Am Sonntag haben wir Runewars ausprobiert, zu zweit.
Meine Freundin entschied sich für die Elfen, ich selbst wählte die Untoten. Aufgrund meiner vielen, vielen Ressourcen setzte sich relativ stark auf das Militär, die Helden blieben ein wenig außen vor. Leider hatte ich zwar viel Holz und viel Erz, aber nur wenig Nahrung. Damit mir also nicht jeden Winter meine halbe Armee erfriert, überzog ich Landstrich um Landstrich mit der untoten Plage, versklavte Bauern, mordete Händler - um sie dann als willenlose Skelettbogenschützen und Zombie-Infanteristen in die Reihen meiner stets wachsenden untoten Horde aufzunehmen. Dank der Aussicht auf Jungfrauen, Mord, Totschlag und Brandschatzung waren auch zwei Drachen und mehrere Höllenhunde ohne großartige diplomatische Anstrengungen bereit, sich meiner Armee anzuschließen.
Meine Freundin mit ihren Baumschmusern hatte genau das gegenteilige Problem: viel Nahrung, aber wenig Holz und Erz. Sie marschierte also mit einer konstant großen stehenden Armee durch die Lande, die auch im Winter nur wenig von ihrer Schlagkraft einbüßen musste. Da ihre militärischen Optionen dadurch etwas überschaubarer waren, konnte sie sich nebenbei noch um die Politik kümmern und massenweise Einfluss und Titel anhäufen - eine sehr unangenehme Situation für mich. Ich war jede Runde damit beschäftigt, meine zwar vielen, aber recht kleinen Armeen durch die Gegend zu schicken, in der verzweifelten Bemühung, mehr Nahrung für größere Armeen anzusammeln - für Politik blieb nicht mehr groß Zeit. Dank ihres großen Einflusses holte sie meinen anfänglichen Vorsprung bei Drachenrunen wieder ein, überholte mich dann sogar. Die letzte Rune, die ihr zum Sieg fehlte, konnte sie allerdings nicht platzieren, da es kein geeignetes Gebiet mehr gab. Meine Grenzen waren gut bewacht und befestigt.
Das Spiel endete dann mit dem Fall einer meiner Grenzfesten, die sie nach einem strengen Winter mit großer Übermacht (8 zu 5) angriff - und deren Verteidiger es gerade mal vermochten, einen einzigen Gegner auszuschalten. Da sie das Gebiet nun kontrollierte, konnte sie ihre letzte Rune platzieren (über ihre Zielkarte, jederzeit während ihres Zuges) und gewann das Spiel sofort.
Mein Fazit ist etwas durchwachsen.
Ich hatte viel über Runewars gelesen - es sei sehr episch, es sei quasi TI3 im Fantasy-Setting. Ist es nicht. Das Spiel ist eine Neuauflage von Warcraft - Das Brettspiel, bei dem einige Elemente dazugekommen sind, andere dafür weggelassen wurden. Die Ähnlichkeit ist so frappierend, dass es mich extrem wundert, warum in keinem Review, was ich gelesen hatte, darauf hingewiesen wurde. War Warcraft so "unbekannt"?
Was mir gefällt:
- die größeren Möglichkeiten der Helden im Spiel - bei Warcraft waren das letzten Endes auch nur Kampfeinheiten, die ein paar Sonderfähigkeiten mehr hatten. Dank Quests, Training, ihren jeweiligen Spezialfähigkeiten und den Items sind die Helden hier sehr viel vielseitiger.
- das Politik-Element, das auch außerhalb des Schlachtfelds für Interaktion sorgt und dem Spiel eine weitere Ebene hinzufügt
Was mir nicht so gefällt:
- das Kampfsystem. Die Würfel sind rausgeflogen, stattdessen gibts jetzt Karten. Warum? Die Würfel haben bei Warcraft hervorragend funktioniert, und der Glücksfaktor bei den Karten ist genauso vorhanden. So schlimm ists aber nicht - ich mag Würfel lieber, aber das Kartensystem ist schon ok.
- die Implementierung der Aktionskarten. Ein völlig unnötiges Euro-Element, das einfach nur die Aktionsmöglichkeiten der Spieler kappt. Wozu? Wenn ich Rollen wählen will, spiel ich Puerto Rico, nicht Runewars. Bei Warcraft konnte man jede Runde alles machen, interessante Entscheidungen musste man trotzdem genug treffen.
- Instant-Win. Ich habe 6 Drachenrunen, ich hab sofort gewonnen. Keine Reaktionsmöglichkeit für die anderen Spieler mehr, keine Bedingungen (z.B. dass man die Gebiete zumindest ein Jahr oder ein halbes Jahr lang erfolgreich halten muss). Einfach sofort aus. Reine Design-Entscheidung, imho - das Spiel würde sonst zu lange dauern. Sehr anti-klimatisch.
Danach haben wir noch zwei entspannte Partien Dungeonquest gespielt.
Immer wieder ein Spaß. Inzwischen habe ich auch eine Idee von BGG übernommen - ein User hatte dort geschrieben, dass sie seit vielen Jahren in der Familie bei jedem Spiel von Dungeonquest die Highscores aufschreiben. Und dass die Liste inzwischen auch einen gewissen Unterhaltungswert hat. Nun, bei uns gab es gestern keine großartigen Highscores aufzuschreiben...
Spiel 1:
Meine Freundin geht ins Dungeon und wird im dritten Raum von schwingenden Klingen zerteilt. Ich sterbe 4 Runden später, nachdem mich erst ein Skorpion gestochen hat, bevor mich anschließend ein riesiger Hunderfüßer frisst. Schätze gefunden: nichts. Abgesehen von dem instabilen Heiltrank, den ich gefunden hatte. Und der bei Benutzung genausogut tödliches Gift wie Heiltrank hätte sein können.
Spiel 2:
Ich finde erstmal 2 Sackgassen und komm nicht mehr vom Fleck. Zum Glück ist dann noch eine Geheimtür im Raum und ich kann weiter. Finde dann nen Eingang zu den Katakomben, geh runter und entdecke eine Schatzkiste, die ich natürlich mitnehme. Irgendwo tief im Dungeon komm ich wieder nach oben, finde noch ein paar Goldmünzen und werde danach, bereits in Sichtweise der Schatzkammer des Drachen, von schwingenden Klingen erledigt.
Meine Freundin wandert ein wenig rum, geht aber letztendlich im Kreis. Nach etwas Suchen findet sie aber auch noch einen Eingang in die Katakomben und geht rein. Statt Schätzen findet sie erst einen Dämon, anschließend einen Troll. Mehr tot als lebendig verlässt sie die Katakomben wieder und findet sich direkt an einem bodenlosen Abgrund wieder - in den sie dann auch reinfällt und auf Nimmerwiedersehen verschwindet.
Insgesamt haben wir, Auf- und Abbau inkludiert, eine Stunde für die beiden Partien gebraucht. Ich mag dieses Spiel - es hat einfach einen Unterhaltungswert, den kein anderes Spiel bietet.