Beiträge von danom im Thema „Bewertungen anderer und deren Einordnung, oder "Kenne deine Kritiker / Youtuber und deren Geschmack."“

    danom Interessant. Ich halte auch im Videospielbereich die Bewertungen für höchst subjektiv und ich wurde mehr in dem Bereich enttäuscht als bei Brettspielrezensionen. Für mich funktioniert es am Ende nur über die "Beziehung" zu den Kritiker:innen. Bei Eurogamer weiß ich, wenn da Person X ein Spiel hemmungslos abfeiert, dass es für mich zu 50% weniger umhauen wird. Das ist die Erfahrung aus dem Abgleich seiner Subjektivem Sicht und meiner. Das geht aus meiner Sicht auch gar nichts anders.

    In der Gamestar und der PC Games testet z. B. ein ganzes Team das Spiel unter Zugrundelegung entsprechender Standards. Da werden Einzelmeinungen zwar separat mit aufgeführ, aber die Gesamtbewertung erfolgt nach Besprechung im Team und nach einpflegen in ihr etabliertes Bewertungssystem. Meistens unterscheiden sich die Endbewertungen zwischen den großen seriösen Magazinen und dem Durchschnitt der User bei Metacritic dadurch nicht gravierend, im Gegensatz zu Bewertungen bestimmter Youtuber im Brettspielbereich untereinander und zum Durchschnitt der Spieler.

    Letztlich sind aber auch die Bewertungen in Videospielzeitschriften immer nur Indikator für "Finger weg, zu viele rote Flaggen" oder "top Bewertung, schau es dir zumindest mal näher an". Zumindest für mich war das für diesen Zweck der Vorauswahl immer ausreichend verlässlich im Vergleich zu vielen Brettspielrezensionen bei Youtube. Ich finde nicht jedes 90%+ Spiel toll (ganz normale Frage des Spielegeschmacks), umgedreht habe ich bisher aber auch nichts gefeiert, was mit unter 70% bewertet wurde.

    Hätte ich im Gegensatz dazu Beckis Videos im Vorfeld zum Kauf gesehen und auf deren Quintessenz gehört, wären mir Perlen wie KDM, Middara, Gloomhaven und Descent 2nd entgangen, die zu meinen absoluten Lieblingsspielen gehören (und auch beim Zielpublikum entsprechend ankommen), weil ich deren Design fälschlich für broken und fehlerhaft gehalten hätte. Und andere Titel, die auch für mich allenfalls gehobenes Mittelmaß waren, wie z. B. Tainted Grail, hätte ich aus den völlig falschen Gründen liegen lassen. Ich erkenne für mich persönlich keinen Mehrwert mehr, solche Video überhaupt zu schauen, abseits vom Unterhaltungsfaktor, der dann aber wieder mit anderen Dingen konkurriert, z. B. dem Spielen selbst.

    Ich kenne keinen Youtuber im Brettspielbereich, dessen Bewertungen einem möglichst objektiven, nachvollziehbaren, sinnvollen und einheitlichen Bewertungsschema unterliegen. Ergo gebe ich nichts auf solche Rezensionen von Einzelpersonen und ignoriere sie entsprechend bei meiner Entscheidungsfindung bzw. betrachte sie als die Meinung von nur einem von vielen Spielern.

    Im PC-Spielebereich ist das etwas anderes, da dort Leute hauptberuflich mit entsprechender Ausbildung und unterfüttert von einer professionellen Redaktion arbeiten. Wenn ein Spiel z. B. in der Gamestar eine Bewertung 65/100 hat, weiß ich, das ist für die Tonne. Das deckt sich dann normalerweise such mit meiner persönlichen Erfahrung, wenn ich ein solches Spiel doch mal gespielt hätte.

    Wenn Becki ein Spiel so bewertet, dann hat das für mich keinen belastbaren Informationsgehalt, denn da weiß ich, dass sein eigener Geschmack zu großem Teil in die Bewertung eingeflossen ist. Auch die Argumente, mit denen begründet wird, überzeugen mich selten und sind auf den zweiten Blick meist nicht objektiv beurteilt und in ihrer Aussagekraft oftmals weit weg von meiner eigenen Wahrnehmung als Spieler.

    Für mich ist das BGG Average Rating, also der Durchschnitt der bewertenden Spielerschaft, zur Beurteilung der groben allgemeinen Qualität eines Spiels im Vergleich zur Meinung einer Einzelperson aussagekräftiger. Dazu lese ich manchmal noch eine Reihe von Rezensionen in Schriftform (geht deutlich schneller als das Schauen von Videos) und deren Repliken quer, um einen Eindruck über die Stärken und Schwächen zu bekommen, mit besonderen Augenmerk auf Punkten, die gehäuft genannt werden. Basierend auf diesen Infos ordne ich das Spiel dann für mich und meine eigenen Vorlieben und Toleranzen ein.

    Wenn mich das Spiel nach diesem Prozess noch ausreichend reizt, und nicht schon vorab ausgefiltert wurde, gucke ich mir Videos zum Gameplay und zu den Regeln an. Erst dann entscheide ich, ob ich mir das Spiel wirklich zulege.