Beiträge von Reich der Spiele im Thema „(Vermeintliche) Plagiate und der Umgang damit“

    Flip 4: Das sieht auf dem ersten Blick wie ein Plagiat aus. Es basiert auch ohne Zweifel auf 4 Gewinnt. Aber: Es handelt sich aus meiner Sicht um eine deutliche Weiterentwicklung, da der Kippmechanismus das Spielgefühl komplett verändert. Es handelt sich im Wortsinn für mich definitiv nicht um ein Plagiat. Ob die Rechteinhaber von 4 gewinnt hätten eingebunden werden müssen oder wurden, kann ich jedoch nicht sagen. Das Resultat ist für mich jedoch eigenständig genug, um gerade so als branchentypische Weiterentwicklung durchzugehen.


    Ganz anders sieht das bei dem hier episch diskutuierten Fall aus. Und ich finde es wirklich unfassbar, dass es immer wieder Leute gibt, die das Spiel und die Vorgehensweise verteidigen oder davon sprechen, dass doch gar kein Schaden entsteht. Jeder, der so etwas meint, muss mal ganz, ganz tief in sich hineinhorchen, ob da nicht irgenwo ein Zeiger beim eigenen Moralkompass abgebrochen ist. Denn ...

    Einem Autor wurde kackfrech seine Spielidee geklaut. Das IST bereits ein Schaden. Da ich selbst Urheber bin, kann ich da auch kaum eine zweite Meinung sehen, die irgendwo in die Nähe rückt, der Realität zu entsprechen. Diese Spielidee wird dann auch noch ohne seine Zustimmung veröffentlich und ohne an ihn Tantiemen zu zahlen vermarktet. Das ist ein klar definierbarer finanzieller Schaden. Zugleich ist es ein darüber hinausgehender Schaden, weil damit die eigene Vermarktung der Idee erschwert wird. Schließlich sind die Diebe der Idee auch noch so unglaublich dreist, den eigenen Namen auf die Schachtel zu packen. Das ist dann schon deutlich mehr und es gibt keinen Millimeter Spielraum, um hier diese Leute zu verteidigen. Wenn wir darüber ernsthaft diskutieren müssen, würde ich mal fragen, ob da einige noch alle Werte-Groschen beisammen haben. Dass am Ende nun noch so lange herumgefeilt wird, dass aus diesem widerlichen Diebstahl noch etwas wird, was möglicherweise nicht sofort juristisch angreifbar wird, spielt dabei überhaupt keine Rolle mehr. Wer so ein Vorgehen in irgendeiner Form verteidigt, hat für mich wirklich Ehre und Anstand verloren.

    Dass man darüber hinaus über die Reaktion auf die mehr als berechtigte Kritik reden kann, kommt noch hinzu. Aber das lasse ich mal außen vor. Die Dreistigkeit des Diebstahls ist schon mehr als genug, um das verurteilen zu müssen.

    Ich würde mir ehrlich gesagt wünschen, dass es juristische Schritte gibt. Einfach nur, um solche Fälle mal grundsätzlich und möglichst höchstrichterlich zu klären. Oder dass ein Verlag das Original neu auflegt oder/und dabei vielleicht die "Weiterentwicklung einfach kopiert. Mal sehen, wer dann ganz schnell laut jammert und um Rechtsbeistand bittet. Ne, fände ich doch doof.

    Aber es kann natürlich auch sein, dass so harmlose Sachen passieren wie eine Horde von Moralaposteln, die auf der Spiel einfach mal sich spontan an den passenden Stand klebt oder dort alle Spiele umwirft. Oder eine Gruppe, die sich einfach selbst bedient und das Spiel in Massen umsonst mitnimmt, weil ja keine eigene Leistung dahintersteht. Muss man doch verstehen, die Idee ist doch eh geklaut, da kann man dann doch wohl das Spiel auch kostenlos mitnehmen ... Oder etwas nicht? Ein Schaden entsteht doch dann gar nicht ... (Bevor es wer falsch verstehen will: Das war eher "lustig" gemeint ... Ach, egal).

    Reich der Spiele schade, du machst zwar Andeutungen, aber wirst nicht konkret. So kann man deine Andeutungen leider selbst nicht bewerten und es steht einfach so in Raum da. Dabei steht Reich der Spiele doch laut eigenen Text auch für

    Zitat

    Spielen ist Popkultur, es ist für das Team von Reich der Spiele auch das Drumherum: Szene, Menschen, Entwicklungen. Nicht zuletzt deshalb gibt es hier auch einen Blick in die Tiefe und zugleich über den Tellerrand hinaus.

