Beiträge von fjaellraeven im Thema „Unconscious Mind [Fantasia Games] / Das Unbewusste [Frosted Games]“

    fjaellraeven - Super Beschreibung!

    Kannst du auch die angegebene Spielzeit von 1-2 Stunden bestätigen?

    Und die Idealbesetzng von 2-3 Spieler?

    Meine Einschätzung ist da eine leicht andere, was aber auch daran liegen mag, dass ich Spiele einfach schneller spiele als Dee . Das hat sich in der Vergangenheit gezeigt und ist jetzt nicht nur eine leere Behauptung.


    Von der Spielzeit würde ich bei Leuten, die das Spiel kennen, auf 30 Minuten pro Spieler tippen. Ich glaube das hat auch Paul Grogan in seinem Video zum Spiel gesagt.


    Die Spieleranzahl kann ich mir wiederum in allen Besetzungen gut vorstellen. Solo macht es bestimmt Spaß eine für sich funktionierende Engine aufzubauen, zu zweit funktioniert es sehr gut und zu dritt wird der Markt, bei dem bei zwei Spielern die Aktionsmarker einer anderen Farbe statisch auf vier Feldern liegen, lebendiger. Bei vier Spielern ist es dann auch nicht mehr so einfach immer die Aktionen spielen zu können, die man gerne hätte. Solo oder zweit ist es ein strategischeres Spiel, während es ab drei Spielenden deutlich taktischer wird. Beides ist reizvoll, weswegen man da für sich einfach die beste Spieleranzahl finden muss. Funktionieren wird Unconscious Mind in allen Besetzungen, nur eben ein wenig anders vom Spielgefühl.


    Bezüglich Spielzeit oder Downtime muss ich sagen, dass gut die Hälfte des Zuges auf die sekundäre Aktion entfällt (Heilen, Engine). Die Ortsaktion beim Zurückholen der Aktionsmarker ist hingegen deutlich kürzer.

    Das Heilen und die Tintenfässchen sind zum Großteil aber Aktionen, die die Mitspielenden nicht betreffen. Daher lässt es sich in vielen Fällen wie bei Scythe handhaben, dass die zweite Aktion des Zugs ausgeführt wird während die nächste Person ihre erste durchführt. Dies wäre eine Möglichkeit, jedoch verpasst man dadurch eben auch die ganzen Kombinationen bei den Mitspielenden. Während eben jener sekundären Aktionen kann man sich aber auf jeden Fall schon den eigenen nächsten Zug bereitlegen, sodass das Spiel flüssig läuft und man immer etwas zu tun hat.


    Es gibt Möglichkeiten die Spielzeit zu verkürzen. Nötig ist das nicht, da man selbst eben in dieser Zeit vorausplanen kann. Außerdem ist Zeit am Tisch mit Freunden etwas Schönes und ich habe durchaus auch Freunde in der Spielerunde, die ein Vielfaches meiner Bedenkzeit für einen Zug brauchen. Das ist aber nicht schlimm (ok, es wird manchmal geneckt), denn ich genieße die Zeit auch während ich warte. Unconscious Mind trägt über die Spielzeit, ob man nun bei den Zügen der anderen zuschaut oder diese überspringt. Spaß macht es in beiden Fällen, denn es ist ja auch schon zu sehen, wenn es nicht nur bei einem selbst gut klappt und die Mitspielenden sich etwas Tolles aufgebaut haben.

    Unconscious Mind ist auch für mich nicht zwingend ein Expertenspiel, aber abseits davon gehen meine Meinung und die der Personen, die auf den letzten zwei Seiten des Spielthreads geschrieben haben, doch ein Stück weit auseinander.


    Das Spiel erfindet das Rad nicht neu. Muss es das? Nein, wie ja auch schon velvre im Thread angemerkt hat. Ein gut funktionierendes Spiel, das Mechanismen aus anderen Spielen aufgreift, ist mir deutlich lieber als eines, welches auf Biegen und Brechen etwas Neues bieten möchte und daran scheitert oder sich unrund anfühlt.


