Beiträge von MetalPirate im Thema „Ravensburger & Gamefound - die Suche nach dem nächsten großen Familienspiel!“

    Für Ravensburger ist das wohl eher ein Versuch, die GameFound-Beteiligung zu nutzen. Wenn's nicht klappt, bricht für die auch keine Welt zusammen. Das hat dann vermutlich außerhalb einer kleinen Blase auch kaum jemand mitgekriegt.

    Einzig der Marketing-Mensch, der da mit irgendwelchen Tolle-Chancen-Geblubber die Ravensburger-Führung von dem Wettbewerb überzeugt hat, wird wohl ein paar kritische Fragen beantworten müssen...

    Interessant stelle ich mir folgendes vor: Sagen wir alle erreichen das Fundingziel nicht. Dann restartet einer der Macher (oder Alle) nochmal neu und frisch nach eigenem Ermessen...kriegt die Finanzierung zusammen...will dann Ravensburger plötzlich unabhängig vom Wettbewerb doch wieder dann einsteigen und den rausbringen?

    Das wird garantiert irgendwie vertraglich geregelt sein. Vermutlich fallen die Rechte bei allem, was nicht gewinnt, an die Autoren zurück. Also ggf. bei allen drei Startern der Endrunde, wenn's keiner schafft. Ist aber reine Vermutung, kann auch anders sein.

    Aber grundsätzlich hat Ravensburger bisher wenig geleistet, worauf sich irgendwelche Ansprüche begründen ließen, wenn die Kampagnen scheitern.

    ich sehe auch noch gar nicht in wieweit da ravensburger jetzt beteiligt ist.

    Die bringen vom Siegertitel eine (mehr oder weniger abgespeckte) Retailversion raus. Aber alles nur im Sinne von "am Ende den Rahm abschöpfen wollen". Alle Arbeit und alle Kosten haben erstmal andere; diverse Wettbewerbsteilnehmer werden aus eigener Tasche drauflegen, z.B. für Illustrationen, bzw. haben das als bereits ausgeschiedene Teilnehmer schon getan. Getreu nach dem Ravensburger-Markenwert des achtsamen Umgangs miteinander. Oder auch nicht.

    Ein Wettbewerb des Spielegiganten Ravensburger zur Förderung von Selbstausbeutung der Hobbyisten unter den Spieleautoren/Illustratoren/Kleinverlegern (am besten in Kombination von allen Dreien).


    Zu mighty gnomes fehlen mir nich angaben wie dick die pappplättchen werden. Ist das papier oder ordentlich pappe?

    Im Vergleich zu normal-üblichen Crowdfunding-Kampagnen liefert Mighty Gnomes schon recht viel Material für das (für Familienspiele schon recht viele!) Geld, fast schon überraschend viel. Unter anderen auch Metallmünzen und diverse Holzspielsteine in Sonderformen. Dazu versandkostenfrei für die meisten wichtigen Länder. Da kann nicht viel Geld beim Macher hängen bleiben. Wenn überhaupt.

    Gerade bei made in China und internationalem Versand kann auch viel schief gehen. Ohne Ravensburger dahinter würde ich hier sogar sagen: Finger weg, erhöhtes Risiko für Komplettausfall, das ist so sehr auf Kante genäht, dass es bei den kleinsten Problemen aus der Bahn geworfen werden kann.

    Oh wow, das sieht bisher so gar nicht danach aus, als würde eines der drei Spiele sein Ziel erreichen.

    Abwarten. Es sind doch noch keine 24 Stunden seit dem Start, oder?

    Wenn alle drei floppen, wäre das für Ravensburger/GameFound auch eine ganz schöne Blamage. Von daher würde ich davon ausgehen, dass die noch einiges versuchen werden, um die Kampagnen anzuschieben. Da haben die dank ihrer Marktmacht noch einige Möglichkeiten, z.B. indem man zukünftig beim Besuch der Gamefound-Seite diese Kampagnen gezielt angezeigt und beworben bekommt. Wenn die das mit gezielter starker Promotion gerade so über die Ziellinie geschoben bekommen, wäre es nur noch für aufmerksame Beobachter eine Blamage.

    Ich fand es schon von Anfang an etwas befremdlich, ausgerechnet im Familienspiel-Bereich, wo 30 Euro für ein Spiel von vielen aus der Zielgruppe schon als teuer empfunden werden, mit Crowdfunding einen neuen großen Wurf planen zu wollen. Wir sind hier schließlich in einem Bereich, wo alle potenziellen Käufer mit dem simplen Ratschlag "schau dir im örtlichen Handel die Spiele mit rotem dem Pöppel drauf an und kauf dir, was dir auf den ersten Blick am meisten zusagt" normalerweise besser beraten sind.

    Ich habe mir alle drei angeschaut und bin sehr überrascht, dass keine deutsche Version dabei ist

    Wieso überrascht? Das sind drei ganz klar international ausgerichtete Projekte.

