Beiträge von LemuelG im Thema „Express 01 bei der Spieleschmiede“


    Ich gehe (ohne irgendwelche tatsächlichen Infos dazu zu haben!!!) davon aus, dass auch beim Erreichen von exakt 10.000 EUR nicht bloß die Mindestzahl an Spielen produziert würde, sondern eine etwas größere Anzahl von Spielen, die es dann auch zu kaufen gibt. (Von welchen Dimensionen wir da reden, kann ich nur anhand der Infos, die Stefan Brück mal für alea publiziert hat, abschätzen - bei alea ist das eine Startauflage im niedrigen einstelligen Tausenderbereich. Bei diesem Spiel hier würde ich gefühlt von vielleicht 500 mehr Spielen als gebackt ausgehen.) Ich glaube nicht, dass eine Deckungssumme von 10.000 EUR die Kosten deckt. Aber sie reduziert das verbleibende Restrisiko und erlaubt geringere Produktionskosten (500 + gebackte Zahl statt nur 500, daher Skaleneffekte in der Produktion wegen höherer Auflage). Das finde ich völlig ok - wie ich es übrigens auch ok finde, dass ein kleinerer deutscher Spieleverlag auf jede erdenkliche legale Weise mit Spielen einen Gewinn erzielt; die Branche ist ja nun nicht gerade mit Reichtümern gesegnet.


    Was die kleinen Erweiterungen angeht, die aber das Spiel ein Stück teurer machen - ich finde dieses Vorgehen völlig ok. Selbstverständlich ist das eine künstliche Verknappung und damit ein Weg, um ein bisschen mehr Geld einzunehmen (auch wenn selbstverständlich auch die Produktion der Erweiterungen ein bisschen was an Kosten verursacht). Aber ist das denn in der Branche so unüblich? Wäre es besser, ein halbes Jahr zu warten und dann eine kleine Erweiterungsbox zu verkaufen (so wie z.B. Queen Games das für viele Spiele macht)? Oder von vornherein nur die Box zu 32 EUR anzubieten und nicht das Basisspiel für 20 EUR?


    Und ist das Vorgehen wirklich verwerflich? Offensichtlich motiviert das Spieler, die bereit sind, ein paar Euro für das Spiel in die Hand zu nehmen, einige wenige Euro mehr auszugeben. Dem Verlag kann das nur gut tun. Wie gesagt - wir reden hier ja nicht von einem Branchenriesen wie Hasbro, dem man vielleicht den zusätzlichen Euro nicht gönnt, sondern über einen kleinen Verlag, der Geld verdienen muss, um überhaupt weiter Spiele veröffentlichen zu können (auch wenn es sicher noch kleinere und ärmere Verlage gibt).

    Zitat

    Original von Warbear


    Sehe ich ganz genau so, daraus kann sich eine Diskussion ergeben, und genau das wollen wir ja.
    Die Antithese sollte halt sachlich bleiben und begründet werden - und möglichst nicht die These ins Negative ziehen.


    Lieber Warbear,


    ich weiß nicht so recht, was Dir an meinem Post so sauer aufgestoßen hat. Offensichtlich bist Du ja der Meinung, ich hätte unsachlich argumentiert und die These der Kritikwürdigkeit des SO-Crowdfunding-Projekts ins Negative gezogen - zumindest hast Du diese Begriffe jetzt schon zwei Mal mit klarem Bezug zu meinem Post verwendet.


    Aus meiner Sicht habe ich nichts dergleichen getan - ich habe sachlich Argumente vorgebracht, die gegen einige der hier behandelten Kritikpunkte sprechen, und habe mit einem qualifizierten Urteil geschlossen, dass dieses Crowdfunding-Projekt aus meiner Sicht sicherlich nicht unentbehrlich ist, dass aber zugleich einige der Kritikpunkte (mit denen ich mich vorher inhaltlich auseinander gesetzt habe) zumindest in dieser Schärfe nicht haltbar sind. Das habe ich mit dem Satz "Aber ich finde einige der Kritikpunkte dann doch beim besten Willen überzogen" beschrieben. Das heißt für mich: die vorgebrachte Kritik ist aus meiner Sicht in Teilen zu scharf oder zumindest in dieser Form nicht berechtigt. Und aufgrund der Einschränkung "einige" sollte man doch auch herauslesen können, dass durchaus einige Kritikpunkte berechtigt sein können.


    Indem ich also keineswegs alle Kritikpunkte als negativ abkanzele, gleichzeitig aber die vorgebrachte Kritik argumentativ zu entkräften versuche und am Ende für mich ein Urteil irgendwo in Richtung Mitte bis positives Mittelfeld im Spektrum zwischen "uneingeschränkt toll" und "uneingeschränkt schlecht" fälle, versuche ich mich doch gerade an einer Synthese.


