Beiträge von MetalPirate im Thema „(Vermeintliche) Plagiate und der Umgang damit“

    Das war doch schon durch die fehlende Erläuterung bestätigt, dass das Dummgeschwätz war, dachte ich ... 🤔

    Solche Fake News ohne Quelle sollten mE gleich direkt wieder gelöscht werden, um solchen Trollereien keinen Vorschub zu leisten.

    Hmmm. Ich verstehe dich, aber ich fürchte, dieser Schuss würde nach hinten losgehen. Dann würde zu viel wertvoller Content verschwinden, weil dann einige lieber gar nichts mehr schreiben als aufwändig nach verlinkbaren Belegen zu suchen. Und Diskussion über den Wert von Quell-Links hätten auch massiv viel Potenzial, Threads komplett entgleiten zu lassen.

    Neee, eine Moderation kann hier nichts erreichen. Es liegt an den Schreibern eines Forums zu wissen, dass man ab einer gewissen Tragweite lieber Belege mitliefern sollte, und es liegt genauso auch an den Lesern, die Personen, die steile Thesen ohne jede Belege verbreiten, in die ihnen gebührende Schublade zu stecken.

    Wie war das eigentlich bei Overturn: Rising Sands damals?

    Was das der Kickstarter, der sich während der Kampagne als unseriös in diversen Punkten herausgestellt hat? Als vermutlicher Scam? Wenn ja: Kann dann irgendjemand überrascht sein, dass das für ein Crowdfunding-Projekt der direkte KO ist?


    [UB-Chancen in Essen]

    Es gibt ja genug Leute die von dieser Geschichte überhaupt nichts mitbekommen.

    Sicher. Aber die kaufen es doch genauso wenig, weil es ohne die notwendige Sektenmitgliedschaft für solche Leute einfach nur ein maßlos überteuertes 08/15-Kartenspiel ist.

    Fobs , Ben2 : Warum geht ihr überhaupt auf Flip 4 nochmal ein? Das kam doch schon 2-3 Seiten vorher schon mal auf, samt sachlicher Antworten, die von denen, die sowas bloß als Whataboutism verwenden, doch weder gelesen noch verstanden werden.

    Hier machen sich doch nur ein paar Trolle einen Spaß daraus, diesen Thread immer wieder zu torpedieren. Über Flip 4 (oder ähnliches) ernsthaft diskutieren will von denen doch keiner. Eventuell werden diese Angriffe auf unknowns.de sogar anderswo orchestriert. Jedesmal, wenn irgendwas abgefrühstückt scheint, kommt der nächste neu angemeldete Troll um die Ecke und wärmt den gleichen Mist wieder auf, dann werden die Kringel 55 bis 57 gedreht.

    Schade um das enorm wichtige Thema Plagiate, das hier völlig untergeht. Was eventuell von der Gegenseite auch genau so beabsichtigt ist.


    :dnftt:


    BTW: Ich wäre dafür, dass in Threads wie diesem nur Leute schreiben dürfen, die schon mindestens X Beiträge in Y verschiedenen anderen Threads haben... (X und Y sind von der Moderation passend zu definieren.)

    ["Flip 4"]

    Wenn man ein "4 Gewinnt" Gitter auf den Kopf stellt und alle Steine neu runterfallen, dann ergibt sich schon eine komplett neue Spielsituation. In Anbetracht dessen, dass "4 Steine in eine Reihe bringen" jetzt kein so superkomplexes Ziel ist, würde ich das schon für eine ausreichend hohe Weiterentwicklung halten. Also eher kein Plagiat für mich, auch wenn die Inspiration natürlich völlig offensichtlich ist.

    Ob es ausreichend viel Spaß macht, sich andauernd vorzustellen, wie die Steine nach dem Flippen fallen, daran hätte ich jedoch große Zweifel. Bevor ich "Flip 4" empfehlen würde, sollte man sich eher Sachen der GIPF-Serie oder anderes anschauen, was im Bereich der abstrakten Spiele in den letzten Jahren so an guten Sachen herausgekommen ist. Da dürfte jeder ziemlich problemlos deutlich ansprechendere Spieledesigns finden.


    Ansonsten: Gut, dass wir wieder mehr über (vermeintliche) Plagiate reden und nicht über einen proletigen Schwachkopf, den man am besten stumpf ignoriert, bzw. mit seinen trollenden Jüngern, die nur zum Provozieren hierher kommen. Don't feed the trolls.