    Popkultur (was wie leider etwas vernachlässigt haben) ist nicht, wenn man alle Infos, die man hat, in der Öffentlichkeit breittritt. Das hat auch etwas mit Professionalität und Vertrauen zu tun. Viele Infos hätte ich nicht, wenn ich alles rausposaunen würde.

    Ich habe allgemein versucht, aufzuzeigen, dass die heile Brettspielfamilie keine ist. Um es mal mit - ich meine - Tom Felber zu sagen, der auf die Aussage eines Verlegers, dass "wir" doch alle die gleiche Ziele hätten, sagte: "Irrtum, haben wir nicht." Daraus entstehen viele Konflikte, weil viele glauben (!), alles wäre eine Familie, aber die Interessen der Einzelnen ausblenden. Es gibt in der Branche und Szene so viel Streit wie anderswo, der teilweise aus dem "familiären Gefühl" heraus aber noch stärker eskaliert. Aber: Es gibt eben doch ein Stück Professionalität. Daher glaube ich, dass der hier diskutierte Fall bei einem bekannten Verlag so nicht hätte passieren können und auch nicht so enden würde.

    Natürlich bringen wir hin und wieder dann doch etwas. Bei Themen, die für die Öffentlichkeit interessant sind. Dazu gehört auch zum Beispiel die Sache mit der Datenbank von spielen.de damals usw. Auch da gab es hinter den Kulissen ganz viel böses Blut. Aus einigen Beiträgen kann man vielleicht auch Dinge herauslesen. Wir sind kritisch und speziell ich lege gern den Finger in die Wunde. Auch mal mit Salz. Aber das ist dann eben themenbezogen und nicht persönlich (was aber einige auch gern falsch auffassen). Wir sind eben nicht die Gala.

    Welche andere Seiten? Meinst du damit Spieleverlage, Autoren, die SAZ, die Spiel des Jahres Jury, Presseorgane wie Spiegel oder Spielbox, andere Blogs egal ob nun geschrieben oder Video wie YouTube oder Podcasts?

    Und warum wartet ihr überhaupt erst auf andere?

    Es betrifft die gesamte Branche. Nicht alle Personen, aber alle Bereiche.
    Warum warten? Darum. Warum sollte ich ein Interesse daran haben, ohne öffentliches Interesse Infos über mir bekannte üble Streitereien zu veröffentlichen? Manchmal machen wir es anlassbezogen, um aufgrundsätzliche Missstände hinzuweisen. Manchmal üben wir selbst Kritik. Aber ich würde im Normalfall nicht einfach so ganz "familiäre" Reaktionen auf Kritik veröffentlichen.


    Beim Blog Eintrag selbst gibt es vor allem um eine gelöschte Diskussion oder besser gesagt zwei. Alles andere im Blog kann man so nicht nachvollziehen. Die Meinung, dass schlechte Kritiken für böses Blut sorgen würden, widerspricht den Aussagen hier im Forum. Hier wurde schon öfters erwähnt, dass schlechte Kritiken an Spielen eben keine negative Auswirkungen bei der Zusammenarbeit mit den Verlagen hätten.

    Kritik in Rezensionen sind auch nicht das Problem. Ebenso nicht unbedingt das Verhältnis zwischen Medien und Verlagen. Es geht generell um Kritikfähigkeit/Reaktion auf Kritik oder andere Meinungen. Oder anders gesagt: Solange alle das Familienlied mitsingen und schön nur über das Spielen sprechen, ist alles gut. Aber eben nur bis genau zu diesem Punkt. Das gilt für Verlagsvertreter, Autoren, Spieler, Illustratoren, Übersetzer, Medienleute, "Influencer", Messeveranstalter, Händler, Vertrieb, Agenturen usw. Ich kenne so viele Besipiele (und ich meine nicht meine persönlichen Erfahrungen), bei denen es zu Reaktionen kam, die weder in die heile Welt passen, noch angemessen erschienen. Aber erspar mir bitte die Nachfrage nach konkreten Beispielen. S. o.

    Ist hier eh eher OT. Um den Bogen doch noch zu schlagen: Das hier hauptsächlich diskutierte Beispiel ist in diesem Sinn ein Paradstück. Nur hätte sich das Vorgehen sehr wahrscheinlich kein Verlag oder Autor so getraut, weil die Rechtsfragen eben professionell geklärt werden. Die Reaktionen auf Kritik an dieser Dreistigkeit sowie ein Teil des Theaters im Umfeld zeigt aber, was ich ungefär meine. Das kannst du auf andere Themen übertragen, ewtas herunterkochen und hast immer noch kochend heißes Wasser, an dem sich schnell mal jemand die Finger verbrennt. So in etwa ;)

    Uff. Das war vor 13 Jahren. Und das ist dein einziges Beispiel?