    Inwiefern das unsachlich, nicht begründet oder negativierend sein soll, kann ich nicht verstehen. Tut mir leid.

    Zitat

    Original von ravn
    Wenn das wirklich so einfach läuft und die Hemmschwelle der Kundschaft so niedrig scheint, ein Brettspiel aufgrund Hören-Sagen-Vertrauen vorfinanziert zu bekommen und eventuell bei x-facher Überzeichnung mit fettem Gewinn (grosses Fragezeichen dahinter!) einzustreichen, dann werde ich auch zum Spieleschmied. Wer noch? Fähiger Grafiker gibt es genug, Spielideen ebenso und ob das Spiel wirklich was taugt, weiss eh keiner der Kundschaft.


    Klar ist das an der Grenze zum Sarkasmus überspitzt formuliert, aber sind solche Auswüchse nicht ebenso denkbar und wer schützt die Kundschaft davor? Wenn ein Peter Eggert dahinter steht, kann man zumindest halbsicher sein, dass der kein Blender-Spiel unterstützt. Aber auch aus der Hand kenne ich etliche Spiele, die mir persönlich nicht wirklich zusagen (Sherwood Forest, Grand Cru, Heads of State, Im Schutze der Burg, Cuba), während ich Village, Pergamon, Die Speicherstadt gut finde. Also doch alles eine Sache des blinden Vertrauens?


    Cu / Ralf


    Sind nicht alle Arten von Kulturgütern (Bücher, Filme, Konzerte, Spiele, ...) letztlich Vertrauensgüter, bei denen wir vor dem Konsum (beim Spiel: dem Spielerlebnis) nur schwer sagen können, ob uns das zusagen wird? Selbstverständlich ist unter solchen Umständen das aufgebaute Vertrauen etablierter beteiligter Personen, dass sie etwas Gutes machen werden, ein maßgeblicher Faktor. Und selbstverständlich geht man mit einem Film eines Erstlings-Regisseurs anders um, als wenn das der neue Film von Herr-der-Ringe-Regisseur Peter Jackson ist. Und es ist sicher nicht ohne Grund, dass der später oscarnominierte Erstling "District 9" von Erstlings-Regisseur Neil Blomkamp prominent mit dem Produzenten Peter Jackson geworben hat. Warum sollte das in der Spielebranche anders ausschauen? Natürlich würde das hier anders laufen, wenn nicht eggertspiele dahinter stünde. Aber eben die Beteiligung eines etablierten Verlages und die Tatsache, dass die SO sich vermutlich ziemlich sicher keinen spielerischen Megaflop als erstes Projekt für ihre tolle neue Plattform aussuchen werden (wegen der negativen Effekte auf spätere Projekte), deutet doch in eine positive Richtung.


    Und mal ganz ernsthaft, welcher deutsche Verlag, der jetzt nicht zu den ganz großen gehört (wenn überhaupt einer), hat sich denn jemals mit Brettspielen eine goldene Nase verdient? Wie in den meisten Kulturbranchen halten in der Spieleindustrie einige erfolgreiche Titel pro Jahr den nicht erfolgreichen Rest des Programms am Leben. Tragen zu viele Titel wirtschaftlich nicht, dann droht die Pleite des kompletten Verlags. Einem Verlag vor diesem Hintergrund eine Absicherungsstrategie wie das Crowdfunding vorzuwerfen oder auch nur einen möglichen (und sicher nicht allzu großen) wirtschaftlichen Erfolg zu neiden, ist aus meiner Sicht nicht nur fragwürdig, sondern regelrecht ungerecht und widerspricht dem eigenen Interesse.


    Abschließend zur Preisdiskussion: Zum einen scheint es ja Leute zu geben, denen das Autogramm auf der Spieleschachtel, ohne dass sie dafür an den eggertspiele-Stand in Essen müssen, ein paar Euro wert ist. Aus welchem Grund sollte das Projekt dann darauf verzichten, diese Nachfrage abzuschöpfen?


    Und im Forum beim Projekt wurde noch etwas zur Preisdiskussion geschrieben:


    Zitat

    Original von Frank N.
    @Marco: Es würde nichts ändern an den anderen Stufen, wenn wir das Regelvideo weglassen. Die Stufen hängen eher an der wirtschaftlichkeit der Umsetzung, als an der Fundingsumme selbst. Eine Sortiereinlage ist z.B. eine recht teure Angelegenheit.