    Ich verstehe diese Diskussion in Bezug auf die Spielemesse nicht ganz. Ein Veranstalter hat Hausrecht und kann mit relativ geringen Einschränkungen reinlassen bzw. andersrum ausschließen, wen immer er möchte. Aus eigenem Interesse wird er das jedoch auf absolut eindeutige Sachen wie Verbot von Nazikram beschränken und sich nicht zum Richter über guten Geschmack aufschwingen. Also zum Beispiel auch Verlage von proletigen Schwachköpfen reinlassen, die Spiele im Graubereich zu Plagiaten im Programm haben. Es ist einfach nicht Sache eines Messeverstanstalters, diesen Graubereich zu bewerten.

    Bestenfalls könnte man diskutieren, ob der Veranstalter solchen Leuten einen Stand in einer irgendeiner hinterletzten Ecke hätte zuweisen sollen oder ähnliches. Wenn man es denn möchte, kann man sich auch formal korrekt verhalten und trotzdem zwischen den Zeilen Missfallen ausdrücken. Wobei ich bei einem Messeveranstalter wie gesagt 100% Verständnis dafür habe, wenn der sagt: "Wir behandeln aus Prinzip alle unsere Aussteller gleich."

    Zu Adventure Realms: Das ging bei mir direkt auf "ignore" als ich das Ausmaß des Kopierens gesehen habe; danach habe ich mich nie wieder damit beschäftigt. Aber eher wegen: "Nö, brauche ich nicht, ich habe genügend sehr gute Spiele zuhause, um ganz bewusst höhere Anforderungen, auch an die Originalität, setzen zu können." Denn wir sollten jetzt nicht intensives Übernehmen unter Quellennennung und dreistes Kopieren mit der Behauptung, dass dann ein eigenes Werk vorliegen würde, in einen Topf werden. Glanzvoll ist auch ersteres nicht, aber nur letzteres zeigt, dass da jemand ganz wesentliche Dinge zum korrekten Umgang mit kreativen Leistungen fremder Leute nicht begriffen hat.


    [Zum "warum schreibt man nicht den Originalautor einfach an?"]

    Mein Eindruck ist, dass die Leute einfach Angst und nicht den Mut haben den Autor oder Verlag des ursprünglichen Spiels anzuschreiben.

    Puh. Ich weiß nicht, ob dein Nova Luna Beispiel hier so wirklich passend ist. Wenn ein Spieleautor der allerersten Liga (hier: Uwe Rosenberg) einen eher unbekannten Spieleautor anschreibt und ihm eine Co-Autorenschaft an einem neuen Spiel anbietet, dann ist doch die Wahrscheinlichkeit hoch, dass daraus etwas wird. Corné van Moorsel wäre doch mit dem Klammerbeutel gepudert wesen, hätte er das abgelehnt. Eine bessere Werbung gibt's doch gar nicht.

    Wenn ich dagegen einen Uwe Rosenberg oder Stefan Feld anschreiben würde mit einer Spieleidee auf Basis eines bekannten Mechanismus', dann würde ich eher davon ausgehen, dass die Mail im digitalen Papierkorb landet. Was ich absolut verstehen könnte. Denn sind wir mal ehrlich: Weit über 95% der "Verbesserungsvorschläge" zu irgendwelchen Spielen, die man im Internet so finden kann, sind doch kompletter Schrott. Da würde ich mir als Autor, der dutzende Testpartien in vielen Monaten runtergerissen hat, doch auch schnell verarscht vorkommen, wenn Wildfremde da etwas "verbessern" wollen und vermutlich ihre "Verbesserung" noch nicht mal selbst getestet haben...

    Das wird ja als Interview angegeben. Ich bin gespannt, wer der Interview-Partner sein wird.

    Bin ich eigentlich der Einzige, der sich bei sowas an dem Begriff "Interview" stört? Wenn aufgrund von Abhängigkeiten zwischen Fragendem und Befragtem getrost vermutet werden kann, dass da vorab ausgefeilte Presseerklärungen in einem gestellten Gesprächsformat abgegeben werden, sollte man das nicht Interview nennen. Da bin ich gerne altmodisch. Das Interview-Format setzt für mich unabhängige Medien und unbekannte Fragen voraus.

    Ich hab mich an Rechtschreibfehler im Digger-Universum gewöhnt, sonst hätte ich ja gleich noch darauf hingewiesen, dass "annonym" auch nicht so ganz perfekt aussieht.