    Es ging um "zu lesen". Wir schreiben ja nicht über jeden Pseudoringkampf und jedes Gemotze. Ich kenne auch aktuellere Beispiele, über die ich aber nicht reden werde, bevor etwas von anderen Seiten öffentlich wird. Die Heil-wir-sind-alle-eine-große-Hobby-Familie-Annahme ist jedenfalls ein "hoffnungsfroher" Eindruck, ja, Etikettenschwindel. Das Business drum herum - bis hin zu den hier gennanten Auswüchsen von den Hobbyrändern der Szene - ist bei allem "Du" und "supi" eben doch knallhart und da gibt es bei falschen Äußerungen auch mal blutige Nasen und wenig harmonisch aufgelöste Konflikte. Ausgehend von dieser Beobachtung ist es umso erfreulicher, dass zumindest bei solchen Dingen wie Plagiaten alle mehr oder weniger an einem Strang ziehen - einfach auch deshalb, weil es jeden treffen kann. Umso schlimmer trifft es dann eben die, die es dennoch probieren. Zurecht.

    Diese sogenannte "Familie" reicht stets nur bis zur ersten Kritik. In über 20 Jahren in diesem Business kann ich dir sagen, dass besonders die, die gern von Familie reden, die ersten sind, die dir einen Dolch in die Rippen rammen, wenn mal harte Kritik kommt. Damit meine ich übrigens nicht meine Rippen. Das ist Heititei, solange es harmonisch ist. Sobald es zu einem - auch kleinen - Konflikt kommt, sieht das schon ganz anders aus. Es gibt bei aller fachlichen Souveränität hier so viele empfindliche Arrogante, streitlustige Vollhonks und niveaulose Luftsäcke wie in allen anderen Bereichen auch.

    Gibt es dazu auch Berichte zu lesen, hören oder sehen oder ist das alles nur unter vorgehaltener Hand?

    Niemand geht damit gern hausieren. Wer genau hinhört oder mehr als nur Businesskontakte in die Branche hat, hört so einiges. Wir haben darüber ein, zwei Blogs geschrieben - damals aus Anlässen, die mehr als Gerüchte in der Branche waren. Aber auch da würden wir keinen unbedingt anschwärzen, da wir das Thema zwar behandeln, aber keine Personen von uns aus in die Öffentlichkeit stellen wollen. Fazit dazu: Es ist ein knallhartes Haifischbecken, bei denen sich alle gewollt familiär und freundschaftlich geben. Aber kommt es zu Kritik reagieren viele empfindlich und treten wild um sich.
    Beispiel: https://www.reich-der-spiele.d…kritik-in-der-spieleszene

    Aber das wird jetzt OT. Das Posting war nur auf Antwort auf die "Familien-Frage" gemeint. So heile Welt ist die Branche eben nicht. Bei Plagiaten haben aber die meisten einen Kompass, der zwischen Moral/Recht, potenziellen Umsatz und Blick für tatsächliche Kopien gut eingestellt ist.

    Ich kann nur sagen, ich verstehs bald nicht mehr, wieviel Aufmerksamkeit man dem Thema nach all der Zeit noch geben will.

    Ja, klar. Man kann natürlich sagen, dass man über Hochstapelei und Diebstahl nicht reden soll, damit nicht mehr Leute auf Täter aufmerksam werden und ihnen zum Opfer fallen können. Man kann aber auch einfach sagen, was für dich offenbar problematischer ist: Beides ist immer und überall aufs Schärfste zu ächten. Deine Postings sagen leider sehr viel mehr über dich, deinen Moralkompass und deine "Diskussionskultur" sowie über deine "Bubble" aus als über dieses - auch von mir nicht immer geliebte - Forum. Nicht das Anprangern ist das Problem, sondern die Tat.

    Wie geht eigentliche "die Branche" mit Personen um, die Plagiate veröffentlichen?

    Der Teil ist recht eindeutig. Keiner mag es, untereinander wird das nur im Rahmen toleriert. Ausnahmen gibt es aber. Es ist immer die Fage, ob es Zufälle sind, was durchaus passieren kann. Die Verlage achten aber schon darauf. Es gibt auch Nachahmer, aber da sind die Produkte in der Regel weit genug vom Original.

    Es wird doch immer von Brettspiel-Familie gesprochen, obwohl es neben Selbstverwirklichung auch um Kommerz und Gewinne oder schlicht Lebensunterhalt geht.

