Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „22.05.-28.05.2023“

    Ohje, den Konnex hatte ich nicht auf dem Radar. Ich mag drei von diesen spielen sehr gern und bin etwas fassungslos, in welchem Zustand dann dieses Spiel veröffentlicht wurde. Ich glaube aber dass man spaß damit haben kann wenn man an den Regeln schraubt. Nur out of the box ist es halt ein bisschen broken, vor allem durch die beiden Teleportfelder.

    Archibald Tuttle: Coole Idee mit dem "Schrottwichteln".

    Wie war denn am Ende die Bilanz der einzelnen Teilnehmer? Du hast ja nur erwähnt, dass du kein neues Spiel mit heimgenommen hast und scheinbar deins (welches?) losgeworden bist.

    Also insgesamt sind die vier Spiele bei den meisten durchgefallen. Eine Mitspielerin hat noch sehr wenige Spiele (erst im letzten Jahr mit dem Hobby angefangen) und fand mein New Eden so hübsch, dass sie es trotz der spielerischen Schwächen haben wollte. Die hat auch Zwergendorf mitgenommen, weil es von zwei Frauen gemacht wurde. Mich hätte am ehesten noch Mechanischer Koloss interessiert, weil man das wahrscheinlich mit ein paar zusätzlichen Regeln schnell verbessern könnte, aber dafür hat es mich am Ende dann doch nicht genug gereizt - so hat es dann den Koop-begeisterten Mitspieler interessiert, der es gut fand einen Koop-Titel zu haben den man immer gewinnt. Örlög wollte wirklich niemand haben.

    (...)

    - Viel zu viele Regelunklarheiten. (...) Sehr unausgewogene Karten. (...) broken

    Danke, wenns vom Profi kommt, fühle ich mich in meinem Eindruck bestärkt. Ich bin ziemlich enttäuscht, dass das Spiel (das war tatsächlich das eine Spiel von den vieren, das ich mir selbst gekauft hatte) in diesem Zustand bei Schmidt Spiele rausgekommen ist, bei denen habe ich derartige Schnitzer bisher seltenst erlebt (letztes Jahr die Probleme mit Mille Fiori, aber die sind im Vergleich marginal). Aber dass es Situationen wie die von Dir geschilderte gibt, so ein miserables Balancing ist mir bei einem der etablierten deutschen Verlage schon sehr lange nicht mehr untergekommen.

    Grundsätzlich fand ich die Idee eines absichtsvoll schrottigen Abends schon sehr witzig und will das gerne wiederholen.

    Uff, du bist aber echt schmerzfrei! =O Da wäre mir der Abend zu schade für sowas…

    Naja, wir hatten ja alle Geld für die Spiele bezahlt - da finde ich es schon sinnvoll wenigstens eine zweite Partie zu haben, in der man nochmal prüfen kann, ob das Spiel wirklich so uninteressant ist wie man beim ersten Mal gedacht hat. So konnte ich mein Spiel gestern jemandem schenken, der etwas mehr Freude dran hat. Auf dem Gebrauchtmarkt dürften die alle vier tendenziell ziemlich unverkäuflich sein. Außerdem ist es ein bißchen wie nach einem schlechten Film, da weiß man wieder was man an den guten hat...

    Wir haben gestern zu viert eine Art "Schrottwichteln" mit ´Neuheiten gespielt, wo jede/r die Möglichkeit hatte, seine/ihre größte Enttäuschung des Jahrgangs noch einmal zu spielen und dann an jemand abzugeben, dem/der das Spiel wenigstens besser gefällt. Ich sag es mal so: Ich habe den Abend ohne neues Spiel verlassen...


    #Zwergendorf Eine 2022er-Messeneuheit bei Skellig, über die hier im Forum noch niemand geschrieben hat - da sollte man sich wahrscheinlich denken können, dass es Probleme gibt. So wirklich uninteressant ist Zwergendorf nicht, hinter der wirklich seltsamen Grafik (mir ist völlig unklar, auf wen die abzielt, mich erinnert der Zeichenstil an ungelenke Kinderbücher der 1970er) verbirgt sich der Grundmechanismus von Kartograph, den jemand in ein knallhartes Optimierungsrätsel umgewandelt hat. Dabei ist das Handling des Bauens leider total unintuitiv, ich hatte gehofft, dass es bei einer zweiten Runde besser wird - aber nein, so richtiger Spielspaß will hier nicht aufkommen. Zum einen fehlt hier m.E. redaktionelles Streamlining, zum anderen macht es aber in der jetzigen Form auch einfach keinen großen Spaß. Irgendwo steckt in der Idee, dass man die Ressourcen behält und dass man den Gebäudepreis nach oben treiben will ein guter Ansatz, aber der hat es leider nicht ins fertige Spiel geschafft. Schade, wirklich sehr schade drum.


