Hidden Games - Königsmord
Unsere Tochter - mit Unlock, Deckscape, Exit, usw. ... erfahrene Rätselspielerin - hat in den letzten Wochen mit besonderer Begeisterung die Kriminalfälle von "Hidden Games" gespielt. Und so hat sie sich für unseren Besuch extra den "besten Fall" der Reihe aufgespart - das zumindest ist der verbreitete Tenor anderer Spieler irgendwo im Internet. Das Spiel ist ein großer Umschlag mit allerlei Materialien, die für die Lösung des Falls benötigt werden.
Ohne zu spoilern nur soviel, dass eine elfköpfige Familie in einem großen Landhaus zusammenfindet und ein Familienmitglied dabei zu Tode kommt. Natürlich ist es an uns - Privatermittler - dem fiktiven und offenkundig nicht sehr fähigen Kleinstadtpolizisten mit unserer Expertise auszuhelfen und den Fall zu lösen.
Vor uns breitet sich ein gezeichneter Stammbaum und der Plan des Grundstücks aus sowie zwei weitere Pläne mit den Etagenzeichnungen des Landhauses samt Zimmern und darin befindlichen Möbeln. Das sieht ein wenig wie bei Cluedo aus und unsere erste Aufgabe besteht darin, den Familienmitgliedern ihren Platz im Stammbaum sowie ihr Zimmer an diesem Wochenende im Landhaus zuzuordnen.
Die Informationen in bester Logical-Manier sind relativ leicht zur Lösung zusammen zu tragen. Das kam uns allen vor wie ein Sudoku der Güteklasse Apothekerzeitung letzte Seite unten (also zu viele Ziffern drin, um eine Herausforderung zu sein). Wir waren uns alle einig, dass da mehr kommen muss, das nur die Ouvertüre gewesen sein kann.
Fürs Spiel haben wir nicht die beiliegenden farbigen Sticker genommen sondern eine Kopie davon zerschnitten, man mag das Spiel ja noch spielfertig weitergeben. Im folgenden Spoiler ist ein Bild der ausgebreiteten Pläne und da dort bei genauem Hinsehen einige der von uns vorgenommenen Zuordnungen erkennbar sind, ist es eben im Spoiler. Mal kurz schauen ohne rein zu zoomen ist aber problemlos möglich.
Von den zahlreichen anderen Materialien habe ich kein Foto gemacht.
Per QR-Code wurden wir nach jeder Teillösung recht linear per Audio- und Video-Schnipsel durch das Spiel geführt, mussten auf einer Internetseite die Lösungen eingeben, damit es weiter geht. Waren Teile davon falsch, wurden genau diese rot hervorgehoben. Das ist uns in einem Detail passiert, das uns aber höchst unlogisch erschien. ACHTUNG! Das hier ist ein vergleichsweise harter Spoiler (der aber nichts zur Lösung des Falls beiträgt), der diesen kleinen Makel im Spiel beleuchtet, falls das schon wer gespielt hat und per PN was dazu sagen mag.
Nach der Frage der Motive soll einem Mann "Scham" zugeordnet werden, weil er einen Sex-Livestream sendete. Der Ermordete hat in seinem Postausgang einen Text verfasst, bei dem er ihn unzweideutig davon in Kenntnis setzt, was er gesehen hat. Das Haus hat aber offiziell keinen Handy-Empfang. Somit bleibt unklar, wie er den Stream hat sehen / das bettfreudige Paar hat senden können (ok, WLAN meinetwegen, es wird nichts dazu gesagt, aber der nicht vorhandene Handyempfang wird extra betont). Unabhängig davon ist eine Mail im "Postausgang" eben noch NICHT gesendet, hat ihren designierten Empfänger nicht erreicht - jedenfalls ist das im wirklichen Leben so.
Warum also sollte unser Mann den Ermordeten aus Scham getötet haben, fühlte er sich doch von diesem bei nichts ertappt? Wir glaubten, dass das eine gekonnt aufgestellte Rätselfalle sei und alle denken sollen, die Mail sei rausgegangen - HA! da fällt Familie Sherlock doch nicht drauf rein Hmmm, und dann sollte es eben doch genau so gewesen sein, also Falle in der Falle oder doch schusseliges Design? Aus unserer Sicht hatte er unter diesen Umständen kein Motiv und das Spiel an dieser Stelle einen kleinen logischen Fehler. Wieviel schlauer - und korrekter - wäre unser Denkansatz hier gewesen.
Das Spiel plätscherte so von Kapitel zu Kapitel ohne besondere Höhepunkte. Wir fühlten uns schon ein wenig mit der Zaunlatte zur offensichtlichen Lösung des in seinem ganzen Ausmaß recht unappetitlichen Falls getrieben. Kurz: wir waren, was die Rätsel im Spiel angeht, einigermaßen unterfordert geblieben.
Dennoch mag ich das Spiel empfehlen, denn es lebt ja von der Atmosphäre und die vielen kleinen Begebenheiten und fluffigen Erzählungen haben uns schon mitgenommen und hier und da auch mal gekonnt amüsiert - das hat schon Spaß gemacht! Aber meine Tochter ließ keinen Zweifel daran, dass dies hier für sie (und wir sahen es ähnlich, ohne die anderen zu kennen) nicht der Beste der Hidden Games Fälle sei, allenfalls der Einfachste - die anderen seien wirklich mit guten Rätseln gespickt und herausfordernd. Also die, bei denen wieder andere schreiben, sie seien unlogisch und unlösbar - tja, wenn man nicht um die richtigen Ecken denkt, mag das so erscheinen.
Halten wir fest: Hidden Games machen Spaß, aber "Königsmord" ist eher eine Einsteigerübung, bei der nichts schief gehen kann. Wer wirklich schön tüfteln möchte, greife besser zu anderen Fällen der Reihe.
Findorff
habe ich nun auch meiner Frau nahe gebracht und dabei gleich auf das wichtige Rennen um preiswerte Plättchen bei Spielbeginn hingewiesen, auch um die höhere Wertigkeit für die Aktionsplättchen Einkauf und Produktion, zumindest mit den übrigen verglichen (für Details zum Spiel siehe erster Spielbericht). Sie wollte meiner Überredungskunst nicht folgen und so sollte unbedingt ich das Spiel eröffnen. Ich bleibe dabei, Startspieler zu sein ist ein Riesenvorteil, gerade so wie die Pole Position beim Formel-1-Rennen. Klar muss das nicht entscheidend sein, aber der Vorteil ist einfach nicht von der Hand zu weisen. Am Ende hatte ich rund 250 SP mehr erspielt.
Das Spiel verdient auf jeden Fall weitere Einsatzchancen, ich mag es an sich sehr. Ob sich das Problem mit mehr Spielern nivelliert muss sich zeigen. Ansonsten muss eine Hausregel her oder das Spiel zieht wieder aus - so leid es mir darum dann auch täte. Wer hat es denn schon gespielt und kann hier mit eigener Meinung beitragen oder aushelfen?
#HiddenGames #Findorff