    Diese sogenannte "Familie" reicht stets nur bis zur ersten Kritik. In über 20 Jahren in diesem Business kann ich dir sagen, dass besonders die, die gern von Familie reden, die ersten sind, die dir einen Dolch in die Rippen rammen, wenn mal harte Kritik kommt. Damit meine ich übrigens nicht meine Rippen. Das ist Heititei, solange es harmonisch ist. Sobald es zu einem - auch kleinen - Konflikt kommt, sieht das schon ganz anders aus. Es gibt bei aller fachlichen Souveränität hier so viele empfindliche Arrogante, streitlustige Vollhonks und niveaulose Luftsäcke wie in allen anderen Bereichen auch.

    Dieses ewige schwarz-weiß-geschwurble "bist du nicht für mich bist du gegen mich" ist doch genau das Problem der fehlenden Kritikfähigkeit auf beiden Seiten

    Damit kennst du dich ja bekanntermaßen gut aus ...

    Während du deinen Quatsch hier loslässt, wettern die meisten anderen nicht gegen Personen, sondern gegen Plagiate. Offenbar ist dir das entgangen, sonst hättest du vielleicht etwas anderes gepostet. Argumente laufen halt bei einigen mitunter ins Leere.

    100 % Zustimmung. Und das sage ich bei dir ja nicht so oft :D

    Es ist schon ein Unterschied, ob jemand aus einem bekannten Spiel etwas Eigenes mit einem erkennbaren Zusatz, einem neuen Thema und anderen Grafiken macht oder ob jemand sich ohne Genehmigung ein Spiel nimmt, seinen Namen draufpappt und dann ohne Betiligung des Autors verkauft. Das eine ist eine inspirierte Weiterentwicklung, das andere ist eine dreist Kopie, die unter eigenem Namen und gegen den Willen des Autors verkauft wird. Diesen Unterschied sollten sich alle noch einmal klarmachen.

    Generell: Mich nervt es wirklich, dass hier einige Leute die Reaktion als überzogen bezeichnen, aber gleichzeitig nicht in der Lage sind, die Tat deutlich zu kritisieren. Klar ist es juristisch eine heiße Kiste mit ungewissem Ausgang. Aber moralisch ist der Fall hier eindeutig ein geistiger Diebstahl zumal ja auch noch der Originalautor weder gefragt, noch bezahlt, noch auf der Schachtel genannt wird. Wenn dann gleichzeitig noch die Kritik als überzogen bezeichnet wird, schützt man den Täter moralisch und bestärkt dieses Vorgehen zusätzlich.

    Das Ding esakliert gerade erst durch die SAZ usw. Ich hoffe sehr, dass der Autor um seine Rechte kämpft, so gut das geht. Vielleicht ja sogar über US-Gerichte, sollte das denkbar sein. Eine Kopie wie hier ist möglicherweise auch auf Basis anderer Gesetze eine andere Hausnummer als einfach nur ein neues Spiel mit sehr ähnlichem Mechanismus. Nur muss halt irgendwer klagen.

    Moralisch verliert aber die ganze Branche, wenn das Ding durchgeht. Und die Welt da draußen lernt wieder einmal, dass man mit Moral und Anstand nicht weit kommt, sondern andere Menschen einfach k*ckfrech um Rechte und Einnahmen bringen kann. Das ist vielleicht am Ende noch nicht einmal juristisch zu belangen, aber wenn man so vorgeht, ist das würdeloses Abgreifen und Bereichern auf Kosten Dritter und das noch unter eigenem Namen. Jeder, der das auch nur im Ansatz schönredet, verdient alles, aber nicht meine Achtung. Ich würde da von einigen hier schon eine deutlichere Stellungnahmne erwarten.

    Möchte nicht ein Verlag das Original noch einmal herausbringen und so eine andere Handhabe haben?

    die bestimmt nicht alle ausreichend im Thema sind bzw. sicheres Hintergrundwissen haben, ist ja was ganz anderes.

    Welches Hintergrundwissen könnte uns denn Deiner Meinung nach fehlen, um die konkrete Situation zu verstehen? Oder anders gefragt: dann darf niemand bei irgendwas mitsprechen bzw. eine Meinung äußern, da das Argument, dass einem Hintergrundwissen fehlt immer Bestand hätte?

    Wollte ich auch gerade fragen. Aber vermutlich darf auch niemand einen Einbruch kritiseren, weil man ja nicht weiß, warum der Einbruch überhaupt so schlimm sein kann.

    Meine Güte, was eine wikrklich total unfassbare Haltung, die nicht nur Verständnis für Täter aufbringt, sondern Taten rechtfertigt und Kritik an den Taten verurteilt.

