Beiträge von Smuntz im Thema „05.09.-11.09.2022“

    Mir gefällt #Acquire immer noch ausnehmend gut

    Dem schließe ich mich gerne an. Es ist nur kein Spiel, das bei mir Assoziationen zu Foundations of Rome weckt.

    Metropolis lebt stark von der Bereitschaft zum Handel und offensiven Angeboten. Lieber bei vielen Gebäuden beteiligt sein, als alles allein machen wollen. Und das war 11 Jahre vor Catan!

    Für mich ist Foundations of Rome ein großartiges Spiel

    Ich kann mir nicht helfen, alles in mir schreit #Acquire ! Gehts dir nicht genauso?

    Nö, keine Aktien ^^ Sid Sackson ist ja nicht der einzige Autor, der gute Mechanismen bei sich selbst zitiert hat. Das Gruppieren von zufällig ins Spiel kommenden Grundstücken findet man bei Acquire und Metropolis. Der Rest von Foundations of Rome hat dann aber mit Acquire nichts mehr gemein (ok, "großartig" lass ich gelten), mit Metropolis dagegen sehr.

    Foundations of Rome

    Freitag sollte es endlich so weit sein, die spielerische Premiere zu viert stand an. Dazu erst später mehr.

    Nicht wenige würden mein Vorgehen bis dahin für verrückt halten. Erst investiere ich dreistellige Beträge in die Vorfinanzierung eines Kickstarters und warte lange drauf - damit bin ich immerhin noch nicht alleine. Dann halte ich es im Mai endlich in Händen und tue erst einmal... nichts. Schließlich hatte ich das Spiel ohne das gräuliche optionale Sundrop bestellt, wollte ich es mir doch selbst dekorieren. Da für das Spiel in jedes Gebäude einmalig schwergängige Stecker einzusetzen sind, die über den spielerischen Wert des Gebäudes informieren, war ohne diese eben kein Spiel möglich. Sie vor dem Bemalen und Lackieren einsetzen fiel mir aber auch nicht ein. Zuerst wollte ich wie geplant alles geeignet mit Farben, Wash und Lack bearbeiten. Der Aufwand hierfür war beträchtlich.

    Nun, das Malprojekt erreichte letzte Woche zumindest einen Meilenstein - die Spielergebäude habe ich fertiggestellt (Bericht mit Bildern hier). Die optionalen, aber optisch äußerst ansprechenden Monumente sind noch nicht ganz so weit.

    Ok, viel Geld, viel Zeit, viele Arbeitsstunden - immerhin brauchte ich diesmal kein Insert bauen ^^ Und all diese Vorleistungen ohne praktische Spielerfahrung? Was wenn es mir nicht gefiele? Ich sag ja, man könnte meinen, das sei verrückt. Aber nein, denn ich war mir hier sehr sehr sicher, was mich erwartet. Eines meiner liebsten älteren Spiele ist Metropolis von Sid Sackson (Ravensburger, 1984). Von einer einfachen Marktauslage wird eine Grundstückskarte genommen, zusätzlich baut man optional ein Gebäude, so man die Grundstücke besitzt, ggf. auch gemeinsam mit anderen, wenn man die Teilung des Profits verhandelt hat. Dieser wiederum ist variabel und kann sich im Spielverlauf ändern. Da wird die schöne Villa am Park plötzlich nicht mehr so schön, stellt ein anderer Spieler seine Fabrik daneben auf. Einfachste Regeln, großes Spielvergnügen - ein Markenzeichen vieler Spiele von Sid Sackson, die die Zeit gut überdauert haben.

