Beiträge von HRune im Thema „Teasen vs. Spoilern“

    Doch noch mal zurück zum Teasen ohne zu Spoilern - und dies im Sinne einer Mehrheitssicht, denn vermeiden, dass sich irgendwer gespoilert fühlt, kann man vermutlich nicht. Ich bin der Ansicht, dass dies schon sehr gut möglich ist; Neugier und Bewusstsein für ein Werk zu erzeugen, ohne einen (bzw. den) wesentlichen Handlungs- bzw. Erzählstrang zu spoilern. Neva Kee trifft das aus meiner Sicht in seinem Beitrag oben sehr gut.

    Ich frage mich gerade, ob der ultimative Teaser ohne Spoiler am Ende das Clickbait ist: "Was du im dritten Monat von Legacy erleben wirst, wird dir den Atem rauben!"

    Andererseits weiß ich, dass selbst das von manchen wieder als Spoiler gewertet werden würde, immerhin WÜSSTEN sie ja jetzt, dass im dritten Monat was atemberaubendes passiert ... :/

    Nu ja, wenn es astreiner Clickbait ist, wüsstest Du vermutlich eher, dass im dritten Monat nichts weiter passiert. :lachwein:

    Vielen Dank für die weiteren Anregungen und Beiträge!


    Die unterschiedlichen Sichtweisen interessieren mich sehr - zeigen sie ja auf, wie unterschiedlich wir ggf. auf die gleiche Information reagieren. Wo ich mich geteased fühle, fühlt LookAtTheBacon sich vermutlich gespoilert. Heißt, ich muss in meiner Wortwahl Dir gegenüber vorsichtiger sein und Du mich umgekehrt vermutlich bei einigen Themen nicht um Infos bitten. :)


    Leider sind die zwei von dir genannten Sachen für mich offen gestanden zwei völlig verschiedene Dinge und Spoilern stört mich persönlich total. Wie du ja auch selbst mit deinem "oops" scherzhaft angemerkt hast, has du mit diesem Thread zum Beispiel Star Wars herb gespoilert (ja es soll tatsächlich vereinzelte Leute geben, die das noch nicht gesehen haben - ich schon, keine Sorge) und Pandemic Legacy: Season 1 imho sogar ebenfalls ein Stück. Allein schon das "Kampf gegen die" vor dem Spoiler.

    Klar, Star Wars war mit voller Absicht hier genommen, da diese Infos mittlerweile fast so alt sind wie ich selber. Bei Pandemic tue ich mir persönlich z.B. schwer allein in meinem „Kampf gegen die…“ einen Spoiler zu sehen. Kämpft man in meinen Augen doch immer gegen die Pandemien, die Unwägbarkeiten des Spiels, die Ausbrüche, die Kartenhand. Doch sehe ich auch, dass eine Formulierung wie „die Entwicklung des Spannungsbogens ist klasse, erzeugte bei mir Kribbeln und Überraschungsmomente“ einen Tacken neutraler ist.


    Zitat von LookAtTheBacon

    Du siehst: nur weil dich etwas ggf. nicht stört, kann es trotzdem andere stören oder sogar aktiv verletzen.

    Dessen bin ich mir voll bewusst, insofern ja mein Diskussionsstarter hier, um zu sehen, wo die Beitragenden die Grenzen sehen und ziehen.


    Ich bündel mal die folgenden Aussagen:

    Zitat von LookAtTheBacon

    Also lieber dem Allgemeinwohl zuliebe lassen und so wenig wie möglich prekäre Infos preisgeben? Ich weiß es nicht und "who am I to judge", aber mir wäre es lieber.


    […]

    Daher bin ich tatsächlich dazu übergegangen, mir weniger und weniger Trailer, Reviews und Erlebnisberichte durchzulesen.

    […]

    Und siehe da: Dinge die gut sind, machen mir NOCH mehr Spaß, wenn ich sie selbst "überraschend" entdecke und Dinge die schlecht sind, sind manchmal gar nicht sooo schlecht oder sie sind zumindest überraschend schlecht und nicht "wie erwartet" schlecht ;)

    Insgesamt würde ich also dafür plädieren, lieber (noch) mehr selbst zu erleben, als in der gleichen Zeit nur Proxy-Erlebnisse zu haben und sich spoilern oder seine Meinung vorprägen zu lassen.


    Ich möchte gerne ein neues Spiel selbst entdecken - während der Spielpartien und nicht angelesen oder angeschaut vorab. Diverse Eurogames haben da wenig Potential, mich zu spoilern. Trotzdem möchte ich da nicht vorab erfahren, dass ich bei Spiel XYZ unbedingt darauf achten sollte, in der ersten Runde drei Kredit aufzunehmen und damit die Südprovinz anzuschliessen, da ich ohne diese chancenlos sein werde. Ich mag keine angelesenen Taktiktipps. Noch weniger, wenn ich zufällig darüber stolpere und die deshalb nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Wenn sich abzeichnet, dass sich eine Diskussion in diese Richtung entwickelt und von anderen über diese Details diskutiert werden will, dann räume ich lieber das Feld und ziehe die Ignore-Aktion für diesen Forenthread.

