Dann will ich mal nachlegen, was letzte Woche noch gespielt wurde...
The Age Of Atlantis
Dieses Spiel hatte ich letzten Oktober schon sehr ausführlich vorgestellt, denn es ist eine wahre Perle des letzten Spiele-Jahrgangs. Umso bedauerlicher, dass die Auslieferung dieses Kickstarters katastrophal verlief. Während ich glücklicherweise meine drei gebackenen Spiele (zwei für andere User aus dem Forum) erhielt, war auf unserem Treffen letzte Woche eine Spielerin zugegen, die ihr Spiel nie erhalten hat und damit auch leider nicht alleine ist. Da ist der Umstand, dass meinem Spiel ein spezielles Holzhaus fehlt und Teileanfragen unbeantwortet bleiben, geradezu lächerlich unbedeutend. Wenn das Spiel wenigstens eine "Gurke" wär, könnte man sowas leichter verschmerzen.
Die Spieler haben mit ihren Fraktionen asymmetrische Spezialfähigkeiten und mir fiel die nicht ganz leicht zu spielende grüne Fraktion zu. Diese kann ihre Extra-Siegpunkte nicht ganz losgelöst von anderen Spielern generieren, müssen diese doch Orte aufsuchen, an denen man in Erwartung eben dessen eine Zollstation errichtet hat. Und mit dem Gönnen-Können haben es meine Mitspieler immer nicht so Da war ich schon glücklich, nach einem etwas verpatzten Start am Ende einen geteilten zweiten Platz erspielt zu haben.
Dank einer üppigen Schlusswertung gewann Spieler blau haushoch, während meine Frau mit der gelben Fraktion am anderen Ende rangierte - ein Haus, das ich schon mit Freude (und erfolgreich) gespielt habe, können doch die Lieferverträge, die dieser Spieler exklusiv erfüllen kann, einmal richtig aufgezogen eine wahre Punktemaschine sein. Aber wie immer hängt der Erfolg am eigenen Geschick und dem, was die anderen Spieler einem an Möglichkeiten übrig lassen. Auf jeden Fall war es wieder eine schöne Partie mit einem außerordentlichen Spiel.
Turing Machine
erfreut sich nicht nur bei Capote und seinem aktuell laufenden Forenspiel einiger Beliebtheit. Eigentlich ist es nicht so richtig ein Spiel, kommt das Gesellige, Interaktive hier doch viel zu kurz. Es ist mehr ein Multiplayer-Solitär-Wettlauf um den schnellsten logischen Weg zur gesuchten Lösung. Aber das Modell dahinter ist schlicht faszinierend und es will mir einfach nicht in den Kopf, wie wohl die generierende Software dahinter aussehen mag, um die Randbedingungen (eindeutige Lösung, jede Frage ist von Bedeutung) einer Challenge zu gewährleisten. Und wer einmal abgetaucht ist, stellt schnell fest, dass es mit ein paar kurzen Überlegungen nicht getan ist und somit ein Echtzeitspiel mit Spielern rund um den Tisch nicht die Tiefe entfalten kann, in die man bei seinen Überlegungen gelangt.
Das hat uns dann aber nicht von ein paar Partien abgehalten, zuletzt mittelschwer mit sechs Fragen - mehr geht ja nicht. Nach drei Fragen und dreimal "richtig" als Antwort für meine Frau ging es in Runde zwei und sie fragte, ob man den Code denn wechseln müsse. Ich verneinte und sie bekam auf die verbliebenen Fragen erneut drei Richtige - sie hatte schlicht den einen gesuchten von 125 möglichen Codes ins Rennen geschickt. Wir anderen schafften es teils mit immerhin nur sieben Tests und rauchenden Köpfen zu gleichem Ergebnis zu gelangen, aber gegen so viel Dusel machste nix
Discordia
ist seit dem Herner Spielewahnsinn, wo ich mein Exemplar mitnahm, ein Saisonliebling. Und das, obwohl ich dem Spiel einfach nicht sicher beikomme. Mal läuft es gut, ich beende das Spiel mit wenigen Figuren und dann bekomme ich wieder eine Packung und ende mit mehr, als ich zu Beginn hatte. Beides durfte ich auch hier wieder erleben.
Am spannendsten war eine Partie, in der ein Mitspieler - das erste Mal Discordia spielend - am Ende der dritten von vier Runden nur noch eine einzige Figur übrig behielt, das Spiel also fast außerordentlich früh gewonnen hätte - so früh, wie ich das bis dahin nicht für möglich hielt.