    Die in der Kickstarter-Kampagne veröffentlichten Regeln hatten mich sogleich angefixt. Das sah nach einem Metropolis v2.0 aus, ja eher v10.0. Die Grundstücke werden bei längerem Angebot mit fallenden Preisen über einen Markt verkauft (dieser Mechanismus dürfte einst von Dirk Henn für sein Showmanager - bzw. Premiere im Eigenverlag ein Jahr zuvor - erfunden worden sein). Entsprechend gibt es als zweite Zugoption die Beschaffung von Geld, wiederum teils über bislang gebaute Gebäude steigerungsfähig. Zugoption drei ist schließlich dem Bau der Gebäude vorbehalten und diese beeinflussen andere wie gesagt in der Wertigkeit, abhängig von deren Nachbarschaft, nicht aber davon, wem sie gehören. Dazu die kompromisslose Gestaltung mit vielen detaillierten 3D-Gebäuden! Klar hätten hier wie üblich Papp-Plättchen genügt, aber schaut Euch doch mal dieses Hammerspiel an? Bis auf ein paar unbelehrbare Muffel kann mir keiner erzählen, dass damit zu spielen nicht mehr Freude macht. :love:

    Auch ist der Kniff, dass Gebäude größeren Gebäuden weichen können, gegenüber dem historischen Vorbild ein toller Clou. Hier kann man dem spekulierenden Nachbarn oft eins auswischen. So ist es gut, klein anzufangen, nicht gleich die großen Gebäude zu bauen, selbst wenn man die Grundstücke hierfür früh beisammen hat. Spieltaktisch ist das sehr interessant! Viele zusätzliche Module runden das Spiel nach eigenen Vorlieben ab.

    Anders als bei Metropolis gibt es nicht nur eine Endwertung, sondern drei Teilwertungen nach über den Kartenstapel gesteuerten Spieldritteln. Diese Idee stammt ebenfalls aus einem Sid-Sackson-Spiel, dem seinerzeit ebenfalls grandiosen (und immer noch guten) Kartenspiel Venture, das bereits 1969 bei 3M erschien und hierzulande als Wirtschaftswunder (Schmidt) bzw. Die Bosse (FX Schmid) lange erhältlich war. Die Handschrift des Autors Emerson Matsuuchi lässt keinen Zweifel zu: auch er ist Liebhaber der Spiele von Sid Sackson.

    Der New Yorker war einst für die weltweit größte private Spielesammlung bekannt. Der fünfstellige Fundus (ich meine es waren etwa 14000) wurde von der Erbengemeinschaft zerlegt. Ferner sagt man ihm nach, dass er allein in Kenntnis der Regeln das Spielgefühl herauslesen konnte - das ist wohl eine Eigenschaft, die - wenn sie denn stimmt - nicht nur bei mir Neid wecken dürfte. Wie schön wäre es doch, wenn man dies beim nächsten Kickstarter anwenden könnte, braucht man nicht einmal zum oft müßigen Online-Spiel zur Erprobung greifen. Ich habe dieses Talent zwar nicht, aber doch einiges an Erfahrung, eine langjährige Liebe zu seinen Spielen und sah nun die Regeln zu Foundations of Rome... da wusste ich, das möchte ich haben und eben wie beschrieben pimpen, das wird nicht wieder hergegeben! Verrückt war da gar nichts. Das werde ich auch dann noch mit Freude spielen, wenn mir die Muße zu Expertenspielen altersbedingt abhanden kommt. Das Schlimmste war wenn überhaupt die Wartezeit auf seinen spielerischen Einsatz.

    Nach dieser langen, dem opulenten Werk angemessenen Vorrede zu unserer Partie. Die ersten Bilder zeigen, wie sich die Spielfläche langsam füllte.

      

    Zu viert wird die Spielfläche des quadratischen Plans auf 9x9 Felder reduziert, überzählige Karten entfernt. Zunächst muss man für sich festlegen, welche Module ins Spiel genommen werden.

    Ein Modul heißt "Handeln & Stehlen". Für mich ein klares Pflichtmodul, ermöglicht es doch, auch ohne das Glück zur rechten Zeit günstig kaufen zu können, Grundstücke mit anderen Spielern zu tauschen. Für einen relativ hohen Preis ist dies auch einseitig unfreiwillig möglich, das nennt sich dann Stehlen - 6 SP wechseln den Besitzer, hier 2 weniger, da 4 mehr. Das geschieht also nicht ohne durchaus fürstliche Entschädigung, weshalb wir hiervon nur selten Gebrauch gemacht haben. Als spielerisches Damokles-Schwert muss man es aber doch stets für die eigene Planung fürchten.

