Aber wie soll ich denn nun in Zukunft mit scheinbaren Plagiaten umgehen?
Das hängt doch immer von den Umständen ab ...
Da wir über "vermeintliche" Plagiate reden geht es ja in erster Linie um neue, noch nicht oder gerade erst erschienene Titel. Hier wäre das wichtigste sich ein Bild zu machen, ob es wirklic hein Plagiat sein könnte - anhand der Informationen, die zu dem Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Dann einmal nachschauen, ob die Verantwortlichen sich zu den Vorwürfen geäußert haben und vor allem WIE. Dann prüfen, ob die Betroffenen (Autoren, Verlage ...) sich hier positionieren.
Sagt der Betroffene Autor "nee, passt schon alles gut" dann gibt es imho keinen Grund, da weiter nachzubohren.
Wenn die Verantwortlichen sagen "oh, sorry, war uns nicht bekannt - pass auf, wir reden mit den Urhebern und finden eine Lösung" ist auch alles im Lot.
Wenn aber die Betroffenen sagen dass sie das nicht ok finden und die Verantwortlichen keine Einsicht zeigen, dann muss man halt entscheiden ob man das einfach ignoriert, oder ob man den Mund aufmacht. Deine beiden Argumente Pro und Contra sind ja beide richtig (was für ein Dilemma).
Ich würde es davon abhängig machen welche Mittel es sonst gibt, und welchen Einfluss mein kleines Mitwirken überhaupt hat. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein "Shitstorm" in sozialen Medien selbst bei größeren Unternehmen Wirkung zeigen kann - sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Wenn es aufgrund rechtlich unklarer oder schwammiger Lage wenig Handlungsmöglichkeiten gibt, und je mehr "Anstand und Moral" als Handlungskriterium dienen, desto wichtiger ist es aufzustehen und den Mund aufzumachen.
Und was mache ich nun, wenn man herausfände, daß zB Neom auf einem Entwurf von Sid Sackson beruht? Es downvoten, von meinem Tisch verbannen, obwohl ich es gerne spiele?
Du setzt weder ein sichtbares Zeichen noch wird es irgendwen beeindrucken, wenn Du ein Spiel aus deinem Schrank plötzlich nicht mehr spielst. Damit geißelst Du dich nur selbst, also nö, spiel es halt weiter und bewerte es einfach nicht öffentlich. Es kann aber auch sein dass Du das Gefühl bekommst, dass es Dir mit dem Wissen um die Umstände nicht mehr so viel Spaß macht wie vorher. Dann verschenke es. Ist beides ok.
Ein anderes Beispiel: Es gibt da ein Lebensmittel, welches ich früher gerne gegessen habe und auch heute noch mag. Irgendwann erfuhr ich unter welchen Umständen es produziert wird, ausnahmslos, und seitdem Esse ich es nicht mehr - das Wissen darum verleidet mir den Appetit darauf. Meine Entscheidung. Meine Frau isst es weiterhin. Ihre Entscheidung. Alles schick!