange reihum, bis alle gepasst haben.


    @Gestaltung: Das ist natürlich eine Geschmacksfrage, aber wir haben versucht, einmal etwas anderes zu probieren. Das kam bisher ganz gut an, ist aber sicher kein gefälliger Mainstream.


    Schöne Grüße,
    Klemens


    Oh! Nun bin ich echt erstaunt Klemens, da ich deine Gestaltungen ziemlich gut finde (z. B. bei Luna, Pergamon, Agricola und Orat et Labora). Bei Orleans habe ich deinen Stil (leider) nicht erkannt. :( Das zeigt letztendlich dass tatsächlich etwas anderes ausprobiert wurde. :) Mir persönlich waren die Farben teilweise etwas zu blass (besonders auf dem Ortsplan) aber es muß und kann natürlich nicht jedem gefallen...


    Hallo velvre,
    mich würde mal interessieren was Du erwartet hast und warum - welche Erwartungen sind enttäuscht worden?


    Gruß vom
    Spielteufel


    Salute Spielteufel!
    Wie jedes Jahr vor der Spielemesse habe ich mich intensiv mit Neuerscheinungen auseinander gesetzt und dabei sondiert, was mich persönlich anspricht. In diesem Jahr waren das weniger als 5 Spiele. Eines dieser wenigen war Orleans. Im Vorfeld fand ich den Mechanismus mit den Arbeiterchips interessant und was man mit den verschiedenen Arbeiterchips anstellen kann und wie man sich allmählich etwas aufbaut, in dem man höherwertige Personen bekommt (Ritter, Gelehrter, Mönch). Alles drumherum erzeugte für mich den Eindruck eines rundum gelungenen Spiels, dass ich fast blind gekauft hätte, obwohl ich das schon lange nicht mehr mache. Dabei habe ich natürlich ein Spiel erwartet, dass mir persönlich überdurchschnittlich gut gefällt und Spaß macht und in jeder Besetzung gut funktioniert.


    Das meiste geht, denke ich, aus meinem Bericht hervor. Enttäuscht war ich von Anfang an her von der Grafik (mein Gesamteindruck war "magsch net") und insbesondere den superflachen und winzigen Arbeiterchips. Im Vergleich dazu hat man einen ziemlich großen Stoffbeutel in dem man richtig gut herumwühlen kann aber die Arbeiterchips sind so winzig, dass man kaum etwas in seinen Stoffbeutel hat. Kann man alle Arbeiterchips hinausziehen muß man kontrollieren, ob nicht doch ein winziger Chip irgendwo unten in einer Ecke hängen geblieben ist. Hier hätte ich beispielsweise runde Holzplättchen in den entsprechenden Farben (mit oder ohne Aufkleber) deutlich besser gefunden. Besonders eine 3er Partie kam mir so vor als wäre diese zäh wie Kaugummi. Selbst eine Mitspielerin fragte sich dann auch wann das Spiel endlich enden würde und stieg leider während der vorletzten Ereigniskarte aus. Okay da war es dann auch schon 0:30 Uhr und Sie war schon seit einer Stunde total müde und hielt dann nicht mehr durch.... Vielleicht war es einfach nur die falsche Uhrzeit aber es ist kein gutes Zeichen wenn man das Spielende herbeisehnt und das Spiel ansich kaum bis gar keine positiven Emotionen und/oder Spaß hervorruft. Vielleicht bin ich auch selbst schuld daran, weil ich absichtlich versucht habe die "Badhausstrategie" zu knacken und daran gescheitert bin.


    Erlesene Grüße,
    velvre


    P.S.: Der Verlag hat inzwischen auf das "übermächtige" Badhaus reagiert, daher verweise ich auf den Link von dlp: http://www.dlp-games.de/content/orleansfaq

    Orleans ist ein Spiel an das ich vor der Spielemesse 2014 große Erwartungen gestellt habe, zumal es zu einer handvoll Neuigkeiten gehörte, die mich wirklich interessierten.
    Vom Setting her befinden wir uns im Mittelalter und auf unserem persönlichen Tableau befinden sich verschiedene Gebäude in denen wir Aktionen ausführen können, sofern wir 2-3 passende Arbeiterchips dort platzieren. Vom Grundsatz her verbleiben einmal platzierte Arbeiterchips in dem Gebäude, bis sich alle erforderlichen Arbeiter dort versammelt haben. Welche Arbeiterchips ich benötige, wird unter jedem Gebäude angezeigt.


