Beiträge von LeGon im Thema „Sättigung erreicht? Wenn die Begeisterung für Neuheiten deutlich schwindet.“

    Gerade eben mit einer Partie Everdell (Base Game + Pearlbrook ohne Wunder + Promo-Karten + Newleaf) fertig geworden. Nach mehr als zweieinhalb Stunden Spielzeit (inklusive Auf- und Abbau) muss ich gestehen, dass ich das Spiel in der CE mittlerweile stellvertretend für eine in Mode gekommene Art von „überproduzierten“ Spielen sehe, das ich in der Grundversion gut fand, mit den ganzen Erweiterungen aber „übersättigt“ und mit dem Eindruck zurücklässt, nur für mich gespielt zu haben, obwohl wir zu dritt waren - nachdem meine Mitspieler schon mit dem Sommer durch waren, befand ich mich immer noch im Frühling und hatte bereits 15/18 Plätzen verbaut, mit Ressourcen en masse… finde ich etwas schade, da ich auf die CE echt lange gewartet hatte.


    Das Gefühl, das ich nach dem Spiel habe, gleicht demjenigen, das ich mittlerweile öfters habe, wenn ich mit neuen Spielen konfrontiert werde - zu viel Aufwand für zu wenig Erlebnis, Überraschung und Interaktion; anderes prominentes Beispiel für mich ist „Seize The Bean“, das mir für die Aufbauzeit einfach viel zu kurz ist.

    Dass es auch anders geht, hat uns vor einiger Zeit Hansa Teutonica gezeigt - mit relativ wenig Materialeinsatz und schnellem Aufbau ein Spiel, das überschaubare Entscheidungen fordert, die dann aber doch tiefer reichen als zunächst ersichtlich; nach dem Spiel stellte sich dann auch gleich der „Nochmal!“-Reiz ein und wir schafften in etwa drei Stunden drei Partien mit unterschiedlichen Plänen.


    Insofern frage ich mich, ob die im Titel erwähnte Übersättigung nicht auch daran liegt, dass viele Spiele mittlerweile ein ganz bestimmtes Spielgefühl vermitteln, das auf nur wenig direkter Interaktion beruht und es schwieriger geworden ist, die wenigen Perlen zu finden, die da andere Wege beschreiten. War gerade ein spontaner Gedanke, wollte ich aber loswerden… :)

    Musst du dabei nicht wenigstens auf das Seitenformat achten? 48 Seiten DIN a4 vs DIN a5 macht ja auch ein BISSCHEN was aus. Deswegen ist man mit der Wortzahl besser bedient. Seitenzahl, Fontgröße … ich finde Seitenzahl ist Schall und Rauch. Aber trotzdem gut zu wissen. Du bist ja Kunde. Und wenn wir dich abholen wollen, müssen wir solche Eindrücke mit verarbeiten.

    Unter Wortzahl kann sich der Normalo halt nix vorstellen, im Gegensatz zur Seitenzahl - sage ich als Vielleser und lege da jeweils den Seiteninhalt eines Taschenbuchs zugrunde (Paperbacks sind meist größer, aber auch mit größerer Schrift) - ich kann blade45 in seiner Sichtweise verstehen. Da ich bei einem Spiel zudem primär (auch?) auf den konkreten Spielumfang Wert lege, ist alles darüber hinaus lediglich Add-On. ;)

    EDIT: Klar, „Kampage“ relativiert meine Aussage - das ist nur nicht das, was mich persönlich als Spielerlebnis anspricht (Robinson Crusoe reicht mir da aus).

    Ich finde es ja interessant, dass einige Leute Spiele direkt ausschließen, weil es den Mechanismus schon mal gab. Im Detail sind die Spiele dann meistens doch unterschiedlich genug mMn. Bestes Beispiel ist ja Rosenberg, der sehr viele WP Spiele entwickelt hat, die sich dann aber trotzdem noch genug unterscheiden.

    Nicht direkt ausschließen. Ist aber ein nicht zu unterschätzendes Kriterium, wenn es darum geht, die eigene Ludothek zu begrenzen. Und Golem fand ich halt wirklich leider zu viel „schon gesehen“ für meinen Geschmack (obwohl ich es gerne geliebt hätte! ;) ).


    Ps.: Bei Rosenberg ist es übrigens dasselbe - scheint aber nicht nur mir so zu gehen… 😄

    AN kompliziert? Ist mit das am fluffigsten spielbare (Heavy) Euro der letzten Jahre mMn. "Kompliziert" fand ich im letzten Jahrgang eher sowas wie Messina, das bei uns dann auch durchgefallen ist.


