Beiträge von Teewicht im Thema „Eure Berufe“

    Ich fand den Thread bisher keinen "Schw...längenvergleich", Russman. Ich finde eher, daß die Leute hier sehr ehrlich und offen, auch selbstkritisch über Ihren Beruf erzählen, auch Niederlagen nicht auslassen. So lernt man die ForumsteilnehmerInnen mal anders kennen. Und ich finde es auch toll, hatte ich auch in meinem Beitrag geschrieben, daß so viele unterschiedliche Menschen beim Brettspiel zusammenkommen und daß der Beruf dabei keine Rolle spielt.


    Ob sich mein Beruf oder meine beruflichen Fähigkeiten auf mein Brettspielen auswirkt ... Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich fand es vor ungefähr zwei Jahren einfach toll zu sehen, daß durch Brettspiele richtige Welten entstehen können. Ich mag die wunderschönen, liebevollen, überbordenden Ausstattungen der Brettspiele der neuen Generation. Dann kann ich richtig in eine Phantasiewelt hineinschlüpfen. Da erfüllt sich ein Kindheitstraum. (Und deshalb kann man mich auch mit tollem Bling-Bling bei Brettspielen sehr schnell locken ...)


    Außerdem tut das Brettspielen meiner Seele gut. Sofort hören alle Grübeleien auf, bin ich aus dem Alltag herausgerissen. Danach bin ich fast immer total aufgeräumt.

    Also ich finde den Anteil der irgendwas mit IT Machenden doch ziemlich hoch. :)

    Was mich eher erstaunt hat war, wie viele hier in der Verwaltung arbeiten, und in pflegenden oder medizinischen Berufen.

    Zu Letzteren kann ich mich nun wohl auch zählen, seit ich nach längerer Odyssee (abgebrochenes Lehramtsstudium, Mitarbeiter und BR bei einer großen Kinokette, Umschulung zum Speditionskaufmann) für einen weltweit operierenden Konzern den Versand von Leihsets im orthopädischen und neurochirurgischen Bereich koordiniere.

    Das geschieht zu 3/5 von Zuhause aus, auch wenn ich eigentlich das Arbeiten im (relativ ruhigen) Großraumbüro fast vorziehe, da der direkte Kontakt zu den Kollegen online nicht ersetzt werden kann und mir Zuhause manchmal die Decke auf den Kopf fällt.

    Ich poste überwiegend nach Feierabend, lese aber tagsüber an ruhigen Tagen auch einiges mit.

    Da hat man sich schon öfter zu Brettspielrunden getroffen und erfährt erst übers Forum, was der Mann beruflich ganz genau macht. ;) Eigentlich finde ich das gut. Denn muewo, der "schuld" an den inzwischen regelmäßigen Brettspielrunden ist (was mich außerordentlich freut), sagte bei unserem ersten "Blind Date" ;), daß er es in der Brettspielszene gerade so wunderbar findet, daß sich die unterschiedlichsten Menschen einfach am Spieltisch versammeln, unabhängig von Beruf, Alter, Status. Man läßt sich gemeinsam in andere Welten entführen. Und es spielt einfach keine Rolle, ob man Arzt, Verkäufer ist, ob man ein Haus hat oder zur Miete wohnt. Nur das Menschliche zählt. Das begeistert mich wirklich.


    Mein Lebenslauf hat beruflich viele Brüche, Umbrüche, liest sich manchmal wie eine Achterbahnfahrt. Studium, Buchhändler, Verleger, Regisseur, Sprecher für Rundfunk, Film sowie Bühne, Moderator, Dozent. Zwischendrin auch ein Burnout, den ich in seiner Nachhaltigkeit erst unterschätzt habe. Meinem damaligen Freund bin ich dankbar, daß er damals ganz nah an meiner Seite war, mich unterstützt hat. So konnte ich mich damals leichter für unsere Beziehung und für eine Pause entscheiden. Würde ich für einen zukünftigen Freund immer wieder so machen, wobei ich hoffe, daß ich nie wieder so ausgebrannt sein werde, sondern eher wieder einen Freund finde. ;)


    Aber es gibt trotz des späteren Burnouts auch viele schöne Erinnerungen an wilde Zeiten: Als kleiner und unbekannter Hörbuchverlag einfach mal bekannte Schauspieler anfragen, die dann bereit sind, in einem Selfmade-Tonstudio in einem Wohnhaus Hörbücher einzulesen, plötzlich als Regisseur in einem Studio auf dem Ku'damm sitzen (nervös und zitternd), erst im Flugzeug den Text für eine Aufnahme lesen (auch laut und damit dann den Sitznachbar nerven), mit einer Schauspielerin in ihrem Cabrio im Sommer durch Berlin rauschen (ich hatte weder ein Cabrio noch ein Auto, sondern eine Fahrkarte für die BVG) ... Waren schöne Zeiten.


    Und heute? Zwischendurch habe ich mal Brot und Käse verkauft, um den Kopf frei zu bekommen. Inzwischen arbeite ich Teilzeit in einer kleinen Buchhandlung, in der ein wundervoller Chef auch mein Potential als Sprecher für Veranstaltungen und einen Podcast sieht. Und nach ein paar Jahren Pause kommen plötzlich auch wieder Anfragen für ein Hörbuch, eine Moderation, fürs Theater. Was auch beweist, daß man nach einem Ausstieg später auch wieder an Früheres anknüpfen kann, vielleicht anders, was ja nicht schlecht sein muß. Und ich achte aber auf die Dosierung, meine Gesundheit. Zeit ist unbezahlbar. Und lieber mal ein schöner Brettspielabend oder gar -tag! :)