Beiträge von brettundpad im Thema „Aus der neusten Fragerunde #BG2GETHER - Wie sehr hängt ihr euch rein?“

    Wichtig: Ich rede hier nicht vom empfundenen Spielspaß, sondern über Inhalte wie Balance oder Strategien.

    Okay, das verstehe ich voll und ganz. Ich schreibe ja sehr oft über Ersteindrücke bei Spielen. Versuche aber nichts zu Balance oder Strategien zu schreiben. Der Teich ist eben so groß, da muss der Brettspielfisch schon beim ersten Biss schmecken. ;)


    Gruß Dee

    Ich finde Ersteindrücke auch spannend! Die Diskussionen nach einer interaktiven Partien sind doch spannend. Also bitte nicht falsch verstehen. Aber kennt ihr nicht auch solche Typen? Eher schlecht gespielt, erste Partie, vielleicht noch ein Regelfehler drin und trotzdem wird das Spiel emotional zersägt?

    Darum ist mein Motto in der Erstpartie Demut.

    Mein's ist "Das Spiel muss mir in der Erstpartie schon Spaß (auf mehr) machen, denn es gibt 999 weitere Kandidaten, die eine Chance wollen." Damit lebt es sich auch ganz gut. :)


    Gruß Dee

    Und das ist auch völlig legitim. Warum auch nicht? Es ist sogar in Ordnung das Spiel beim Lesen der Anleitung wieder einzupacken. Es ist aber aus meiner Sicht etwas anderes, wenn man ein öffentliches Urteil fällen will und dem Spiel allgemeingültige Tatsachen zuschreibt (Balance kacke, Strategien ungenügend ect.). Ich erlebe das ständig, auch innerhalb meiner Spielgruppen. Da wird Area-Control-Spiel X ausgepackt und am Ende ist irgendwas broken und total scheiße. Am eigenen Spiel liegt es aber selten. Manchmal liegt auch ein Regelfehler vor. Manchmal befruchtet sich die Spielgruppe gegenseitig und es entsteht eine Meta am Tisch, die den Blick auf das Spiel einseitig macht, ohne das es die Gruppe merkt. Zuletzt sehr stark bei Council of Shadows und Boonlake erlebt. Da ist die Diskrepanz aus erster und dritter Partie schon enorm gewesen. Natürlich kann man es nach der ersten Partie wegpacken. Aus meiner Sicht kann es dann aber sein, das man keine wirkliche Ahnung vom Spiel hat. Auch das ist okay. Allerdings finde ich persönlich genau deshalb Diskussionen manchmal anstrengend, wenn Menschen sehr schnell und hart urteilen und gleichzeitig keine andere Meinung zulassen. Damit meine ich nicht explizit jemanden aus dem Forum, sondern eher den Tabletalk nach Erstpartien, die ich teilweise erlebt habe. Der größte Witz ist dann, wenn man selber schon 5 Partien auf dem Buckel hat und dir Argumentation trotzdem vom Tisch gewischt wird. Bin ich kein Fan von. Wichtig: Ich rede hier nicht vom empfundenen Spielspaß, sondern über Inhalte wie Balance oder Strategien.

    misterx Deine Zahlen habe ich auch und so sehr ich dir Recht geben mag, wurde ich doch öfters überrascht, sodass ich das eben nicht verallgemeinern würde. Schau, für mich persönlich wäre ich da vielleicht schneller unterwegs, aber wenn man für andere eine Einschätzung abgeben will, da muss ich mir sicherer sein. Und so spiele ich Spiele mehrmals, selbst bei Spielen die mir nicht gefallen und es passiert dann öfters, das sich doch eine Einschätzung ändert. Darum ist mein Motto in der Erstpartie Demut. In Spielen schlummert manchmal mehr (nicht immer), gerade weil man so viel Erfahrung hat, ist man manchmal auch betriebsblind, manchmal liegt es an Mitspielenden und deren Tagesform, deren Lust, deren Strategie. Die Regel ist sicher, dass man nach einer Erstpartie ein gutes Gefühl hat, aber völlig sicher kann man sich nie sein, manchmal entwickelt sich ein Spiel dann auch noch einmal enorm anders weiter. Entsprechend mag ich es nicht, wenn Menschen nach einer Partie losholzen, etwas an der Balance auszusetzen haben oder schon Hausregeln ausloten wollen.

    Ich mag nicht wenn in der Erstpartie ein Spiel schlecht geredet wird, weil es nicht gut läuft, ein Spieler etwas nicht verstanden hat, oder mit dem Spieldesign nicht klarkommt. Die Erstpartie ist dafür da um Erfahrung zu sammeln und das Spiel kennen zu lernen. Die Tiefe, die Strategien offenbaren sich bei höheren Komplexität meistens erst in den Folgepartien. Aus der Erstpartie sollte man lernen. Hier habe ich meistens selbst keine großen Erwartungen, erwarte aber von den Mitspielenden, dass sie selbst versuchen das Spiel zu begreifen. In der Sportterminologie würde ich es als "Testspiel in der Vorbereitungsphase" bezeichnen.

    AMEN! Das müssten sich gefühlt 87,236% der Spielenden sich auf den Arsch tätowieren.

    Mein Text und der von Markus unterscheiden sich ja durchaus. Mein früheres ich könnte mehr mit der Argumentation von Markus anfangen. Dazu noch eine kleine Ambivalenz meinerseits, und ich war mir auch beim Schreiben meiner Zeilen im Artikel darüber bewusst. Ich habe einen Freund, der hat sich früher gerne in Spielen selber Ziele gesteckt, weil er von sich aus den Sieg gar nicht in betracht gezogen hat oder es ihn gestresst hat. Was auch immer. Ich habe das echt gehasst! Wenn das Spiel auf Ziel X ausgelegt ist und irgendjemand am Tisch spielt nach Ziel Y, dann verändert dies das Spiel. Aktionen werden weniger sinnig, es kann Königsmacherei sein, es kann ein Spiel je nach Interaktionsgrad sogar zerstören.


    Auf der anderen Seite bin ich eigentlich Fan davon, auch etwas auszuprobieren. Neue Strategien zu wagen, die vielleicht in die Hose gehen. Oder thematisch zu spielen. Da habe ich selber manchmal auf den besten Zug verzichtet, weil es mir in dem Moment nicht auf den letzten Punkt ankam, sondern darauf, eine Strategie durchzuziehen, jemanden etwas nicht aggressiv kaputt zu machen oder weil es eben nicht zu meinem Spiel an diesem Punkt passte. Wie in meinem Beispiel im Artikel war das z. B. in Blood Rage einmal so, wo ich komplett den "Loki" spielte. Es wäre für mich weniger witzig oder charmant gewesen, davon nun im letzten Zug durch irgendeine andere Powerkarte abzuweichen. Da tritt der Spielsieg, den ich durchaus forciere, irgendwie doch in den Hintergrund. Manchmal sogar massiv. Nur, wie weit entfernt bin ich dann am Ende von Personen, die sich im Spiel selber Ziele stecken? Ich finde die Gradwanderung durchaus schwierig.