Angenommen, die befragten Studierenden haben jeweils nur eine Veranstaltung. 80 Personen sitzen zusammen in einer großen Vorlesung, 10 Studierende besuchen gemeinsam einen kleinen Kurs, und es gibt noch zwei Seminare, in denen nur je 5 Teilnehmer sitzen. Die durchschnittliche Kursgröße beträgt dann (80 + 10 + 5 + 5)/4 = 25. Wenn man die 100 Studierenden aber befragt, werden 80 Personen antworten, in einem Kurs mit 80 Leuten zu sitzen, 10 in einem Kurs mit 10, und je zweimal werden fünf Personen angeben, in einer kleinen Veranstaltung mit bloß 5 Personen zu sein. Wertet man die Antworten aus, erhält man also (80·80 + 10·10 + 2·5·5)/100 = 65,5. Durchschnittlich sitzen die Studierenden also in einem Kurs mit 65,5 Personen – auch wenn die mittlere Kursgröße nur 25 beträgt.
Tatsächlich handelt es sich beim Inspektionsparadoxon – wie so oft in der Wissenschaft – nicht wirklich um ein Paradoxon. Die Zahlen widersprechen sich nämlich nicht, sondern sind Antworten auf zwei unterschiedliche Fragen: Einerseits ermittelt man die durchschnittliche Kursgröße, indem man über alle Kurse mittelt; andererseits mittelt man darüber, wie viele Personen durchschnittlich zusammen in einer Veranstaltung sitzen. Daher kommt auch der Name des Paradoxons: Durch die Befragung erhält man unter Umständen die Antwort auf eine andere Frage.