Beiträge von Ernst Juergen Ridder im Thema „23.01.-29.01.2023“

    Im Bezug auf Oros: meine Niederlage in diesem Fall trifft mich nicht groß. Im Gegenteil ist es mir viel lieber, wenn neue Mitspielerinnen in der ersten Partie auch ein Erfolgerlebnis haben und ich mich nicht im Nachhinein entschuldigen muss "Ja, ich habe euch jetzt gnadenlos abgezogen, aber wenn ihr das noch 5-6 mal gespielt habt, könnt ihr auch mithalten!" Mich hat nur ein wenig ratlos hinterlassen, was in diesem Spiel richtig und falsch gespielt ist. Auch nach meinen 2 Solo-Partien vorher hatte ich noch keine Ahnung, was für eine Strategie ich verfolgen soll. Und wenn eine Spielerin am Tisch eine im Vergleich richtig hohe Punktzahl gehabt hätte, dann hätte man wenigstens überlegen können was sie im Vergleich zu den anderen Spielern anders oder besser gemacht hat. So hatte ich das Gefühl, dass wir alle ungefähr gleich planlos vor uns hin gespielt haben und am Ende ungefähr gleich viele Punkte hatten. Das ist nicht überraschend und nicht zwingend schlecht, aber es hilft mir halt auch darin nicht weiter, die Stellschrauben in dem Spiel zu erkennen.

    "Richtig oder falsch" ist manchmal eine interessante Frage und durchaus subjektiv zu beantworten. Für mich etwa ist "richtig" gleich thematisch stimmig und "falsch" gleich thematisch blödsinnig.

    Man kann "richtig/falsch" natürlich auch auf die Spielweise beziehen, aber je enger man das sieht, um so uninteressanter wird für mich ein Spiel. Wenn ich auf eine bestimmte Weise spielen "muss", um bessere Siegchancen zu haben, nimmt mir das eher den Spielspaß. Je genauer ich weiß, was ich machen muss, um besser dazustehen als meine Mitspieler, um so weniger Interesse habe ich an dem Spiel.

    Theoretisch sollte, was regeltechnisch erlaubt ist, auch in irgend einer Weise spielimmanent sinnvoll sein, selbst wenn es nicht "zielorientiert" im Sinne von "auf den Spielsieg abzielend" ist.

    Ich finde es z.B. sehr viel interessanter, in Tapestry Ziele zu haben wie "größtes Siedlungsgebiet auf der Karte", "vollständig gefülltes Stadttableau", "die "meisten Wahrzeichen" oder etwa mindestens bei zwei Leisten das Endfeld erreicht zu haben oder was auch sonst immer, als sich dabei immer wieder die Frage zu stellen, ob das wohl zum Sieg verhilft.

    Ich bin da auch zwiegespalten und frage mich manchmal generell, was ein "gut gebalanctes Spiel" ausmacht.

    Auch ein nicht gut ausbalanciertes Spiel kann sehr gut sein. Das führt z.B. Jenseits von Theben bestens vor. Zeitmechanismus und blindes Ziehen von Chips aus dem Beutel beim Graben wirken gut zusammen, "gut ausbalanciert" ist das aber eher nicht; es steckt viel Zufall darin, der sich im Spielverlauf auch noch ständig verändert. Kein besonders gutes Terrain für Planer, auch wenn das nicht alles bloße Willkür ist. Aber für den thematisch orientierten Bauchspieler, wie ich einer bin, einfach grandios.

    verv

    Danke für den ausführlichen Bericht zu Oros.


    Mit Punkten/Platzierungen sähe ich das anders. Ich finde es gut, wenn am Ende alle knapp beieinander liegen.

    Ansonsten ist das wie mit dem halbvollen/-leeren Glas:

    Du bist nicht Letzter geworden, sondern mit nur 3 Punkten Rückstand auf den Ersten, also deutlich unter 10%, Dritter. Kein Grund für Erst- und Zweitplatzierte, sich darauf womöglich etwas einzubilden.

    Ich sehe Spielen auch nicht als Hochleistungssport, in dem hier und da in 1/100 oder gar 1/1000 gemessen wird.


    Ansonsten klingt deine Beschreibung doch sehr danach, dass ich mit dem Spiel Spaß haben könnte.