    Davon abgesehen fand ich den letzten Jahrgang ziemlich gut mit Spielen wie AN, Bitoku oder Golem.

    Das waren die gehypten(!) Titel, aber für mich steckte da oft nicht viel dahinter - am Beispiel Golem:


    Vorab - ich bin absoluter Fanboy der Designer des Spiels. Ehrlich. Aber dieses Spiel ist bei mir nicht eingezogen, da alles, was das Spiel kann, durch andere Vertreter derselben Designer bereits besser gemacht wurde, um mal eben Newton oder Gran Austria Hotel (da wurde der Auswahlmechanismus ja fast direkt übernommen) zu nennen. Die Kugeln kannte ich auch schon durch Meister der Rennaissance.


    Persönliches Fazit: Das muss ich nicht kaufen, um nach zwei Spielen zu erkennen, dass ich alle Mechaniken bereits im Schrank habe (obwohl mir das Thema echt gut gefällt!). Ich habe Golem auf der Spiel 21 gespielt und danach ernüchtert den Hype-Train verlassen. (Wer noch keines der oben erwähnten Spiele oder Lorenzo hat, kann ja gerne zuschlagen… ;) )


    Edit: „Gefühlte Wahrheiten“ sind so ne Sache in Diskussionen - und „fluffig“ zur Einordnung von AN reicht mir als Begründung (nach bspw. der Erwähnung der Kartentexte in meiner Ausführung) einfach nicht, um da ernsthaft darauf zu antworten, sorry… ;)


    ps.: Jetzt dennoch erstmal ne Runde AN, man will ja wissen, worüber man diskutiert… 😁

    Interessante Logik.

    Ich habe kein Problem damit, wenn jemand meine Lieblingsspiele als mittelmäßig empfindet. Aber sehr wohl, wenn er die als Hype-Spiele bezeichnet. Weil es für mich oft so klingt, als wolle man eine subjektive Meinung objektiv klingen lassen.

    Ich würde MrDirtymouth hier dennoch eingeschränkt zustimmen:


    Da ich 2021 insgesamt als schwächeren Jahrgang empfand, hat sich die Experten-Audienz auf einige wenige Titel konzentriert, was mE dazu führte, dass AN im Verhältnis zu viel Aufmerksamkeit - die sich in starken Jahrgängen auf mehr Titel verteilt hat - erhielt.


    Als Beispiel möchte ich Terra Mystica nennen, das damals im Vorfeld in Expertenkreisen zwar auch gehyped wurde („Ey, da wurde sogar ein neuer Verlag gegründet!“, „Da stecken 12 Jahre Liebe sein!“), die Reichweite aber viel kleiner war und sich das Spiel seine Nische als Kenner/Expertenspiel mit anderen erschienenen Hochkarätern - gemessen an den immer noch hohen Ratings (Robinson Crusoe, Andor, Village (kam glaub ich trotz Erscheinung auch erst 2012 groß raus) - teilen musste. Insgesamt finde ich das Spiel dennoch subjektiv „besser“ als AN.


    Darüber ist der Begriff „Hype“ - auch mit Definition - nicht völlig objektivierbar, insofern kann ich deine Begründung nur teilweise nachvollziehen, weil „mittelmäßig“ zwar noch unschärfer, aber „Hype“ letztlich auch ein Stück weit subjektiv ist (wurde ja oben auch schon von anderer Seite als Synonym für „in“ interpretiert).


    Ich selbst habe AN jetzt auch, weil ich eher zufällig drangekommen bin, empfinde es aber eher als komplizierter als andere ebenso komplexe Spiele. Die exzessiven Kartentexte (aka zusätzliches Regelwerk) tun ihr übriges, da fiel für mich TfM zuvor schon durchs Raster (finde da dann zudem die Immersion schwieriger). Ich bin daher auch gespannt, ob sich AN langfristig(sic!) in den Top 10 auf BGG halten kann…


    EDIT: Als Beispiel für einen starken Jahrgang: 2016

    Scythe, Great Western Trail, Klong!, Lorenzo, A Feast for Odin, Yokohama, Mansions of Madness, Vinhos, Star Wars: Rebellion, dazu Terraforming Mars, dem mE durch die starke Präsenz der zuvor genannten eben nicht die gleiche Aufmerksamkeit zuteil wurde.

