Beiträge von MetalPirate im Thema „Puerto Rico 1897“

    Vielleicht weil es bei BuBu keine komischen Sonderregeln gab und alles schon sehr gut gestreamlined war?

    Klar, Stefan Feld ist nicht Martin Wallace. Böse Zungen behaupten ja z.B., dass die alten Wallace-Werke nur in Vollbesetzung (d.h. als 4er) funktionieren und er sich nie Gedanken um andere Spielerzahlen gemacht hat. Solche Probleme hatten Feld-Werke nie.

    Aber dass auch Felds überarbeitet werden können, zeigen die Neuinterpretationen von Brügge, Rialto, Macao, Bora Bora oder La Isla bei Queen Games. Kriegt da nur kaum jemand mit, weil die so überteuert sind, dass man sein Geld lieber für andere Spiele ausgibt; es gibt schließlich mehr Spiele auf dem Markt als man jemals spielen kann.


    [BuBu Weinberge-Erweiterung und Brass Birmingham]

    Kommt das nicht mehr oder weniger aufs gleiche raus?

    Ganz sicher nicht. Das eine ist eine nach Schema F zusammengeklöppelte Erweiterung, wie sie gerade Queen Games gerne dutzendweise rausbringt (man schaue auf deren zu Big Boxen aufgeblasene Familienspiele). Nimmt man dazu oder man lässt es sein. Viel Mehrwert bringt sie IMHO nicht. In Brass Birmingham stecken dagegen garantiert hunderte von Stunden Playtesting. Ganz andere Baustelle.


    Birmingham hätte man genauso als Varianten Plan machen können. Mehr ist es im Grunde nicht als eine Erweiterung mit neuem Plan für Brass.

    Falsch. Komplett falsch. Erweiterungen fügen in aller Regel nur neues Zeugs hinzu. Brass Birmingham hat zwar auch neue Elemente im Vergleich zu Lancashire, z.B. das Bier oder Töpfereien, aber genauso viel Zeugs ist auch weg, z.B. die Werfen oder die Warenexport-Plättchen. Sowas bietet dir keine der klassischen Kartenerweiterungen (Concordia, Age of Steam, etc.).

    und für 2 komplette Spiele konnte man auch mehr Geld nehmen als für ein Spiel mit Erweiterung.

    DAS ist sicher auch ein valider Punkt. Der ganze Spaß muss sich schließlich refinanzieren. Aber Brass Lancashire/Birmingham haben für mich mehr Berechtigung als eigenständige Spiele zu gelten als vergleichbare andere "Doppel-Spiele" mit merklichen Überschneidung wie z.B. die beiden Dark Ages Varianten. Ein wesentlicher Punkt dabei ist eben, was im jeweils anderen Teil NICHT da ist. Nimmt man nur die echte Schnittmenge beider Brass-Varianten, dann ergibt das noch langekein spielbares Spiel.

    Wenn man in erster Linie auf die Ausstattung schaut, dann haben die Kickstarter-(Deluxe)-Versionen von Brass Lancashire/Birmingham und BuBu für mich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, auch weil Brass als Vehikel diente, um die Iron Clays auf den Markt zu kriegen. Und vermutlich wären die Unterschiede, wenn Brass heute veröffentlicht wurde, nochmal geringer; dafür funktioniert das FOMO-Crowdfunding einfach viel zu gut. Trotzdem sehe ich da auch wichtige Unterschiede.

    Die BuBu-Version von Alea/AR setzte deutlich mehr auf FOMO, komplett unnütze (und teilweise das Handling störende!) Deluxifizierung und Abkassieren der wohlhabendes Allesbacker, während am Spiel selbst überhaupt nicht verändert wurde. Den Umgang damit kann man sogar fast schlampig nennen, Stichwort Fehler in deutschen Texten. Aber eine neue Erweiterung musste natürlich auch noch dazu, um den FOMO-Faktor zu erhöhen. Motto: Mehr, mehr, mehr.

    Brass dagegen hat ein altes Original gründlich aufgeräumt. Kennt jemand noch die Birkenhead-Sonderregel aus dem Original? Sowas wurde ersatzlos entfernt, etwas, das Awaken Realms wohl niemals einfallen würde. Die Skalierung auf unterschiedliche Spielerzahlen ist auch komplett neu, und mit Birmingham gibt es sogar eine komplett neue Variante des alten Spiels. Also eher Arbeit am Spiel selbst als am Aufblähen des Gesamtpakets. Neue Inhalte, nicht nur mehr Deluxifizierung. Und wenn es die Iron Clays nicht gäbe, wäre die Sache noch eindeutiger.

    ich wollte gerade eine flammende Rede pro #Eiszeit halten...

