Beiträge von m4xx im Thema „Eure Berufe“

    Zitat übrigens einer saarbrücker Professorin für Rechtsgeschichte...und dann auch noch die schlimmste Vorlesung, in der ich je war.

    Wer wissen will, was es damit auf sich hat, dem kann ich nur den Beitrag von meinem geschätzten Kollegen Julian Krüper dazu empfehlen:

    Notorisch reformunwillig
    Vor einigen Tagen hat sich die Vorsitzende des Deutschen Juristenfakultätentages, die Saarbrücker Kollegin Tiziana Chiusi, mit einem meinungsstarken Beitrag in…
    verfassungsblog.de

    Das wäre für mich aber dann auch der Schlussstrich zu dem Thema. 😉

    Archibald Tuttle

    Es gibt akkreditierte Studiengänge auch bei Jura, wenn auch nur eine Handvoll. Durch die unselige "Looserbachelor" Debatte tut sich aber auch gerade etwas, wenn auch langsam. Und leider ist die Medizin der Rechtswissenschaft didaktisch weit voraus...

    War das nicht schon immer so? Zu meiner Zeit leistete die Uni (auch) nicht, was man für die Prüfung brauchte. Nur zwei Professoren haben in meinem ganzen Studium am Ende des Semesters tatsächlich alles gemacht, was sie vorher angekündigt hatten. Man musste sich vieles halt auch selbst beibringen und man ging (meistens jedenfalls) zum Repetitor; der brauchte für den examensrelevanten Stoff 1 1/2 Jahre und war immer auf dem neuesten Stand.

    Um wenistens wieder etwas mehr zum Thema zurückzukommen (Berufe von Boardmitgliedern): ich habe jetzt 8+ Jahre Unirep mitverantwortet und es hat sich (je nach Uni noch mal variabel) da enorm viel verändert, schon von meinem eigenen Studienabschluss bis zu den ersten paar Jahren als Wiss.Mit.

    Kommerzielles Rep ist schon lange kein Muss mehr an den meisten Standorten, an ein paar ist das Unirep sogar deutlich besser.

    Das ändert aber nichts daran, dass man sich egal wie mindestens 12 Monate, eher 18 aufs Examen vorbereiten muss, ein paar Überflieger-Ausnahmen mal abgesehen. Den meisten fliegt es nicht zu und die unzähligen falschen Examensmythen tun ihr übriges.

    Es gibt eher wenige Fächer, in denen vom Studienbeginn bis zum ersten Job 6-7 Jahre verstreichen.

    Soll nicht wenige junge Strafverteidiger geben, die sich nur deswegen einen Bart stehen lassen.

    Ich würde aber sagen, dass Jura in sieben Semestern, vermutlich sogar weniger, heute zwar möglich ist, aber nicht unbedingt wünschens- oder erstrebenswert, solange die Prüfungen so bleiben, wie sie sind. Es kommt eben leider tatsächlich immer mehr Stoff dazu, ohne dass die Prüfung sinnvoll reformiert würde.

    Jura ist halt auch einfach ein verdammt langes Studium, vor allem, wenn man sich aufs erste Examen gründlich vorbereitet, nicht durchs Studium hetzt oder auch nicht gleich einen Platz im Referendariat bekommt...

    #typischUnknowns

    11 Seiten gepflegte Unterhaltung und dann meint einer das tauge ja alles nix und schon haben sich alle am Kopp

    Ich plädiere für die Schließung des Threads.

    "Alle haben sich am Kopp" scheint mir doch ein bisschen drastisch, so sehr eskaliert ist es doch nun noch nicht, oder? Hatte den Eindruck, dass sich gerade wieder alles etwas setzt.

    Gefragt war aber doch tatsächlich nach Berufen. Wenn manche dann noch was zu ihrem Werdegang schildern, ist das doch spannend und vielleicht auch aufschlussreich, wie auch das Fazit, das hier einige gezogen haben sehr faszinierend war. Habe ich gerne gelesen und mich davon auch nicht eingeschüchtert gefühlt, geschweige denn eine Intention erkannt, dass man sich gegenseitig überbieten wolle... und es steht ja auch jedem frei, mehr oder weniger bzw. nichts von sich preiszugeben. Das mit dem Schwanzvergleich kann ich nicht rauslesen und ob jemand jetzt einen Dr. hat oder nicht, ist spätestens für Leute aus einem Universitätsumfeld sowas von nebensächlich (Spoiler: die meisten Leute, mit denen man in der Forschung und Lehre zu tun hat, haben sowieso einen, das macht es für einen selbst dann auch irgendwie unspektakulärer, Profs und Wiss.Mits. sprechen sich sowieso fast alle nur mit "Frau"/"Herr" X an, wenn sie nicht per Du sind). Hier auch mal was von völlig anderen Berufsbildern und Lebenswegen als meinem eigenen zu lesen, bereichert für mich den Thread und das Forum.


    Damit reihe ich mich mal in den Kreis der geouteten Juristen ein. Nach einem leider nur sehr kurzen Abstecher in die USA (Film Studies) sowie als Hospitant bei der FAZ und der Erkenntnis, dass Journalismus auch nicht weniger prekär bei der Beschäftigungssituation sein kann als der akademische Mittelbau, bin ich als Dozent zurück an die Uni. Habe dort zuerst versucht, den Frischlingen zu vermitteln, wie man idealerweise nicht als Jurist*in schreiben sollte. Dann habe ich strafrechtliche Seminare gehalten und Studierenden im universitären Schwerpunkt das wissenschaftliche Arbeiten näher gebracht, um schließlich dort zu landen, wo ich aktuell (noch) stehe: den Prüflingen möglichst effektiv und effizient durch das Examen zu helfen (prüfe nicht zuletzt deswegen inzwischen schon einige Jahre auch selbst). Von der Examensvorbereitung war es kein weiter Schritt zur juristischen Fachdidaktik, da es dafür im Fach aber leider keine eigenen Lehrstühle gibt, werde ich wohl irgendwann 2024 in den privaten Sektor oder in die hessische Justiz wechseln, um meiner strafrechtlichen Leidenschaft zu frönen (die Leidenschaft, die Leiden schafft). Da ich aber großen Spaß am Lehren habe, bleibe ich meinem Fachbereich vielleicht noch zeitweise als Dozent erhalten, wenn sie denn wollen... wenn ich einen Schluss ziehen müsste, dann dass die Lehre gerade in der Rechtswissenschaft leider noch völlig marginalisiert wird, was ich sehr bedauerlich finde, aber was wohl auch dem Umstand geschuldet ist, dass das Fach extrem strukturkonservativ ist -- mehr als es ihm vermutlich gut täte.