    #NewEden Hier konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass das Spiel mir nicht gefallen würde. Ein familientauglicheres Underwater Cities klang einfach zu schön um wahr zu sein. Nun, leider ist es nicht wahr. Das Material ist tatsächlich hübsch, aber das Spiel dahinter ergreifend schlicht und zugleich völlig abstrakt. Im Kern ist es ein Tableaubuilder, bei dem ich den Mitspielern die guten Karten vor der Nase wegkaufe. Die Karten vermittelten zumindest in der ersten Partie den Eindruck, hart unausgewogen zu sein, wenn nicht gerade gute Kombos auf dem Tisch liegen, sind bestimmte Karten einfach deutlich interessanter als andere. Zu viert zieht sich der "Spaß" dann auch noch ordentlich hin, denn kaufen - bauen - Schaden standhalten ist schon arg repetitiv. Für mich sitzt das Spiel zwischen den Stühlen, will ein komplexerer Titel sein (und hat Ansätzr dazu), wirkt dafür aber zu sehr geglättet oder runtergebrochen. Eine richtige Enttäuschung.


    #Örlög Offenbar die Brettspielversion eines Würfelspiels, das in Assassins Creed Valhalla gespielt werden konnte. Ein Kniffel-Duell mit Angriffen und Golderwerb. Nunja, für Fans vielleicht ganz nett, wäre da nicht der Fakt, dass man hier für 40 Euro auch in Sachen Spielmaterial den Gegenwert einer Packung Kniffel bekäme, zumindest in der deutschen Schmiedeversion. Der Kickstarter hatte da noch wertige Würfel, hübsche Natursteine etc. - aber das hier ist ein sauteures Lizenzprodukt, das spielerisch und materialtechnisch in keinem auch nur ansatzweise sinnvollen Verhältnis zum Preis steht. Für eine nette kleine Partie zwischendurch ist es ganz okay, aber leider ist der Strategieanteil so schnell durchschaut, dass man schnell wieder beim reinen Würfelglück landet. Manchmal bin ich wirklich froh, der Schmiede den Rücken zugekehrt zu haben (wobei hier sogar die Finanzierung nur ganz knapp zustande kam)...


    #MechanischerKoloss Die miserabelste Anleitung, die ich in langer Zeit gesehen habe (und nein, zur Abwechslung hilft es auch nicht, ins englische Original zu gucken, das ist genauso mies), für ein kooperatives Plättchenlegespiel, bei man als Forscher im Bauch eines Riesenrobots nach dem Kontrollraum sucht. Spielt sich ein bißchen wie ein kooperatives Saboteur, aber es ist a. superzufällig, und b. viel zu leicht, selbst wenn man die höheren Schwierigkeitsgrade ausprobiert. Zum einen wird der Kontrollraum sehr weit oben im Stapel eingemischt, zum anderen gibt es zwei Teleportteile, die - sobald man sie findet - das Spiel quasi sofort gewinnen lassen, so dass alles andere uninteressant wird. Sprich: Das Spiel ist in der vorliegenden Form völlig unausgereift und witzlos. Mir ist völlig unklar, warum Schwerkraft sich diesen Titel geangelt hat (so wenig ich sie mag, aber sonst haben sie ja einen ganz guten Riecher), denn die Probleme sieht man schon nach der ersten Partie. Ach ja, erwähnte ich schon, wie unverschämt 35 Euro für das Materialäquivalent eines Saboteurs sind?


    Grundsätzlich fand ich die Idee eines absichtsvoll schrottigen Abends schon sehr witzig und will das gerne wiederholen. Ich hätte allerdings vermutet, dass ich wenigstens einen der Titel trotz seiner Schwächen mögen würde - aber nein, die vier hier sind wirklich alle ziemlich mies oder zumindest absolut uninteressant.

    Kann ich völlig nachvollziehen, aber da meine Freundin überzeugte Wikka ist und das Spiel trotzdem gerne mitspielt, habe ich für mich das Gefühl ich darf.