    Ich habe mir alle drei Finalisten angeschaut. So wirklich reizt mich da gar nix von den Dreien. Wirkt alles ziemlich belanglos. Und Mighty Gnomes liegt mit 55 Euro plus VAT auch in einem Bereich, wo man gespannt sein darf, wie viele Backer solche Preise für ein unbekanntes Familienspiel zu zahlen bereit sind. In diesem Bereich gibt's mehr als genug gute und bewährte Spiele auf dem Markt.

    (Und bevor jemand sagt, ich wäre nicht Zielgruppe... Creature Comforts aka Die Tiere vom Ahorntal habe ich damals per Crowdfunding unterstützt und das bereue ich überhaupt nicht. Meine Tochter liebt das Spiel. Das einzige, was ich da überhaupt nicht verstehe, ist, warum es offiziell 8 Runden sein sollen und 6 Runden die Variante ist. Mit einer Ausnahme habe ich immer 6 Runden gespielt. Über 8 Runden trägt das Spiel nicht.)

    NAtürlich macht eine Zielkostenrechnung Sinn, aber dazu muss ich wissen für welches Spiel überhaupt.

    Da Ravensburger/Gamefound die Gewinnertitel selbst auswählen, werden sie schon darauf achten, dass die gewünschte feste Zielsumme der Finanzierung zu den voraussichtlichen Herstellungskosten des ausgewählten Spiels passt -- und das werden sie mit ihrer Erfahrung ausreichend gut beurteilen können. Oder andersrum gesagt: Durch die gewählte Summe gibt sie dann eben auch vor, welche Art von Spiel eine realistische Siegchance in dem Wettbewerb hat. Die Miniaturen-Orgie wird's dann wohl eher nicht werden...

    GF assoziierte ich nicht wirklich mit Familienspielen. Kampagnenspiele, Expertenspiele, vielleicht auch Partyspiele, aber jemand der Familienspiele sucht, der geht doch eher nicht auf eine Crowdfunding Plattform?

    Warum nicht? Nur weil man bei Unknowns nicht viel darüber liest, heißt das noch lange nicht, dass es nicht auch schon einige erfolgreich finanzierte Familienspiele bei Kickstarter, GameFound & Co gab. Etwas, das z.B. auch hier zur Kenntnis genommen wurde, war Creature Comforts bzw. auf deutsch Die Tiere vom Ahorntal. Dessen Nachfolge-Spiel aus dem gleichen Verlag läuft gerade bei Kickstarter und steht aktuell bei über 3300 Backern und umgerechnet rund 200K Euro. Also ein Vielfaches von dem, was hier gefordert ist. Da gibt's durchaus einen Markt. Auch Crowdfunding-affine Spieler haben Kinder, mit denen sie gerne spielen.

    Aber grundsätzlich ist das schon ein wichtiger und richtiger Punkt, den du hier ansprichst. Der traditionelle Familienspielkäufer, an den sich Ravensburger mit seiner Retail-Version wenden will, findet schon 30€ für ein Spiel teuer. Aber es würde mich wundern, wenn in diesem "Wettbewerb" irgendwas laufen würde, was nicht mindestens das Doppelte incl. Versand und Steuern kostet. Wohl eher das Dreifache, wenn mit kleiner Auflage kalkuliert werden muss.

    Ich schätze, dass sich Ravensburger dieser Problematik auch bewusst ist, sonst würden sie in ihrer Auschreibung nicht so sprachliche Kopfstände machen wie bei der Unterscheidung zwischen der "exklusiven" Version, die man selbst finanziert bekommen muss, und der Retail-Version, die Ravensburger dann herausbringen wird. Ich habe nicht ohne Grund weiter oben schon geschrieben, dass ich für den Gewinner dann das Problem voraussehe, seinen Backern erklären zu müssen, warum eine kaum unterscheidbare Retail-Version bei Ravensburger dann die Hälfte kostet, und die Backer wollen dann bestimmt nicht hören, dass Ravensburger aufgrund der schieren Größe da ganz anders kalkulieren kann...

    Erstmal danke an die ganzen Verlagsvertreter hier; ohne eure Beiträge wäre dieser Thread nicht mal im Ansatz so lesenswert.

    Was ich aus der ganzen Diskussion rausziehe, ist dieses: Ravensburger veranstaltet über eine kürzlich zugekaufte Crowdfunding-Plattform einen Wettbewerb für Kleinverleger, bei dem sie sich erhoffen, durch ein bisschen eigene Vorauswahl einen besonders guten Titel aus dem Massenmarkt-Bereich auf das nächste Level heben zu können, um dann daran mitverdienen zu können.

