Beiträge von thomasd87 im Thema „Spiel des Jahres / Kennerspiel des Jahres Orakel 2023“

    Also ich hab es ausprobiert, mein Eindruck geschildert, mir die Erfahrungen anderer durchgelesen (wichtig!), um zum Schluss zu kommen das ich es nochmal live ausprobieren werde. Es kann sein das es nicht meinen Geschmack trifft, aber den Diskurs möchte ich auch in Zukunft nicht vermeiden. DAS gehört für mich genauso zur Meinungsbildung dazu. Ich gleiche das ab was ich im Kopf habe und kann ggf. eine Korrektur vornehmen, wenn ich falsches angenommen habe. Geht jetzt nicht an dich, aber ich glaube es gibt sehr viele gebildete Menschen hier im Forum und nicht wenige Akademiker. Die Tendenz ist eher steigend das man immer einen findet, der halt einfach die "bessere" Meinung hat.

    Wenn einige der Meinung sind, "Challengers" sei ein komplexes Strategiespiel statt einer, spaßigen, aber vom spielerischen her doch weitgehend banalen Glücksorgie, dann nehme ich das zur Kenntnis und wundere mich über diese Einschätzung.

    Die etwas verächtlich Ausdrucksweise spiegelt vermutlich Deine (ja aus Deiner Sicht durchaus nachvollziehbare) Meinung über den Gehalt von Challengers! wieder. Aber wie ich oben schon mal ausführte, halte ich das Wort "Glücksorgie" weder generell für passend, noch für passend im Sinne eines Vergleiches zu anderen Deckbuildern, wo (nochmal:) die Entscheidungen zu 95%+ auch in der Kauf- oder hier Deckphase fallen. Aber da haben einige Früh-Rezensenten mit ihrer Aussage zum Autobattler wohl ebenso ganze Arbeit geleistet, wie diejenigen "Experten", die ihre Meinung auf einigen Partien auf BGA fußen lassen (am besten im zugbasiert-Modus).


    Challengers! ist trotz seiner offensichtlich geringen Komplexität nicht einfach ein Glücksspiel und hat im Sinne einer Entwicklung von Wenigspielern einen anderen Anspruch als Dorfromantik, meine Meinung.

    Der Glücksanteil von Challengers ist recht hoch. Selbst beim Deckbau ist es pures Glück welche Karten (ob A, B oder C-Deck) gezogen und somit zum Deckbau zur Verfügung stehen. "Glücksorgie" kann man so stehen lassen.

    Challengers wird wohl nicht die Massen mobilisieren, hab da eher positive Eindrücke über die Idee des Spiels gelesen, als über das Spiel selbst. Kommt immer eher langweilig.


    Dann kann man das Kennerspiel dieses Jahr bedenkenlos auslassen, und ein paar Partien mit Dorfromantik Spaß haben, das ist ja ganz gelungen für das was es sein will.

    Auch ich fand die Idee genial, als ich es auf BGA ausprobiert habe wurde ich bitter enttäuscht. Selten hab ich ein Spiel in der Erstpartie so schlecht gefunden.

    Mir machen Deckbau-Spiele immer extrem viel Spaß (für mich Top 1 Mechanik), aber das liegt auch daran das ich beim Kartenziehen echte Entscheidungen treffen kann. Challengers, tut mir leid das zu sagen, ist ein halbgares Spiel und unfertig.

    Okay, ich begreife auch das der "Spiel des Jahres"-Titel zu einem erhöhten Verkauf des Spieles führt. Somit entsteht auch eine gewisse Grundverantwortung gegenüber der kulturellen Förderung des Spiels in Deutschland. Das ist natürlich eine Verantwortung die zwar ursprünglich nicht unbedingt beabsichtigt war, nun aber State of the Art ist, sozusagend.


    Ich kann die Forderung nach klaren Kritieren auch verstehen, aber ich finde schon das viele Spiele aus den bisherigen Norminierungen und Gewinner überwiegend keine schlechten Spiele sind. Ein paar Spiele habe ich auch, die ich gelegentlich immer noch gerne Spiele. Insofern, falls das hier irgendeine Befürchtung sein sollte, sehe ich hier keine Lobbyarbeit.


    Ich finde die beiden hier verhärteten Fronten gehen gar nicht aufeinander zu.

    Warum nicht den Mittelweg finden (die goldene Mitte)? Etwas mehr Transparenz auf der Website zur Methodik und Auswahl, ohne dabei sich festlegen zu müssen. Als Orientierungshilfe könnte man sowas bezeichnen. Auch vielleicht die Tatsache das wie hier schon beschrieben wurde es scharfe Grenzen nicht gibt, knallharte Zahl nicht ohne weiteres ermittelbar sind und irgendwann auch aus praktischer Hinsicht die Zeit es nicht erlaubt wirklich jedes ansehenswerte Spiel auszuprobieren. "Abgrenzung" wäre für mich auch ein Teil der Transparenz und Methodik.

    Fehlt denn dann bei Dorfromantik nicht auch etwas?

    Mir nicht. Ich habe ja nicht gesagt, dass ich generell immer eine Wettkampfkomponente brauche, sondern mich speziell auf Cascadia bezogen.

    Würde ich eines der beiden Spiele für eine Solopartie wählen müssen, nähme ich Dorfromantik, weil ich die Denksportaufgabe dort reizvoller und vielschichtiger finde.

    Würde mich persönlich mal interessieren: Wie entscheiden das Verlage eigentlich?

    Wie entscheiden Verlage was genau? Ich verstehe deine Frage im Kontext leider nicht, sorry.

