Beiträge von Kuh des Grauens im Thema „Bewertungen anderer und deren Einordnung, oder "Kenne deine Kritiker / Youtuber und deren Geschmack."“

    Generell muss ich sagen, dass ich die textlichen Reviews hier im Forum sehr gerne lese und mich dadurch auch teilweise besser informiert finde als über Youtubevideos.

    Ich habe allerdings auch keinen Kanal für mich gefunden, mit dem ich eine 70 % oder höhere Übereinstimmung habe. Die Vielfalt mach es für mich aus, da viele Kanäle einfach eine andere Fokussierung haben und bestimmte Sachen demnach anders wahrnehmen. Zudem muss ich auch feststellen, dass gerade amerikanische Kanäle oftmals oberflächlich bleiben (Ausnahmen wie Shelfside bestätigen die Regeln) und eher über die Wahrnehmung des Spiels, die gefühlten Emotionen und die Produktionsqualität sprechen als über die dahinterliegenden Spielmechaniken.

    Wichtig für mich ist auch, dass man meistens eine gewisse Zeit gespielt (sprich über 10 Stunden) hat und vor allem nach Beendigung einer Kampagne nochmals ein Video aufnimmt und seine abschließende Meinung vorstellt. Gerade der Ersteindruck kann sich doch stark im Verlauf einer Kampagne ändern, weil das Spiel repetitiv wird, Sackgassen auftreten können, die Spielmechaniken erst nach und nach eingeführt werden, oder sich die Story entwickeln muss. Darüber möchte ich informiert werden. Im deutschen Kosmos gibt es in der Richtung große kooperative Abenteuer / Dungeon Crawler leider nur relativ wenig Content Creator. Neben Becki, Ines, (Ron leider nicht mehr), Sarah malt, Brettspielmeta und Genus Solo ist meines Wissens nach kaum noch was auf den Markt, bzw. ist der Fokus dann doch (wie. beim Brettspielblog, Brettspielsuchties, CoBo usw.) nicht nur auf die kooperativen Kampagnenspiele beschränkt und es wird ebenso viel Anderes gezockt.

    Betreffend Arydia: Hätte ich das Spiel nicht sowieso unterstützt, so hätte ich nach all den tollen Reviews (Youtube, BGG, Unknowns) das Spiel sicherlich gekauft. Und wäre enttäuscht gewesen. Das Review von Beckikatze wäre für mich in diesem Moment also sinnvoll gewesen. Obwohl dieser manchmal (bspw. Lands of Galzyr) hart an seiner eigenen Spielevorliebe vorbeifährt, ist die Fokussierung auf spielmechanische Eigenschaften dann meistens doch ein Gewinn. Man muss halt wissen, wie die einzelnen Kanäle ticken und kann dann deren Einschätzungen selber besser einschätzen und als Grundlage für einen Kauf / Nichtkauf hernehmen. Das halte ich für essentiell.

    Das sieht man auch am Beispiel bei Arydia. Der Fokus liegt bei den anderen Youtube Reviews immer (!) auf der hervorragenden Produktionsqualität, auf den FAQs, auf dem Spieleinstieg und den Regeln, auf dem Adventskalender, wie leicht sich das Spiel erklären lässt und auf den Miniaturen. Dann wird der innovative Kampf mit den zugehörigen Mechanismen erklärt, die Exploration wird gelobt und das Rollenspielartige wird hervorgekramt, die Quests werden als memorabel gelobt und es wird gesagt, dass es keine übergreifende Story gibt. Der Verwaltungsaufwand wird immerhin manchmal angesprochen. So weit so gut

    Was fehlt? Richtig – Informationen über die grundlegende Spielmechanik! Darüber wird so gut wie kein Wort verloren. Ich bin schier verrückt geworden, als ich Arydia gespielt hab und mich aufgrund der Entscheidungsarmut und der fehlenden Spielmechanik im Abenteuer- und Reisemodus gelangweilt habe. Und dann schau ich Reviews, lese Berichte, höre Podcasts und nirgendwo wird darauf so richtig eingegangen. In Youtube wurde das erst von Becki angesprochen und mit vielen Beispielen versehen.

    Der Trend der letzten Jahre ist gewesen, dass man immer mehr Story über die großen, dicken Storybücher einbringen möchte. Prinzipiell bin ich ein Fan davon, auch wenn ich die möglichen Kritikpunkte (Story hängt sehr von der eingebrachten Qualität ab, Spieler werden zur Passivität gezwungen, man möchte nicht nur auf Schienen spielen, sondern selber Akzente setzen und Unterschiede ausmachen) sehe. Aber bspw. Tainted Grail, ATO und auch ein Middara haben mich überragend unterhalten. Gerade ATO ist für mich sicherlich der große Benchmark hinsichtlich Story und Einfluss auf die Welt.

    Generell werden die großen Kampagnenspiele also immer passiver durch den großen Storyanteil. Die Entmündigung des Spielers als AKTIVER Spieler nimmt mit Arydia allerdings ein neues Höchstmaß an. Die Frage ist natürlich, ob das einen stört, weil das Spiel ja trotzdem einiges überragend macht (siehe Produktionsqualität usw.) und viel über die RPG Schiene auffangen kann. Oder man sagt: Ist mir zu wenig Spiel – kann easy weg. Und diese Diskrepanz würde ich gerne in Reviews sehen oder lesen.