    Ja, kann so sehen. Mich juckt das auch eher als Historiker denn als Naturmagier. :)

    Ich finde ja, man kann das Spiel auch sonst sehr gut retten: Die Hexe lernt Geheimnisse kennen, handelt mit Gefälligkeiten und wird dadurch so gut ins Dorf integriert, dass das "Ritual" eigentlich strunzegal ist - die anderen lassen den Hexenjäger dann einfach die Hexe nicht mehr töten, weil sie zu gut integriert und vernetzt ist. Du kannst das ganze Spiel auf der Ebene "es gibt keine Hexerei, es gibt nur böse Menschen" spielen. Selbst die Verzauberungen sind ja jetzt nicht so explizit magisch, dass sie wirklich etwas mit übernatürlichen Phänomenen zu tun haben. Gestern war die Hexe die Frau Doktorin, das fand ich dann tatsächlich sehr passend. Ich hab mir dann einfach Christine Kaufmann als Landärztin vorgestellt.

    Ich würde immer noch gern die Koop-Variante ausprobieren, denn die würde mein Hauptproblem mit dem Spiel wahrscheinlich lösen.

    Warum machst du das denn nicht? Viticulture World finde ich richtig, richtig gut.

    Aktuell die Inflation (mein Spielgeld geht aktuell für den Mehrpreis für Lebensmittel drauf) und der Vorsatz, erstmal zu gucken was Strom und Gas 2022 abschließend gekostet haben...


    Das zeigt wieder schön, warum ich einfach keine Spiele mit Hexen-, bzw. Hexenjäger-Thematik mag. Bei solchen Sätzen schüttelt's mich.

    Was schade ist, mechanisch ist das nämlich ein ganz passables Spiel. :)

    Kann ich völlig nachvollziehen, aber da meine Freundin überzeugte Wikka ist und das Spiel trotzdem gerne mitspielt, habe ich für mich das Gefühl ich darf.

    Stattdessen lieber Fresco zu spielen, käme mir eher nicht in den Sinn, auch wenn ich Fresco durchaus mag.

    Danke, aber der Gedanke ist sehr simpel: Ich mag an Viticulture am liebsten die Steuerung der Boni und Spielerreihenfolge über den Aufsteh-Track, und der ist in Fresko auch drin. Und natürlich hast Du recht, man kann gerade in Tuscany auch ohne die Karten noch genug machen. Das Problem ist dann halt, wenn mehr oder weniger gleichstarke Spieler aufeinander treffen, verkommt das Spiel für mich manchmal zu einem "wer zieht zuerst die richtigen Karten". Dass man das Ganze flexibler spielen muss und dann auch eher gewinnen kann als der, der verzweifelt auf die eine Karte wartet die er braucht, ist ja auch klar. Ich würde immer noch gern die Koop-Variante ausprobieren, denn die würde mein Hauptproblem mit dem Spiel wahrscheinlich lösen.

    So, endlich mal wieder zwei schöne Spieleabende in einer Woche, in der Gelegenheitsspielerrunde gab es:


    #Aeolos Ich finde die Argumente, mit denen mehrere Youtuber das Spiel abgetan haben, erstaunlich - da wird einem Familienspiel + (das mit den beiliegenden Erweiterungen schon eher Kennerspiel ist) die Zugänglichkeit, die übersichtliche Grafik und der klare Spielablauf regelrecht vorgeworfen. Absurd wird es dann, wenn die sehr hübsche Optik dann mit Kosmostiteln von 2009 (die definitiv nicht so aussahen) verglichen wird. Seit wann sind das Nachteile bei einem Familienspiel? Und warum fühle ich mich da auf den Schlips getreten? Weil ich Aeolos schlicht für ein sehr sehr gutes Familienspiel halte, dessen Timing man erstmal verstehen und sich erarbeiten muss, so dass trotz der vermeintlichen Schlichtheit einiges an Spieltiefe entsteht. Ich muss mir genau überlegen, ab wann sich die Hatz zu den Tempeln lohnt, denn die einzusammelnden Kristalle sind und bleiben genauso wichtig. Siedlungen hingegen sind ein zweischneidiges Schwert; die Zeit, sie zu erbauen, kann man im insgesamt gar nicht so langen Spiel wahrscheinlich auch für anderes gut gebrauchen.


