In Schach kommst du aber nicht um die kompetitive Spielweise herum - da kannst Du nicht solitär spielen.
Langsam. Ich meine das wirklich in dem Sinne, dass "gegnerischen Bauern am Durchrennen hindern" nichts mit dem eigentlichen Spielziel "König matt setzen" zu tun hat. Kompetitive Spiele incl. Schach können auch konstant "voll gegeneinander" gehen und ohne so Nebenkriegsschauplätze mit Sonderregeln wie Umwandlung eines Bauern zur Dame ablaufen. In diesem Sinne bringt Schach etwas mit, was ein gezieltes "dagegen spielen müssen" erfordert und damit nach Matthias' Definition "broken" wäre.
Dem würde ich entgegnen, dass du den Bauern durch rennen lassen kannst, wenn du dadurch genügent Tempo generierst um den gegnerischen König matt setzen zu können.
Kompetetitive 2 Personenspiele wie Mühle, Dame, Schach etc. würde ich hier aber tatsächlich ausnehmen. Ich meine eher Spiele die multiple Spielweisen zulassen die annährend gleich stark sein sollten. Wenn man aber damit beschäftigt ist z.B. bei Village möglichst schnell seine Arbeiter umzubringen (weil das zu viele Punkte gibt es zu ignorieren und das Spielende auch dadurch (mit? - zu lange her) getriggert wird) empfinde ich das als Mangel am Spielerlebnis. Das wäre wie ein Multitool zu haben, bei dem man aber immer ein zweites Werkzeug mitnutzen muss, also z.B. immer wenn du den Hammer nutzt musst du zwingend die Säge nutzen.
Im Falle Village wäre ich halt froh wenn die Kombination aus Reisen und Kirche genauso stark wäre und ich mich nicht für eins davon + Leute umbringen (als Beispiel meine letzte Partie ist etliche Jahre her und ich bin froh drum). Es mindert die Kombinationsmöglichkeiten der siegversprechnden Strategien, daher der empfundene Mangel.
Natürlich kann man bei Schach offensiv oder defensiv spielen, diverse Eröffnungen, Verteidigungen und Gambits. Letztendlich spiele ich aber immer um Tempi und Figurenvorteile - solitäre Spielweise sehe ich hier auch nicht als möglich an. Ich kann aber nicht nur mit Bauern oder nur mit Türmen spielen.
Bei Agricola kann ich massiv auf Karten oder massiv auf Hofausbau spielen oder eine Mischung daraus. Mit jeder Variante habe ich Siegchancen, bei Fresko halt nicht. Ich suche dort halt immer die Möglichkeit die am meisten Geld bringt und daneben am effektivsten ist (punktetechnisch). Das zwingt mich (genau wie bei Village) in ein Korsett, das ich nicht möchte. So eine Spielweise langweilt mich, aber da ich immer "auf Sieg" spiele, würde ich derart dominante Strategien immer (mit)nutzen wollen.
Ergo sind für mich alle Spiele mit dominanten Strategien und starken Balancingproblemen broken - bei kompetitiven Spielen finde ich "Self balancing" weil alle auf einen gehen müssen als faule Ausrede für redaktionelles Versagen. Auch Ideen wie "ich bestimme stufenlos die Schwierigkeit eines Spiels" sehe ich als Faulheit des Autors/der Redaktion - Spirit Island wäre da ein Beispiel für. Leicht, Mittel und Schwer sind durchaus ok bei sowas, aber das zeugt von Desinteresse des Teams dahinter (imo). Man spart Zeit und Kosten (durch die Einsparung die Stufen festzulegen) um das Ding früher verkaufen zu können. Hätte man das Stufenlose als Zusatz angeboten aber so erscheint es mir persönlich nur als Profitgier.