    Ist mir auch aufgefallen. Aber ich mache mich normalerweise nicht über Namen, Rechtschreibfehler oder ähnliches lustig. Dafür ist auch das Thread-Thema Plagiate zu wichtig. Nur: Wenn sich jemand als Hatespeech-Experte präsentiert, dann wirkt's halt etwas komisch und auch nicht besonders glaubhaft, wenn er das Objekt seiner Forschungen nicht mal richtig schreiben kann. Darauf wollte ich in etwas lustiger Form hinweisen.

    Naja. @Gruenschnabel dürfte einfach nur ein weiterer Digger-Kult-Jünger sein, der meint, seinem Meister hier im Feindesland beistehen zu müssen und sich extra dafür heute bei Unknowns angemeldet hat. Ignorieren und gut ist's.

    [...] Ich recherchiere über Hate-Speach [...]

    Ich helfe dir mal. Hier ist der Wiki-Eintrag dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Hassrede . Da steht übrigens auch drin, dass es Hatespeech (mit "ee", nicht "ea") heißt, wegen engl. speech = dt. Rede. Ich finde, dass man das ruhig wissen sollte, wenn man sich berufen fühlt, sich zu dem Thema zu äußern. Weiterhin frohes Forschen, es gibt noch viel zu tun!

    MPLPRN haben

    • ihre vermeintlich (fast) finale Regelversion zurückgezogen
    • auf ihrer Seite alle Spuren dazu verwischt (was natürlich nicht viel nutzt 8-)) ) und
    • sich jetzt zurückgezogen, um offenbar die Regeln komplett zu überarbeiten.

    Das würde ich (und sicher auch jeder Richter) schon als sehr starkes Indiz dafür werten, dass die Plagiatsvorwürfe zum damaligen Zeitpunkt auch von MPLPRN als nicht völlig unbegründet angesehen wurden. So ein Handeln hat schon etwas von Schuldeingestädnis. Und nicht zuletzt geht der Vergleich zwischen Unfinished Business Regelversion 9.9.5 (Link; das hat jemand netterweise bei BGG hochgeladen) und den Spielregeln von Big Deal (Link) bei Rundenablauf & Co doch sehr eindeutig aus...

    Sobald es Regeln für eine komplett überarbeitete Version des Spiels gibt, dann sind die natürlich komplett neu zu bewerten. Wenn MPLPRN nicht völlig blöd sind, sollte es problemlos möglich sein, sich zumindest in eine rechtliche Grauzone zu bewegen und dann hat sich jede Diskussion über rechtliche Klärungen schnell erledigt. Ein paar Sachen ändern und Spielregeln nicht 1:1 abschreiben, das reicht eigentlich schon auf der rein rechtlichen (nicht moralischen!) Seite. Das Problem von MPLPRN ist, dass sie beim ersten Anlauf halt viel, viel zu dumm-dreist geklaut haben und dann fällt einem sowas eben auch schnell mal auf die Füße.

    Ich lese hier immer wieder von einer 1:1 Kopie.

    Ich denke, dass man bei all der Abneigung gegen dieses Plagiat und das Verhalten dieser Personen (und ich teile beide Abneigungen absolut) so korrekt sein muss und es zumindest 0,95 : 1 Kopie nennen sollte.

    Warum? Erstmal 1:1 Kopie im Grundspiel, dann eigene Anbauten eher niedriger Schöpfungshöhe hintendran gesetzt. In der Summe ist dann 95% von Unfinished Business kopiertes Material, aber die Big Deal Teilmenge wurde dabei zu 100% kopiert. Aber du hast recht: Das Dranbauen von Aktionskarten an ein existierendes Spiel sollte man nicht komplett unterschlagen. Die Eigenleistung ist nicht null, sondern knapp über null. So fair muss man schon sein. ;)

    Ich glaube nicht, dass es zum Rechtsstreit kommt. Die einzigen, die von sowas profitieren würden, sind die Anwälte. Ansonsten steht da für beide Seiten das, was man rechtlich erreichen kann, in keinem Verhältnis zu den Kosten.