    #Babylonia kam auch nochmal auf den Tisch. Hier ist bemerkenswert, wie psychologisch das Spiel auch abläuft - wenn ich weiß, dass mein Gegner gerne auf Zikaden geht, darf ich ihm die nicht überlassen; gleichzeitig darf man keinesfalls nur noch reagieren statt zu agieren (was mir vorgestern passiert ist), denn dann läuft man nur noch hinterher und erreicht selbst zuwenig. Auch hier bin ich wieder überrascht, wieviel Spieltiefe da auch nach 20 Partien noch drinsteckt.


    #Viticulture mit Tuscany Auf den Wunsch einer einzelnen Dame... ich sitze bei Viticulture mittlerweile nur noch daneben und denke mir: Warum genau spielen wir gerade nicht stattdessen Fresko mit ein paar Modulen? Je öfter ich Viticulture spiele (und das sind jetzt auch schon an die 50 Partien), desto mehr läuft es auf Glück beim Kartenziehen raus. Irgendwie bin ich mit dem Spiel durch. Heute wäre der Käse erstmals dabei, das war ganz lustig, aber auch nicht absolut notwendig.


    #Palazzo Damals als "Alhambra für Arme" belächelt, hat mir dieser Alea-Knizia bei der Wiederbegegnung sehr gut gefallen. Ja, es hat tatsächlich Ähnlichkeiten zu Alhambra (Bauteile mit Karten verschiedener Währungen kaufen), aber die Auktion ist spannend und variabel, und da Umbauten derart teuer sind, überlegt man sich sehr genau wo man zugreift. Auch dass die Bauteile in Stockwerke unterteilt und übereinander gebaut werden müssen, ist ein hübscher Dreh. Witzigerweise sehe ich erst jetzt, wo #Burgenland (ein kleines Rondellspiel, das mir damals ziemlich gut gefiel) seine Bauideen her hatte.


    #Snowblind Hm. Ich habe Snowblind zuletzt viel solo gespielt, da finde ich es super. Zu zweit nimmt man sich die Würfel weg, aber sonst ist da nicht viel mit Interaktion. Vielleicht könnte man noch stärker versuchen, den anderen zu sabotieren. Ich finde es jedenfalls mit dem Standardaufbau erstaunlich einfach und würde da wohl beim nächsten Mal eher den Expertenaufbau nutzen. Aber generell gefällt es mir solo tatsächlich besser. Wobei ich glaube, dass es ab 3-4 Spielern dann wirklich ein Hauen und Stechen wird.


    Und gestern dann mit der Vielspielertruppe:

    #PaganFateofRoanoke Grauenhafte Anleitung, aber wenn man sich dann durchgekämpft hat ein sehr thematisches Karten-2er, das wirklich entfernt an Netrunner erinnert. Leider hatte ich einen gröberen Regelfehler drin, da ich einen Satz komplett falsch verstanden habe, aber auch so zeigte sich schon, dass der Titel definitiv noch oft auf dem Tisch landen wird. Ich hoffe nur, dass sich die Spielzeit mit Erfahrung deutlich verkürzen lässt. Beide Seiten agieren asymmetrisch: Während die Hexe auf ihre eigene Rolle Gefälligkeiten einsammeln will, muss der Hexenjäger sie noch rechtzeitig hinrichten oder anderweitig herausfinden wer sie ist. Die Karten sind dabei das Herzstück und gut und teilweise überraschend stark konzipiert, mit Interaktionsmöglichkeiten, die sich in der ersten Partie nur erahnen ließen.


    #ChicagoExpress Das war tatsächlich meine Erstpartie mit dem Spiel (bisher hatte ich lediglich andere Winsome-Spiele auf dem Tisch und eine einzelne 18xx-Erfahrung). Und sogleich habe ich mich in der ersten Runde so rauskatapultiert, dass es keine Möglichkeit gab, wieder effektiv mitzuspielen - ich dachte, man müsse vielleicht nicht unbedingt eine Aktie in der Startauktion erlangen - werch ein Illtum! Ansonsten schon ein sehr cooles böses Zugaktienspiel, aber mir ist dabei klargeworden, dass ich die Sorte Zugspiele, die den Schienenbau in den Mittelpunkt stellt (aka Railways of the World) dann doch deutlich lieber spiele. Aber es hatte hier gestern einige Fans (vor allem Momo95 , der mal eben doppelt soviel Geld machte wie ich, weil ihn niemand in seiner stark ausgebauten blauen Linie störte).