    Und ja, bei so etwas habe ich einfach eine gewisse Gleichgültigkeit, was ja nicht heißt, dass ich nicht auch eine Meinung zu dem eigentlichen Problem habe. Aber es ist schlichtweg nicht meine Aufgabe, darüber zu urteilen


    Du wirst sicherlich verstehen, dass einige Leute, mich eingeschlossen, genau solche Postings extrem aufregen.

    Denn du sagst damit, dass du keine Haltung zu der Frage hast, ob der Diebstahl einer Idee in Form eines Spiels ohne Genehmigung des wahren Autores und damit ohne Tantiemenzahlungen an diesen moralisch in Ordnung ist.

    Ernsthaft, du hast keine Meinung dazu? Zugleich kritisierst du die Leute, die hier eine klare Position auch im Zuge der sogenannten Selbstreinigung der Szene beziehen. Noch einmal: Ernsthaft?

    Wie gesagt: Man kann ja über Details sprechen. Aber wer hier den Anschein erweckt, dass die Sache völlig in Ordnung oder Kritik daran ein "Sensationsding" sei, hat wirklich den Bezug zu gesellschaftlichen Werten verloren. Das Gegenteil ist wichtig und richtig: Laute und deutlich Kritik üben.

    Die Szene regt sich nur in bestimmten, wenigen Fälle über Plagiate auf. Seit Jahren kotzt es mich tierisch an, dass in Kritiken und Rezensionen nur spärliche bis keine Verweise auf bereits erhältliche Spiele gibt, die dem dort besprochenen Titel sehr ähnlich sind. Vor allem auch mal mit der Konsequenz, dass ein solcher Titel auch dafür in der Bewertung abgestraft wird. Und davon gibt es massig Kandidaten. Wie oft habe ich ein Spiel in der Hand gehabt, eine tolle Rezension dazu gelesen und mir dann gedacht "Das ist doch genauso wie XY!".

    Ohne Zweifel. Das widerspricht ja auch nicht meinem von dir zitierten Posting im oberen Teil. Im Gegenteil. Ich sage ja, die Verlage zumindest haben kein allzu großes Interesse, gegen jedes Plagiat vorzugehen. Ich habe schon vor Seiten auf solche Fälle hingewiesen.

    Dass Originale nicht immer in einer Rezension oder Vorstellung vorkommen, liegt daran, dass es entweder nicht präsent ist, die Leute das Original nicht kennen oder es ignorieren. Wenn es danach geht, feiern ja auch einige das coole neue Spiel XYZ als wegweisend und Hit des Jahres, das aber in Wahrheit mit etwas Kennntis nur eine echte (!) Neuauflage eines Klassiker ist, teilweise auch eine Neuauflage mit anderem Thema oder leicht bearbeitet bei einem anderen Verlag. Nicht jeder da draußen hat genug Kompetenz und nicht jedem Kompetenten ist es in dem Moment bewusst oder er macht es zum Thema. Es kann also alle möglichen Gründe geben. Ja, sollte so sein. Gerade beim Abfeiern wünsche ich mir aber etwas mehr Einrodnung zu anderen Titeln und schließe mich mit meiner Arbeit da teilweise ein.

    Letztlich ist das aber nur ein Teilproblem. Denn das Ding hier ist ja mehr oder weniger eine 1:1-Kopie. Das hat schon eine andere Qualität, als die vielen Quasi-Plagiate, um in einer Erfolgsnische auch noch ein paar Sachen anzubieten, die selbst sehr ähnlich, aber eben doch noch etwas anderes als das Original sind. Und, ja: Häufig sind die nicht eigenständig genug.

    Um da noch einmal eine andere Komponente reinzubringen.

    Günter Cornett, der bekanntlich mitunter streitabre Autor, hat bei uns einen längeren Artikel zu seinem Kampf um "Hey That's Mmy Fish" (passender Titel, oder?) veröffentlicht. Ist schon 10 Jahre alt, aber passt immer noch und enthält ein paar spannende Ansätze:
    https://www.reich-der-spiele.d…ielregelwerken-Einleitung

    Das Problem an der ganzen Sache ist nämlich neben der moralischen Komponente und dem hier nur schlecht greifenden Selbstreinigungsprozess der Szene die juristische Bewertung. Bislang sind meines Wissens alle juristischen Versuche vor Gericht gescheitert, einem Gesellschaftsspiel als solches urheberrechtliche Schöpfungshöhe zuzuweisen. Es wird als Spielzeug und damit Produkt gesehen. Klagen auf Urheberrechtsverletzung laufen offenbar genau deshalb ins Leere. Und ich kann das sogar etwas verstehen.

