Beiträge von Dirtbag im Thema „Thematik -- Wie wichtig?¿“

    Ich denke, bei Im Wandel der Zeiten hängt die Atmosphäre sehr von der Herangehensweise ab. Wie bei vielen Spielen, deren Ziel die Erringung eines Maximums an Siegpunkten ist.


    Es gibt aber einen Unterschied (der auch auf Agricola zutrifft):
    Bei Im Wandel der Zeiten kann ich mir ein klares Ziel stecken - z.B. die Raumfahrt zu entwickeln. Dazu brauche ich X Minen, Y Farmen und Z Forschungseinrichtungen, um Rohstoffkosten, Nahrungsversorgung und Entwicklungskosten abzudecken. So spiele ich das Spiel. Und empfinde es als thematisch gut umgesetzt, weil ich eben für meine Zivilisation Minen baue, Farmen errichte, ein Theater oder eine Kirche zur Verfügung stelle.
    Das Spiel gibt mir die Möglichkeit dazu, weil der Mechanismus dieses Vorgehen unterstützt - die Gebäude bauen aufeinander auf, geben mir kumulative wirtschaftliche und militärische Boni, die ihrem jeweiligen Typ entsprechen.


    Ich könnte mir das Ziel aber natürlich auch anders stecken: Mitspieler Hans Meier bekommt pro Runde X Kulturpunkte, also muss ich pro Runde X+2 Kulturpunkte bekommen, um meine Führung auszubauen und mich gegen eventuelle Kulturpunkte-Boni von Hans Meier abzusichern.
    Dann ist das Thema reichlich aufgesetzt, ich spiele den Mechanismus und verwalte Aktionspunkte.
    Auch dazu gibt mir das Spiel die Möglichkeit.


    Agricola macht das genauso - und kann deshalb thematisch gut integriert sein oder völlig aufgesetzt. Beide Spiele geben mir aber trotz ihres zugrunde liegenden, trockenen Mechanismus die Möglichkeit, in das Spiel "einzutauchen". Sofern ich das möchte. Spiele mit schlecht integrierter Thematik lassen mir diese Wahl zwar auch, es fällt aber durch die enorme Abstraktion und/oder durch die Gegensätzlichkeit von Thema und Mechanik (Imperial, Seeschlacht: verschiedene Kampfstärke der beteiligten Schiffe, Vor- und Nachteile, Schiffstypen, etc versus simples Abtauschen von Holzmarkern) sehr schwer, sich wirklich ins Spiel oder vielmehr dessen Thematik hineinzuversetzen.


    Wie sehr man sich davon gestört fühlt, ist von Person zu Person unterschiedlich. Ich persönlich abstrahiere nicht gern und bevorzuge deshalb detaillierte Spiele mit viel Atmosphäre. Ein guter Freund von mir dagegen sieht ein Spiel als mathematische Formel, die es zu lösen gilt, Thema völlig irrelevant.

    Ich finde die farbige Umrandung bei Arkham Horror elegant. Wozu Symbole? Um sie auf der Vorderseite, dessen Artwork häufig sehr dunkel gehalten ist, nicht zu sehen? Um zu dem eh schon vorhandenen Dimensionssymbol noch ein weiteres Symbol zu packen? In ner schön knalligen Farbe, damit man es a) sieht und b) nicht mit dem Dimensionssymbol verwechselt?
    Da find ich den Farbrand um Welten besser. Einfach und effektiv.
    Ansonsten stimme ich dir aber zu - Arkham Horror ist sicherlich kein elegantes Spiel. (Und das von mir...)


    Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen:
    Das Thema ist mir wichtig. Was mir aber noch viel wichtiger ist, ist die Atmosphäre. Ich kann die Thematik eines Spiels noch so interessant finden - wenn sie aber schlecht integriert ist, fällt das Spiel durch. Der wichtigste Punkt für mich ist, dass sich es auch so anfühlt, als ob ich gerade Schlachten schlage, Farmen baue, Städte entwickle, Monster bekämpfe, etc.


    Festmachen würde ich persönlich es daran, wie sehr die Effizienz der Spiel-Engine im Vordergrund steht. Und wie sehr die Spieler genötigt werden, auch effizient zu spielen. Hinzu kommt der Grad der Generalisierung - werden Abstriche gemacht, aber dennoch Wert auf diversifizierende Details gelegt? Oder ist eigentlich eh alles gleich und hat nur unterschiedliche Farben?


    Pandemie: rein auf Effizienz ausgelegt. Will ich gewinnen, muss ich die Engine spielen, nicht die Thematik.
    Agricola/Through the ages: Beide Spiele schaffen es, Engine und Thema zu verschmelzen. Mine = Mine, Feld ackern = geackertes Feld, keine obskuren Holzwürfel, die alles mögliche darstellen könnten. Und beide generalisieren nicht so stark.
    Arkham Horror: legt überhaupt keinen Wert auf Effizienz, sehr hoher Zufallsgrad. Extrem detailliert.



    Aber jeder ist anders, und was Person A als wichtig erachtet, ist für Person B völlig uninteressant oder gar Ausschlusskriterium.