    #PanAm Hach, wenn schon Aktien, dann doch so. Eine völlig ungewöhnliche Runde, der Stock Price ging nie über 5, so dass viel Einkommen hier zur Abwechslung mal viel half (sonst muss man ja eher versuchen, dass die PanAm mehr eigene Strecken kauft). Mir war bisher nicht klar, wie variabel die Ereigniskarten das Spiel machen. Selbst das letzte Ereignis (eine Aktie pro Route) lag dann noch voll auf meiner Linie, so dass ich hier (vor allem aber aufgrund der Spielerfahrung, ich kannte das Spiel am besten) mit 31 Aktien vorne lag (der Zweitplatzierte, Alan Smithee , hatte aber auch immerhin noch 25 Aktien, damit würde man normalerweise gewinnen). PanAm hat den anderen nicht so gut gefallen wie Chicago Express, mir liegt es aufgrund der optischen Umsetzung, aber auch wegen des kleinen Programmiermechanismus doch sehr am Herzen.

    Hm, ich sehe ehrlichgesagt nicht, wo es bei den Kämpfen in WW Interaktion gibt. Jeder Mitspieler zieht nur für sich selbst seine Chips aus dem Beutel und versucht schneller auf der Leiste vorwärts zu kommen als die anderen. Oder man steigt an einem gewissen Punkt aus taktischen Gründen aus. Die Gegner kann man dabei überhaupt nicht beeinflussen wie in anderen Area Control Spielen. Man kann nicht mal gegnerische Einheiten dezimieren, soweit ich mich erinnere ...

    Meine Perspektive ist die des Euro-Spielers, der seit ein paar Jahren einen großen Bogen um Dudes-on-a-map-Spiele macht. Da ist dann das halbe Spiel "Krieg". Auch konnte meine Grinsekatze wenn sie eingesetzt wurde einen Gehilfen verdrängen und durch einen anderen ersetzen. Die gegnerischen Truppen dezimieren sich ja selbst, wenn man die falschen Chips zieht, und das kann man ja planerisch einsetzen wenn man z.B. sieht dass der Mitspieler nahezu alle Chips bereits aus dem Beutel geholt hat. Also ja, der Konflikt ist eher indirekt, aber schon ein zentrales Element, und auch bei der Teeparty "kämpft" man ja durchaus um die Karten und schiebt sich (wieder als Grinsekatze) die Splitter zu.

    Hier wurde krankheitsbedingt in den letzten Wochen nur wenig auf dem Tisch gespielt, dafür umso mehr auf BGA. Interessanterweise ist es trotz der viel größeren Nutzerbase mittlerweile sehr schwer geworden, dort Mitspieler für ältere komplexe Titel zu finden - zumindest wenn man in Echtzeit spielen will (Tzolk'in oder Carnegie rundenbasiert etwa empfinde ich tendenziell als Folter, da ich mir den Brettzustand zwischen länger zurückliegenden Zügen jedesmal neu erarbeiten muss; Madeira und Amyitis sind da schon besser geeignet, aber das spielt wirklich kaum noch jemand).


    Immerhin der Donnerstagstermin konnte zweimal stattfinden: Am "Vatertag" sogar etwas länger, dort dann mit #WonderlandsWar und #FrancisDrake. Wonderland's War, das Momo95 mitgebracht hatte, wurde zu dritt gespielt. Angesichts der Vorschusslorbeeren war ich überrascht, dass es sich letztlich um ein fast schlicht zu nennendes Kennerspiel handelt, mit hoher Interaktivität bei den Kämpfen, zugleich aber auch genauso glücksbasiert wie Die Quacksalber von Quedlinburg, das hier in großen Teilen die spielerische Basis bildet. Die gemeine Interaktivität, die Tim Eisner schon in Grimms Wälder umsetzte, und die dort die Familienkompatibilität schon etwas fragwürdig machte, ist hier in Potenzen gesteigert. In fünf Runden jagt man sich Karten ab, die dem Aufstellen der eigenen Truppen dienen, und zieht dann Kampfchips aus dem eigenen Beutel, um in insgesamt 5 Arealen die Mehrheit zu gewinnen. Das Spiel ist für mich ein Musterbeispiel für den für mich in den letzten Jahren spürbaren Trend einer Rückkehr zu mehr Kampf und Interaktivität, aber auch zu mehr Glück im ansonsten ja durchaus euro-lastig inszenierten Spiel. Vor 15 Jahren oder so wäre das Spiel noch überwiegend dafür abgewatscht worden, heute kommt es bei vielen gut an - für mich ein deutliches Zeichen, dass sich da ein Publikum für findet. Mir selbst hat es leider soviel Spaß gemacht, dass ich es mir wohl auch besorgen muss. Wir haben es zu dritt gespielt, ich könnte mir vorstellen dass es mit mehr Spielern nochmal profitiert.


