Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „08.08.-14.08.2022“

    Mittwoch gab es #Carnegie zu zweit, gestern zu viert. Jetzt habe ich es mit allen Spielerzahlen durch, zu zweit ist es immer noch gut, aber in allen anderen Konfigurationen besser, da man doch durch die weggenommenen Spenden und Städtefelder schon arg eingeschränkt ist und noch mehr als sonst voraus planen muss - das Taktisch-Gemeine, was mir am Spiel so gut gefällt, schlägt hier eher ins Gegenteil um. Zu viert ist es hingegen für mich eindeutig am spannendsten, da man doch sehr gut abschätzen kann welche Aktion den anderen am meisten nützen wird (so dass man sie getrost nicht selbst wählt). Problem dabei sind dann Mitspieler wie Aleo , die sich daran nicht halten und alle am Tisch erfolgreich ärgern wollen ;). Die Partie gestern war anders als die beiden vorangegangenen wieder hochinteraktiv und z.T. richtig garstig. Haddock schlug sich in seiner ersten Partie gewohnt gut und sah natürlich gleich ein paar böse Kombos (wie die Würfel-Dollar, Dollar-Würfel-Abteilungen). Aber tatsächlich spielt man nach fünf Partien deutlich besser als die anderen mit weniger Spielerfahrung, mit einigen Spielen im Rücken ist man (wie bei Optimierorgien dieser Art üblich) erfolgreicher. Ich bin nach der gestrigen Partie dann auch bereit, mal die alternativen Abteilungen auszuprobieren und freue mich drauf.


    Mittwoch gab es außerdem noch #Pastiche, die aufgepimpte erste Ausgabe mit den Holzaufstellern. Eigentlich ein grundeinfaches Spiel, aber die 14 zu mischenden Farben hauen mich jedesmal raus, ich bin völlig hoffnungslos in dem Spiel. Außerdem das Hausbauspiel #CapeMay mit den Vocations, die einen einmaligen Bonus im Spiel ermöglichen. Zu zweit ist der Vogelbeobachtungssammelbonus etwas unausgewogen bzw. arg zufallsabhängig, aber wenn man sich nicht darauf konzentriert, macht das Spiel zu zweit genauso viel Spaß wie zu dritt oder viert. Und obwohl es in der Regeldichte fast schon SdJ-Material ist, kann es einen schon ganz schön Hirnschmalz kosten, seine Züge in dieser Mischung aus Monopoly (rein thematisch) und New York 1901 zu optimieren - Vorsicht vor AP-Spielern ist hier definitiv geboten. Dafür ist und bleibt das Spiel einfach WUNDERSCHÖN, eines der wenigen Spiele, wo mich die Optik voll abholt und sogar mir das Spielvergnügen erhöht.


    #RussianRailroads kam auch nochmal auf den Tisch, noch mit dem Grundspiel, um wieder reinzukommen. Einfach nicht mein Spiel, obwohl ich es eigentlich mechanisch lieben müsste . Aber mir ist das zumindest in der Grundversion einfach ein zu wenig thematisches Leistenhochlaufen. Da ich mich aber positiver an die eine Partie German Railways erinnere, will ich die Erweiterungen, insbesondere Asien, noch gerne ausprobieren.


    Dann gab es noch #MegaCityOceania, was gerade zu guten Preisen abverkauft wird, und ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung was ich davon halten soll. Man baut eine Stadt indem man Plastikteile auf einer Plattform stapelt, zentral ist dabei aber ein Geschicklichkeitselement, bei dem man den eigenen Bau unversehrt in die Mitte bewegen muss. Was das erschwert ist dass die Teile recht schlecht zusammenpassen (und auch viele Plastikkanten aufweisen), so dass auch gern mal Gebäude der Mitspieler zusammenbrechen. Ansonsten eigentlich leichte Kost, aber mit komplizierten Wertungs- und fiesen Bauregeln. die eine überhaupt nicht vorhandene Tiefe vorgaukeln. Sowas wie ein Party-Euro, für den man unbedingt eine Unterlage braucht um die Gebäude stabil zu halten (die Roads&Boats-PVC-Platte kommt immer wieder zu ungeahntem Nutzen). Insgesamt würde ich aber jedes Zoch-Bauklötze-Spiel hundertmal vorziehen.

    #HeulDochMauMau ........ Jeder Spieler hat einen eigenen Ablagestapel, muss aber die der Mitspieler bedienen, wenn seine gespielte Karte dorthin passt......

    Lt. Spielanleitung muss man bei Übereinstimmungen die Stapel seiner Sitznachbarn bedienen. Das hatten wir irgendwie überlesen und haben die Regel auf alle Mitspieler ausgeweitet. Dann ist es wirklich unberechenbar. Als wir dann unseren Fehler bemerkt haben, erschien uns die offizielle Version "langweilig". Deshalb spielen wir weiterhin mir unserer Hausregel und haben sehr viel Spaß dabei.