    Unconscious Mind ist im Kern ein Euro. Die Aufmachung ist natürlich ein großer Pluspunkt, da sie etwas eigenständiges ist, die Thematik gut vermittelt und sich frisch anfühlt. Ich für mich kann aber sagen, dass sich Unconscious Mind während des Spielens nicht extrem thematisch angefühlt hat. Das mag an mir liegen, da ich schon sehr mechanisch fokussiert bin, aber für mich ging es eher um die Aktionen und deren sinnvolle Verknüpfung. Die "Dinger", von denen Huutini geschrieben hat, habe ich tatsächlich als minor, median oder major growth/freedom/passion bezeichnet, aber abseits davon waren sie für mich Mittel zum Zweck. Die Patientenkarten wählt man auf Grund der Anzahl der Herzen aus, die man zum Kurieren erzeugen muss, und der Belohnung, die sie beim Erfüllen bringen. Bei den Träumen zieht man den einen Traum zufällig, den anderen kann man aus der Auslage oder vom Stapel wählen. Hier muss man sagen, dass die Karten/Träume wirklich toll illustriert sind, aber im Spiel selbst habe ich darauf so gut wie nie geachtet. Musste ich einen oberflächlichlen Traum auswählen, so habe ich geschaut ob die Symbole des Patienten und des Traums zueinander passen (was einen Bonus bringt). Gab es keinen solchen Traum in der Auslage, habe ich einen zufälligen gezogen oder den, der von den Boni fürs Erfüllen am förderlichsten war. Nach der Auswahl lag der Traum vor mir am passenden Tableau und war eigentlich nur noch eine Voraussetzung, die ich zu erfüllen hatte. In der Aktionsphase schaute ich also auf die dort abgebildeten Symbole und überlegte mir, wie ich meine Insights möglichst auf die benötigten Stufen bekommen könnte. Damit stimme ich auch in dem Punkt zu, dass ich Unconscious Mind für ein eher mechanisches denn thematisches Spiel halte.


    Die Regeln zum Spiel sind aktuell noch nicht fertiggestellt und werden dauerhaft überarbeitet und angepasst. Bei einigen Karten passiert dies auch noch, was auch zwingend notwendig ist, da manche deutlich stärker sind bei geringerer Voraussetzung. Das sind jedoch Sachen, die sich noch ändern werden. Abseits davon ist das Spiel jedoch eine sehr runde Erfahrung.


    Es gibt drei Bereiche im Spiel, die es zu beachten gibt: das eigene Tableau mit den Insights und Träumen, die Stadt Wien und natürlich das Tableau mit den Aktionen und Aktionsplättchen, welche man ins eigene Tableau "puzzeln" darf.


    Die Aktionen, die im Spiel durchgeführt werden, sind ansonsten sehr eingängig und super einfach gegliedert: Ich führe eine Aktion durch (Tableau mit den Sprechblasen) und bewege mein Tintenfässchen auf dem Tableau der Zeile entsprechend viele Schritte oder heile einen oder zwei Patienten je einmal.


    Die obere Zeile gibt mir neue Technik-Teile (die braunen Plättchen im oberen Bereich des Tableaus), die ich in mein Spielertableau einsetzen und eventuell auch direkt auslösen darf. In der zweiten Zeile kann ich Insights aufwerten (die sind auf dem Rad rechts des Spielertableaus und diese benötige ich um Patienten zu kurieren), zwei Zeitungsartikel ausspielen (die mir Boni bringen), ein Buch veröffentlichen (hierfür brauche ich die (Fach-)Zeitschriftartikel als Voraussetzung) oder mich auf dem Tableau der Stadt Wien bewegen und dort die Ortsaktion ausführen (welche mir neue Insights oder Kaffe bringen, vorhandene Insights aufwerten oder gegen einen Heilungspunkt tauschen lassen). In der dritten Zeile erhalte ich je drei neue minor Insights, einen Zeitungsartikel oder kann die Ortsaktion von Freud auslösen, die wie eine Ortsaktion bei einer Bewegung funktioniert. Je weiter unten die Zeile der Aktion ist, desto öfter kann ich diese potentiell ausführen, indem ich mehrere meiner Aktionen ausgebe. Immer maximal so oft, wie das Blitzsymbol es angibt. Wichtig ist, dass ich jede Aktion bis zum "Rasten" nur einmal ausführen darf und wie in anderen Spielen Felder für Mitspielende blockiere.


