Beiträge von Countrysidepop im Thema „TV Serien Teil 2...“

    CANNABIS 1-6
    Eine Art französisches Mini-Gomorrha ohne das Vorbild zu erreichen. Die Charaktere machen seltsame Wandlungen durch. Nach 6 Folgen ist Schluss und das geht auch in Ordnung. Kann man, muss man nicht sehen.


    AQUARIUS S1
    Da hatte ich mir mehr erhofft. Die Figuren wirken gestanzt. Hippies, Beatniks und soziale Konflikte kommen sehr klischiert und gemacht daher. Vor allem die Frauen werden als williges Begleitmaterial inszeniert. Da hilft es auch nicht einen Charlie Manson als Alibi-Bösewicht und historischen Lockstoff durch die Serie laufen zu lassen. Nach 4 Folgen war für mich Schluss.


    HOUSE OF CARDS S4
    Über jeden Zweifel erhaben. Folge 5 und 6 gehören zum Besten der Serie überhaupt. House of Cards beherrscht es, das Bitterböse auf eine Weise sich wiederholen zu lassen, so dass es jedes Mal wie von Neuem bitter schmeckt.

    Empfehlung:


    Trailer FARGO 2


    Noch besser als Staffel 1: Setting, Style und Locations der amerikanischen Endsiebziger in Kleinprovinz ist für einen Popkulturellen wie mich atemberaubend anzusehen. Der typische 70er Split Screen ist hier mehr als nur ein Zitat.


    Die Überzeichnung soziopathischer Charaktere der Coens ist auch hier angsteinflössend und lächerlich zugleich. Dabei bin ich gar kein solcher Fan dieser skurrilen Kälte, die sich durch die Filme der Brüder zieht. Als Randerscheinung und Querverwerweis auf Roswell tauchen sogar UFOs am Himmel auf.


    Fargo 2 ist Gregory Crewdson light als Film. Und der Schlimmste von allen ist ein Indianer, dem man im Leben nur einmal begegnet.

    Superserie:


    Trailer THE PATH


    Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Mitglieder einer Sekte mit dem herrlich allgemeinplatzigen Namen "Meyeristen".


    THE PATH gelingt es, typische interne und externe Sekten-Klischees aufzugreifen, diese in fein verflochtene Handlungsstränge und Nebenschauplätze zu verweben und dabei die skizzierten Archetypen dennoch als Menschen mit persönlichen Schicksalen zu zeichnen. Dadurch entsteht eine Tiefe, die man einer amazon-Prime-Serie kaum zutraut. Das letzte Mal, das ich ähnlich angetan war, war bei der 80er PC-Serie HALT AND CATCH FIRE.


    Action, Effekte und formale Handlungszwänge sucht man in THE PATH vergeblich. Die Serie lebt von ihrer Atmosphäre, Beziehungsspannungen und einer psychischen Substanz als Gegenteil von Thriller. Dafür bedient THE PATH mit einer religiösen Erlösungssehnsucht eine verwurzelte menschliche Ader nach "Coming Home".


    Misanthropen, Atheisten und chronisch Misstrauische werden sich auf bittere Weise bestätigt fühlen und THE PATH als Argument ihrer Paradigmen und Prämissen benutzen. Anderen bietet THE PATH ein ausgezeichnetes Lehrstück an Differenzierung. Nach nur 10 Folgen in Staffel 1 ist Ende. Ein zweite Staffel soll gute Chancen haben.

    TRUE DETECTIVE S2


    Ich möchte eine bedingungslose Lanze für die zu unrecht gescholtene zweite Staffel von TRUE DETECTIVE brechen, die allgemein an der hohen Erwartungshürde nach der ersten Staffel scheiterte und ihr derart Opfer zum fiel, dass HBO auf eine dritte Staffel höchstwahrscheinlich verzichtet.


    Dabei verbittet sich das Serienkonzept von TD nahezu den Vergleich, der sich zwar reflexartig nicht abwehren lässt, sich aber bei beim zweiten Hinsehen als Beschau von Äpfel mit Birnen herausstellt. Wer sein neuen Loverboy/sein neues Lovergirl mit dem alten Loverboy/dem neuen Lovergirl vergleicht, hat die Beziehung bereits verloren, bevor sie begonnen hat.


