Beiträge von ravn im Thema „aktueller Messetrend ?“

    Als Brettspiel-Trendscout ist mir subjektiv verzerrt folgendes aufgefallen:


    - Viele Erweiterungen zu bekannten und erfolgreichen Spielen, die für sich nicht zwingend eine Erweiterung brauchen, weil sie auch so gut funktionieren und bei den Wenigstens wohl "ausgespielt" sind, aber eben auf die vorhandene Fanbase setzen als Käuferschicht, die eben alles zu einem Spiel haben muss.


    - Stadtplanung und Bebauung als Thema schein derzeit "in" zu sein. Mal familientauglich, mal komplexer, mal als limitiertes Fanprodukt mit LEGO. Erstaunlich viele Spiele mit "Urban" oder "Town" im Namen.


    - Optisch präsentieren sich alle Spiele toll. Inzwischen scheint ein Produktionsstandard selbst für Kleinstverlage und Newcomer auf dem Brettspielmarkt möglich sein, der aufm ersten Blick einen guten Eindruck macht und Neugier erzeugt. Ob die spielerische Reife dann mit der Güte des Grafikers mithalten kann, weiss man wohl erst, wenn man es selbst spielen konnte. Welche Regel- und Material-Tücken eventuell im Detail stecken, die den Gesamteindruck dann wieder nach unten ziehen können, ist bei solch einer Blender-Gefahr ebenfalls offen.


    - Marktpreise von 50 bis 60 bis 75 Euro sind keine Seltenheit mehr, teils durch die geringe Auflage erklärt, teils dem Material geschuldet (das hoffentlich mehr als nur ein Eye-Catcher ist), teils weil es die Fans eben bereit sind zu zahlen - oder es zumindest waren in der Vergangenheit.


    Dem Erweiterungs-Trend bin ich mit Vanuatu Rising Waters Vorbestellung auch schon längst erlegen. Reiner Bauchkauf. Ob ein Spiel was taugt oder schon durchs eigene Raster fällt, dazu reicht kaum noch ein flüchtiger Blick aus - (fast) alles sieht irgendwie toll aus. Ein CO2 alleine durch die Cover-Gestaltung, ein Archipelagos durch die Materialdetails, ein Zimbabwe durch das aufgebaute Spiel.


    Alles kaufen, alles besitzen UND alles noch ausreichend spielen geht eh längst nicht mehr. Und alles sofort haben, das braucht man im Zuge von verbesserten Zweitauflagen (gerade bei Kleinstverlagen ohne ausreichend Erfahrung) sowieso nicht, weil was man wirklich meint, haben zu müssen, das bekommt man auch - egal wann. Im Vergleich zu den aktuellen Kinopreisen ist und bleibt Brettspielen aber ein eher preiswertes Hobby.


    Cu / Ralf