    Was ich an der Sache aktuell fast schon etwas witzig finde, ist die folgende Vorstellung: Stefan Gust & Co, die zuvor mit "hunderten Stunden Spieleentwicklung" geprahlt haben, obwohl sie nur 1:1 etwas Existierendes abgeschrieben haben, sitzen jetzt in ihrem stillen Kämmerlein und machen unter Hochdruck echte Spieleentwicklung, um von ihrem Plagiat los zu kommen. Sie ändern Mechanismen, Zahlen auf Karten, Kartenverteilungen, etc. ... und stellen dabei immer frustrierter fest: "So ein Sch***, das macht ja so überhaupt keinen Spaß mehr, da steckt ja in Big Deal echte Arbeit drin!"

    Ich glaube, wir sollten hier unterscheiden zwischen der aktuellen Situation und der Zukunft.

    Aktuell haben Gust & Co wenig Probleme. Die ziehen das Ding durch mit kleineren Anpassungen, gerade so viel, dass sie in eine rechtliche (nicht moralische!) Grauzone kommen. An zuvor geschlossenen Verträgen (Hersteller, Messen, Grafiker, was auch immer) dürfte sich wenig bis gar nichts ändern und ihre Community aus überzeugten Jüngern ist stark genug, um ausreichend viele Exemplare zu kaufen, dass sie kein Minus machen. Der harte Kern wird durch eine gewisse Wagenburg-Mentalität sogar noch zusammengeschweißt.

    Perspektivisch haben Gust & Co dagegen Probleme en masse. Einen einfachen Weg Richtung zukünftiger, dauerhafter Verlagstätigkeit haben sie nicht mehr. Partner aus der Brettspielbranche (in der kompletten Spanne zwischen "nice to have" und "zwingend notwendig") werden sie reservierter behandeln, teils auch aus Eigeninteresse reservierter behandeln müssen, und in ihrer Community gibt es auch schon sichtbare Risse. Das ist ein Problem, denn ein Kult kann Zweifel am Großen Führer überhaupt nicht brauchen; da sind nicht mal offene Diskussionen über mögliches Fehlverhalten erlaubt. Und wie gut Unfinished Business wirklich ist, wird sich auch erst zeigen; das Vorgängerspiel war zumindest mal kein Kassenschlager. Gerade wenn sie an dem Plagiat doch noch Sachen wie Kartenverteilungen ändern müssen, um nicht 1:1 zu kopieren, besteht da enormes Potenzial zum Verschlimmbessern, wenn das die ersten Gehversuche im Spieldesign sind und nichts richtig getestet ist.

    Mein Fazit: Die ziehen ihr eigenes prolliges Alternativ-Dings weiter durch wie gehabt, werden aber erleben, dass dieses Business Model parallel neben dem Mainstream (etwas krawallig, aber eigentlich als Teil des Mainstreams) deutlich einfacher war als zukünftig im Dauerkonflikt gegen den Mainstream, wenn man auf komplett eigenen Interpretationen von Urheberschaft & Co bestehen muss.

    Auch diese "Empfehlungen" wurden oft von Journalisten - oder solchen, die es werden wollen - zusammengeklatscht und findet auch durchaus den Weg in die Printprodukte.

    Das bezweifele ich überhaupt nicht. Der Journalist muss auch von irgendwas leben und ggf. seine Familie ernähren. Gerade bei den Printmedien schlagen sich da viele mit einer Mischung aus "freier Mitarbeiter" und Werbetexter für diverse Auftraggeber durch. Die Fähigkeit, mit Sprache umgehen zu können, dient nicht automatisch irgendwelchen hehren journalistischen Idealen.

    Ich weiß nicht mehr wo, aber neulich habe ich mal von einem Journalisten die Klage gelesen, dass Recherche in seinem Bereich immer mehr zum unbezahlbaren Luxus würde. Das ist problematisch. Spätestens wenn gleichzeitig mit Hetze und Verschwörungstheorien gutes Geld zu verdienen ist.

    Welcher Rezent bietet denn diese Qualität? Ich kenne keinen einzigen in der Brettspielszene.

    Wenn ich mir die teilweise billigst zusammengeschusterten "Spielempfehlungen" im "seriösen Journalismus anschaue", dann sehe ich auch da diese Qualität nicht. ;)

    Solche billigst zusammengeschusterte "Empfehlungen" (aka bezahlte Werbung) sind im traditionellen Journalismus bestenfalls vor Bezahlschranken zu finden. Ich empfehle jedem, der es noch nicht kennt, mal ein Probeabo von Medien wie FAZ+ abzuschließen, um dann kennenzulernen, dass es auch heute noch echten Journalismus gibt. Nur halt nicht kostenlos. Das zu erwarten, wäre weltfremd. Gute Recherche ist Arbeit und die muss halt normalerweise bezahlt werden. Und zwar mit echtem Geld, nicht mit ein paar Likes.