    Ich befürchte als Juralaie sogar, dass Verlage zum Beispiel gar kein großes Interese haben, gegen Plagiate als solche vorzugehen. Nicht, weil sie dann selbst damit Geld verdienen können, sondern weil sie durch einen Erfolg vor Gericht sich selbst immer wieder angreifbar machen könnten. Denn jedes Spiel enthält vermutlich irgendwo zumindest mal geistige Kopien als Einmzelbestandteil.

    Und die Verlage müssten wohl dagegen vorgehen, denn die haben den finanziellen "Produktschaden" durch Wettbewerbsvertoß o. Ä. Im vorliegenden Fall muss es zudem erst einmal einen Verlag geben, der noch Rechte am Original hat. Offenbar hat das in der EU aktuell niemand.

    SAZ und der betroffene Autor haben in ertser Linie nur Urheber- und Nutzungsrechte, die sie verteidigen können. Aber genau hier kommt halt die Rechtsprechung hinzu, die dem Gesellschaftsspiel als Endprodukt den Status des schöpferischen Werks abspricht. Ein Dilemma, das die gesamte wirtschaftliche Ausrichtung der Branche und Szene beeinflusst. Mal so, mal so.

    Das alles rechtfertigt aber in keinster Weise Äußerungen, dass "die Szene" sich darüber im konkreten Fall bitte nicht aufzuregen habe oder der Shitstorm nicht gerechtifertigt sei. Im Gegenteil. Wer so dreist andere um ihre Ideen und Einnahmen bringt, gehört gesellschaftlich aufs Schärfste geächtet. Ich habe ehrlich gesagt kein Verständnis für Leute, die das anders sehen. Man kann über Details diskutieren, aber das Vorgehen in Ordnung finden oder die Kritik daran überzogen? Never!

    Ich glaube, du verwechselst hier Opfer und Täter. Daher auch noch einmal für dich: Das Spiel ist geklaut! Er bereichert sich auf Kosten anderer. JEDE Schönrederei ist einfach nur widerwärtig und abstoßend. Das hat nichts mit einem Shitstorm zu tun, sondern mit der Frage, wie asozial sich jemand verhalten kann. Möchtst du vielleicht auch noch Applaus klatschen, dass er den Rechteinhaber um sein Werk, die Zustimmung und Tantiemen bescheißt?

    Wir wissen ja nicht genau, wie das abgegangen ist. Die Anfrage wird in etwa gelautet haben: Könnt ihr am Tag/in Woche X Spielmenge Y versenden. Dann gibt es die verbindliche Preisliste. Dann folgt eine Veröffentlichung, aus der deutlich wird, dass der Partner der Versender ist. heißt: Vertragskonditionen angenommen und damit eben gerade doch "stillschweigend den Auftrag erteilt". Da die Preisliste zur Anfrage verbindlich war, ist die Anfrage nun ein Auftrag, der aber wegen des besonderen Charakters der Preisliste keine Bestätigung mehr benötigt.

    So kenne ich das mit meinen Laienwissen aus Druckereigeschäften ebenfalls. Anruf, Preis abfragen, schriftliche Liste/Angebot (Die Preisliuste ist ja ein Angebot, wenn sie verbindlich ist) bekommen, zum Termin hinschicken und fertig. Wobei ich mich selbst dann immer noch eindgültig vergewissern würde. Aber prinzipiell ist das aus meiner Sicht nicht mehr schriftlich oder mündlich und damit explizit erforderlich.

    Oder ein Jurist sagt etwas anderes. Hier gibt es doch einige, wie wir durch den Berufsthread wissen.

    Das müsste dann ein Gericht klären.

    Da es hier in erster Linie um moralische Aspekte geht, müssen das eben keine Gerichte entscheiden. Es sind Grundprinzipien der Gesellschaft, die du hier nicht nur infrage stellst, sondern negierst. Schlimmer noch, du applaudierst ja sogar den Tätern. Pfui, das finde ich echt ekelhaft.

    Ich habe ja gedacht, dass dir das hinkende Beispiel oben irgendwie verdeutlichen kann, was da abgeht. Aber entweder ist es dir wirklich sch**egal oder aber du willst hier wirklich einfach nur dumm (und das meine ich so, denn deine Argumentation lässt jede Idee von nachvollziehbarer Rechtfertigung vermissen) provozieren. Ich meine, mal ehrlich: Wer das Problem hier nicht erkennt, der muss schon ganz weit weg vom Sozialgefüge sein. Merkst du wirklich nicht, was du hier von dir gibst?

