Nachdem einige Male ja "Malazan / Spiel der Götter" fiel und ich die Reihe immer mal wieder in Buchläden gesehen aber die Cover mich nicht so abgeholt hatten, habe ich jetzt einen Anlauf gemacht und habe das erste viertel vom ersten Buch hinter mir.
Ich erkenne auf der einen Seite, dass Erikson eine wirkliche Idee für eine Story hat und er auch schreiben kann - es ist mir aber schleierhaft, dass das Buch so gut wegkommt. Der Einstieg ist absolut furchtbar. In die Handlung "reingeschmissen" zu werden ist ja ok - aber die Charaktere werden nicht vernünftig eingeführt / erklärt. Klar merkt man, dass das "Mädchen" was besonderes wird und der Hundetyp creepy ist etc.
Aber Details zur Magie / diese Gewirre wird nur gestriffen. Die Geschichte mit den Aufgestiegenen kommt auch erst später - und ok wenn man fix liest und sich was merken kann, dann versteht man im Nachhinein mehr / das meiste. Gut und der Titel der Reihe sagt aus, dass es in die Richtung geht.
Aber unterschiedliche Namen (und Umbennenungen), Titel, Völker / Rassen, Götter, Orte etc. - das ist alles ein einziges namedropping.
Wer sich da aufregt, dass Rad der Zeit zu kompliziert sei, dem kann ich nur das 1. Buch von Rad der Zeit ans Herz legen: Perfekte Einführung in die Welt, die Charaktere etc. bevor der Inhalt losgeht. Natürlich nicht dort erfunden - aber halt gut umgesetzt.
Das jetzt ist "anders". Aber das führt dazu, dass mir bei den Charakteren jetzt im Prinzip alle völlig egal sind. Sie sind alle mehr oder weniger substanzlos und blass. Ich neige nicht dazu Bücher abzubrechen - aber viel fehlt da nicht mehr. Und das trotz der Vorwarnungen über den holprigen / komischen Start.
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Ganz ehrlich: du solltest abbrechen.
Ich hatte vor 20 Jahren zunächst die Reihe Game of Thrones gelesen und meiner heutigen Frau empfohlen. Sie hat es geliebt. Dann hab ich ihr Spiel der Götter empfohlen und sie hat es nach einem Viertel des ersten Buches abgebrochen, mit dem Hinweis, dass sie mit den Charakteren nicht mitfühlen kann.
Und das Spiel der Götter ist einfach keine Reihe, bei der man so ohne weiteres mit den Charakteren mitfühlen kann. Vielleicht kann man es vergleichen mit dem Fall, dass man einen einfühlsamen Roman erwartet und dann ein Sachbuch (in diesem Fall zum Beispiel über die griechische Göttermythologie) erhält. Mitfühlen kann man dort auch nicht unbedingt. Trotzdem kann ein Sachbuch natürlich grandios sein.
Noch anders: obwohl ich Euro-Spiele liebe, wollte mich ein alter Bekannter immer dazu überreden, das beste Brettspiel überhaupt zu spielen, bei welchem es sich seiner Meinung nach um World In Flames handelte. Das war aber im Endeffekt nichts für mich, weil es mir einfach nicht elegant genug war und auch zu komplex für das, was ich bereit war,zu investieren. Und das ist natürlich auch völlig in Ordnung so.
Natürlich gibt es auch beim Spiel der Götter Handlungsstränge, bei denen einem die Charaktere näher kommen. Die Reihe lebt meiner Einschätzung nach aber eher davon, dass man wie ein Detektiv in eine Welt hineingeworfen wird, in der man nach und nach Informationen erhält und diese dann zusammen puzzeln kann, ohne dass man je einen kompletten Überblick bekommt.
Für mich ist die Serie mit Abstand die beste Fantasy Serie die es gibt (ich habe tatsächlich Regalmeter gelesen in der Malazan- Welt). Beim Rad der Zeit habe ich es hingegen nicht über das erste halbe Deutsche Buch gebracht , weil die Einführung so langatmig war…
Alles Geschmackssache…