Um mal einen Gegenentwurf zum "ein Spiel ist etwas mit Mechaniken und Regeln" einzubringen: Ein Spiel ist etwas, das einem Spaß bringt, alleine oder in der Gruppe. (In der Regel ... seltsame Psychofolterspiele in einsamen Hütten oder so mal ausgenommen ...)
Und wenn zwei, drei, sechs oder elf Leute einen Abend lang mit Monopoly oder einem interaktiven Buch, bei dem man das als nächstes zu lesende Kapitel auswürfelt Spaß haben, warum kann das dann kein Spiel sein?
Wenn jemand Spaß hat, weil ein Spiel ihn aufs brutalste fordert und dabei noch die besten, neuesten und kreativsten Mechaniken bietet UND die perfekte, spielerische, weit vom reinen Vorlesen entfernte Form das Narrativ vermittelt: geil! Cool! Freut mich, genieß es, es hat deinen Nerv getroffen. Geiler Abend!
Aber warum ist der Spaß dieser Person besser als der Spaß der Gruppe, die zehn Sekunden eine Figur versetzen und sich dann eine halbe Stunde lang etwas vorlesen oder schweigend Karten sortiert? Und DAS wird hier immer wieder so dargestellt, und halt auch sehr gerne mit dem Vorwand von "Aber ich hab das ja im Kontext gesagt und begründet und analysiert." Ja. Super. Du hast im Kontext erklärt und begründet und analysiert, warum dein Spaß geil ist, und der Spaß der anderen Leute nichts wert. Gratuliere!
Kann, darf und soll man darüber diskutieren, ob und wie Brettspiele Narrative vermitteln und sich weiterentwickeln? Ja, bitte. Gerne. Kann niemandem schaden.
Aber bedeutet das, dass man Spiele, die nunmal den klassischen Weg wählen - entweder weil die Macher nicht anders können oder nicht anders wollen - abwerten muss?
Und wenn ja - mit welchem Recht?