    Halbwegs taugliche Alternative: englischsprachige Quellen nutzen. Da gibt es auch im kostenlosen Bereich noch deutlich mehr Qualität. Auch in gerade in Nischenbereichen wie der Brettspielszene.

    Bei „Leuten“ stört mich das nicht, bei „Rezensenten“ hingegen schon.

    Stimmt schon. Aber dann können wir weiter diskutieren, ob man an den Youtube-"Rezensenten" die gleichen Maßstäbe anlegen sollte wie an einen ordentlich bezahlten Journalisten, dessen Rezensionen man nur lesen/hören/sehen kann, wenn man im Abo dafür gutes Geld bezahlt.

    (Persönliche Meinung zu der aufgeworfenen Frage: Ja, man sollte die gleichen Maßstäbe anlegen, weil "Rezension" eine Form ist, die unabhängig vom Medium Qualitätsanspruche besitzt. Dann ist der Youtuber eben nur ein "Youtuber", der "Ersteindrücke" schildert. Nicht mehr, nicht weniger. Aber eben keine "Rezensent" mit "Rezensionen". Gleichzeitig muss man aber auch wissen, warum man auf Youtube einfach nicht mehr erwarten kann. Ein "ich will die besten Rezensionen, aber das bitte kostenlos" funktioniert einfach nicht.)

    Aber wie soll ich denn nun in Zukunft mit scheinbaren Plagiaten umgehen?

    Och... Eigentlich wie immer in solchen Fällen, auch unabhängig davon, ob wir von Plagiaten bei Spielen, bei Büchern, beim Produktdesign oder sonstwo reden: Bewerten auf einer fließenden Skala zwischen weiß, unterschiedlichen Abstufungen von grau und schwarz. Diese Bewertung sollte man dann auch begründen können. Tip: die "schöpferische Höhe", die kreative Leistungen bemisst und die man z.B. auch in Zusammenhang mit Copyright oder Patenten kennt, ist auch hier ein geeigneter Maßstab. Ggf. kann man auch die eigene Selbstdarstellung des Plagiators ("nicht Nennenswertes kopiert, XYZ kenne ich nicht, alles meine eigene Leistung!!") noch einbeziehen und berücksichtigen, wenn er sich dabei in Widersprüche verstrickt.

    Und falls man dann komplettes Kopieren eines Grundgerüsts immer noch als "hellgrau" durchgehen lassen will, dann bitte nicht wundern, wenn man Gegenwind bekommt von denen, die wissen (oder zumindest begründet abschätzen können), wie viel Arbeit in eben diesem Aufbau eines tragfähigen Grundgerüstes normalerweise schon steckt.

    Einerseits gebe ich Dir Recht bzw. sollte man meinen, aber der Umgang mit dem aktuellen Fall und das stumpfe kollektive Nachplappern noch so weit hergeholter "Argumente" lassen doch einen Restzweifel, ob man da einigermaßen objektiv geblieben wäre.

    Ein Zeichen von Kult-Verhalten ist, dass es niemand wagt, öffentlich auszuscheren. So ein Kult lebt auch von einer gewissen Wagenburg-Mentalität. Die eigenen Mitglieder werden beim versuchten Ausscheren sofort hart von der Gemeinschaft angegangen. Es bringt auch überhaupt nichts, die Jünger aufzufordern, den offensichtlichen Unsinn ihrer Führer öffentlich als solchen zu benennen. Funktioniert nicht. Stärkt nur die Wagenburg-Mentalität und das dort gepredigte Lebensgefühl: Wir ("die Guten/Erleuchteten") gegen die anderen ("die Bösen") .

    Der einzige Weg aus einem Kult heraus ist, dass man innere Zweifel weckt, u.a. indem man Zugang zu Fakten verschafft, die das eigene klare Weltbild in Frage stellen. Wohlgemerkt: innere Zweifel. Das fängt notwendigerweise immer klein an und bleibt außen erstmal unsichtbar. Außen nimmt man außer dem Anführer immer nur die totalen verbohrten Kultmitglieder wahr.

