Inzwischen hat es bei meinem Verständnis für BIOS Megafauna "klick" gemacht. Erstaunlich, wie sperrig die Anleitung das Spiel vermittelt. Selbst nach mehrmaligen Lesen wusste ich immer noch nicht recht, was da überhaupt im Spiel passiert und wo überhaupt das Spiel bei den ganzen Fachbegriffen und wissenschaftlichen Zusammenhängen ist. Besonders weil die Anleitung munter hin und her auf Regelpassagen verweist, die erst noch kommen, aber zum Verständnis an genau dieser Stelle wichtig sind. Erst als ich "das ganze Bild" erfassen konnte, wurden die Details klar.
Hürde 1: Der Spielplan mit Landkarte ist keine Landkarte. Wo Wasser ist, ist nicht zwingend Wasser und wo Land ist, da ist auch nicht zwingend Land. Stattdessen sind da nur einzelne Biotope abgebildet, die waagerecht und senkrecht miteinander verbunden sind und der Biotop-Typ bildet die Landschaft.
Hürde 2: Spielfiguren bewegen sich überhaupt nicht auf dem Spielbrett. Stattdessen breitet man sich ausgehend von seinen aktuellen Biotopen in neue Biotope aus, um auch dort zu überleben. Dabei kann man auch zu einer neuen Species werden, indem Teile der Eltern-Gene übernommen werden. Insgesamt baut man so vier verschiedene Spielfiguren-Species mit unterschiedlichen Genen auf.
Hürde 3: Spielfiguren an sich werden auch nicht aufgefressen sondern nur durch andere Spielfiguren / Invasoren oder sich ändernde Umweltbedingungen verdrängt / ausgerottet. So kann eine Species durchaus die Beute einer anderen sein und beide leben wunderbar im Gleichgewicht in einem Biotop weiter.
Hürde 4: Etliche Spieldetails passieren automatisch als Umweltwirkung, ohne dass man sich diese Details überhaupt merken müsste. Stattdessen reicht es völlig aus zu wissen, wann die passieren, um die dann anhand der Regeln abzuarbeiten. Aktive Entscheidungen trifft man dabei sowieso nicht.
Hürde 5: Aktiv gestaltet man das Spiel eigentlich nur an der Stelle, in dem man Gen-Karten für seine Species einkauft, damit die auf anderen Biotopen ebenso überleben können und ggf die Species von Mitspieler verdrängen können, weil man besser angepasst ist. Zeitgleich versucht man keine Beute für die Mitspieler-Species zu sein, nicht weil man dann "weg" wäre, sondern um den Mitspieler-Species keine Nahrungsgrundlage zu bieten. Dazu kommt ein wenig Ausbreitung auf andere Biotope und die ganzen Feinheiten ergeben sich dann in der Spielpraxis von selbst.
Kurz gesagt: Von dem ganzen wissenschaftlichen Rahmen befreit, ist Bios Megafauna ein Landnahmespiel mit Übereinstimmungs-Parametern, die man im Wettstreit mit den Mitspielern anstrebt. Aber erst durch den ganzen wissenschaftlichen Rahmen wird das Spiel besonders - leider auch mit einer besonders hohen Einstiegshürde, die es zu überwinden gilt.
Cu / Ralf