    Arbeiterchips? Kann man die essen? Besser nicht, denn diese bestehen aus ziemlich dünnen, runden Pappchips die man mitunter auch schon mal auf seinem Tableau übersehen kann. Jeder startet mit 4 verschiedenen Arbeiterchips. Zunächst sammelt man bis zu 8 davon in einer "neutralen Zone" bevor man diese den Gebäuden zuordnet. Interessant an dem Spiel ist, dass man besagte Arbeiterchips aus einem Sack zieht und dass jeder seinen eigenen Sack hat (auch weibliche Mitspielerinnen *hüstel*... ).


    Neben den persönlichen Dorftableaus haben wir noch einen gemeinsamen Plan auf dem Ortschaften zu sehen sind, die durch Flüsse und Wege miteinander verbunden sind. Jeder Spieler startet mit einem "echten" Holzarbeiter in Orleans. Auf den Flüssen und Wegen liegen meistens 1-2 Ressourcenplättchen, von denen man 1 einsammeln darf, wenn man seine Arbeiterfigur zu einem anderen Ort bewegt. Eingesammelte Plättchen werden allerdings nicht aufgefüllt, dahersollte jeder seines Weges gehen, um bei einer solchen Reise nicht leer auszugehen. Dennoch kann sich eine ertraglose Reise lohnen, da in jedem Ort, mit Ausnahme von Orleans (wo wir alle starten) nur eine einzige Hütte gebaut werden darf.


    Als nächstes fällt uns eine Fortschrittsleiste auf, die in verschiedene Bereiche unterteilt ist. Hier stapeln sich weitere Arbeiterchips. Dem geneigten Lese fällt auf, dass Dorfgebäude mit der Fortschrittsleiste verknüft sind. Immer wenn ich die passenden Arbeiterchips in einem meiner Dorfgebäude beisammen habe, generiere ich einen neuen Arbeiterchip und rücke auf der dazu passenden Fortschrittsleiste einen Schritt vorwärts. Nur auf der Wissensleiste geht das ein wenig schneller, aber die ist auch im Vergleich zu den anderen am längsten. Meine Arbeiterchip haue ich dann mit dem neu generierten Chip in mein Säcklein.
    Häh? Na ist doch ganz einfach:
    Beispielsweise kann ich in der Burg mit 3 verschiedenen Arbeitern einen Ritter anwerben. Der Ritter und die 3 eingesetzten Arbeiterchips wandern alle in meinen Sack. Falls ich den Ritter jemals aus dem Sack herausziehe, kann ich ihn mitunter für Aktionen auf dem Plan mit den Ortschaften einsetzen. Dort kann ich eine Schiffsreise tätigen, mit dem Planwagen durch die Gegend eiern oder ein Haus bauen. Ja ja, der moderne Ritter ist ziemlich friedlich und hat neben dem Kampf, der bei diesem Spiel allerdings gar nicht gefragt ist, auch noch andere Qualitäten. Es fehlt nur noch dass er bügelt und den Abwasch erledigt :-). Andererseits waren Reisen im Mittelalter durchaus nicht ungefährlich und so ist es gut, wenn man hier einen Ritter zum Schutz dabei hat. Auf der Fortschrittsleiste der Ritter bekomme ich auch noch einen schönen Vorteil, denn hier darf ich bis auf den vorletzten Schritt immer einen Arbeiterchip mehr aus dem Sack herausziehen und das ist wahrlich nicht schlecht. Bei maximalem Ritterfortschritt sind das immerhin bis zu 8 Plättchen! Natürlich haben auch die anderen Fortschrittskategorien ihren Reiz, da ich mitunter neue Gebäude mit neuen Aktionsmöglichkeiten in mein Dorf bauen kann, Geld erhalte, Wissen anhäufe, mich auf der Bauernleiste vorwärts bewege (was Ressourcen und ggf. Geld einbringt oder mich sogar Geld kosten kann falls ich hier eindeutig hinten liege) oder Technologieplättchen bekomme. Gerade die Technologieplättchen scheinen sehr lukrativ zu sein. In jedes Gebäude ersetzt bis zu 1 Technologieplättchen dauerhaft einen benötigten Arbeiterchip! Hier lassen sich über kurz oder lang mehr Aktionen erzeugen, da ich weniger Arbeiterchips einsetzen muß. So ein Technologieplättchen kann sogar einen hochwertigen Ritter oder Gelehrten ersetzen und nicht nur das kleine arbeitende Volk.