    Mach ruhig. Das ist das einzige unter den hier schon als "schwach" bezeichneten Spielen, von dem ich noch NIE eine positive Meinung gehört oder gelesen habe. Von mir aus auch gerne hier, denn einen eigenen Thread dürfte das wohl kaum rechtfertigen.

    Das ist absolut ernst gemeint. Selbst wenn ich selbst etwas für schwach halte, möchte ich trotzdem wissen, was andere womöglich gut daran finden. Erst wenn man Pro- und Contra-Argumente zusammenschmeißt, kann ein abgerundetes Bild entstehen.

    [...], Bora Bora, [...]

    Alles große Schachteln aus der "großen" Zeit von Alea. Große Spiele waren/sind es nicht.

    =O


    SCNR. Bora Bora finde ich großartig. Aber lassen wir's dabei bewenden. Jeder soll Spiele gut oder schlecht finden wie es ihm beliebt.

    [Council of Shadows]

    Also wenn das nicht nahtlos an alte grandiose Alea Titel anknüpft...

    Anknüpfen ja. Aber dem "nahtlos" kann ich mich nicht anschließen. Es ist erkennbar ein Spiel aus einer anderen Zeit. Und damit meine ich nicht nur die Plastik-Würfelchen.


    Wobei es auch "damals" einige Titel gab, die mich eher ratlos zurückgelassen haben.

    Oh ja. Adel Verpflichtet, Eiszeit, Fifth Avenue, ...

    Au weia. Das ist ja handwerklich sowas von verbockt, dass man kaum glauben kann, dass es von einem (ehemals?) großen Namen wie Alea kommt...


    Wie kann man denn die Neuauflage eines 20 Jahre alten Spiels so komplett versemmeln und sogar schlechter machen?

    Gleicher Grund wie bei der Pleite der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der letzten Weltmeisterschaft: zu viel Konzentration auf Nebensächlichkeiten, zu wenig Fokus auf das Wesentliche.

    Ich zitiere mal von Seite 1 in diesem Thread:

    Irgendwo hier im Forum wurde aber schon mal von einem Interview mit André Maack von Alea berichtet, dass lila doch nicht gut war und dass Alea nun zusammen mit wirklichen Expert:innen eine neue Version erarbeitet, die alle thematischen Probleme noch besser lösen soll, wenn ich mich richtig erinnere.

    Na, das hat ja offensichtlich ganz toll funktioniert. Operation gelungen, Patient tot. Oder halt hier: thematisch jetzt gut, aber blöderweise unspielbar geworden. Toll!

    Wer an mehreren Stellen in der Anleitung sich zusammensuchen darf, was irgendwelche Plättchen machen, und dabei dann Aussagen findet wie "bringt Bonusmünzen", ohne dass an dieser Stelle steht, wie viele davon es gibt (das steht nämlich anderswo), der wird sich garantiert aus eigenem Antrieb mit der Kolonialgeschichte Puerto Ricos beschäftigen wollen. Oder auch nicht.

    Um nicht missverstanden zu werden: Puerto Rico gegen Fehlinterpretationen bzgl. Ausbeutung und Sklaverei abzusichern bzw. historisches Interesse zu wecken, ist definitiv gut und richtig. Würde ich gerne unterstützen. Aber man sollte dabei die richtigen Prioritäten eben nicht vergessen. Erstmal muss ein Spiel als Spiel funktionieren und dann erst (!) kann man sich darum kümmern, die richtigen Werte zu signalisieren. Andersrum schadet es der guten Sache mehr als dass es hilft.


    Awaken Realms: Bitte die Sache mal übernehmen

    Die beherrschen zwar ihr Handwerk, aber wenn die Kritik hier hauptsächlich in Richtung fehlender Nutzerfreundlichkeit geht, dann ist "alles größer machen und haufenweise Plastik-Miniaturen einbauen, egal ob passend oder nicht" vielleicht doch nicht die am besten passende Antwort. Genügend andere Firmen beweisen ja, dass man auch Usability auch ganz traditionell mit Papier und Pappe hinkriegt. Eben mit geschickter Nutzung von Text (wo nötig) und Symbolen (wo möglich) auf dem Spielmaterial. Dafür braucht's nicht zwingend ein drübergestülptes Plastik-Sammelsurium an Add-Ons für zusammen 350 Euros.

    Oder anders gesagt: Hier ist die Kritik, dass auf Pappplättchen wichtige Symbole fehlen (ersatzweise Text). Nicht dass die Pappplättchen keine 3D-Landschaftsteile sind.