    Übertragen auf den Fall hier: mit einer objektiv schlechten "Schmutzgurke" aus eigener Feder zerstört sich so ein Kult ggf auch schnell selbst, indem bei den eigenen Jünger Zweifel an der Allmächtigkeit des Führers wachsen. Denn objektive Diskussionen über Stärken und Schwächen, so wie es in "unserer" Welt völlig normal ist, sind dort schlicht nicht vorgesehen. Kommt ja vom Meister persönlich.

    Auch deshalb ist es wichtig in diesem Thread, 100% sachlich zu bleiben. Es geht nicht gegen einen Youtuber, es geht nicht gegen dessen Anhänger, es geht um die Wichtigkeit des Schutzes geistiger Leistungen von Autorenschaft bei der Spieleentwicklung. Denn ohne Respekt vor Autorenleistungen wird irgendwann niemand mehr gute Spiele entwickeln wollen.


    BTW: Für mich sehr aufschlussreich in Sachen "wie funktioniert ein Kult?" war da mal ein längeres Interviews mit einem amerikanischen Sektenforscher, der Leute dabei geholfen hat, aus ihrer MAGA-Welt herauszukommen. Da gab's auch sehr interessante Erklärungen, wie Social Media in der heutigen Zeit Parallelwelten schafft und wie "alternative Fakten" dort ein allgemeines Referenzsystem aushebeln können. Und ein Hauptproblem dabei: es lohnt sich für ein paar sehr skrupellose und ziemlich zynische Menschen, die das wider besseres Wissen anfeuern, weil sie damit sehr, sehr viel Geld verdienen können.

    Das fast schon Witzige daran, ich glaube, der Digger und sein Team hätten genauso irgendeine an einem Wochenende tatsächlich schnell selbstentwickelte Take That-Schmutzgurke kreieren können und 90+ % ihrer Supporter hätten es trotzdem gekauft.

    Vorsicht. So ein Geschäftsmodell lebt (maßgeblich) vom Image und dem Gruppenzusammenhalt ("wir gegen dir"), nicht von Inhalten. Inhalte sind da potenziell sogar gefährlich, erst recht, wenn man schnell in den Bereich der Geschmacksfragen kommt, wo man sich berechtigterweise streiten kann. Das darf nicht sein, denn im Kult hat alles, was vom Großen Guru kommt, per Definition gut zu sein. Dafür muss der Guru ein gewisses Mindestmaß an Qualität liefern, das man sich zumindest schön reden kann.

    Sonst merken die Jünger nämlich irgendwann, dass sie das Spiel doch nicht so oft spielen wollen, und in Erweiterung davon, dass der Große Guru doch nicht über Wasser laufen kann. Deshalb ist kopieren hier viel logischer als selbst entwickeln. Er hätte halt nur geschickter kopieren müssen, z.B. mit öffentlicher Entschuldigungsgeste und ein paar Hundert Euro für den Originalautor, dann hätten ihn seine Jünger wieder abgefeiert und aus der gewollten Grenzüberschreitung wäre sogar noch ein großer PR-Stunt geworden.

    BTW: Ein Spiel komplett von null auf zu entwickeln, ist längst nicht so einfach, wie vielleicht viele denken. Ich empfehle, es einfach mal ausprobieren. Zwischen "funktioniert mechanisch" und "macht Spaß" liegen Welten. Und wenn man dann ehrlich zu sich selbst ist, weiß man die Arbeit von Autoren und Redakteuren anschließend sofort viel mehr zu schätzen. Mag sein, dass ich da zu perfektionistisch unterwegs bin, aber alle eigenen Gehversuche in Richtung Spieleentwicklung habe ich irgendwann mit "auch nicht besser als Vorhandenes" in der Schublade versenkt... :)

    Meiner Meinung nach sollte hier jeder eine 2. Chance bekommen.

    Grundsätzlich immer ja. Das sieht mein christlich geprägtes Werteverständnis so vor. Gilt uneingeschränkt für jeden Übeltäter. Aber vor der Zweiten Chance kommt die Selbsterkenntnis, was hier alles schief gelaufen ist, und da hat dieser Youtuber noch ein gutes Stück Weg vor sich.

    Back on topic. In dem zwei Beiträge weiter oben (nochmals) verlinkten BGG-Thread ist auch noch eine echte Perle versteckt, auf die sich hinzuweisen lohnt. (Gefunden von BGG-User "And Here".) Herr Gust schreibt ja seinen Startbeitrag auf deutsch und englisch. Dabei ist das deutsche

    Zitat

    Diese vermeintlichen Plagiatsvorwürfe sind ja nicht ohne

    übersetzt mit

    Zitat

    These alleged plagiarism accusations are not without merit

    ("Die vermeintlichen Plagiatsverwürfe sind nicht unbegründet.")