    Wir waren bei dem Spiel nur zu dritt, insoweit war das irrelevant, aber das ist natürlich eine interessante Idee für größere Runden, Danke!

    Heute dann mit der gemischten Truppe (von Experten bis Anfängerin alles dabei:


    Bis alle Spieler da waren, gab es erstmal ein paar Runden Knizia-Klassiker mit #SchottenTotten und der Neuerwerbung #RoyalVisit. SchottenTotten habe ich zum ersten Mal in langer Zeit wieder mit den Taktikkarten gespielt, und ich mag sie immer noch nicht - warum ein gutes Spiel unnötig verkomplizieren und einem noch größeren Zufall überlassen? Nee, da dann doch lieber die gute alte Standardversion. Royal Visit ist bekanntlich die Neuauflage meines geliebten "Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei", wobei sich an den Regeln nichts geändert hat (ok, man darf seine Kartenhand nicht mehr abschmeißen und neu ziehen, was das Spiel z.T. deutlich beschleunigt hat). Statt eines Spielplans hat man jetzt eine Tischdecke a la Mandala oder Pax Pamir, was ich keine so glückliche Alternative finde, da sie recht wackelig auf dem Tisch liegt und so die Figuren leicht umfallen. Ansonsten ist es das gleiche Spiel mit etwas langweiligerem Thema, dafür hübscherer aktuellerer Aufmachung. Wer es noch nicht hat, dem empfehle ich es gern auch als Royal Visit als eines von Knizias besten Zweitertiteln.


    Ebenfalls ausprobiert wurde die Erweiterung zu #Riftforce. Das Grundspiel (das mich nach wie vor stark an Babel und SchottenTotten erinnert) gefiel mir seinerzeit ganz gut, hat mich aber auch nicht von den Beinen gerissen, auch weil ich die Handhabung für das Gebotene zu unelegant fand. Die Erweiterung macht vieles richtig und gibt dem Spiel das bisschen mehr an Komplexität, das mir seinerzeit gefehlt hat - und mich das Handling dann auch vergessen lässt. Bin sehr gespannt darauf, den Solo-Bot auszuprobieren. Lange hatte ich keine Erweiterung mehr in der Hand, die ein Spiel so derart für mich 'verbessert' hat.


    #Carnegie Ich wollte dann doch mal testen, ob das Spiel, ähnlich wie Arche Nova, auch bei Gelegenheitsspielern eine Chance haben kann. Kurze Antwort: Auf gar keinen Fall! Eigentlich war mir das schon vorher klar, aber ich dachte halt, ich bin mit den Jahren verweichlicht und kann die Komplexität nicht mehr richtig einschätzen (siehe diverse Statements auf YouTube, die das Spiel im Kennerbereich sehen). Äh nein, allein den Ablauf zu erklären dauert seine Zeit, und dann die ganzen Details (Abteilungen und wie sie funktionieren, die Reiseleisten, die Projektleisten etc. etc.) sind für Menschen ohne Expertenspielerfahrung völlig überwältigend. Unsere unerfahrenste Mitspielerin fühlte sich heute massiv überrollt und stieg irgendwann gen Ende mental dann völlig aus, da war es dann aber auch zu spät um abzubrechen. Also: Carnegie ist ein dezidiertes Expertenspiel, sicher kann man damit Menschen für Expertenspiele begeistern, aber ebenso sicher wird man Spieler finden, die damit aus Gründen zu großer Komplexität keinen Spaß mehr haben. In meiner jetzt vierten Partie lief es für mich so schlecht wie nie zuvor, weil ich erstmals eine Art Spezialisierung auf Forschung und Entwicklung versuchte, was aber dann hinten und vorne nicht aufging (auch wenn ich nach wie vor glaube, dass das klappen müsste, man darf nur nicht zu früh auf den Reiseleisten nach vorne gehen). Eine Mitspielerin, die sich auf Geldverdienen und Investieren in Spenden konzentrierte, schnitt deutlich besser ab. Heute zeigte sich dann auch, dass man Carnegie auch weitgehend ohne negative Interaktion spielen kann, wenn keiner auf die anderen achtet. Mir gefällt es immer noch sehr sehr gut, für mich mein Highlight 2022.


    #Mondo Huch, diesmal kam Mondo so überhaupt nicht an. Ein Spieler verglich es die ganze Zeit mit Galaxy Trucker, was in meinen Augen eine ganz andere Liga ist (sowohl was Komplexität als auch was Spieldauer und Zufallsanfälligkeit betrifft). Ich mag dieses Echtzeit-Legespiel ja immer noch, aber heute ist es wirklich böse durchgefallen.


