Mittwoch hatte ich einen Ausgleichstag, daher bin ich mit einem Rucksack voller Spiele zur nahegelegenen Talsperre gefahren und hab mich mit Begleitung dort sechs Stunden aufs Schiff gesetzt, um den strahlenden Sonnenschein beim Spielen zu genießen (und natürlich hab ich mir prompt nen Sonnenbrand im Nacken geholt). Gespielt wurden
#MrJackinNewYork Das galt ja lange als das bessere Mr. Jack, ich mag es auch, aber da das Brett des Grundspiels ja in der Neuauflage angepasst wurde, sehe ich jetzt keines der beiden Spiele mehr im Vorteil (eher sogar London, weil es da ja noch mehr Varianz durch die Erweiterung gibt). Im Kern ist das hier ein gutes altes taktisches Stellungsspiel mit kleinem Deduktionselement, die Positionierung der Figuren ermöglicht es, Mr. Jacks Identität nach und nach herauszufinden, während dieser versuchen kann zu entkommen. Vorteile der New-York-Fassung: Das Spiel bietet ein paar Zusatzelemente, die es in der London-Version noch nicht gibt, und die zu überraschenderen (und auch schnelleren) Enden führen können. Auch hier gilt wieder, dass Mr. Jack zu jener erlesenen Gruppe richtig guter Zweier-Spiele gehört, die vielen Mitspielern nur ein Achselzucken hervorlocken - wie bei Knizias Reeperbahn, bei Felds Revolte in Rom oder auch bei Rosenbergs Babel muss man erstmal Menschen finden, die das mögen. Übrigens ist New York in der Neuauflage von 2021 spielerisch identisch geblieben, das neue Brett sieht dank Schnee tatsächlich viel schöner aus, aber dafür muss ich es nicht neu kaufen.
#NochmalSoGut Lag viel zu lange ungespielt im Regal. Der Sonderwürfel ist eine Superergänzung und macht das eher schlichte Noch Mal! zu einem besseren Roll&Write, ebenso die weiteren Boni für Zeilen und die potentiell sehr starke Herzwertung (wer anfangs zwei Herzen nimmt, hat einen drastischen Punktevorteil für die ersten Runden). Immer noch eine deutliche Stufe weniger komplex als Ganz schön clever und Konsorten, aber die Überlegung, wann man den Sonderwürfel nutzt und wann die Joker, bringt eine zusätzliche Ebene ins Spiel (und es macht auch schlicht Spaß, einfach irgendwo auf dem Plan eine Bombe zu zünden und so unerwartet Reihen Abzuschließen). Kann man für Fans von Noch Mal! nur empfehlen.
#ColdCaseEinePriseMord Ganz klassisches Detektivspiel mit einer Fallmappe, ca. 30 "Beweisen" (überwiegend Texte, aber auch Fotos, ein Busfahrplan, Skizzen etc ) und einer Website zum Nachprüfen der Lösung. Sehr elegant, und die Dreiteilung der Lösung ist ganz gewitzt da im Schwierigkeitsgrad auch recht unterschiedlich. Andererseits ist es auch schnell, etwas zu schnell gelöst, da waren die Hidden Games anspruchsvoller, die waren aber auch deutlich teurer. Wenn man 8 Euro für eine Stunde Unterhaltung akzeptabel findet, kann man mit diesen Thinkfun-Spielen jedenfalls seinen Spaß haben.
#DragonParks kam genau richtig auf den Tisch, als so langsam das Hirn ohne jeden Wind unter der Sonneneinstrahlung dahinzubrutzeln drohte. Ein einfaches Draftingspiel mit durchsichtigen Karten a la Canvas, mit denen man durch das Drüberlegen der Karten einen Park baut, in dem Drachen mit Schafen gefüttert und so Besucher angelockt werden. Das Spiel ist simpel gestrickt, aber nicht völlig anspruchslos; wenn man weiß welche Karten es so gibt kann man da ab der zweiten oder dritten Partie durchaus ein wenig planen. Funktioniert bei uns mit dem Siebenjährigen genauso gut wie mit Gelegenheitsspielern, und das knuffige Thema macht es wirklich ganz spaßig. Es ist wirklich schade, dass das Spiel so komplett untergegangen zu sein scheint.