    Echt hübsch, zumal "(not) without merit" eine in der Juristensprache gebräuchliche Formulierung ist. ^^

    Wundert dich das? So kann man dort sogar Präsident werden und die Welt in brand setzen.

    Nein. Wundert mich überhaupt nicht. Geht ja auch nochmal schlimmer als Trump oder "January 6". Die gewollte Verstärkung von Hetze durch "Social Media" (nämlich aus rein ökonomischen Gründen) hat auch einen großen Anteil an Gewalt und Ausschreitungen, bis hin zu Völkermord, in diversen weniger entwickelten Ländern der Welt, wo Facebook & Co oft die einzige Nachrichtenquelle für viele Menschen sind. Aber das würde uns schnell Richtung RSP führen -- und da will ich nicht hin, deshalb ist hier von meiner Seite aus Schluss. Mir ging es hier nur um den Hinweis darauf, dass heute auch intelligente Leute, die es eigentlich besser wissen müssen, gezielt hetzen und Normen brechen, um damit Geld zu verdienen. Und zwar verdammt viel Geld, wenn sie es gut machen. Während andersrum echte Recherche im Journalismus immer mehr als unbezahlbarer Luxus gilt.

    Zum Thema Geldverdienen. Ich habe lange die Typen, die im Internet irgendwelchen kruden Unsinn verbreiten, gezielt Normen des Anstands brechen und als Geschäftsmodell sektenaktig irgendwelche Deppen um sich scharen, in die Kategorie "armer Tropf" gesteckt. Dann habe ich mitgekriegt, dass in den USA ein Alex Jones damit über 10 Millionen Dollar im Jahr verdient hat. (Belegt durch Gerichtsprozesse, in denen er finanziell die Hosen runterlassen musste.) In den USA ist es ja sogar so weit gekommen, dass Fernsehsender, die den Bestandteil "News" im Namen führen, rein zum Geldverdienen und wider besseres Wissen (!!) gezielt Lügen verbreiten. (Auch das ist vor Gericht belegt.)

    Klar: USA ist da nochmal eine andere Hausnummer. Aber trotzdem: In der heutigen Zeit sind da Sachen möglich, die früher einfach nicht denkbar waren.

    Stapel mit der Mitte bilden oder den Stapel vom Mitspieler klauen oder wenn man nichts machen kann -> Karte ablegen

    So eine Grundidee ist nur ein Bruchteil der Spielentwicklung eines Kartenspiels. Die große Arbeit besteht dann darin, daraus ein funktionierendes Spiel zu machen. Das heißt: sich zu überlegen, wie viele Karten es von jedem Typ geben soll und welche Zahlen und/oder Symbole dann an so-und-so-vielen verschiedenen Stellen auf den Karten stehen sollen. Das braucht dutzende, wenn nicht hunderte von Testspielen / Berechnungen / Überlegungen / Diskussionen. Das entscheidet darüber, ob ein Spiel "meh" ist oder Spaß macht.

    Wer an dieser Stelle alles 1:1 kopiert und bloß hinten noch irgendwelche Aktions- oder Sonderkarten dranbaut, der kürzt in einem Maße ab, dass es ungehörig ist, das als eigene Arbeit zu bezeichnen.

    Eine Handlung ist etwas, was man tut: eine derartige oeffentlich Erklaerung abzugeben, als dass A der Versand macht, ist doch eine Handlung - und damit eben konkludentes Handeln bzw. Vertrag angenommen.

    Ich denke schon, dass das konkludente Handeln, das das Vertragsangebot rechtlich bindend annimmt, auf irgendeine Weise gegenüber dem Angebotsersteller erfolgen muss, so dass für diesen klar ist: Ja, das Angebot wurde angenommen. Sonst wäre der Angebotsersteller ja verpflichtet, sämtliche Youtube-, Facebook-, Instagramm- und sonstigen Kanäle des Empfängers zu verfolgen. Dass eine x-beliebige öffentliche Äußerung ausreicht, kann ich mir deshalb kaum vorstellen. Aber, wie sagt man so schön im Internet: IANAL. I am not a lawyer.