    Nach meiner Aktion bewege ich das Tintenfässchen entsprechend der Zeile viele Schritte oder kuriere einen Patienten.

    Bewege ich das Tintenfässchen, bekomme ich entweder Boni für mein aktuelles Ansehen und das von Freud (das ganz linke Feld würde die Aktion auslösen), kann einen weiteren Aktionsmarker erhalten (das oberste Feld) oder eben alle Boni einer Spalte oder Reihe auslösen. Letzteres ist wichtig und die Engine, die man sich durch das Platzieren der Plättchen aufzubauen versucht. Die Aktionen der Plättchen geben neue Insights, lassen mich bestehende aufwerten oder eintauschen gegen andere Sachen (bspw. Zeitungen) oder höherwertige Insights.

    Entscheide ich mich gegen die Bewegung des Tintenfässchens, heile ich Patienten.


    Das Heilen der Patienten ist schnell erklärt. Die Traumkarten geben an, welche Insights in welcher Stärke benötigt werden um die Karte zu behandeln. Im Idealfall habe ich die Insights durch vorherige Aktionen auf diese Stufen gebracht, ansonsten kann ich jetzt mit Kaffee eine Jederzeit-Aktion ausführen und Insights verschieben oder aufwerten. Dies geht jedoch nicht beliebig oft, da Kaffee begrenzt ist und nur durch Boni oder das Rasten zu erlangen ist.


    Wenn ich also Insights in ausreichender Menge und Güte habe, kann ich bis zu zwei meiner Patienten (man startet mit einem, schaltet durch das erste Kurieren jedoch den zweiten Slot frei) jeweils einmal behandeln. Dafür gebe ich die entsprechenden Insights aus und erhalte dafür Herzen, die ich auf dem jeweiligen Track des Patienten nach unten wandern kann. Zudem geben die Karten Boni. Wenn nur noch drei Herzen auf dem Track sind, wird zudem der Grief Layer entfernt (diese transparente Auflage auf dem Patienten), was ebenfalls Herzen entfernt und Boni bringt. Ganz einfach gesagt gebe ich Marker aus und Schreite dafür auf einem Track in absteigender Richtung voran. Das Ziel ist die Null zu erreichen, da der Patient dann auskuriert ist und mir dauerhafte Boni bringt oder am Ende Siegpunktbedingungen.


    Wenn ich Raste, hole ich alle meine Aktionsmarker vom Tableau zurück und bekomme pro Feld, auf dem ein Marker lag, einen Kaffee. Anschließend kann ich einen oder zwei Patienten einmal kurieren (genau wie oben) oder eine Aktion auf dem Wiener Spielpan ausführen.

    Dieser ist in drei Distrikte aufgeteilt. Je nachdem in welchem ich mich befinde, nehme ich eines der Plättchen, die es in den Wertigkeiten 1-3 gibt, weg. Ist es das letzte einer Zahl, bekomme ich zudem ein Ansehen und rutsche auf der Leiste oben auf dem Tableau weiter, genau wie Herr Freud auf der Leiste und in Wien. Erreicht Freud das Feld 10 der Ansehensleiste, endet das Spiel nachdem die Runde beendet wurde und alle noch einen weiteren Zug hatten. (Ansehen gibt es auch auf anderen Wegen im Spiel, beispielsweise durch Bücher oder das Füllen des eigenen Tableau mit Aktionsplättchen).

    In den Distrikten kann ich beim Rasten entweder einen der vertikalen Boni meines Ortes (jeder Distrikt hat zwei Orte) oder einen der horizontalen Plätze beanspruchen. Letztere erfordern eine Anzahl an Symbolen, die ich mir zunächst durch Patienten, Fachartikel oder Bücher erspielen muss. Die horizontalen Felder geben dafür Siegpunkte und Herzen, die ich wiederum direkt zum Kurieren meiner Patienten einsetzen kann, was eventuell weitere Boni bringt.


