Gefragt war aber doch tatsächlich nach Berufen. Wenn manche dann noch was zu ihrem Werdegang schildern, ist das doch spannend und vielleicht auch aufschlussreich, wie auch das Fazit, das hier einige gezogen haben sehr faszinierend war. Habe ich gerne gelesen und mich davon auch nicht eingeschüchtert gefühlt, geschweige denn eine Intention erkannt, dass man sich gegenseitig überbieten wolle... und es steht ja auch jedem frei, mehr oder weniger bzw. nichts von sich preiszugeben. Das mit dem Schwanzvergleich kann ich nicht rauslesen und ob jemand jetzt einen Dr. hat oder nicht, ist spätestens für Leute aus einem Universitätsumfeld sowas von nebensächlich (Spoiler: die meisten Leute, mit denen man in der Forschung und Lehre zu tun hat, haben sowieso einen, das macht es für einen selbst dann auch irgendwie unspektakulärer, Profs und Wiss.Mits. sprechen sich sowieso fast alle nur mit "Frau"/"Herr" X an, wenn sie nicht per Du sind). Hier auch mal was von völlig anderen Berufsbildern und Lebenswegen als meinem eigenen zu lesen, bereichert für mich den Thread und das Forum.
Damit reihe ich mich mal in den Kreis der geouteten Juristen ein. Nach einem leider nur sehr kurzen Abstecher in die USA (Film Studies) sowie als Hospitant bei der FAZ und der Erkenntnis, dass Journalismus auch nicht weniger prekär bei der Beschäftigungssituation sein kann als der akademische Mittelbau, bin ich als Dozent zurück an die Uni. Habe dort zuerst versucht, den Frischlingen zu vermitteln, wie man idealerweise nicht als Jurist*in schreiben sollte. Dann habe ich strafrechtliche Seminare gehalten und Studierenden im universitären Schwerpunkt das wissenschaftliche Arbeiten näher gebracht, um schließlich dort zu landen, wo ich aktuell (noch) stehe: den Prüflingen möglichst effektiv und effizient durch das Examen zu helfen (prüfe nicht zuletzt deswegen inzwischen schon einige Jahre auch selbst). Von der Examensvorbereitung war es kein weiter Schritt zur juristischen Fachdidaktik, da es dafür im Fach aber leider keine eigenen Lehrstühle gibt, werde ich wohl irgendwann 2024 in den privaten Sektor oder in die hessische Justiz wechseln, um meiner strafrechtlichen Leidenschaft zu frönen (die Leidenschaft, die Leiden schafft). Da ich aber großen Spaß am Lehren habe, bleibe ich meinem Fachbereich vielleicht noch zeitweise als Dozent erhalten, wenn sie denn wollen... wenn ich einen Schluss ziehen müsste, dann dass die Lehre gerade in der Rechtswissenschaft leider noch völlig marginalisiert wird, was ich sehr bedauerlich finde, aber was wohl auch dem Umstand geschuldet ist, dass das Fach extrem strukturkonservativ ist -- mehr als es ihm vermutlich gut täte.