    Liegt das vielleicht daran, dass der Geschmack ausgefeilter ist und man sich weniger auf gut Glück kauft? Oder daran, dass die Recherche gründlicher ist?

    Irgendwie wünsch ich mir dieses Gefühl ein bisschen zurück... :crying:

    Ich denke das liegt wie bei allem einfach an der Abnutzung. Etwas das man häufig erlebt hat, ist irgendwann einfach nicht mehr so wie es mal war. Gibt da sicher auch einen klugen wissenschaftlichen Begriff für, der aus der Psychologie oder Suchtforschung stammt, den ich aber nicht kenne.

    Triebtheorie - Heraufsetzen der Reizschwelle? ;)

    Da finde ich mich wieder - geht mir ähnlich, ich hatte jetzt bestimmt 15 Kartons mit Brettspielen. Mein ganzes Outdoorzeug (Kletterseile, Equipment, Wakeboard, 2 Surfboards, 4 Snowboards - zudem habe ich zwei weitere verschenkt - und Ski inkl. Skitourenausrüstung mit Lawinenairbags, dazu Outdoorbekleidung, Neos, Prallschutzwesten, Helme, etc.) hat, wenn man auch noch das Spieleregal dazurechnet, tatsächlich weniger Platz im Umzugswagen weggenommen!

    Ich versuche auch zu reduzieren, weil ich spüre, dass das eigentlich zu viel ist, aber das fällt mir sooo schwer - die Sachen, die ich momentan nicht spiele, interessieren mich dennoch alle, so dass ich zumindest die Option behalten will, direkt darauf zugreifen zu können.

    Für mich ist es auch die erste Spiel seit 1996 (mich suchen immer noch Erinnerungen an damals heim, wie ich im MtG-Finale Rainbow aufgrund eines eigenen Spielfehlers am Schluss verkackt habe) , bei der ich NICHTS auf dem Zettel habe (abgesehen von drei Terminen für die Schule)! Irgendwie fühle ich mich dadurch aber frei, mal wieder voll in die Atmosphäre einzutauchen… 😊

    Bewundernswert. Ich kämpfe tatsächlich damit, mein 5x5 Expedit als Maximalstauraum zu nehmen. (Wobei sich gut bescheißen lässt, wenn in den Grundboxen noch drei Erweiterungrn enthalten sind; außerdem steht meine Blood Rage Complete Box extra… 🙈)

    Eben umgezogen, und 16 Fächer entsprächen ja maximal 8 Kartons - damit könnte ich super leben… :)

    Witzig, ich habe mich in den letzten Monaten oft gefragt, ob es nur mit so geht, aber dein Beitrag könnte glatt von mir sein… :)


    Ich habe meine Lebensgefährtin tatsächlich zwei Wochen vor Corona kennengelernt und - ähnlich wie bei den Ausführungen bei kindofblue - haben wir die gemeinsame Zeit zum exzessiven 2p-Brettspielen genutzt. Dabei haben wir nicht nur festgestellt, dass uns die ItalEuros liegen, auch Spiele wie zB Euphoria, das lange Zeit vergessen in meinem Schrank stand, reaktiviert - retrospektiv betrachtet fand ich es richtig schön, eigene Spiele noch einmal neu zu entdecken, anstatt einfach nur weitere dazuzukaufen: Freue mich momentan auf Wiedererweckung meiner CitOW, Terra Mystica mit Händlern, Pixie Queen, Alchemisten und The Gallerist. :)


    Insofern geht es mir ein bisschen wie Khumbanigash : Ich werde die Messe wohl primär dazu nutzen, einfach die Atmosphäre zu genießen, ohne das Gefühl zu haben, irgendwas mitnehmen zu müssen (falls sich jemand am Donnerstag anschließen möchte, herzliche Einladung an dieser Stelle, da wäre ich bislang allein unterwegs). Und beim Schlendern kann man ja trotzdem offen bleiben gegenüber Spielen, die zufällig den eigenen Weg kreuzen…


    EDIT: Habe schon zwei nette Nachrichten erhalten, ist also nicht mehr aktuell - könnte für Torlok aber als Anregung dienen, den Forentreff eventuell auch mal früher anzubieten? - Dann könnte man von da aus u.U. zusammen weiterziehen? (Eventuell gab es aber so etwas ja vielleicht bereits und andere Gründe sprechen eher für die vorgeschlagene Uhrzeit. 😁)