Beiträge von Capote im Thema „Eure Berufe“

    Ich bin Versicherungsmathematiker (Fachbegriff: Aktuar) und arbeite in einer Unternehmensberatung, die sich auf die Beratung von Versicherungsunternehmen spezialisiert hat.

    Dann sind wir entweder im selben Konzern oder bei Konkurrenten. ^^

    Sowas habe ich bei dir vermutet. :)

    Selber Konzern nicht, wir sind ein kleines unabhängiges Unternehmen ( ifa ).

    Konkurrenten eher auch nicht, dafür sind wir zu klein. ;)

    Ich bin Versicherungsmathematiker (Fachbegriff: Aktuar) und arbeite in einer Unternehmensberatung, die sich auf die Beratung von Versicherungsunternehmen spezialisiert hat. Studiert habe ich Wirtschaftsmathematik mit Schwerpunkt Aktuarwissenschaften. Ich war viele Jahre überwiegend extern in Versicherungsunternehmen eingesetzt. Meist in Projekten in der Produktentwicklung und der versicherungsmathematischen IT. Das hat mir großen Spaß gemacht. Ich habe dabei viele unterschiedliche Unternehmen, unterschiedliche Abteilungen, und unterschiedliche Leute kennengelernt.

    2014 dann eine Zäsur: ich hatte einen Schlaganfall. Bei einem Schlaganfall sterben Gehirnzellen ab. Die Auswirkungen hängen davon ab, welche Gehirnregionen betrofffen sind, und in welchem Ausmaß. Ich hatte einen mittelschweren Schlaganfall. Betroffen war u.a. das Sprachzentrum. Ich konnte nicht mehr sprechen, nur noch stammeln, konnte keine Wörter mehr buchstabieren, keine Texte mehr verstehen, keine Wörter mehr merken. Auch andere Dinge funktionierten nicht mehr. Denken funktionierte nur noch eingeschränkt. Ich konnte keinen PC mehr bedienen: die Tastatatur war nur noch ein schwarzes Brett, der Bildschirm eine bunte Fläche, einzelne Buttons konnte ich nicht identifizieren und schon gar nicht vorstellen, was für Funktionen dahinterstecken. Alltagsbewegungen funktionierten teilweise nicht mehr, sowohl vom Ablauf, als auch von der Motorik. Zudem war ich anfangs halbseitig gelähmt.

    Das Gehirn ist zum Glück extrem anpassungsfähig. Die Funktionen der zerstörten Gehirnareale werden in der Regel nach und nach von unbeschädigten Arealen übernommen. Zum Glück nutzt der Mensch maximal 10-15% seines Gehirns. Ersatzmaterial ist also ausreichend vorhanden :) . Die Gehirnleistung entstehlt allerdings erst duch Bildung von Synapsen zwischen den Nervenzellen. Und dies geschieht nicht von heute auf morgen. Wenn man Dinge zum ersten mal macht, bilden sich zunächst "Spuren" zwischen den Gehirnzellen. Wiederholt man die Dinge, dann verfestigen sich diese Spuren zu einem "Trampelpfad". Irgendwann wird aus dem Trampelpfad schließlich ein "Highway". Ein Kleinkind benötigt zum Beispiel Jahre bis es automatisiert und sicher komplexe Bewegungen ausführen kann. Bestimmte Bewegungsabläufe müssen mehrere Tausend Male wiederholt werden, bis sie "sitzen".

    Diverse Therapien und Reha-Aufenthalte (die Schmieder-Kliniken in Allensbach und Konstanz kann ich hierbei stark empfehlen, sollte jemand in eine ähnliche Situation kommen) haben mir sehr geholfen. Eine ausgezeichnete Therapie bei mir war aber die Beschäftigung mit Spielen :). Regeln zu lesen (und zu verstehen!) ist sehr anspruchsvoll. Regeln zu erklären ebenso. Die Beschäftigung mit Mechanismen und Strategien war sehr hilfreich bei mir. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht: Dinge die Spaß machen, bringen einem enorm weiter! :)

    Viele Schlaganfallpatienten die noch nicht Renter sind, werden im Normalfall frühverrentet. Nach zwei Jahren Arbeitsunfähigkeit fiel mir aber die Decke auf den Kopf. Ich wollte wieder zurück in meinen Job. Zumal mir mein Job viel Spaß gemacht hat. Zum Glück hat sich mein Arbeitgeber bereit erklärt, es zu probieren. Sowas ist nicht selbstverständlich. Das erste Jahr war heftig für mich. In vielen Dingen musste ich wieder von vorne beginnen. Excel (mein Haupthandwerkszeug) musste ich neu lernen. Mathematische Formeln musste ich neu lernen. Viele fachliche Dinge musste ich mir neu erarbeiten. Und alles ging furchtbar langsam. Aber eine hohe Motivation half mir dabei. Inzwischen arbeite ich wieder (fast) normal. Allerdings nur noch intern und nur noch zu 40%. Mehr geht gesundheitlich nicht. Die Rückkehr in meinem Job war meine beste Therapie!

    extrovertierten Aktuar

    Eigentlich ein Widerspruch… 😄

    (Du kennst sicherlich den Unterschied zwischen einem introvertierten und einem extrovertierten Aktuar: ein introvertierter Aktuar schaut im Aufzug auf seine Füße, ein extrovertierter Aktuar schaut auf die Füße der anderen im Aufzug.)