Ich hab aus der letzten Woche noch einen desaströsen Spieleabend nachzureichen, was aber nicht an den Spielen lag:
#GangofFour: Angeblich eines der meistverkauften Spiele von Days of Wonder, die das Spiel Anfang der 2000er neu rausgebracht haben, nachdem es in den 1990ern bei einem französischen Kleinverlag erschien. Im Kern ist es ein sehr schlichtes Stichspiel: Das komplette Deck wird an die Spieler verteilt, man kann Karten entweder einzeln, als Paar, Drilling oder in bestimmten Fünferkonstellationen ausspielen und versucht so, seine Kartenhand loszuwerden. Gestochen wird nach Zahl und Farbenrang, wobei man auf Einzelkarten nur mit Einzelkarten reagieren darf, auf Paare nur mit Paaren etc. - Ausnahme ist nur der seltene Fünfling, der immer Trumpf ist. Gang of Four basiert (wie Tichu) auf dem chinesischen Kartenspiel Zheng Fen, und wenn man bisher die typischen deutschen Stichspiele gewohnt ist, muss man hier schon ordentlich umdenken - man will ja keine Stiche gewinnen, sondern nur möglichst schnell soviele Karten wie möglich loswerden, während die anderen ihre möglichst behalten sollen (typisch asiatisch steigern sich die Strafpunkte für auf der Hand behaltene Karten ins Unermessliche, wenn es viele sind). Nach jetzt etwa 50 Partien mit der App habe ich für mich valide Strategien gefunden, die gegen die Computer-KIs immer funktionieren; im echten Leben erweist sich dann wie so oft, dass die lieben Mitspieler leider gerne anders spielen als gedacht. Im wirklichen Leben entpuppt sich dann aber auch das Spiel als üble Grübelorgie, die für das Gebotene viel zu lange dauert - das Problem hatte ich ja auch mit Can't Stop, zu dem ich nach Tausenden von Partien auf BGA am Spieltisch keinen Zugang mehr finde. Insgesamt fürchte ich aber auch ohne Vergleich zur App, dass es am Spieltisch bessere und schnellere Kartenspiele gibt (z.B. Skull King, Texas Showdown etc.).
#ChroniclesofCrime: Endlich sind alle Fälle in der App enthalten, so dass jetzt die Bonusfälle der letzten KS-Kampagne gespielt werden konnen (Chronicles of Time genannt). Offenkundig wurde dabei der Fokus auf möglichstes Ausreizen des Schwierigkeitsgrades gelegt, bei den Fällen liegt jetzt wirklich keine Lösung mehr nahe, hier muss man auch schon richtig um die Ecke denken. Zumindest mir ist das nicht immer ausreichend gelungen, so dass ich die Szenarien nochmal wiederholen will (auch wenn ich jetzt weiß, dass Lösungen z.T. falsch waren, habe ich die Auflösung nicht gelesen). Wirklich gut geschrieben ist Chronicles of Crime nie gewesen, wenn man mal von ein paar der Fanfälle absieht, aber das Handy-Suchspiel macht zumindest mir immer noch Spaß. Dieses Mal war erst das zweite Mal, dass ich das Spiel nicht solo gespielt habe, ich würde es auch nicht mit mehr als zwei Mitspielern spielen wollen, aber bei Spiegelung des App-Bildschirms auf einen größeren Monitor ist das zumindest problemlos möglich, und das gemeinsame Rumtüfteln hat Spaß gemacht. Die Fälle der KS-Erweiterung nutzen überwiegend das Material der drei Einzelboxen, erstaunlicherweise bleibt viel ungenutzt in der Kiste, obwohl jetzt schon 2 der Szenarien gespielt sind - evtl. war da noch einiges andere geplant. Bin gespannt, ob es in Zukunft nochmal Fa-Fälle mit diesem Material geben wird, für das alte Grundspiel ist die Entwicklung leider etwas zum Erliegen gekommen.
#Seeland: Irgendwie speichere ich dieses wunderschöne Ravensburger-Familienspiel immer als Kramer-Kiesling-Titel ab, aber es ist in Wirklichkeit von Wolfgang Kramer und Günter Burkhardt. Man kauft im Rondell Mühlen und Gemüsesaaten ein, die man sogleich nutzt, um die Niederlande trockenzulegen und zu begrünen. Geerntet wird, wenn eine Mühle vollständig von Plättchen umgeben ist. Die Ausstattung ist immer noch sehr ansehnlich, es gibt viele hübsche Holzteile (wenn auch in gewöhnungsbedürftigen Spielerfarben). Die beiden "expertigeren" Zusatzmodule (eine Punkte-Rekordjagd a la "Da ist der Wurm drin" und ein Zusatzmodul, dass manche Mühlen wichtiger macht als andere) sind nett, aber vervollständigen nicht wie bei Asara erst das Spiel - das ist auch so schon sehr rund. Und es ist immer wieder schön wenn Mitspieler dann mittendrin kapieren, dass sie bei enger Bebauung manche Orte sofort durch Einsetzen einer Mühle werten können. Seeland ist in 30-45 Minuten gespielt, die Verbindung von Rondell und Plättchenlegen ist für mich ideal, für mich ein perfektes Familienspiel.
Tja, und dann, nach gut dreieinhalb Stunden, fand der Spieleabend ein abruptes Ende, da ich mittendrin feststellen musste, dass mein Körper von jetzt auf gleich auf 39 Grad hochfuhr und ich mit Schüttelfrost ins Bett musste. Geführt hat das zu vier Tagen strenger Bettruhe und erst am vierten dieser Tage dann per Schnelltest zur Gewißheit, dass Corona mich nach zweieinhalb Jahren vergeblichen Versuchs doch noch erwischt hat. Und natürlich habe ich eine Mitspielerin auch prompt angesteckt (ich war am Spieletag selbst noch negativ getestet und hatte keinerlei Symptome vor dem plötzlichen Fieberschub), die jetzt mit 3 Tagen Verzug auch krank im Bett liegt. So ein Mist, und das ausgerechnet in der Essen-Woche. Bis zum nächsten Spielebericht kann es jetzt jedenfalls einige Zeit dauern.