Kurioserweise lief es dann aber gar nicht mehr so gut für ihn und ich konnte das Spiel im letzten Durchgang noch knapp gewinnen, sogar mit dem noch nicht oft erreichten Ereignis, selbst alle Figuren losgeworden zu sein. Im letzten Zug durfte ich wie im Bild gezeigt den blauen Würfel nehmen und machte was damit?
Das ist nicht so schwer...
Ich nutzte den Würfel mit dem Wert 6 für einen weiteren Schritt auf der zuvor nach oben verlängerten Zahnrad-Leiste. Zwei meiner letzten vier Figuren kamen - ich durfte das mit rot tun - auf das Kornfeld, die übrigen in den Beutel und dann war's vorbei.
Das Spiel ist und bleibt für mich eine angenehme Herausforderung.
Heat
durfte in diesem Jahr natürlich nicht fehlen. In wechselnden Runden war ich bislang immer noch nicht dazu gekommen, die Sonderkarten zum Feintuning des eigenen Kartendecks einzuführen. Hier nun war Zeit und ich stimmte mit meinen beiden Heat-Newcomern eine kurze Einführungsrunde auf einem der dem Spiel beiliegenden kleinen Kurse an, bevor es dann mit Spezialkarten auf den Hockenheimring mit seinen zwei engen Kurven aus der 10-unknowns-Extrapläne-Rolle gehen sollte.
Und so sah meine Kartenwahl aus:
Ich hatte also klar einen Schwerpunkt auf Kühlung gelegt. Wie sich zeigen sollte, kamen vor allem die coolen Reifen kein einziges Mal richtig zum Einsatz. Ich hatte es einfach übertrieben und eh nie genug Heat-Karten auf der Hand, um daraus irgendeinen Nutzen zu ziehen.
In meinen Augen total abgefahren hatte ein Mitspieler zweimal den Allradantrieb gewählt - eine Karte, die vergleichbar drei Stresskarten jeweils drei Rennkarten nachziehen lässt und somit ordentlich Speed verspricht - allerdings mit unkalkulierbarem Ausgang. Seine dritte Sonderkarte erzeugte bei Einsatz zwar einmal Hitze, konnte dafür aber die Kurvengeschwindigkeit im Zug um zwei Einheiten überschreiten. Diese Karte hat er mehrfach im Spiel gut einsetzen können und so - stets auf zwei Rädern um die Kurven heizend - Anschluss halten können.
Aber seine Allrad-Antriebe... sind schon der Burner, aber... au wei, seht selbst, hier spielte er 15 Felder vor der 2er-Kurve gleich beide aus:
...und das kam dabei heraus
BÄMM !!!! Volles Rohr mit einem klitzekleinen Schritt zu viel aus der Kurve geflogen
Nun ja, so viel Heat-Karten lagen auch nicht mehr in seinem Motor. Die musste er seinem Deck beimischen und durfte vor der eh engen Kurve im ersten Gang weiterfahren, also kein großer Verlust. Wir hatten jedenfalls was zu lachen.
Vor der drittletzten Kurve (Wert 7) konnte ich mich mit drei gespielten Stress-Karten und Gesamtwert 8 glücklich in den Windschatten des vor mir fahrenden Wagens drängen und durch die Kurve saugen. Den so erspielten Vorteil gab ich in den letzten Kurven nicht mehr her und gewann knapp vor einer ebenfalls einen guten Endspurt fahrenden (schwarzen) Legende - die anderen beiden "Dummies" hatten wir eh längst abgehängt.
Mit den Sonderkarten ist Heat - erwartungsgemäß - ein noch sehr viel besseres Spiel als ohne. Den zusätzlichen Erklär-Aufwand hätte ich bislang nicht scheuen sollen., aber man kann diese nicht wirklich einem Neuling schon im ersten Spiel ohne etwas Spielpraxis vorsetzen.
Forests Of Pangaia
ist so ein Spiel, das ich ja nicht nur angesichts seiner feiner Produktion und Erscheinung mag und das sich in diesem starken Jahrgang bei mir einen Punkt für den DSP verdiente. Es ist auch ein Spiel, das nicht so beliebig gespielt werden sollte, wie es erscheint. Das hat es mit so Spielen wie Lost Cities oder 6 nimmt! gemein. Die Loser stempeln es als "doofes Glücksspiel" ab, wenn die Winner mal wieder einfach ihnen aufgedeckte Ritualkarten mit hoher Punktzahl spontan absahnen, z.B. weil ihre Bäume "zufällig" die Enden eines langen Pfades markieren.