    Als weiteres Modul haben wir die Aktionskarten in den Stapel gemischt, die - sie werden wie Grundstücke am Markt gekauft - besondere einmalige oder dauerhafte Sonderrechte ermöglichen. Zwar werden nur je drei dieser Karten in die drei Stapel für die Spieldrittel gemischt, aber schon diese sorgen für Abwechslung. Waren manche begehrter, blieben andere lange liegen und erhöhten so für längere Zeit den Preis der Grundstücke. Aber auch das tut dem Spiel keinen Abbruch und irgendwann ist jedes abseitige Grundstück oder jede scheinbar uninteressante Aktionskarte dann doch einen Kauf wert, zählt Geld am Ende doch nichts.

    Auf Draften der Startkarten haben wir bewusst verzichtet, was wie oben schon skizziert kein Problem ist. Das Modul mit individuellen Rechten / Rollenkarten haben wir weggelassen, hierfür ist Spielerfahrung aller eine gute Voraussetzung (bei Gutenberg halte ich es genauso). Auch bin ich kein Freund selbst nur kleiner Asymmetrien (oft nur eine Modeerscheinung im Spieldesign), da ist die Balance stets in Gefahr. Eine Auswahl an Monumenten der Emperor Edition dürfte dagegen gerne mit ins Spiel, der Schauwert ist doch beträchtlich, aber damit muss ich aus bekannten Gründen eben noch ein wenig warten. Monumente können - solange vorrätig - von jedem Spieler gebaut werden, sie sind aber an eine Voraussetzung gebunden, die der Spieler erfüllen muss.

    Ach ja, ein richtig großer Tisch ist zu empfehlen ;)

    Der Spielablauf bestätigte meine Erwartungen. Da wurde sich was weggeschnappt, zwei handelten was zum Unwillen dritter aus, die Bauregeln wurden flexibel genutzt, um eigenen Profit zu mehren und anderen dabei nach Kräften zu schaden. Das Spiel war zu keiner Zeit langweilig.

    Hatte Spieler grün sich früh auf eine Führung bei den Wohngebäuden und deren Bonuswertung ausgerichtet, überraschte er im letzten Spieldrittel mit konsequentem Umbau zu Werkstätten und deren lukrativer Endwertung, da sie statt Geld bei den Zwischenwertungen zusätzliche Siegpunkte einbringen. Die - immer etwas labile - Führung bei den Wohngebäuden sicherte ich (gelb) mir zum Schluss und suchte ansonsten mit mehreren öffentlichen Gebäuden gute (SP-trächtige) Nachbarschaft. Darauf hatte sich Spieler blau mehr als jeder andere konzentriert und er machte am Ende das Rennen, wenngleich das eben nur ein Weg zum Sieg ist und alles gut beobachtet werden will. Spieler rot hatte abgeschlagen aber auch seine Freude an dem Spiel, das 94 - 89 - 88 - 62 endete.

    Für mich ist Foundations of Rome ein großartiges Spiel, das sich klar im Bereich leichter Kennerspiele verortet und zu zweit ganz sicher nicht meine erste Wahl ist, da genügt mir nicht die Anwendbarkeit der Regeln, es muss mehr Konkurrenz da sein.

      

    Eternal Palace

    lag auch noch nicht auf dem Tisch und sollte als gehobener Absacker folgen. Die Zielgruppe ist die gleiche, Nur-Experten-Spieler dürfen sich schaudernd abwenden. Wer einfachere Spieldesigns mag, wird hier ebenfalls gut unterhalten. Den Reiz haben aber wohl nicht alle entdeckt, sieht man allein hier im Forum, wie schnell sich mancher davon wieder trennt (gespielt?) oder auch z.B. Ressourcenüberschuss beklagt (verstanden? nicht ausgereizt?).

    Ich habe das Spiel einst zu zweit online erprobt, was entgegen meinen Erwartungen sogar recht unterhaltsam war, aber auch hier ist mehr Konkurrenz besser. Danach hatte ich auch die Regeln beschrieben, weshalb ich das jetzt nicht wiederhole und darauf verweise.

