Ich ergänze dann mal mit einem Spielbericht, der dazu geführt hat, mich von 1830 zu trennen:
1830 war für mich der Gral der 18xx-Spiele. Wenn ich die diversen Spielberichte bei Westpark Gamers gelesen hatte und die Euphorie die dahintersteckt, dann musste es einfach so sein. Bisher hatte ich nur 1835 und Steam over Holland gespielt, die ich beide gut fand. Aber 1830 müsste da besser sein, weil schliesslich hat es den 18xx-Boom ausgelöst.
Gestern dann eine Erstpartie beim Brettspiel-Kumpel mit seinem Spiel gespielt. Wir hatten das Papiergeld durch Pokerchips ersetzt, aber trotzdem war es noch eine nervige Geld-hin-und-her-Schieberei. Wenn es wenigstens einen erkennbaren Spannungsbogen gegeben hätte. So schleppte sich die Partie eher belanglos über mehrere Stunden hin. Wir bauten da mal ein Gleis, kauften Züge und hatten dann noch den Aktienmarkt.
Am Ende gewann ich, der ich mich aus allen Aktien-Spekulationen herausgehalten hatte und nur drei Gesellschaften mit Maximal-Spieler-Anteil durchschnittlich durchs Spiel geführt hatte. Meine beiden Mitspieler hatten gegenseitig Verluste durch Einzel-Entscheidungen gemacht, die einem dem Spielsieg kostete und den anderen in den Bankrott trieb.
Was blieb von 1830 übrig? Wenig. Ein überlanges Spiel, das damals sicher toll war, aber heute gibt es längst bessere und elegantere Spielmechaniken, die von sich aus einen Spannungsbogen erzeugen. Bei 1830 muss man anscheinend als Spieler selbst für diesen Spannungsbogen sorgen. Da klappt aber wohl nur, wenn man das Puzzlespiel der optimalen Gleisteile der einzelnen Gesellschaften ausreichend gut kennt und weiss, warum man jetzt dieses eine Gleisplättchen so legt, weil x Phasen später dann nur noch dieses eine andere Gleisplättchen dort möglich ist und man im Timing dann Gesellschaft XYZ damit schaden kann.
Mit dem Aktienmarkt kann man sicher auch ganz tolle Sachen anfangen. In einer Erstpartie waren wir damit aber eher überfordert, den langfristig zu unseren Gunsten zu beeinflussen, ohne gänzlich ins "ich mache Dir mal Deinen Aktienkurs kaputt und hoffe dabei, dass ich selbst dabei nicht auf eine marode Gesellschaft sitzen bleibe" abzurutschen, was ich eher destruktiv ermüdend fand. Weil eine Fehlentscheidung und man ist bankrott, wenn es der Mitspieler darauf anlegt.
Dazu kommen noch diverse Legezwänge durch die Privatbahnen erzeugt und eine Spielregel, die zwar alle Details enthält, aber nicht zwingend an der Stelle, wo ich diese Details nachschlagen vermute. Macht den Spieleinstieg nicht einfacher, selbst wenn man 18xx kennt und nur die wichtigen Detailunterschiede sucht, aber eben nicht direkt findet.
Mein Fazit: Wer viel Zeit in 1830 invenstieren will, erhält sicherlich irgendwann ein Spiel mit Spannungsbogen. Bis dahin empfand ich es aber eher als Arbeit und noch war kein Spannungsbogen in Sichtweite. Warum also zu 1830 greifen, wenn andere 18xx-Spiele im Schrank warten, die auf den Urahn aufsetzen und durch diverse Besonderheiten (Fokus Gleisbau, Fokus Verstaatlichung von Gesellschaften, ...) in meinen Augen schlicht mehr bieten. 1830 wird wohl erst toll, wenn man erstmal die ganzen Feinheiten ausgelotet hat. Aber ich weiss, dass ich meine Spielrunden dahin nicht quälen möchte.
Cu / Ralf