    Ich würde auch allgemein darum bitten nicht mit irgendwelchen komischen Beispielen mich zu versuchen aus der Reserve zu locken, das wird nicht klappen. Ich habe ganz normal meine Meinung kund getan und nur weil diese nicht eurer entspricht ist es kein Grund hier jetzt Off Topic zu spamen. Lasst jedem doch bitte seine Meinung :) Falls diese euch stört lest es einfach nicht. Danke

    Sagen wir mal so: Du befürwortest in diesem Thread nichts anderes als Diebstahl, Vortäuschen falscher Tatsachen, Bereicherung auf Kosten Dritter und Hochstapelei. Wenn dir das so egal ist, ist das dein Recht, aber dann wundere dich nicht, dass deine Haltung einige nicht verstehen. Ich halte sie für zutiefst asozial. Es sind nicht nur die Anbieter von geklauten Ideen das Problem, sondern auch die, die das in Ordnung finden oder IN DEM WISSEN sogar kaufen. Das ist widerwärtig und zeigt nur, dass dir die Moral bei solchen Sachen komplett abhanden gekommen zu sein scheint.

    Etwas anderes wäre es, wenn es Leute gibt, die das alles nicht wissen und dann kaufen. Du aber weißt es jetzt und befürwortest es trotzdem. Da muss dich niemand aus de Reserve locken, du hast dich selbst an den Pranger gestellt.

    Ich kenne das Originalspiel nicht und wenn ich die Wahl zwischen dem Original und dem neuen habe, dann finde ich das neue thematisch und optisch cooler und es ist mir doch völlig wurscht ob sich Karten und Anleitung zum "anderen" Spiel ähneln.

    Also, ich übersetzte das mal für dich. Mit dickem Hinkebein, aber vielleicht hilft es ja, das alles besser zu verstehen.
    Angenommen, du hast eine große Spielesammlung, in die du eine hohe vierstellige Summe gesteckt hast. Allee sind begeistert davon. Dann kommt jemand, klaut sie dir und stellt sie der Öffentlichkeit als seine eigene vor. Der Unterschied ist: Du hast dafür etwas geleistet, aber (für dich) der Mensch auch. Der hat nämlich Energie reingesteckt, um sie dir zu klauen. Nun würdest du also, was dein gutes Recht ist, sagen: Okay, dieser Mensch hat ja eine Leistung erbracht, dann ist seine Sammlung natürlich erstklassig zusammengestellt und er muss gelobt werden. Du würdest das nicht verwerflich finden und auch nicht die Behörden einschalten. Du würdest natürlich auch nichts daran kritisieren. Und nun der Bogen: Du würdest das exakt so sehen, wenn du unbeteiligter Dritter wärst, aber vom Diebstahl wüsstest.
    Ernsthaft? Wo ist bitte dein Moralkompass verloren gegangen?

    Zusammenfassung: Es ist eben ein Unterschied, ob man einen geistigen Klon anders verpackt oder schlicht kopiert. Aber: Juristisch wird es dennoch nich so einfach, dagegen vorzugehen. Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, ist das sogar das Kalkül dabei.

    Lasst die Leuten doch Ihr Zeugs machen :) Die werden sich schon im Vorfeld da Informiert haben was erlaubt ist und was nicht. Gehe ich doch stark von aus :)

    Ich kann dir aus meiner Lebenserfahrung heraus sagen, dass die allermeisten Leute, die so etwas oder vergleichbares machen, sich entweder nicht informiert haben oder es ka**frech auf eine Auseinandersetzung anlegen. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die eine Lücke bewusst UND geschickt nutzen und sich über mögliche Probleme im Klaren sind. Aber das ist nur meine Lebenserfahrung ...

    Wer glaubt, dieses Thema würde nur deshalb höher gekocht werden, weil es vom Digger kommt, der/die hält den Digger für wichtiger, als er ist.

    Jo, ich wundere mich auch, warum manche glauben, der Digger wäre für die Branche irgendwie besonders relevant. Da gibt es ganz andere Akteure. In der Szene ist er halt bekannt, weil er laut ist. Aber relevant? Weiß ich nicht.

    Es stimmt ein bisschen, dass es von Personen abhängt, wie stark die Reaktion ausfällt. Es hängt aber auch von den Spielen ab. Als es damals das Ding mit Kunterbunt/Dobble gab, hat sich die Freakszene recht wenig aufgeregt, weil es sie nicht betrifft. Wenn ein Cranium auf den Markt kommt, hat sich niemand am mehr oder weniger deutlichen Klon gestört. Wenn ein Karten-ziehen-und-Tiergeräusche-machen-aber-nur-wenn-nichtirgendwas-Spiel kommt, schweigt die Szene, weil sie gar nicht weiß, ob da nun viel oder wenig Eigenes dringsteckt. Usw.