    Im Optimalfall ist das eine Win-Win-Situation -- allerdings nur für Ravensburger und exakt einen der Teilnehmer. Es ist auch definitiv kein Wettbewerb für Autoren/Spieler, auch wenn die Ravensburger-Seite "Gamer" anspricht mit "Das ist deine Chance, dein Spiel der ganzen Welt zu zeigen!" und der Startbeitrag hier das mit "es ist ein Autorenwettbewerb" vorstellt. Es heißt zwar "Gamefound unterstützt die Crowdfunding-Kampagnen, während Ravensburger bei der Spielmechanik unterstützt", aber da sind haufenweise Fallstricke für hoffnungsvolle Autoren drin.

    Wer da nicht gewinnt, hat sich schnell in enorme Unkosten gestürzt, auf denen er nachher sitzenbleibt, denn das gesamte wirtschaftliche Risiko der Eigenveröffentlichung trägt man erstmal selbst. Und selbst wenn man gewinnt, dass steht man schnell vor Aufgaben wie dass man seinen Backern erklären darf, warum die Retail-Version von Ravensburger nachher die Hälfte von dem Preis kostet, den man seinen Backern abgeknöpft hat. Und zwar ohne darauf irgendeinen Einfluss zu haben, denn man macht sich hier völlig abhängig von Ravensburger.

    Für mich passt das einfach nicht zusammen. Wer verlegerisch arbeitet und das wirtschaftliche Risiko trägt, so wie das Ravensburger hier von seinen Teilnehmern erwartet, der muss auch selbst alle Fäden in der Hand halten. Also z.B. auch dann, wenn es um mögliche Lizenzierungen geht. Ich würde mich niemals abhängig machen von jemandem, der selbst null Risiko hat, aber am Ende über mein Produkt entscheiden will.

    Klar: Ravensburger/Gamefound werden bei den drei gestarteten Crowdfunding-Kampagnen vermutlich auch ein unterstützendes Auge drauf haben, denn ein Scheitern würde ihnen auch PR-technisch um die Ohren fliegen. Gerade für Kleinverleger-Anfänger kann das theoretisch auch eine enorme Hilfe sein, in diesem Geschäft einen Fuß in die Tür zu bekommen. Aber das Risiko trägt immer der Teilnehmer und deshalb wäre das Mindeste, was Ravensburger hier tun sollte, dass sie auf der Kampagnenseite sehr deutlich schreiben, dass von Teilnehmern eigenständige verlegerische Tätigkeit erwartet wird, sprich dass es ein Wettbewerb für Kleinunternehmer ist. Idealerweise mit Erfahrung in Kostenkalkulation, Einkauf, Spieleherstellung, Logistik, Social Media Betreuung und anderem. Und eben kein Wettbewerb für "Gamer".

    BTW: Man kann sich durchaus auch fragen, wie so ein "Wettbewerb", der alle Kosten und Risiken auf die Teilnehmer auslagert und nachher nur oben den Rahm abschöpfen will, zu dem "achtsamen Umgang miteinander" passt, was Ravensburger als einen von seinen vier Markenwerte bei jeder Gelegenheit betont.

    Was muss ich am Ende liefern?

    Die gesamte Crowdfunding-Kampagne. Alles.

    Offensichtlich viel mehr als nur die Idee und einen Prototyp. Muss ich auch die Grafik und Ausstattung definieren und die ganze Kampagne geschaukelt bekommen?

    Yep.

    Es erschließt sich mir nicht wirklich

    Steht doch relativ weit oben. Dritter Punkt der Liste: "Der Gewinner erhält eine 10%ige Lizenzgebühr auf den Nettoumsatz der von Ravensburger veröffentlichten Retailversion. Die Tantiemen entschädigen für die Anstrengungen, die in das Spieldesign, die Illustrationen und die Crowdfunding-Kampagne gesteckt wurden."


    Wobei ich mich dann direkt zwei Sachen frage. Erstens: Suchen die Spieleautoren oder Crowdfunding-Manager? Und zweitens: Wenn man alles alleine gestemmt bekommt, wozu braucht man dann noch Ravensburger?

    Okay, sie zahlen eine relativ hohe "Lizenzgebühr", aber trotzdem finde ich das alles ein bisschen komisch. Das Geschäftsmodell eines Verlages besteht doch eigentlich darin, gute Spielideen zu finden und dann die ganze Realisierung zu managen. Und weil sie, also die Verlage, das gesamte wirtschaftliche Risiko tragen, dürfen sie dann auch alles bestimmen und wenn ihnen danach ist, die Spielidee des Autoren einmal durch den Wolf drehen, incl. neues Thema drüberklatschen oder was auch immer. Aber das hier ist irgendwie: alle Kosten auf die Autoren auslagern und nur die Sahne oben ohne jedes eigene Risiko abschöpfen wollen. Dieser Ansatz mag zwar in die moderne Zeit passen. Genügend Möchtegern-Autoren werden das bereitwillig mit sich machen lassen und sich selbst dafür in Unkosten für Artwork und anderes stürzen. Aber richtig finde ich das trotzdem nicht, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man so die besten Spielautoren findet. Als Spieleautor muss man eigentlich nicht zwingend Crowdfunding-Manager und Social Media Guru sein...