    (Hervorhebung von mir)


    Zitat von Alex85

    […]

    Das Unerwartete/Ungewisse macht doch einen eigenen Reiz aus.


    Mal ein etwas anders gelagertes Beispiel: wenn ich ein Werder-Spiel verpasse, versuche ich, wenn es in meinen Zeitplan passt, nichts mitzubekommen (manchmal gar nicht so einfach, aber klappt) und das Spiel relive zu gucken. Das ist dann zig mal besser, als wenn ich das Spiel gucke, aber das Ergebnis schon kenne.

    […]


    Bewusst so gebündelt, da die Aussagen für mich folgende Gemeinsamkeit haben: Wenn ich nicht gespoilert werden möchte, wenn ich daraus keine Neugier und eher Ablehnung ziehe, muss ich mich meiner Ansicht nach auch aktiv darum kümmern, diesen Informationen fern zu bleiben. Diskussionen darüber meiden und ggf. auch meine Gegenüber darum bitten, diese Informationen bitte nicht mit mir zu teilen. Im Internet / hier im Forum ist letzteres weit schwieriger, da wir zeitversetzt agieren.


    Da kommt auch meine Hervorhebung im Beitrag von ravn ins Spiel: das Zufallselement.


    Dieser Zufall kann in meinen Augen aus einem vielleicht gut gemeinten Teaser oder einer für einen selbst gesehenen „Selbstverständlichkeit / Allgemeinwissen“ schnell einen Spoiler machen. Wenn Torlok und ich uns gerade über Dry-Age Steaks unterhalten und ich daraus eine Ableitung zu nem Herr der Ringe Film gemacht hätte. Wenn LookAtTheBacon und ich uns über Star Wars unterhalten und ich bei einer Szene ableite „Mensch, das ist ja genau wie die Wendung im 2. Zeitalter bei Eclipse-Legacy“. Umgekehrt habe ich das Gefühl, dass Huutini und ich über diese Szenen quatschen könnten und darauf vermutlich direkt Lust auf eine gemeinsame Partie des Spiels ableiten, um das ganze noch mal und mit neuen Augen zu erleben. Einzig Alex85 wäre komplett sicher vor mir, da ich Fussballergebnisse so gar nicht verfolge. :saint:


    Zeigt mir auch, dass man als Rezensent / Produzent / Werbetreibender eine sehr gute Expertise aufbauen muss und sich ein feines Gefühl dafür erarbeiten muss, um wirklich packende Teaser zu erstellen, die weitreichende Neugier schaffen und nicht von vielen als Spoiler empfunden werden.


    Für mich sehr spannend in der Diskussion. Vielen Dank weiterhin!

    Teaser sind Aufgabe der Hersteller, der Spieleautoren. Diese können kontrolliert Informationen "Out-of-context" in Vorschauen, Demos, YouTube-Videos von Partnern etc. platzieren. Das hat dann alles seinen Rahmen, ist beabsichtigt und vor allem ist es gesichert, dass der Kontext und der Weg zu den Inhalten nicht verraten wird.


    Wen so etwas von Spielern in Foren, Hobby-Kanälen und ähnlichem kommt sind es aber für mich immer Spoiler, ganz unabhängig davon, wieviel mir in einem einzelnen Post/Bild verraten wird. Denn wir normalen Spieler haben keine Kontrolle darüber welche Information sich andere Spieler herausnehmen, als "teaser" zu verbreiten - und drei Teaser nacheinander werden dann schnell zum harten Spoiler.

    Der Ansatz gefällt mir.


    Teaser = kontrollierte und koordinierte Herausgabe durch den Produzenten


    Spoiler = Ergebnis unkoordinierter und unkontrollierter Herausgabe durch Konsumenten


    In Deinen Beispielen zum Spoilern wäre es ja so, dass die Verantwortung, nicht zuviele Informationen zu erhalten, bei mir läge. Die Crux aber ist, dass ich schwer abschätzen kann, wann zuviel vorliegt. Und da Spiele im Gegensatz zu Medien vom Erfahren und nicht rein Konsumieren leben, ist vielleicht die Erkenntnis der Studie der University of California nicht auf Spiele übertragbar.

    Servus,


    In den letzten Jahren ist ja auch im Brettspielbereich vermehrt die Gefahr gewachsen, zu „spoilern“ - speziell mit Aufkommen der Legacy-Spiele und der storylastigen Spiele. Immer wieder erlebe ich, dass in Diskussionen und Berichten, zum Teil sehr vehement, auf „Das Spoilern“ hingewiesen wird, da die z.B. hier im Forum zu lesenden Beiträge den eigenen Spaß/die eigene Freude vermiesen. Gleichzeitig kennen wir das „teasen“ - also genau das Offenlegen von Informationen mit dem Ziel, Interesse zu wecken, wie sich die Geschichte / das Spiel wohl entwickelt um zu diesem Punkt zu gelangen, wie es dazu kommen kann, wie es danach weiter geht, etc..