Ja, kann man so sehen, dann bitte weitergehen. Die Feinheiten liegen tiefer, denn schließlich muss man seine Bäume zuvor ja geeignet platziert haben. Und so wie F-Jugend-Minikicker ohne schlauen Trainer in der Platzmitte alle wie ein Bienenschwarm dem Ball nachjagen, wird hier drauflos die Spielfeldmitte mit Bäumen verteidigt. Der wahre Connoisseur des Spiel geht aber früh in die Randbereiche und achtet auf Diversität der von ihm besiedelten Landschaften und legt sich so auf die Lauer für den einen (oder mit etwas Glück auch mehrere) großen Coup, den das Spiel für ihn fast sicher bereithält.
Tja, und so kam es, dass eine Spielerin neben mir das Richtige tat und wir mit einigem Abstand nach hinten Siegpunkte einsackten, während die anderen beiden - nachher wie beschrieben "doofes Glücksspiel" schimpfend - die Krümel auflasen. Erwähnte ich, dass wir "Winner" Lost Cities mögen und die beiden anderen es hassen? Ach was
Anachrony
war eine Bildungslücke bei mir, die ich gerne gestopft habe. Tja, nun weiß ich halt, wie es geht, aber es hat nicht dermaßen gezündet, dass ich das Spiel haben müsste. Die leicht asymmetrischen Bauziele drängen jeden Spieler ein wenig in strategische Richtungen. So erhielt ich z.B. Sonderpunkte für graue Bauwerke und vernachlässigte erst einmal die gelben fürs Zeitreisen, wo diverse Extrapunkte herumliegen. Klar, ein erstes Spiel kann nur zeigen, was drin steckt und viele Detailregeln wollen verinnerlicht sein. So machte ich bei Bereitstellung der Exosuits anfangs den Fehler, dass ich meinte, gleich alle Arbeiter zuweisen zu müssen und mir dann an anderer Stelle einer fehlte. Auch abzuschätzen, wie viele Suits man in der jeweiligen Runde (und auch späteren) benötigt, ist ohne Erfahrung keine leichte Aufgabe. Das Beleihen von Objekten, um sie in der Zukunft dann per Zeitreise um der Siegpunkte Willen zurückzubringen, mutet arg konstruiert an, das gefiel mir auch nicht so recht. Und würde man nicht mit dem Miniaturen-Sonderzubehör spielen, wäre die Übersicht der Papp-Plättchen auf den Einsetzfeldern des Planes nicht die gleiche.
Apropos Miniaturen... die Besitzer des Spiels hatten diese mit Quickshade dekoriert. Eigentlich erst einmal besser als nichts, aber doch eine furchtbare Plörre. Obwohl das schon vor Monaten gemacht wurde, stank dieses Zeug immer noch erbärmlich. Ich mochte mir die Miniaturen jedenfalls nicht auf meinem Spieltableau unter meine Nase stellen und erbat mir das Sonderrecht, mit den Papp-Plättchen zu spielen. Wohlgemerkt, dafür kann das Spiel mal gar nichts, aber dieses Zeug sollte man meiden. Das wurde hier im Bemal-Thread auch schon diskutiert. Die Zeitersparnis gegenüber Grundierung und Behandlung mit Pinsel und Wash ist - auch angesichts des Preises für so ein schönes Zubehör - kein echter Vorteil.
Caper Europe
ist ein Spiel für Zwei, wo die Spieler - in Rolle von Meisterdieben - einem Tauziehen gleich um ein paar zentrale Objekte ringen, während sie auf ihrer Seite wertige Set-Collection von Spielkarten betreiben. Da die Karten in mehreren Runden ausgespielt stets hin- und her gedraftet werden, kann man dabei schon planvoll vorgehen, muss sich das aber auch in der Situation merken und die möglichen Folgen seitens des Mitspielers abschätzen können.
Mit dem Merken-Können hab ich es nicht mehr so und Set Collection ist auch nicht ganz neu, daher muss ich das Spiel nicht haben. Aber es ist durchweg ein rundes Spiel und die Gestaltung ist großartig. Wer solche Spiele mag, sollte es unbedingt mal anschauen.
Encyclopedia: Forschungsreise ins Tierreich
Das war dann wieder eher was für mich. Ein wenig Würfel-Draften und -Placement, auch ein wenig Set Collection, Karten gut kombinieren können und stets die Konkurrenz im Auge habend breitete sich das Spiel zu viert über gefühlt gute drei Stunden vor uns aus. Es schien mir für das Gebotene doch etwas zu lang zu sein, aber wir waren ja nicht auf der Flucht. Außerdem machte das Regenwetter mal Pause, so dass wir es selbst mit diesem großen Spiel und all seinen vielen Teilen wagten, die Spieltische ins Freie zu rücken.