#Draftosaurus: Diesmal draften wir keine Drachen, sondern Dinos. Gespielt wurde mit beiden Erweiterungen, die das Spiel ein wenig komplexer machen und zwei zusätzliche Ablagezonen mit Fluss und Berg hinzufügen, an die nur bestimtme Dinos positioniert werden können. In der Form ists immer noch kein Kennerspiel, aber durchaus schon gehobenes Familienniveau. Die unterschiedlichen Meeple-Dinos aus dem Sack zu ziehen und weiterreichen ist der eigentliche haptische Spaß. Während das Ablegen nur mit dem Grundspiel bald in eng bekannten Bahnen verläuft, machen die zusätzlichen Dinos das Spiel taktischer, und man muss öfter überlegen, ob man wirklich den besten Dino behält oder doch nur den zweitbesten, um so den anderen keine Punkteexplosion zu bescheren. Gefällt mir immer noch sehr gut (aber jetzt nicht wesentlich besser als Dragon Parks, so dass es mich doch wundert, dass das eine Spiel so abgehoben hat und das andere so gar nicht).
#ParisStadtderLichter Noch so ein Zweier, der nicht für jede/n passt - diesmal passte es aber vorzüglich. Hochgradig einengendes Tile-Laying, bei dem man gemeinsam die gesamte Stadt baut und dabei aufpassen muss, dem anderen nicht die ultimativen Punktemöglichkeiten zu ermöglichen. Das Spiel ist trotz der wunderschönen Optik beinhart und gemein, da überlegt man sich genau eine wunderbare Strategie und kriegt dann genau dieses Monument in der ersten Runde weggenommen - kein Messerkampf im Banlieue, sondern ein Tod der tausend kleinen Stiche am Bois de Boulogne. Tolles Kennerspiel und einer meiner Lieblingstitel der Kosmos-2er-Reihe.
Gestern gab es dann in der urlaubsbedingt verkleinerten Donnerstagsrunde eine Runde #EverdellSpirecrest. Seufz, Everdell ziert sich dann doch noch gelegentlich, gestern lief die Runde äußerst mühsam an (Waldkarten durften im Winter nicht genutzt werden), wurde dann aber durch die Spirecrestschen Bonuskarten doch noch ganz nett - mehr aber auch nicht. Grund für mich war, dass mein "Fahrplan" ab Frühling feststand (die Waldkarte, mit der man endlos Karten nachziehen kann, verhalf mir zweimal zu sehr vielen Synergien). Das Durchführen dauerte dann aber gefühlt zu dritt ewig. Sobald man die Ressourcenmaschine am Laufen hat (das gelang dem zweitplatzierten noch besser als dem Sieger), ertrinkt man darüber hinaus regelrecht in Ressourcen (dafür braucht man die dann am Ende ja auch bei der Reise). Gestern hatte ich im Sommer meine Stadt bereits fertiggebaut, da war noch genau ein Platz frei für den Palast, zwei Karten lagen im Verlies, und auch zwei Kräne und eine Ruine hatten zwischendurch schon gearbeitet. Spirecrest erhöht die Punktzahlen am Ende deutlich, der Gewinner stand am Ende mit 109 Punkten da, der zweite (dessen erste Partie das war) immer noch mit über 80 Punkten. Ich habe übrigens nach dieser zweiten Runde den Eindruck, dass die Spirecrest-Bonuskarten sehr situativ sind und einem massivste Vorteile verschaffen können, wenn man sie mit der eh schon passenden Strategie auf die Hand bekommt (bei mir waren zwei Karten zusammen mit ihren Auswirkungen locker 20 Punkte wert).
Für mich ist Everdell am besten zu zweit, die Wartezeiten lassen sich bei häufigerem Spiel sicher reduzieren, aber danach sah es in der gestrigen Runde nicht aus, und drei Stunden ist mir bei dem, was das Spiel bietet, einfach viel zu lang. Anders formuliert: Abseits der Optik ist mir der große Erfolg von Everdell nach wie vor etwas rätselhaft, da ist mir eine schnelle Runde Living Forest doch deutlich, deutlich lieber, und spielerisch bietet das in der Hälfte der Zeit eigentlich den gleichen Spaß.