    Im Anschluss gab es dann Haddocks Exemplar von #FrancisDrake, noch so ein altes Spiel, das mir bisher noch nicht auf den Tisch gekommen war und das ich ebenfalls mit großem spielerischem Genuss kennenlernen durfte, diesmal zu sechst. Zuerst spielt man eine Art "running auction" (Scheiben werden auf Karten gelegt, wer zuerst aufhört, holt sich eine gute Startposition, verzichtet aber auf Ressourcen), die mir zwar vertraut vorkam, aber bei der ich mich nicht wirklich an Vergleichbares erinnern kann, anschließend wird mittels verdeckter Aktionswahl der Kampf um Schiffe, Forts und Städte eröffnet - nur wer sie zuerst erreicht, kann sie auch plündern (es sei denn, den anderen gehen Mannschaft oder Kanonen aus). Auch Francis Drake ist hochgradig interaktiv, weniger "böse" und indirekter als Wonderland's War, aber mit noch mehr Vorausplanung, die durch das Push-your-luck-Element aber auch sehr schiefgehen kann. Zu sechst (was ja eigentlich nur mit der Erweiterung möglich ist) spielt es sich sehr sehr cutthroat, aber das passt zu den verwendeten Mechanismen wie die Faust aufs Auge.


    Beendet wurde der Tag dann noch mit zwei schnellen Runden #Rondo, das trotz der völligen Abstraktheit erstaunlicherweise sogar Haddock Spaß machte.


    Einen Tag vorher durfte ich dann noch mit Momo95 #Tiletum kennenlernen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einen Tascini mal als Wohlfühlspiel bezeichnen würde, aber genau das ist es - eine Punkteorgie, bei der alle Optionen fast immer gewinnbringend erscheinen, und mit einer 3,4 auf BGG in meinen Augen in Sachen Komplexität total überbewertet. Am bemerkenswertesten ist jedoch, wie schnell es wieder vorbei ist - zu zweit kann man das Spiel wahrscheinlich in unter einer Stunde schaffen. Hat mir gut gefallen, auch wenn eher als locker-leichtes Soufflé statt des erwarteten Expertentitels. Das mag aber auch daran liegen, dass nichts an Tiletum originell oder neu ist, es fühlt sich wie ein Tascini-Best-Of an (was ja per se nichts Schlechtes sein muss).


    Außerdem wurden nochmal #Radlands und #Pacifica auf den Tisch gebracht. Radlands ist so gut wie sein Ruf, ein ziemlich perfektes Zweierspiel, das in erstaunlich engen Bahnen verläuft, aber trotzdem genug Optionen bietet um sich zu verbessern. Im Kern schlägt da ein fast schon "Knizia-Optimierungs-Herz", es erinnert an dessen Tug-of-War-Spiele wie Schotten Totten, auch wenn das Art Design natürlich das Gegenteil suggeriert. Pacifica gefällt mir trotz des relativ hohen Glücksfaktors immer noch sehr gut, da kann man wirklich von sehr unterschiedlichen Ecken aus ins Spiel starten, und der Griff zu den teuren Kartenstapeln kann sich zwar lohnen, will aber doch gut überlegt sein, denn der Gegner kann hier durch das Ausspielen vieler Billigkarten schnell das Ruder übernehmen. Eines der typischsten Kosmos-2er seit langem, und sehr vergnüglich.


    Ach ja, und #Dizzle ging ein bißchen baden - das war im direkten Vergleich dann doch zu anspruchslose Kost.


    Nachtragen muss ich dann noch eine Runde #NemesisLockdown, was mir zwar besser gefiel als das erste Nemesis, für mich aber wirklich ein "einmal im Jahr"-Spiel ist. Öfter muss ich diesen absichtsvoll-chaotischen Grundablauf spielerisch nicht erleben, auch wenn die Partie wieder viel Spaß gemacht hat.