...gestern vor dem Kino dann noch die dritte Runde mit Ratingen-Schnäppchen:
#Richelieu Nicht das Kardinal&König-Kartenspiel, sondern das bei White Goblin Games 2012 herausgekommene Bluff/Gebietsmehrheitenspiel. Man setzt Agenten ein, verheimlicht dabei welche Minus- und welche Bonuswerte geben, und die Mehrheit wertet am Ende das Gebiet. Eigentlich total schlicht, aber dann doch ziemlich spaßig, da mit einem Gerüst aus Bonusaktionen versehen, die die Chose recht tricky machen können, und in der Endwertung Vermögen und Einfluss gleichermaßen wichtig sind. Designtechnisch ist das Spiel allerdings total daneben gegangen: Kleine gezeichnete Gesichter stehen stellvertretend für bestimtme Aktionen, das ist unglaublich nervig und schlecht erkennbar. Die Anleitung ist die Hölle, mies übersetzt und ohne FAQ auf BGG unspielbar. Das größte Problem aber: Das Spiel hat mit Weimar gemeinsam, dass es genau für 4 Spieler designt ist - leider steht 2-4 auf der Schachtel, aber das ist tatsächlich Blödsinn, alle Karten und Aktionen sind genau auf 4 Spieler ausgerichtet, ohne jedwede Anpassung bei niedrigeren Spielerzahlen. Ich hab es gekauft, weil WGG wirklich viele gute Spiele rausgebracht hat, und auch hier steckt eine wirklich gute Idee dahinter (Inkognito, Morgenland und klassisches Area Control zu vermischen), aber die Durchführung ist missraten wie bei keinem anderen Spiel des Verlags. Immerhin hat das Design das französische Pendant zum Hippodice gewonnen, da fragt man sich schon, was auf dem Weg zur Veröffentlichung alles schiefgelaufen ist.
#ArcheosSociety Das einzige Spiel, das ich schon vorher kannte, und auch das neueste Spiel meiner Ratingen-Einkäufe. Das ist ja die überarbeitete Fassung von #Ethnos, diesmal ohne Area Control (gottseidank), dafür mit Leistenhochlaufen - und im Hintergrund agiert immer noch der Augustus/Via Magica-Bingo-Mechanismus. Mochte ich schon beim ersten Ausprobieren, und so habe ich dann auch beim leicht überteuerten Flohmarktexemplar gerne zugeschlagen. Und ausgerechnet beim teuersten Spiel, dass ich da gekauft habe, trifft mich fast der Schlag, als ich es aufmache: Die Karten sehen verbogen und abgespielt aus, die Spielerboards haben Macken etc. - nunja, das ist halt das Risiko, wenn man ungeprüft folierte Flohmarktspiele kauft. Aber ausgerechnet beim jüngsten Spiel hätte ich eine solche Frechheit nicht erwartet. Das Spiel selbst gefällt mir als Familienspiel+ aber immer noch ausgezeichnet, und ist für mich die beste Implementierung von Moris Bingo-Idee. Schade dass es wohl auch in dieser Fassung nicht zum Erfolg und eventuellen Erweiterungen gereicht hat. Irgendwie scheint da ein Fluch drauf zu liegen (Mori hat wohl mehrere Erweiterungen fertig in der Schublade).
#Piratenbucht in der Days-of-Wonder-Version. Da schleiche ich ja nun schon lange drumrum, mein vorletzter noch fehlender Days-of-Wonder-Titel (weil ich leider nicht bereit bin, die Wucherpreise für Schatten über Camelot plus Erweiterung auf dem Gebrauchtmarkt zu bezahlen). Das Spiel hatte eigentlich immer ziemlich schlechte Besprechungen, entpuppt sich dann aber beim Ausprobieren als wirklich nettes Piraten-Familienspiel. von dem sich sowohl Yvios Freibeuter der Meere als auch Korsaren der Karibik jeweils mehr als ein Element abgeguckt haben. Für die Kinder war das hier das unerwartete Highlight meiner Flohmarkteinkäufe, obwohl es z.T. hundsgemein zugeht und die Interaktion der Spieler miteinander mit "Messer in den Rücken" noch zu nett beschrieben ist. Allerdings hat das Spiel ein großes Runaway-Leader-Problem. Wer anfangs einen Kampf gewinnt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das Spiel gewinnen. Daher empfiehlt es sich, z.B. die "legendary Pirates"-Variante auf BGG auszudrucken und mit ins Spiel zu nehmen.
#FlowerPower Und da lag es dann plötzlich für 10 Euro vor mir, das letzte mir noch fehlende Kosmos-2er-Spiel, das man jahrelang nicht für einen bezahlbaren Preis gebraucht bekommen konnte, ohne dass sich der Grund dafür erschloss - das Cover ist wirklich verstörend-hässlich. Jetzt gespielt weiß ich immer noch nicht warum das vor ein paar Jahren noch so gesucht war, es muss wohl schlicht selten sein. Es handelt sich um ein sehr schlichtes abstraktes Spiel, in dem 2/3 der Zeit eigentlich nur nebeneinander aufbaut, um dann im letzten Drittel doch noch ein paar wichtige Entscheidungen gegeneinander treffen zu können. Bisher erschließt sich mir nicht, inweiweit man da in der überlangen "Aufbauphase" darauf hinbauen kann, vielmehr scheint mir das Spiel wirklich von Zug zu Zug rein taktische Entscheidungen abzufordern, was an sich schon ungewöhnlich für die Kosmos-Reihe ist. Kann man spielen und hat wahrscheinlich mehr Tiefe als ich ihm jetzt zutraue - aber ich glaube, die werde ich nicht mehr finden.
Da der Rest der Ratingenfunde aus verschiedenen Gründen noch einige Zeit auf ihren Einsatz warten muss, hier ein kleines Zwischenfazit: Unter den jetzt gespielten 13 Spielen waren 5 Titel, die ich vorher bereits aktiv gesucht hatte, und 8 Titel, von denen ich zuvor wenig bis gar nichts gehört hatte. Und - wenn auch anders aufgeteilt - waren es ebenfalls acht Titel, die ich jederzeit wieder auf den Tisch bringen würde, und fünf Titel, die ich nach dem ersten Spiel eher als Flops einschätzen würde (was bei einem Preis von je 5 Euro aber nicht allzu schlimm ist),
Insgesamt hat sich der Großeinkauf also gelohnt, ich liebe solche "Funde" ja vor allem für die damit verbundenen Überraschungen und schrägen Einfälle - und davon gab es diesmal eine ganze Menge. Und wenn sie nicht 5-10 Euro gekostet hätten, hätte ich das Gros davon nie kennengelernt.