    Insofern will ich auf den Vergleich der beiden Staffeln verzichten und empfehle TRUE DETECTIVE S2 als ziemlich guten Krimi mit mindestens einer atemberaubenden Borderline-Schiesserei, der die Idee des Psychogramms gebrochener Corps erneut aufgreift, wenn auch etwas bemüht und überhöht in mainstreamigerem Setting und innerhalb einer klassisch linearen Erzählstruktur. Dabei kommt S2 hier und da auch selbstreferenziell daher, finde ich aber sympathisch.


    Würde es TD S1 nicht geben, dann würde man über TD S2 sehr viel wohlwollender sprechen, was ich hiermit tue und tue mal so, als würde ich S1 nicht kennen und nicht genial finden. Daher TRUE DETECTIVE S2:


    Flundi gefällt das

    GOMORRHA



    Ich weiss nicht, ob es an dieser Stelle schon früher jemand getan hat, aber ich kann vorbehaltlos S1+S2 der italienische Serie

    GOMORRHA

    empfehlen.

    Ein neo-neorealistischer Trip in den Abgrund der Menschenverachtung in den heruntergekommen, neapolitanischen Beton-Vorstädten von Scampia, in der sich die Camorra der sozialen Unterschicht ohne Federlesen für den lokalen Drogenmarkt gegenseitig das Licht ausbläst.


    Eine Sozialstudie in vollkommener Düsternis mit quasi-dokumentarischem, filmischen Charakter, in dem es kein Entrinnen gibt.


    Wenn man die Gewaltschocks in GoT noch als stilisiert abtun kann, um der inneren Erschütterung zu entgehen, so ist das nackte Zitat einer real existierenden Welt in GOMORRHA fast nicht mehr zu verarbeiten.


    Gute Reise in den Süden.

    In der Serie, in der englische Vereine, sich zugunsten des Kapitals und des unstillbaren Profits ihrer Seele berauben, gibt es nach Highbury endlich wieder eine neue Folge.


    Diesmal: Boleyn Ground, die Heimat von West Ham United, bei den Fans auch Upton Park genannt.


    Die folgende, berührende Doku ist für alle Fußball-Serienliebhaber ( @ode. // @Bundyman), die das Wesen der Idee lieben, die den Fußball so groß gemacht hat.



    R.I.P., West Ham.


    Ich habe mich in die alte Schachtel OLIVE KITTERIDGE verliebt.


    OLIVE KITTERIDGE ist eine Miniserie von HBO, zu Zeiten von Raimund Harmsdorf noch Adventsvierteiler gennant. OLIVE KITTERIDGE basiert auf einer Literaturvorlage und erzählt vordergründig die Geschichte eines Ehepaares im vorgeschrittenen Alter in einer amerikanischen, ländlichen Kleinstadt. Sie: eine ehemalige Mathelehrerin, gefangen in formaler Strenge, robustem Ton und maskuliner Gefühlsunterdrückung. Er: ehemaliger Apotheker, im Gegenpol um feminine Empathie bemüht, mit Hang zur mitfühlenden Übertreibung und künstlichen Harmoniesucht.


    Auf unsere auf Action und Bilderbrutalität getrimmten Sehgewohnheiten wirkt OLIVE KITTERIDGE in seinem Gefühlspsychogramm fast langweilig und atavistisch, zumal die Story kurzgeschichtenartig und zeitlückenhaft erzählt wird, atmet aber das tägliche Glück und Unglück des Lebens in einer berührenden Tiefe und genügsamen, fast vergessen Erzählart und kompositorischen Bildern, in der der Mensch und das Menschliche im Vordergrund steht.


    OLIVE KITTERIDGE ist der im Unsichtbaren schwingende Gegenentwurf zum Zeitgeist, der sich in GoT oder TWD widerspiegelt und wird nur wenige, dafür aber echte, treue Freunde finden.


    Das ist wirklich manchmal lustig... kürzlich hat sich ein Bekannter aufgeregt, dass bei GoT "Jon Snow" auf deutsch dann "Jon Schnee" heißt, oder "Kingsmouth" zu "Königsmund" wird, das wäre total albern.

