Beiträge von ravn im Thema „Top Ten oder Fun Facts?“

    So Kleever und Just One bedienen eine andere Zielgruppe als Fun Facts. Denn bei So Kleever und Just One gibt der Spielverlauf vor, kreativ sein zu müssen. Bei Just One kann man auch mit geringer Wortgewitztheit gut durchkommen, oftmals sogar besser, weil man sich innerhalb der Spielrunde ergänzt von offensichtlich bis überambitioniert. Bei So Kleever ist man dagegen auf sich alleine gestellt und wenn man so völlig anders assoziert im Vergleich zum Rest der Spielrunde, dann wird es schwierig. Aber auch da kann man solche Ausreisser schnell abhaken und schon selbst erlebt, dass es in selber Spielrunde einen merklichen Fortschritt gibt, sich auf die Mitspieler einzustellen.


    Fun Facts erfordert keinerlei Kreativität. Je nach Aufgabenstellung ist das ein einfaches Abzählen im Geiste ("wie viele Mützen besitzt Du?") bis zu einer Selbsteinschätzung, die in keinster Weise messbar wäre ("Wie pingelig bist Du auf einer Skala von 0 bis 100?"). Wenn sich eine Spielrunde zu gut kennt, dann ist das alles eine Fingerübung und bietet eventuell auch wenig Diskussionspotential, weil eh alles klar und schon längst an anderer Stelle mal gesagt wurde. Spannend wird es für mich dagegen erst, wenn sich eine Spielrunde nur so halb kennt oder auch gar nicht. Und eben dazu bereit ist, über die Aufgabenstellung ins Gespräch zu kommen.


    Top Ten ist hingegen (und das ist absolut positiv gemeint) ein Selbstdarsteller-Zirkus, bei den man gerne abwechselnd im Rampenlicht steht und dabei und ebenso als begeisterungsfähiger Zuschauer an den anderen Darbietungen seinen Spass haben sollte, um das volle Potential aus dem Spiel zu ziehen. Dabei lebt es auch von der Überraschung, was wohl als nächste Aufgabe von einem gefordert wird und wie man das möglichst klar und sehenswert rüberbringen kann. Muss man mögen. Wenn ja, dann eine absolute Gaudi.

    Ähnliches Spielprinzip? In meiner Wahrnehmung und Spielerfahrung mit beiden Spielen sehe ich das nicht. Es geht in beiden Spielen zwar ums Einschätzen, um eine aufsteigende Reihenfolge herzustellen, aber da hören die Gemeinsamkeiten schon auf.


    Top Ten ist weitaus turbulenter im Spielverlauf, da die Mitspieler ihre Position in der Reihenfolge offen darstellen - in diversen Ausdrucksformen. Bei der Auswertung kommt dann die gemeinsame Überraschung und direkte Reaktion auf die Einschätzung. Ingesamt also ein durchgängig lautes Spiel, bei dem das Spiel von sich aus auffordert, sich kreativ-extrovertiert auszudrücken. Manchen geht es eventuell schon zu weit, wenn man tanzen-jubeln-zappeln soll. Hier kann das Spiel zünden oder durchfallen.


    Bei Fun Facts schreibt jeder für sich still und heimlich seine Ziffer auf und sortiert sich dann reihum ein, ohne diese Einordnung zu kommentieren. Erst bei der Auflösung löst sich die Spannung auf, weil erst dann darf darüber diskutiert werden, warum wer sich so einschätzt und einordnet. Diese Diskussion ist aber nicht direkter Teil des Spiels, sondern dqs Spiel bietet nur die Möglichkeit dazu. Wenn die Spielrunde an dieser Diskussion kein Interesse hat, verflacht Fun Facts zu einer arg stillen Einordnung-Einschätzung und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass das Spiel durchfällt, weil arg wenig Spiel übrig bleibt.


    Ich habe beide Spiele in meiner Sammlung und bisher kam Top Ten besser an, weil vorab klarer ist, auf was man sich dabei einlässt. Bei Fun Facts liegt es an der Spielrunde selbst, ob die aus dem Spiel mehr machen wollen als der eigentliche Spielablauf vorgibt.