    Ich war sehr überrascht von den Kostenkonstellationen, gerade wenn die Auflagen für Spiele sehr klein sind. So sind bei Kleinauflagen Karten z.B. sehr sehr teuer im Vergleich zu Holzpöppeln oder so. Bei Großauflagen verschiebt sich die Relation total. Da ist es dann genau andersrum aufgrund von Degressionseffekten.
    am 14.07.2012-17:56:44 Uhr

    Zitat

    Original von Warbear


    Das Forum ist dazu da, daß man Meinungen äußern kann, subjektive persönliche Meinungen, die sich die anderen ganz oder teilweise zu eigen machen können, oder auch nicht, ganz wie man will.
    Solange man einigermaßen sachlich bleibt, können solche Meinungen gar nicht überzogen sein, denn sie entstehen aus den individuellen Umständen des Einzelnen.


    Natürlich kann man auch der Meinung sein, daß einige Kritikpunkte von anderen überzogen sind - meine Meinung ist aber, daß genau das nicht zu kritisieren ist ... 8-)


    Das sehe ich anders - natürlich kann ich in einem Diskussionsforum eine Kritik wiederum kritisieren, wenn sie meiner Ansicht nach nicht oder schlecht begründet ist, an den realen Umständen vorbeigeht bzw. durch reale Umstände zumindest teilweise entkräftet oder in Frage gestellt wird oder aber sie inkonsistent mit dem sonstigen individuellen Verhalten des Posters oder zumindest vieler der hier im Forum Aktiven ist.


    Wenn ich also nicht hinterfragen darf, was hier an Meinungen geäußert wird, dann beschränkt sich das hier doch auf einen langweiligen Austausch von Standpunkten, die ohnehin niemals für einen anderen Leser relevant sein werden.


    Nachtrag: Und ich kritisiere ja nicht die Schlussfolgerung (nicht backen), die manch einer aus seiner individuellen Perspektive zieht, sondern ich kritisiere vorgebrachte Argumente und eine meiner Ansicht nach in diesem Thread wahrzunehmende grundsätzliche negative Einstellung diesem Projekt gegenüber.

    Ich sehe das trotz der sich hier häufenden kristischen Meinungen anders.


    Die Vorkasse finde ich unproblematisch, wenn dort eine etablierte Firma wie Spieleoffensive dahinter steht. Man darf sich gewiss sein, wenn hier irgendetwas verkehrt läuft und irgendjemand übers Ohr gehauen würde, dann würde die entstehende miese Publicity der SO extrem weh tun. Daher ist das gewissermaßen eine Versicherung, dass SO dafür sorgen wird, dass das alles klappt. Bei einem Start-Up ohne eine etablierte Firma dahinter wäre ich hingegen auch sehr skeptisch.


    Das Ausmaß der Vorteile bei den verschiedenen Finanzierungsstufen und auch die Extrakosten für Mini-Erweiterungen finde ich im Kickstarter-Rahmen nicht unüblich. Bei der Vanuatu-Erweiterung und bei Massilia aus dem selben Verlag schaute das auch nicht arg anders aus. Man muss sich halt überlegen, ob man für eine (evtl. zeitlich begrenzte) Exklusivität ein paar Euro investieren möchte. Und nun ja nicht gerade in einen Großverlag ... auch eggertspiele gehört noch immer zu den kleinen Verlagen der Zunft.


    Ob der Grundpreis zu hoch ist, misst sich ja nicht immer nur am reinen Material, sondern eben auch am darin steckenden Entwicklungsaufwand, und zudem sendet das noch eine Botschaft hinsichtlich des eigenen Anspruchs. Ein sehr strategisches Spiel kann ich halt nicht für 6,90 EUR verramschen wie ein Amigo-Kartenspiel, sonst würde die Zielgruppe das intuitiv als wertlos abtun.


    Natürlich muss man immer noch entscheiden, ob einen das Spiel interessiert oder nicht. Aber eben darum ist man ja nicht verpflichtet, sich dort zu beteiligen ... und gerade die Befürchtung, dass viele potenzielle Käufer eben nicht daran interessiert sein könnten, ist ja die beste Rechtfertigung, das Projekt eben doch über Crowdfunding aufzuziehen.


    Schließlich - die Katze im Sack hat unsereiner schon so oft gekauft, wenn wir ein Spiel für Essen vorbestellt haben. Ist das hier jetzt wirklich so anders?


    Ich bin weit davon entfernt, zu sagen, da muss man jetzt zuschlagen. Ich für meinen Teil überlege noch immer. Aber ich finde einige der Kritikpunkte dann doch beim besten Willen überzogen.