    Jon Schnee, Königsmund, Schnellwasser, Casterlystein oder Graufreud tragen genau die gleiche Poesie in sich wie Auenland oder Mittelerde. Die Länder in GoT sind nicht angloamerikanisch gepachtet. GoT ist wie HdR ein fiktives, transnationales Land und es ist für meinen Geschmack daher völlig in Ordnung, die Namen in die einzelnen Landessprachen zu überführen. Dabei sind inhaltliche Freiheiten und Feinheiten sogar die Kunst des wahren Übersetzers: wer sich genau hinein fühlt, wird zugeben müssen, dass das mögliche Wort "Königshafen" z.B. in seiner faktisch-geographischen Genauigkeit und Funktionalität weniger poetisch klingt als Königsmund, das der faktisch-geographischen Ebene noch eine weitere, hier psychologische (kindlich orale) hinzufügt. Königsmund meint nämlich auch "Machtwort des (kindlichen) Königs". Der Übersetzer hat mit seiner Übersetzung am Beispiel von "Kings Landing" damit sogar eine dolmetscherische Glanzleistung vollbracht . Meine persönliche Meinung aus Liebe zur Sprache.

    Ich möchte als Serienempfehlung noch meine aktuelle Serienguckerei THE MAN IN THE HIGH CASTLE in den Pool werfen. TMITHC ist eine SF-Story nach einem Roman von Philip K. Dick, neben Ray Bradbury einer meiner persönlichen Old-School-Meister aller SF-Klassen. Ich kenne die Buchvorlage "Das Orakel vom Berge" seit meiner Kindheit und freue mich darum umso mehr über die visuelle Beigabe.


    TMITHC verhandelt die Fiktion, wie die Welt aussehen würde, wenn Nazis und Japaner den Krieg gewonnen hätten und bezieht innerhalb dieser Wirklichkeit seinen Reiz aus der Vision einer Befreiungsphantasie wie die Welt aussehen würde, wenn die Alliierten den Krieg gewonnen hätten.


    TMITHC erreicht dabei nicht annähernd die Klasse meiner jüngeren, großen Serienlieben MAD MEN, HOUSE OF CARDS oder BOARDWALK EMPIRE, erzeugt aber durch das phantasmagorische Crossover trotz Dehbuchlängen und Rollenklischees von devoten Japanern und soziopathischen Obersturmführern genug Ungesehenheit, um es in mein Herz geschafft zu haben. Dabei ist schon die Opening Title Sequence Auge und Ohr wert: die dystopische Coverversion von Rodgers & Hammersteins Heile-Welt-Smasher "Edelweiss" ist der Hammer!

    Ich würde mich sehr über eine Empfehlung für eine (oder mehrere) Serien freuen.
    Es sollte eine Serie sein, die eine zusammenhängende Geschichte über alle Folgen (vielleicht sogar aller Staffeln?) erzählt. (Also nicht jede Folge eine abgeschlossene Geschichte.) Und die Serie sollte abgeschlossen sein.

    Ich empfehle die erste Staffel von TRUE DETECTIVE. Die Staffel besteht aus acht Folgen, danach ist Schluss. TRUE DETECTIVE verhandelt vordergründig einen schwarzmagischen Ritualmord im Louisiana der 70er, beschreibt aber im Kern auf atemberaubende Weise das Psychogramm zweier Cops, die in ihrer nihilistischen/pragmatischen Weltsicht aufeinanderprallen und in der stehenden Schwüle der Südstaaten über den Mord, der ihr Leben beschäftigt, zu einer psychologischen Schicksalsgemeinschaft verschmelzen. Ein Meisterwerk.


    Zur kontextuellen Orientierung Flundis Lieblingsserien als weitere Empfehlungsliste:


    BOARDWALK EMPIRE
    FARGO
    GoT
    HALT AND CATCH FIRE
    HOUSE OF CARDS
    MAD MEN
    SOPRANOS
    WALKING DEAD

    Die HdR Filme sind grossartig. Wobei sich hier überhaupt nicht weit von der Vorlage entfernt wird. Kleinigkeiten werden von fanatischen Fans hochgekocht, welche den Filmemachern jegliche Freiheit absprechen wollen.

    Allerdings fehlt mit Tom Bombadil die beste Figur überhaupt.