Näher vorstellen mag ich das Spiel hier nicht, das wäre doch ein sehr ausschweifender Vortrag. Mit seinen Aktionsbereichen und mechanischen Verkettungen dachte ich ein wenig an Gutenberg, wobei dieses Spiel hier noch besser zu gefallen wusste. Mal schauen, man muss ja noch Wünsche für Weihnachten aufheben. Haha! Quatsch - mir schenkt doch keiner Spiele Ich meine natürlich die Tiefpreis-Wochen nach der SPIEL im Herbst. Denn mal ehrlich, unser "Weihnachten" liegt doch stets im Oktober, oder?
Erde
Obwohl ich das Spiel durchaus mag, war es mir doch keinen Platz unter meinen Top 5 für den DSP wert. Zu gleichförmig läuft die Punktesammelei in jedem Spiel ab, zu sehr liegt der Fokus darauf, die vielen ausliegenden Teilziele ordentlich im Überblick behalten zu müssen. Aber ja, es macht schon Spaß, ist für mich nur kein Überflieger.
Immerhin gab es was zu lachen. Vermeintlich haushoch gewann ein Neu-Mitspieler in diesem Titel. Mit 52 Sprossen auf seinen Karten (die laut einem Teilziel vollbesetzt satte weitere Punkte einbrachten) hatte er rund 40 SP mehr als der Zweitplatzierte, die Ränge folgten in eher kurzen Abständen.
Allerdings hätte er eine Karte auf seinem Tableau nicht erst am Spielende so lobend erwähnen, besser früher hinterfragen sollen, die er bei jeder grünen Pflanzaktion zum Legen von zwei Sprossen nutzte. Dass er dies eigentlich nur im eigenen Zug und auch nur bei Anwesenheit eines bestimmten Symbols auf der Karte tun durfte, hat er dann doch allzu gerne übersehen.
Erde ist so ein Spiel, bei dem ich es als größte Strafe empfinden würde, das bei einem Brettspielturnier spielen zu müssen. Hier muss einfach jeder die Regeln drauf haben und gegenseitige Kontrolle tötet jeden Spielfluss, dann lieber dreimal nacheinander von Hand abwaschen, Müll wegbringen und Wäsche machen.
Hennen
Den Spieltitel schnappte ich in diesen Tagen öfter mal auf. Und weil er mir bislang so gar nichts sagte, wollte das doch mal gespielt sein. Wunderschön gestaltete Karten zeigen Hennen verschiedener Rassen. Im Zug ziehen wir zwei Karten, sei es vom Nachziehstapel oder gegnerischen Abwurfstapeln, von denen jeder einen eigenen hat. Dann gilt es, eine Karte der eigenen Auslage hinzuzufügen und eine Karte abzuwerfen.
Die zu bildende Auslage von 12 Karten misst 3x4 oder 4x3 Plätze. Hennen einer Rasse (Farbe) dürfen zueinander benachbart liegen, andere nur, wenn sie sich im Wert exakt um 1 nach oben oder unten unterscheiden. Kann man das nicht erreichen, legt man eine Karte verdeckt ab, die am Ende minus zählt. Positiv zählen die bis zu drei Eier auf den beiden größten Farbgruppen in der eigenen Auslage. Die Kartenverteilung ist bekannt, auch wenn nicht alle Karten ins Spiel kommen. Seltenere Rassen haben zum Ausgleich Medaillen, die weitere Punkte einbringen können. Und ein paar bei Spielbeginn ausgelegte Plättchen weisen weitere variable Punkteziele aus, z.B. 1 SP je sichtbarer Rasse, möglichst viele Gruppen aus genau 3 Karten usw. Ein weiterer Clou: in der Mitte des Spiels - also nach 6 gelegten Karten - muss jeder Spieler die Farbe mit einem hölzernen Huhn markieren, von der er meint, dass sie am Ende die Zweitgrößte bei ihm sein wird. Gelingt ihm dies nicht, entfallen auch die Punkte für diese Gruppe.
Kurz: nettes Set-Collection-Lege-Spiel mit einmal mehr großartiger Gestaltung. Kann ich mir als gepflegten Absacker gut in meiner Sammlung vorstellen.
Soweit mein Rundumschlag-Bericht von diesem Spielertreffen, bei der ich immerhin ein paar der mir unbekannten neuen Spiele entdecken durfte.
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