Ich habe mich damals beim Release von RDR2 auch vom Hype mitreißen lassen und das Spiel durchgespielt, eigentlich eher durchgequält. Ich hatte auch nach unzähligen Stunden immer noch die Hoffnung, dass das Spiel so gut wird, wie viele andere das empfanden.
Die Grafik (PS4) war toll, die Open World auch sehr gut gemacht. Die Story empfand ich bei weitem nicht so gut. Die Missionen folgten, nach meinem Empfinden, immer dem gleichen Schema. Und für mich war es eine Respektlosigkeit der knappen Zeit des Spieler gegenüber, diesen nach der Annahme einer Mission 10 Minuten quer über die Karte reiten zu lassen, dabei im Sekundentakt die X-Taste zu drücken und das Gleiche zurück.
Was ich damit sagen will, ich glaube das Spiel polarisiert sehr stark. Entweder man kommt mit den "Gängelungen" der Spieldesigner klar, bzw. empfindet diese sogar als genial passend, oder man lernt es hassen. Ich hab dann leider zu der zweiten Kategorie gehört. Obwohl ich Wild West Settings in Spielen liebe.
Wenn ich mir ein Remake wünschen dürfte, dann wäre das Outlaws von Lucas Arts. Oder auch Call of Juarez Gunslinger war grandios.
Kann das sehr gut nachvollziehen. Man kann auch am Spielstil eines Spielers, wie ich finde, teilweise sehr gut erkennen, was einem liegt, oder auch nicht.
Ein sehr guter Freund von mir muss sich durch Spiele so schnell wie möglich bewegen und ständig laufen, hechtet durch die schönsten Momente im Spiel, ist von Rätsel genervt und übersieht lustige Designer Details, welche man zufällig passiert und Gegner müssen auf die schnellste brutalste Art erledigt werden, schleichen ist nicht, oder der Versuch wird nach dem ersten Ableben abgebrochen.
Ich hingegen bin von intelligenten Details, welche versteckt werden fasziniert, mag Rätsel, sofern nicht überfrachtet und gänzlich unlogisch, sauge die Atmosphäre in mich auf und gehe die meiste Zeit, im echten Leben laufen wir immerhin auch nicht, das würde alleine unsere Ausdauer nicht hergeben und ich feiere, wenn sich Entwickler die Mühe machen Spiele in bestimmten Dingen realistischer zu gestaltet (z.B. das Items nicht magisch im Inventar landen, sondern etwas mit Animation geöffnet, genommen und in die Tasche gesteckt, oder an Auto/Pferd befestigt wird). Für mich sind das unfassbar wichtige Details, welche ich sehr oft vermisse. Für mich können solch ausgelassene Details sogar der Grund zum Nichtkauf sind, ganz ernst gemeint, wohingegen o.g. Freund sie als Belastung empfindet.
So ähnlich ist es bei mir auch in der Welt der Brettspiele. Wenn mir jemand ein Brettspiel erklärt und lediglich die Gameplaymechaniken beibringt, ohne zu erläutern wieso dies so gemacht werden muss, ist die Chance sehr groß, dass ich keinerlei Spaß empfinde, oder gar das Spiel verstehe, da es mir äußerst schwer fällt mich hinein versetzen zu können. Das kann so weit gehen, dass wenn ich nach solch einer Sitzung die Anleitung daheim lese und es erneut spiele, dem Spiel statt einer 2/10 eher eine 7/10 vergeben würde, da ich die Hintergründe der Züge kenne und verstehe. Ausnahmen sind rein abstrakte Titel wie z.B. Azul.
Jeder empfindet Spiele anders, weshalb ich Berichterstattung und Empfehlungen schwierig finde. Entweder ihr vertraut jemandem mit ähnlichem Geschmack, oder guckt euch das Spiel in einem kurzen Lets Play an, 10-15min reichen in der Regel, ähnlich wie bei einem Film, wo oftmals die ersten 5min bereits darüber entscheiden, ob ihr es zumindest interessant findet. Vertraut eurem Bauchgefühl, Wertungen haben selten Relevanz, wie ich finde.