Beiträge von verv im Thema „Zwei Unarten bei (vornehmlich) weniger komplexen Spielen: Am Beispiel von Wundersame Kreaturen“

    verv

    Ich habe es bislang am Handy nicht Mal geschafft, mir diese einfache Statistik anzeigen zu lassen. Wie kann man darauf denn zugreifen?

    Du musst dir bei dem Spiel deine eigenen Statistiken anzeigen lassen. Da stehen auch die allgemeinen. Auf dem Handy hast du auf der Spiel-Seite diese Kachel mit dem ELO. Wenn du dort oben rechts (evtl. schlecht zu erkennen) auf „mehr sehen“ klickst, kommst du dort hin.

    Je mehr ich drüber nachdenke, desto weniger traue ich den BGA-Statistiken. Wenn dort Solo-Partien drin sind – und ich wüsste nicht, wieso sie das nicht sein sollten – dann ist jeder Sieg in einer solchen der Sieger automatisch Startspieler. Für Mehrspieler-Partien gilt, dass es immer einen Sieger geben muss, aber für Solo nicht. Da wir die Siegquote für Solo bei BGA nicht kennen, ist es also schwer bis gar nicht abzuschätzen, wie sich diese Siege und Niederlagen auf die Statistiken für Gewinner vs. Statistiken für alle Spieler verteilen.

    Kann man diesen Knoten irgendwie lösen, oder ist diese einfache, tabellarische Statistik wirklich völlig nutzlos?

    cermit Das ist ja genau mein Gedankengang.

    Ich denke die ursprüngliche Aussage von verv ist fehlerhaft, es ging mehr mehr um die Aussage, als um deine.

    Vielleicht war das Beispiel unglücklich gewählt. Wenn ich mich recht erinnere, dann fiel die von mir aus der Erinnerung zitierte Aussage im Zusammenhang mit der Diskussion um das Spielende von Arche Nova. Dort gab und gibt es ja Spieler:innen, die sagen, dass die Regel “alle außer der Person, die das Ende eingeläutet hat, erhalten noch einen weiteren Zug“ ungerecht sein könnte. Unter anderem deshalb, weil „die Runde nicht zu Ende gespielt wird“ und dadurch die einzelnen Spieler:innen nicht die gleiche Anzahl Züge in der Partie gemacht haben.

    Ich habe das hier als Beispiel angebracht, weil das „mathematisch“ korrekt ist: nur falls der oder die Startspieler:in das Ende einleitet, haben alle die gleiche Anzahl Züge gemacht. Aber die Erfahrungen aus den Playtests – so mein Verständnis – haben gezeigt, dass wer als erstes die Siegpunktschwelle erreicht, meist auch als Gewinner hervorgeht, auch wenn die anderen am Tisch danach noch sozusagen „zusätzliche“ Züge haben.

    Das sollte ein Beispiel sein für mein Argument: nur weil sich eine Facette des Spiels (hier: Anzahl der Züge) statistisch oder „mathematisch“ ungleich zwischen Spielern verteilt, muss das noch nicht bedeuten, dass das auch einen großen Einfluss auf das Spielende hat. So eine Partie hat ja etliche Faktoren, die eine Zufallskomponente haben oder wo die Dynamik innerhalb des Spiel einzelne Situationen schafft, die mal für die eine und mal für die andere Person von Vorteil sind. Deshalb meinte ich auch, dass man mit der Mathematik hier evtl. nur beschränkt weiter kommt, weil sich das nur schwer durchrechnen lässt. Und daher würde ich auf die Empirie setzen, sprich: Playtests. Wenn Autor und/oder Verlag kein Problem beobachtet haben, dann fällt es in der Praxis vielleicht einfach nicht ins Gewicht.


    Nachtrag, um nochmal konkret auf das Missverständnis einzugehen: Mein Beispiel ist kein Argument gegen einen Startspielervorteil bei Arche Nova, sondern gegen eine andere Variante des Spielendes. Man könnte natürlich argumentieren, dass ein Startspielervorteil dadurch ausgeglichen werden könnte, dass man nur die aktuelle Runde zu Ende spielt, sobald die erste Person die Siegbedingung erreicht hat. Ich meine das Argument dagegen war, dass sich das schlecht anfühlt für die Spielenden, wenn dann z.B. der letzte Spieler in der Runde mit seinem Zug sofort das Spiel beenden kann. Evtl. würde man dadurch sogar überkompensieren und einen Vorteil für den letzten Spieler schaffen.

    mathematisch hat hier noch keiner meine Behauptung widerlegt, dass eine Ressource mehr all die anderen Vorteile des Startspielers nicht wettmacht.

    Hast du denn deine Behauptung selbst mathematisch bewiesen?

    Oder wenigstens empirisch. Die entscheidende Frage bei so etwas dynamischem wie einer Brettspiel-Partie ist ja: macht es am Ende überhaupt einen Unterschied.

    Ich erinnere mich z.B. in der Diskussion zu Arche Nova, dass MathiasW mal meinte, dass in deren Playtests die Person, die das Spielende eingeleitet, meistens auch gewonnen hat. Und diese Person hat bestenfalls gleich viele Züge wie alle anderen, gut möglich aber auch weniger. D.h. ein Vorteil (mehr Züge), wenn auch statistisch belegbar, muss sich nicht im Spielresultat niederschlagen.

    Wir hatten ähnliche Diskussionen z.B. über die Spielerreihenfolge, wenn derjenige, der zuerst passt, Startspieler wird, dass dann ja auch eigentlich die weitere Reihenfolge gemäß des Passens sein müsste, es aber gerade bei simpleren Spielen nicht ist – es geht einfach vom neuen Startspieler weiter.

    Ich hab auch neulich einen Prototyp mitgespielt, bei dem man sich nicht nur die Startspielerposition sichern, sondern die genaue Position in der Spielerreihenfolge wählen konnte. Mein Feedback war auch: „Ist das wirklich nötig“? Ich habe den Eindruck, dass das so wenig Unterschied macht, dabei aber den Spielfluss total verkompliziert, weil man nicht mehr einfach im Uhrzeigersinn weiterspielen kann. Also unregelmäßige Spielerreihenfolge finde ich bei den wenigsten Spielen notwendig.