    Nur rasch soviel: Würfel werden (sichtbar) geworfen und (verdeckt) gruppiert, so dass deren Summen den Schauplatz der gewählten Aktion bestimmen. Ist man an einem Platz nicht allein, muss man Fische abgeben können. Weisheit-Chips dagegen erlauben die mächtige Würfelmanipulation um je 1 Auge (oder 1 <-> 6 für zwei Chips), solange der Vorrat es erlaubt. Das entkoppelt vom Glück und macht einen für die anderen Spieler schwerer berechenbar. Die Reihenfolge ist von Runde zu Runde nicht vorhersehbar, da sie sich nach der gewürfelten Augensumme richtet. Beraterkarten bringen Sonderrechte und frühe Engine-Effekte ins Spiel.

      

    Wir gingen es zu dritt an. Ich sicherte mir früh zwei Berater, die den Rohstoffnachschub an den entsprechenden vier Plätzen verstärken. Dort wo die vier Monumente stehen, habe ich gerne und oft die steigenden Baukosten bedient und mir so einen Vorsprung im Palast gesichert, da ich mir hier die 3 SP für die Führungsposition nicht entgehen lassen wollte.

    Timing ist bei dem Spiel ganz wichtig. Sieht man z.B. einen anderen Spieler in Besitz der entsprechenden Rohstoffe sowie der gewählten Augensumme (oder nahe dran und Weisheits-Chips in Besitz), lässt man ihm ggf. den Vortritt beim Monument, um erst danach zuzuschlagen und so das Monument (1 SP wenn Besitz am Ende) zu erhalten. Die Kosten für den Besuch des Monuments steigen ja jedesmal um eine Einheit, was den Zugang dazu danach erschwert. Bei der Brücke zahlte ich kurz vor Schluss immerhin 6 Steine, um mir das Monument zu sichern. Am Ende standen drei der Bauwerke vor mir, kurzzeitig im Spiel hatte ich gar alle vier. Ein dritter Berater, der mir den Kauf eines Rohstoffes für Weisheit erlaubte, machte mich zudem noch etwas unberechenbarer.

    Das Ende einer jeden kurzen Leiste an den Schauplätzen erreicht man dagegen gerne als Erster, gibt es dafür doch einen Bonuspunkt für eine Dekoration. Nur hat man Würfelergebnis und Spielreihenfolge nicht unmittelbar in der Hand, da muss man aus der Situation stets das Beste herausholen.

      

    Nun ja, meine beiden Mitspieler haben die Zeichen nicht gedeutet und mir leichtes Spiel gewährt. Sonst ein Fuchs blieb auch mein Partner von der Online-Erprobung vor anderthalb Jahren weit unter seinen gewohnten Möglichkeiten. Es war eben schon spät und nächstes Mal wird mir nichts geschenkt. Als erster erreichte ich die acht Teile des Gemäldes (8 der 13 Skalen des Spielplans durchlaufen), hatte die längste ununterbrochene Sequenz sowie die Führung im Palast und mit 3 der 4 Monumente viele der möglichen Boni-SP eingesammelt, die es neben den üblichen Punkten für Gemäldeteile und Dekorationen (als Erster ein bestimmtes Teil gemalt) gibt. Mit 18 - 13 - 9 verlief das Spiel somit etwas unspannend im Ergebnis. Vielleicht auch deshalb wurde es im Ansehen der Spielfreunde nur auf Platz zwei der an diesem Abend gespielten Titel gewählt.

    Das Material ist grundsolide und hübsch. Die steckbaren Papp-Staffeleien habe ich aber erst gar nicht ausgegeben. Sie würde auf dem Tisch m.E. wohl eher stören und sind genau so ein unnützer Gimmick wie der dicke Baum in Everdell. Das wär aber auch schon alles, was ich an diesem Spiel zu bemäkeln habe.

    Weitere Module mit zusätzlichen Schauplätzen zum Würfeleinsatz bieten Varianz. Wer Spiele wie Kingsburg mag, macht mit Eternal Palace nichts falsch.

    #FoundationsofRome #EternalPalace