    Und was gibt es noch? Ach ja wir haben noch ein interessantes Tableau für die Allgemeinheit auf dem sich ausgediente Arbeiterplättchen versammeln, für die ich überwiegend Geld erhalte, in einem Fall aber auch alternativ ein Wissen bekommen kann. Hier gibt es verschiedene Ansammlungen von Arbeiterplättchen. Der letzte, der einen Arbeiterchip auf eine solche "Ansammlung" platziert bekommt darüber hinaus auch noch ein wertvolles Plättchen für die Schlußwertung und das kann, je nach Fortschritt auf der Wissensleiste, bis zu 6 Siegpunkte wert sein...


    Was mich auch nach mehreren Spielen nicht ganz überzeugt hat sind die Ereignisplättchen. Jede Runde wird davon eines zum Rundenbeginn aufgedeckt und zum Rundenende hin ausgeführt. Da das Spiel endet, sobald die letzte Ereigniskarte ausgeführt wurde, gibt es hier wenig Überraschungen. Leider widerholen sich manche Ereignisse bis zu 3x darunter gute wie auch schlechte. Am Ende des Spiels hagelt es Siegpunkte für eingesammelte Ressourcenplättchen (1 für Korn bis hin zum kostbaren Tuch das mir 5 SP einbringt) sowie 1 Siegpunkt pro Münze. Zum Schluß zähle ich meine gebauten Gebäude auf dem "Ortsplan" plus seltene Endwertungsplättchen und multipliziere diese Summe entsprechend des Fortschritts auf der Wissensleiste. Dabei hat sich gezeigt, dass in unseren Spielen der glückliche Sieger zwischen 120 - 160 Siegpunkte errungen hat.


    Fazit:
    Schon in der ersten Partie zeigte sich, dass meine hohen Erwartungen nicht erfüllt wurden. Jede weitere Partie entpuppte sich immer mehr als langweiliges Solitärpuzzle bei dem nicht der geringste Spielspaß aufkam. Dennoch gab ich dem Spiel neue Chancen aber das änderte nichts daran, dass das Spiel auf mich unausgegoren wirkt und ihm eine größere redaktionelle Überarbeitung gut getan hätte. Bei den Ereignissen fehlt die Würze, die Gebäude sind teilweise so was von stark und leider auch das genaue Gegenteil davon aber am unerträglichsten fand ich die Spiellänge. Für das was das Spiel bietet dauerte es mir selbst in einer schmalen 3er Besetzung mit erfahrenen Spielern zu lang. Am Anfang gehen die Aktionen schnell von der Hand doch je mehr Arbeiterchips alle aus dem Sack herausziehen desto größer wird die Wartezeit auf seinen Spielzug und das empfand ich zum Ende hin als ganz schönen Krampf. Ich will das Spiel gut finden aber es ist in meinen Augen bestenfalls mittelmäßig. Dabei gefällt mir der Mechanismus mit dem Sack aus jenen welchen man seine Arbeiterchips herauszieht was durchaus Freude und Leid bedeuten kann wenn zum Beispiel der dringend benötigte Bauer oder ein anderer Arbeiter einfach nicht erscheint. Vielleicht hat man es auch nicht anders verdient weil man in der Runde zuvor 1-2 davon entsorgt hat. Dafür zieht man dann in der nächsten Runde gleich 3 an der Zahl und weiß wiederum nichts damit anzufangen bis man endlich den universellen Mönch aus dem Sack zieht der alle Aufgaben erledigen kann. Klasse...aber leider nicht genug. Ich würde es mal wieder mitspielen aber von meiner Einkaufsliste habe ich Orleans ersatzlos gestrichen. Den Messehype kann ich zwar nicht nachvollziehen, dennoch freute es mich, dass ein Kleinverlag scheinbar den Geschmack der breiten Masse getroffen hat.


    BGG-Wertung: 5/10


    #Orleans #dlp #Spiel2014


    Achtung: Ein kleiner Spoiler zu 2 Strategien


    [pclist][+] Fortschrittsleisten [+] "Chipbuildingmechanismus" [+] erweiterbares Tableau
    [-] schwache Ereigniskarten [-] Spieldauer zu langatmig [-] zu wenig Aktionsmöglichkeiten für Gelehrte [-] Grafik spricht mich nicht an [-] mieserable Balance der Gebäude [-] sehr dünne Pappplättchen: Besonders die Arbeiterchips kann man auf seinem Tableau übersehen[/pclist]