Die ewige Diskussion, warum ein Preis für die Outgroup nicht nach den Kriterien für die Ingroup vergeben wird, geht in eine neue Runde.
Die Jury hilft aber auch immer wieder mit, dass es einen Grund für solches Gerangel gibt.
1) Dass nicht das beste Spiel ausgezeichnet werden soll, sondern "dasjenige, welches am besten als Botschafter für das Kulturgut Spiel geeignet ist" (oder so ähnlich), kommt nur so halb rüber, wenn Christoph Schlewinsky mit "und hier die besten Spiele des Jahrgangs" (oder so ähnlich) einsteigt.
2) Über die Jahre hinweg sind Kennerspiele gefühlt immer komplexer geworden, der Kennerspielpreis dagegen wandert gefühlt eher in Richtung weniger komplex, bewegt sich also weg vom "Mittelwert".
Der Name des Kennerspielpreises hilft auch nur bedingt, denn durch den fühlen wir Spielekenner uns nicht ganz zu Unrecht als Adressat.
3) Es gibt immer wieder "Komplexitätsausreißer". Es wirkt manchmal (dieses Jahr eher nicht), als würde die Jury ein bisschen vor dem Hype einknicken bzw doch nach ihrem privaten Spielegeschmack auswählen, wenn sich Spiele wie Barrage, Arche Nova, Dune Imperium oder Terraforming Mars in die Liste verirren. Dass es ein bisschen Unverständnis erzeugt, wenn solche Titel in dieselbe Kategorie fallen wie Exit, Challengers oder Fantastische Reiche, liegt irgendwie auf der Hand. Einem Publikum kein Challengers als Einstieg zumuten zu wollen, aber TFM ist mit einem bisschen Spielelust erfahrbar? Na ja.
(ich finde es persönlich nicht falsch, herausragende Expertenspiele honorieren zu wollen, aber die Komplexitäts-Bandbreite wird dadurch schon ziemlich strapaziert)
4) In gar nicht wenig Jahren gewinnt halt auch einfach das "Hypespiel", so dass der Preis auf einmal doch wirkt wie eine Bestätigung der Ingroup. Da können die natürlich nix dafür, wenn das Spiel halt tatsächlich auch in der Outgroup so gut ankommt. Aber es weckt/bestätigt halt schon die Erwartungshaltung, dass die Jury gefälligst die Spiele prämieren soll, die die Bubble geil findet.