    #HeulDochMauMau Hach ja, das ist ja schon eine sehr witzige Mau-Mau-Variante mit hohem Ärgerpotential, ein typisches Colovini-Design, gerade wenn man die Sonder-Aktionskarten dann noch dazu nimmt (die hier, anders als bei SchottenTotten, dann auch wirklich Spaß machen). Jeder Spieler hat einen eigenen Ablagestapel, muss aber die der Mitspieler bedienen, wenn seine gespielte Karte dorthin passt. Am Ende werden die Karten im eigenen Stapel gezählt, muss man einen Joker nutzen, so eliminiert der am Ende Karten aus der Wertung. Ein kleines Ärger-Kartenspiel, das immer wieder Spaß macht und als Absacker sehr gut funktioniert.

    Gestern und heute gab es


    #GrimmsWälder, diesmal endlich in Vollbesetzung, und SO funktioniert das Spiel dann auch endlich. Ein wirklich hübsches Ärgerspiel, das man strategisch nicht allzu ernst nehmen sollte und das eher vom Hauen und Stechen der Spieler (und dem Einprügeln auf den Führenden) lebt. Ich bin immer noch nicht ganz sicher, ob man die Freundeskarten wirklich strategisch nutzen kann, aber als taktisches Element sind sie schon ganz witzig (und es gibt viele davon, was der Variabilität gut tut). Das Spiel funktioniert jedenfalls in einer Gelegenheitsspielerrunde als längeres Äquivalent zu King of Tokyo sehr gut und macht Spaß. Aber man darf es wirklich nur zu viert spielen.


    #Colonia Mein letztwöchiger Spaß an alten Queen-Games-Titeln führte dazu, dass auch diese Antiquität mal aus dem Schrank geholt und ausprobiert wurde. Witzigerweise wirkt es dann auch prompt so, als hätte Dirk Henn hier sein eigenes Alhambra mit Fresko (was ja erst ein Jahr später erschien) durcheinandergewürfelt (und die Gesetze aus Lancaster gibt es seltsamerweise auch noch obendrauf). Wenn man Menschen erklären will, was das Stereotyp eines Euros ist, ist Colonia eine gute Vorlage: Man tauscht Waren von A nach B nach C, verlädt sie auf Boote, verkauft sie und kauft für das Geld dann Siegpunkte. Die aufzubauende (und nicht ganz unkomplizierte) Produktionskette ist hier ziemlich anfällig durch eine Auktion, bei der man weißgott nicht alles bekommt was man braucht, man muss das Spiel daher eher taktisch angehen - dafür dauert es denn aber gefühlt einen Ticken zu lang. Also: kein Burner und nix was man unbedingt braucht, aber als Kölner ist es mir natürlich ein sentimentales Vergnügen die Knochen der Heiligen zu verschachern. Auch hier gilt aber, dass ich das Spiel nur mit 4 oder 5 Mitspielern auf den Tisch bringen würde.


    #Agra: Eine Mitspielerin aus der Gelegenheitsspielerrunde fragte nach diesem Titel, als sie ihn im Schrank sah, und trotz der Vorwarnung, dass es nicht gerade ein Leichtgewicht sei, wollte sie es unbedingt ausprobieren. Nach langer Pause galt es zunächst mal wieder, die Regeln zu durchschauen, und ich finde nach wie vor, dass dem Spiel etwas Streamlinen gut getan hätte. Die Anzahl an kleinen und kleinsten Detailregeln versaut einem zumindest anfangs dann doch etwas den Spielspaß (mal abgesehen davon ist es auch nicht ganz leicht das Spiel zu erklären, da ja wirklich alles mit allem zusammenhängt). Hat man die ersten Runden aber erstmal wieder hinter sich, ist es nach wie vor einer meiner liebsten "heavy Euros", und einem Sandbox-Gefühl, das ich für ein Wirtschaftsspiel immer noch ziemlich einzigartig finde. Agras Spielbrett ist ein schönes Beispiel dafür, wie man ein wunderschönes Spielbrett malen kann (imho Menzels beste Arbeit), dabei aber die Usability leider in den Hintergrund gerät. Zu zweit haben wir fast vier Stunden dran gesessen, und die Gelegenheitsspielerin ist jetzt extrem fasziniert, sagt aber selbst dass sie nach dem ersten Spiel eigentlich immer noch nicht weiß was genau sie im Spiel tun muss - ich gebe zu, auch wenn es meine vierte Partie mit Agra war, geht es mir da nicht anders. Ich sehe zwar Wege zum Sieg, einige davon leichter als andere, aber insgesamt ist das Ganze fast schon ein rhizomatisches Geflecht an miteinander interagierenden Mechanismen, die alle irgendwie zum Spielende hinführen. Aber schön, so mal jemand an ein komplexes Spiel herangeführt zu haben, die das sonst nicht unbedingt auf sich genommen hätte.