Beiträge von kindofblue im Thema „Sättigung erreicht? Wenn die Begeisterung für Neuheiten deutlich schwindet.“

    Also ich glaube ja, in so einem Spielerleben ist viel Platz für Wellenbewegungen: Ich bin seit Studienbeginn 1999 spielbegeistert, spätestens die erste Messe 2002 hat das Feuer entfacht, aber als die Lebensumstände zwischenzeitlich sehr stressig wurden, wurde auch mal für einige Jahre lang deutlich weniger gespielt, einige Messen, viele Neuheiten und zahlreiche Spieleabende ausgelassen. Die Gewohnheit, stets die neuesten "Klopper" meist in Vollbesetzung auf den Tisch bringen zu wollen, wurde sogar zeitweise durch eine Ermüdung des Wunsches, sich kompetitiv zu messen abgelöst, so dass fast ausschließlich kooperative Spiele bevorzugt wurden.


    Bei mir gab es ehrlich gesagt eher einen gegenteiligen Effekt durch Corona: da wir zu zweit insgesamt einen überwiegend ähnlichen Spielgeschmack teilen, kommen bei uns nun wieder mit Begeisterung medium und heavy Euros auf den Tisch, abgewechselt durch Absacker und kooperative Schlachten. Die Vielseitigkeit des Geschmacks ist wieder da und so haben auch die vielen Neuheiten erneut eine Chance. Uns wurde klar: manche Spiele lieber in Minimalbesetzung, die Angaben zur optimalen Spielerzahl auf BGG zu berücksichtigen, ist auch sehr gut. Und plötzlich wird Grand Austria Hotel zu einem Favoriten, wenn es zu zweit gespielt wird. Für größere Runden gibt es genügend anderes.


    Zugleich kann ich die Sättigung auch gut nachvollziehen gerade bei Genres, die wir nicht so sehr bevorzugen. Ich brauche keine zwanzig Plättchenlegespiele, eine Handvoll tut es sicher auch und gerade die sehr langen Euro-Games und Kampagnenspiele sollten nicht zu viel Konkurrenz bekommen. Sonst nimmt man sich viel Reiz weg, wenn alles nur wenige Male auf dem Tisch landet bis zur nächsten Neuheit. Carnegie ist auch so ein Beispiel: da sehe ich noch viele spannende Partien und jede Menge Strategien zum weiterprobieren.


    Die steigenden Preise und die ausstehenden teils lange auf sich warten lassenden Bestellungen sei es Kickstarter oder auch Retail tuen ihr Übriges. Hier werden wir auch zurückhaltender. Da habe ich den Eindruck: nach den ersten ein-zwei Jahren Begeisterung, was es da alles zu crowdfunden gibt, tritt ein wenig Ernüchterung ein, weil vieles deutlich später eintrudelt.