Beiträge von Psychospargel im Thema „26.09.-02.10.2022“

    Dieses Wochenende hat bei uns etwa 10 Stunden Aventuria – Das Kartenspiel im Abenteuermodus gesehen, und zwar mit allen möglichen Erweiterungen. Gelegenheit, einmal darüber zu berichten.


    Aventuria ist im Prinzip ein Spiel, bei dem man eine Gruppe Helden spielt, die einen Boss mit seiner Gruppe Schergen zu bekämpfen hat. Die Helden haben dabei alle ihr eigenes Kartendeck, welches dafür sorgt, dass sich jeder Held wirklich anders spielt. Die Karten repräsentieren Ausrüstungen, Verbesserungen, Zauber etc, die man Runde für Runde auslegt und sich somit stärker macht. Gleichzeitig dienen die Karten auch als Ausdauer, die nötig ist, um überhaupt Karten ausspielen zu dürfen. Zu Beginn muss man sich daher entscheiden, ob man eine Karte als Ausdauerkarte spielen und damit auch zu nichts anderen mehr als diese Ressource benutzen kann, oder sie irgendwann für den eigenen zu zahlenden Ausdauerwert ins Spiel bringen will. ZU Beginn des Spiels hat man nur wenig Ausdauer und bleibt entsprechend schwach. Mit steigenden Rundenzahl steigt die Ausdauer und damit die Möglichkeit, stärkere Karten ins Spiel zu bringen.Die Gegner werden ihrerseits durch Karten dargestellt, die angeben, bei welchen Wurf auf einen W20 sie was tun. Dabei haben alle unterschiedlichen Gegner auch unterschiedliche Profilwerte und Fähigkeiten, was sich im Spiel auch deutlich bemerkbar macht.


    Man spielt entweder einen Ein-, Drei- oder gar Fünf-Akter, mit entsprechend vielen Kämpfen, wobei jedes Szenario durch einen Geschichtenbereich modifiziert wird, bei dem man auf Talente wieder mit einem W20 würfelt. Je nach gelingen oder misslingen der Probe wird der anschließende Kampf leichter oder schwerer. Der Kampf selbst besteht darin, dass zunächst die Helden Karten ausspielen und dann restliche Ausdauer dafür verwenden, Angriffe oder Fähigkeiten auszulösen, für die wieder gewürfelt wird. Bei einem Angriff kann es dann noch zu einem Ausweichenversuch kommen (falls der Gegner einen entsprechenden Wert besitzt), bevor vom Schadenswurf mit einem W6 die eventuelle Rüstung abgezogen wird. Der durchkommende Schaden wird von den Lebenspunkten des Gegners abgezogen, bis dieser besiegt ist. Danach sind alle noch lebenden Schergen mit ihrem Chef an der Reihe, wofür wieder gewürfelt und auf der Gegnerkarte abgelesen wird, was bei dem Wurf passiert. Das kann von einem kritischen Treffer bis zur Flucht alles mögliche sein.


    Warum beschreibe ich das so genau? Weil hier schon deutlich wird, dass Aventuria kein Spiel für Leute ist, die mit Zufall nichts am Hut haben. Es gibt viele W20-Proben und bei entsprechendem Pech kann ein Spiel auch schon mal frustrierend oder gefühlt zu leicht sein. Auch hat das Ziehen der Karten einen großen Einfluss auf den Verlauf des Spiels, wenn einem das Glück z.B. einfach keine Waffe gönnen will.


    Der Schwierigkeitsgrad lässt sich in vier Stufen spürbar beeinflussen, wobei leicht wirklich sehr leicht, die höchste Schwierigkeitsstufe legendär aber auch schon recht knackig und mit Pech nicht zu schaffen ist.


    Die Legenden-Erweiterung fügt dem Spiel eine verbesserte nette Auflevelmöglichkeit bei. Die einzelnen Abenteuer können dadurch mit gepimpten Karten oder bei zufälligen Ereignissen erworbenen auch ganz neuen Karten angegangen werden. Zudem kann der Schwierigkeitsgrad mit Hilfe von Herausforderungskarten angepasst werden.


    Die Erweiterung Mystische Geschichten verbindet die einzelnen Akte der Drei-Akter durch mehr Story und damit vorzulesenden Text. Um alle Passagen mit ihren Entscheidungen durchzulesen, dauert es durchaus locker 10 Minuten, bis der nächste Kampf beginnt. Im Gegensatz zum Basisspiel haben die Entscheidungen hier jedoch einen spürbareren Effekt, werden aber auch durch Schicksalskarten beeinflusst, wobei wieder eine Menge Zufall ins Spiel kommt. Die Auswirkungen hierbei sind so stark, dass wir z.B. einen Kampf dadurch umgehen konnten und damit stärker als mit Kampf in den nächsten Akt kamen.


    Ein Problem fanden wir bei der Verbindung der Mystischen Geschichten mit dem Schwierigkeitsgrad des Legendenmodus. Eine Erschwernis des Legendenmodus ist, dass der Anführer z.B. pro Runde nur ein Viertel seiner Lebensernergie verlieren kann. Wenn dann aber das Ziel des Kampfes ist, den Boss auszuschalten, der sich aber jede Runde heilt, ist das schon rein rechnerisch kaum schaffbar. Hier muss man also dann persönlich austarieren, was man selbst als noch ertragbar ansieht.


    Meine Beschreibung macht deutlich, dass es bei dem Spiel haufenweise Probleme gibt. Der Schwierigkeitsgrad ist von zu leicht bis unfair oder gar unschaffbar variabel, Der Zufallsfaktor ist gewaltig. Der Aufbau des Spiels ist auf Grund der Menge an Karten, die man nach fast allen Erweiterungen hat, recht zeitintensiv. Man sollte also erwarten, dass das Gesamturteil vernichtend ausfällt. Aber ich mag es trotzdem sehr. Der Kampf gestaltet sich durch die unterschiedlichen Gegner immer wieder anders, so dass man auch so eine Art Puzzle hat, welchen Gegner man jetzt am besten zuerst in Angriff nimmt. Die verschiedenen Helden spielen sich sehr unterschiedlich und das stückweise Aufleveln mit neuen Karten ist recht befriedigend. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man merkt, dass man die Gegnerscharen in Griff hat und schließlich nach einer immer harten Anfangsphase doch noch gewinnt. Das Spiel hat für mich Charme. Es bekommt von mir daher eine 8/10.