    Somit sind letztlich teasen und spoilern zwei Seiten einer Medaille, sage ich.


    Wie seht ihr das? Wo geht ein teasen über in spoilern?


    An der Länge des Textes kann man es nicht festmachen. Wenn ich sage, dass Hamlet zum Ende hin alle ins Unglück stürzt, ist das ein kleiner Satz mit evtl. großer Wirkung. Ebenso kann ich als Teaser für Hamlet einen langen Text schreiben, der mich neugierig auf „Sein oder Nichtsein“ macht, auf Fechtszenen, auf vergifteten Wein (ohne zu nennen, wer den wann trinkt).


    Wenn ich schreibe, dass Darth Vader Lukes und Leas Vater ist (oops) tease ich oder spoiler ich? Klar, die zwei großen Überraschungen in dem Film sind dann raus. Umgekehrt werde ich neugierig auf die Geschichte - was sich darum spinnt und wie das alles herauskommen wird. Und was sich dadurch ändert.


    Wenn ich schreibe, dass bei Pandemic Legacy I der Kampf gegen die

    so richtig spannend und interessant wird. Wer fühlt sich gespoilert, wer fühlt sich geteased? Ebenso mit Bildern einer Partie, die den Oktober zeigen und Elemente, die man halt im Februar noch nicht kennt.


    Ist das gespoilert?


    Für mich zum Beispiel nicht. Warum: Ich sehe diese Elemente, ich werde neugierig, wie es wohl dazu kommen wird, was da alles vor sich geht (letztlich ähnlich jedem Foto einer Spielsituation). Ich weiß noch lange nicht, wann, wie, wo, wodurch das ausgelöst wird. Ich weiß noch nicht mal, ob - da ich nicht sicher sein kann, welche Twists das Spiel bereit hält.


    Wann würde ich gespoilert? Wenn ich mehrere Session-Reports der Partien bis zu dem Zeitpunkt hin lese. Wenn ich Informationen über den Weg dahin, quasi „stetige Informationen“ zum Spielerleben und einem größeren Teil der Geschichte erhalte. Wenn ich aber Informationen über wenige diskrete Punkte eines zukünftigen, möglichen Spielstands erhalte, weckt dies eher die Neugier. „Wow, dazu kann es kommen? Da müssen wir uns auch auf den Weg machen und schauen, was auf uns zukommt“.


    Wikipedia schreibt hierzu:

    Zitat von Wikipedia - Teaser

    Ein Teaser oder Anreißer ist in Werbung und Journalismus ein kurzes Text- oder Bildelement, das zum Weiterlesen, -hören, -sehen, -klicken verleiten soll. Es steht häufig auf der Frontseite bzw. ersten Seite eines Mediums und weist dort auf den eigentlichen Beitrag hin.

    Zitat von Wikipedia - Spoiler (Medien)

    Meist ist die Wiedergabe von Handlungselementen eines Plots gemeint, die für den Fortgang oder die Auflösung der jeweiligen Geschichte eine entscheidende Rolle spielen und deren Vorfeldkenntnis dem Leser, Zuschauer oder Hörer die Spannung raubt.

    Interessant dazu noch der Zusatz im Artikel zum Spoilern auf Wikipedia.

    „Eine Studie des an der University of California, San Diego tätigen Psychologen Nicholas Christenfeld kam zu dem Ergebnis, dass Personen, denen man zuvor das Ende einer Geschichte gespoilert hatte, diese durchschnittlich als besser einstuften. Der Effekt zeige sich in allen Genres.“

    […], this suggests that spoilers help you know the purpose of the overall narrative, so you’re able to better incorporate all of the details and plot points that get you to the end.

    […] A plot is just the structure that lets you do the interesting narrative components – maybe even knowing the ending is useful because it allows you to focus on these other parts, or to understand how it's unfolding.

    Will this finding make people rush out and look for spoilers? Almost certainly not. Despite the fact that most people have experienced a spoiler enhancing their enjoyment of a story, the vast majority of people still think that spoilers ruin stories in some way.

    In part, this is due to the fact that we can’t experience a story for the first time twice – we can’t compare the experiences of watching a spoiled and an unspoiled movie, and there’s only one chance to watch an unspoiled film.

    Meine Selbsterkenntnis nach der Beschäftigung hiermit: Ich bin viel stärker zu teasen als zu spoilen. Auch bei evtl. Plot auflösenden Informationen bewahre ich mir die Neugier bzgl. des Weges dahin.


    Wie stehts um euch?