    Ich habe nur rein beruflich schon mit über 200 Anleitungen im Jahr zu tun. Dazu kommen die Spiele, die ich "privat" spiele. Ich vergesse viele Details und könnte nicht mal meine eigenen Spiele im Regal ohne Blick auf die Regeln erklären. Aber ich weiß durch diese Arbeit, dass eigentlich jedes Jahr Spiele erscheinen, die verdammt nah an einem anderen sind. Teilweise extrem nah - auch bei den Regeln, ohne dass Verlage oder andere Autoren sich laut aufregen. Ich denke, wenn jemand viel Schmalz in die Aufmachung packt, wirkt es gleich anders, selbst wenn bewusst oder unbwusst gefühlt mehr als 90 % der Mechanik übernommen sind. Die Verlage zumindest sind da scheinbar auch toleranter als die SAZ und die Autoren. Die einen machen ein Geschäft (und wissen ggf. nichts vom Klon - wir haben immerhin vierstellige Neuheitenzahlen im Jahr), die anderen kämpfen um ihre Rechte. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Verlage welche Spiele bringen, die doch eigentlich zumindest ein geistiger Komplett-Klon von einem anderen Spiel sind.

    Bei solchen Plagiatsachen kommen viele Aspekte zusammen, die dann auch die Reaktionen beeinflussen. Allerdings ist Plagiat ja nicht gleich Plagiat.

    Es gibt zufällige Ähnlichkeiten, manchmal sogar angebliche Parallelentwicklungen, die fast identisch sind (na, wer erinnert sich?). Es gibt regelrechte Raubkopien, die einfach ohne Bezahlung der Rechteinhaber in den Handel kommen, es gibt kopierte Spiele, die in anderen Ländern ohne Lizenz verschachert werden.

    Es gibt auch Spiele mit bewussten Ähnlichkeiten, die aber Eigenes enthalten. Und es gibt Plagiate, die auch Plagiate bleiben, wenn sie mit anderen Inhalten oder neuen Regelabsätzen ausgestattet werden. Ein Beispiel ist Anno Domini, das immer mal wieder als System kopiert wird und unter anderem von Tourismusverbänden ohne Wissen der Rechtslage als Lokalspiel veröffentlicht werden.

    Wobei Rechtslage genau das Problem ist. Um gegen ein Plagiat vorzugehen, muss letztlich geklagt werden. Bisher lief das vor Gericht häufig nicht so, wie das mit normalem Menschenverstand zu erwarten gewesen wäre. Einfach, weil noch immer der Urheberschutz in erster Linie die Anleitung meint, die dann aber wiederum eine Schöpfungshöhe als Text haben muss. Das Produkt bzw. dessen Macher genießen meines Wissens durch Urteile bestätigt keinen Urheberschutz. Es bleiben dann evtl. Markenschutz- und Wettbewerbsrecht. Aber das alles meines Wissens ist sehr schwierig. Weit schwieriger, als es sein sollte.

    So bleibt es immer eine Einzelfallbetrachtung. Aber: Je dreister das Vorgehen, desto schlimmer zurecht die Reaktion. Das ist dann aber eher von den Personen unabhängig, wobei hier noch ein gewisser Shitstormreiz für einige hinzukommen mag.

    Ich verstehe seine Position, und ich denke er weiß auch dass eine Klage wegen Plagiat in der aktuellen Rechtssituation wenig Sinn ergibt. Dennoch finde ich die Stellungnahme insgesamt eher enttäuschend, da sie wenig auf die ideelle und moralische Dimension eingeht - die in meinen Augen ziemlich eindeutig gesehen werden kann. So ist das Statement irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes (und nein, besonders differenziert finde ich es auch nicht, da es eher ein Abbild widerstreitender Gefühle zu sein scheint).

    Der Frank ist in erster Linie mal Geschäftsmann und dennoch, soweit ich ihn kennengelernt habe, irgendwo eine gute Seele. Hier liegt er nach meiner Meinung einfach richtig. Es gibt faktisch einen Vertrag. Daher kann er aus der Sache nicht einfach so raus. Er könnte allenfalls selbst vertragsbrüchig werden. Das ist dann wiederum eine Kosten-Nutzen-Risiko-und-sonstwas-Abwägung. Ich denke, das Statement ist recht klar. Deutlich klarer als der juristische Aspekt dieses moralischen *bitteschimpfwortdenken*.