    Wie entscheidet ein Verlag, ob ein Spiel in das Verlagsportfolio aufgenommen wird und somit lokalisiert (nicht deutsche Autoren) und publiziert wird?

    Ich überlege mir nur bei der Intention, ein SdJ zu küren, was die geneigte Neu-Familien-Spielerschaft über die Vielfalt dieses herrlichen Hobbies denkt, wenn sie als einzige Spiele im Regal zwei Spiele mit sich aufbauenden Hexfeld-Landschaften hat.

    Erstens glaube ich nicht, dass die SDJ-Zielgruppe dermaßen abstrakt denkt. Zweitens glaube ich nicht, dass die SDJ-Zielgruppe Cascadia in nennenswerter Anzahl solo spielt, was dann wiederum dazu führt, dass gar kein ähnliches Spielgefühl entsteht.

    Würde mich persönlich mal interessieren: Wie entscheiden das Verlage eigentlich? Auch nach Bauchgefühl/Glaube oder gibt es da Statstiken als Grundlage?

    Also ich habe es bisher nicht gespielt, aber genau aus dem von dir genannten Grund: Ich habe bisher aus keiner Review herauslesen können, warum ich Dorfromantik spielen sollte, wenn ich Cascadia habe.

    Ich hab die Switch-Version von Dorf Romantik und der Reiz am Spiel liegt für mich darin immer mehr Bonus-Plättchen zu erhalten.

    Zudem sind das sehr schöne Animationen die sich während des legens entwickeln.

    Kein Bedarf an einer Brettspielversion.

    Den Wiederspielreiz sehe ich auch stärker bei Cascadia (hab ich auch und spiele es auch gerne).

    Gibt es eigentlich klare Kriterien von der Jury wie "Kennerspiel" vs "Familienspiel" eingeteilt wird? Das wäre wesentlich interessanter zu wissen, um Licht ins Dunkeln zu bringen.

    Siehe ein Posting oben drüber:

    Nein. Und das ist auch gut so, weil sich diese Grenze immer wieder mal verschiebt.

    Gruß Dee

    Die Grenzen können sich verschieben, die Kriterien können sich jährlich ändern und es muss nicht scharf definiert sein, trotzdem kann man doch Transparenz zeigen und die Kriterien nachdem man sich orientiert hat kurz erötern. :/

    Gibt es denn eine offizielle Definition bzw Abgrenzung von SdJ und KdJ? Nur, weil Cascadia für meinen Bekannten zu komplex ist, ist es ja nicht komplex - manchmal liegt die Antwort auch in den Spielenden selbst. Sicherlich ist die Handlungsvielfalt in einem Spiel genauso zu bedenken wie das Regelvolumen. Ich fand allerdings bei Challengers beides SEHR übersichtlich. Die Regeln sind wirklich nicht viel mehr als das, was ich aufgezählt habe und in übersichtlichen 5 Minuten nun wirklich jedem erklärt (Expertenspielenden vermutlich wirklich in 20-30 Sekunden). Die Entscheidungen im Spiel beschränken sich auch auf "Welche Karten nehme ich" und "welche Karten entsorge ich" - aber das ist schon genau das, was man zum meistern des Spiels - nicht erlernen - wissen muss. Der Ablauf der Runden spielt sich dann ja wieder (fast) komplett ohne Entscheidungen.

    Nach dem Erklärungsmuster könnte man auch Cascadia zum Kennerspiel machen, denn wahlloses Hinlegen von Plättchen führt ja nie zum Sieg - und selbst bei Camel Up muss man ja diverse Spielkonzepte verstanden haben, um besser Wetten zu können.


    Um das aber nicht einfach prosaischer Beliebigkeit zu überlassen, wer nun ein Spiel für wie komplex hält - denn ganz offenbar gibt es ja hier Spieler*innen, die Challengers für ein eher komplexes Spiel halten: Wie kann man das denn halbwegs sicher bestimmen?

    Komplexität kann berechnen: "Anzahl der Spielelemente" * "Beziehungen zueinander" (einzelne Regeln). Das allerdings was wir bei BGG haben ist die subjektiv wahrgenomme Durchschnittskomplexität von den Leuten die Lust haben die Komplexität zu bestimmen. Das ist für mich ein deutlicher Unterschied.


    Gibt es eigentlich klare Kriterien von der Jury wie "Kennerspiel" vs "Familienspiel" eingeteilt wird? Das wäre wesentlich interessanter zu wissen, um Licht ins Dunkeln zu bringen.

    Deck Construction sehe ich auch eher auf dem Kenner-Niveau angesiedelt. Ich glaube da müsste man wieder ein Fass aufmachen, nämlich wie genau Kennerspiel definiert ist (deskreptiv) oder sein sollte (normativ). Komplexität ist sicherlich ein relevanter Faktor, aber auch die "Zugänglichkeit" der Mechanik ist wichtig. Natürlich ist der Spielablauf nach dem Bauen einfach, aber für das effiziente Bauen braucht man durchaus Erfahrung und Beobachtungsgabe. Man reagiert quasi auf die evtl. neuen Karten des Gegners und packt entsprechende Karten hinein, oder hat eine eigene Strategie entwickelt (vielleicht sogar beides). Um das Spiel zu gewinnen, muss man schon verstehen wie das ganze auf einer tieferen Ebene funktioniert. Dominion hat eine statische Auslage mit Kartenstapeln (gleiche Karten pro Stapel). Die Auslage kann man nach Bedarf vorher erklären lassen, sodass das reine Spiel wirklich einfach runterzuspielen ist. Also ich kann die Enteilung für die beiden Spiele durchaus nachvollziehen.