    Abseits davon gibt es noch weitere "Meilenstein"-Boni, die man erreichen kann, indem man etwas als erstes schafft. Dazu gehört das Ausspielen von zwei Büchen oder drei verschiedenfarbigen Fachartikeln. Erreicht man solch einen Meilenstein, beansprucht man diesen, erhält ein Ansehen und drei Siegpunkte.

    Es wird also immer eine Aktion gewählt, dann das Tintenfässchen bewegt oder geheilt. Wenn man keine Aktionen mehr ausführen kann oder möchte, dann rastet man und führt eine Aktion in Wien durch oder kuriert Patienten. Mit diesem Satz ist der Ablauf des Spiels eigentlich umrissen, auch wenn er diesem natürlich nicht gerecht wird, da es durch die verschiedenen Aktionen, Plättchen und Bedingungen doch mehr zu bedenken gibt.

    Unconscious Mind spielt sich dabei sehr angenehm. Es ist absolut nicht verkopft und sehr belohnend in den Aktionen. Die Kettenzüge fühlen sich toll an, gerade wenn man das Tintenfässchen in eine Reihe bewegt, in der man schon drei Aktionsplättchen verbaut hat. In solchen Momenten gibt es viel zu tun für einen selber und die Mitspieler sitzen dann durchaus schonmal eine Minute da und staunen über die Synergien und die Bewegungen auf dem Insights-Tableau.


    Die Kritik, dass es irgendwann egal wäre was ich mache oder man in der Mitte des Spiels die Lust daran verliert, teile ich absolut nicht. Gerade ab da wird es spannend, da das, was man sich im Vorhinein aufgebaut hat, dann die Aktionen ermöglicht, die wirklich Punkte bringen und sich zeigt, ob die eigene Strategie erfoglreich sein wird. Denn auch wenn es faktisch genau vier Arten gibt, wie ein Zug gespielt wird, so hat man doch Möglichkeiten auf ein paar andere Sachen zu spielen. Natürlich kann niemand die Patienten komplett ignorieren und viele Aktionen werden öfter von allen gespielt werden, aber wenn man es für sich schafft die weniger frequentierten Aktionen gut vorzubereiten, dann ist dieser Unterschied durchaus mächtig und ein das Zünglein an der Wage.


    Das Spiel spielt sich sehr angenehm. Wenn Frosted sich der Regeln angenommen hat, dann wird das hier ein zugängliches Spiel werden für all jene, die gerne Aktionen verzahnen, aber eben nicht überfordert werden wollen. Durch die Symbolik, die man natürlich gerade zu Beginn öfter mal nachschlagen muss, ist eigentlich alles erklärt. Die Aktionen selbst sind klar und die eigenen Züge bieten verschiedene Möglichkeiten, überfordern aber nicht. Für mich ist das hier kein Expertenspiel, aber das ist eben auch meine Ansicht. Wenn andere darin ein Expertenspiel sehen, dann ist das genauso richtig, eben nur ein anderer Blickwinkel.


    Abschließend ist Unconscious Mind ein Spiel, dass ich definitiv gerne mitspiele, wenn es ein Freund auf den Tisch bringt ( manu2207 ), aber eben keines, was ich selbst im Schrank haben müsste. Das liegt eben daran, dass ich persönlich Expertenspiele mit deutlich unterschiedlichen Wegen und Strategien mag, in denen durchaus mehr zu bedenken ist. Unconscious Mind hat sich beim Spielen für mich gut angefühlt, aber eben nicht wie ein Spiel, welches mir langfristig die Herausforderung oder Interaktion bietet, die ich an Spielen schätze. Die Aktionen bieten dafür doch zu wenig verschiedenes und auch wenn ich ein wenig anders spielen kann und dies belohnt wird durch Punkte, so ist am Ende doch das Grundgerüst der Partie sehr ähnlich.


    Und zum Abschluss noch der Endstand unserer gestrigen Runde