Beiträge von matthias19281 im Thema „Folgen aus dem Ukraine Krieg für die Bresttspielindustrie?“

    Von reinem Aktionismus zu sprechen finde ich auch angesichts der jüngeren Geschichte Chinas schwierig...

    Ich meinte "Aktionismus" im Zusammenhang mit der chinesischen Haltung zum Ukrainekrieg. Da gibt es imho schwergewichtigere Gründe, eine Zusammenarbeit mit China zu überdenken.

    Ok, ich glaube dann verstehen wir uns im Prinzip doch ganz gut - für mich persönlich war das halt der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat...

    Wurde bei Pegasus schon mal diskutiert ob man auch chinesische Hersteller zukünftig meidet? Oder habt ihr evtl. schon komplett auf Europa umgestellt ohne dass ich es mitbekommen hätte?

    Es ist völlig unmöglich, alles auf Europa umzustellen. Die Produktionskapazitäten in Europa sind seit ca. 2 Jahren völlig überlastet, bis auf wenige Ausnahmen. Wenn ich in Deutschland ein Spiel in Auftrag gebe, bekomme ich es in knapp einem Jahr geliefert. So etwas ist für Neuheiten ein No Go, da man als Verlag völlig unflexibel ist. Bei Bedarf könnte man nicht schnell nachproduzieren und dadurch quasi ein Spiel komplett vom Markt killen. Nur Longseller kann man mit einem Jahr Vorlauf in Auftrag geben, weil man hier halbwegs gut abschätzen kann, wie viele man verkaufen wird.

    Zudem gibt es auch zahlreiche Titel, die Pegasus nur vom Lizenzgeber fertig zukauft wie Tainted Grail, Everdell, Eclipse, Merchants Cove etc. - auf alle solche Titel müsste man komplett verzichten. Und wie aus anderen Threads mit vergleichbaren Themen längst bekannt sein dürfte, gibt es nach wie vor einige Spielmaterialien, die man nicht zu sinnvollen Preisen in Europa produzieren könnte. Auf die müsste man dann ebenfalls verzichten.

    Alles in allem würde ein völliger Verzicht auf China-Produktionen vermutlich dazu führen, dass bei Pegasus grob geschätzte 20-30 Prozent der Mitarbeiter entlassen werden müssten, weil das Sortiment schlagartig viel kleiner wäre. - Dies ist meine ganz persönliche Einschätzung und gibt nicht die Meinung von Pegasus wieder.

    Völlig unabhängig davon bin ich der Meinung, dass so etwas reiner Aktionismus wäre. Man sollte hier erst mal die Entwicklung abwarten. Ich persönlich rechne damit, dass China seine Haltung zu dem Krieg bald überdenken und sich nach und nach anders positionieren wird.

    Es ist mir durchaus klar, dass man nichts von heute auf morgen forcieren kann... die Frage war ja die ob man darüber diskutiert hat und ggf. ein langfristiges Konzept entwickelt hat... wenn man von Jahr zu Jahr 10% verlagern könnte wäre man in 10 Jahren unabhängig...


    Ob China seine Haltung überdenken wird sehe ich ehrlich gesagt als fraglich, weil in der Presse über eine Art quid pro quo mit Russland spekutliert wurde. Wer interessiert ist findet sicher Artikel dazu...

    Von reinem Aktionismus zu sprechen finde ich auch angesichts der jüngeren Geschichte Chinas schwierig...


    Mal ganz spitz gefragt und ohne Vorwissen diesbezüglich - bei dem neuen Werk von VW in China wurde ja bereits in den Medien gemeldet, dass dort nicht produziert werden könne ohne den Völkermord an den Uiguren zu unterstützen und dass auch Zwangsarbeit im Bereich der Werke oder bei den Zulieferungen nicht ausgeschlossen werden kann - können Spieleverlage ausschließen durch Produktion in China Diesen ebenfalls zu unterstützen, bzw. kann Zwangsarbeit bei der Produktion von Brettspielen ausgeschlossen werden?


    Edit:

    Ich würde aus verschiedenen ethischen Gründen auch kein deutsches Auto fahren, egal welche Marke

    Ganz unabhängig davon, ob Spiele von russischen Verlagen noch erwünscht sind oder nicht, vermute ich noch ganz andere Probleme. Wie soll denn ein deutscher Verlag überhaupt die Lizenzgebühren nach Russland überweisen? Das ist doch durch den SWIFT-Ausschluss quasi blockiert, oder irre ich mich da?

    Ich hatte nur gehört dass ein Teil der russischen Banken ausgeschlossen wurde ob das vollständig ist kann ich nicht zu 100% sagen. Zudem fehlt mir der Einblick wie internationale Banktransfers funktionieren. Aber natürlich könntest du recht haben mit der Einschätzung.


    Wurde bei Pegasus schon mal diskutiert ob man auch chinesische Hersteller zukünftig meidet? Oder habt ihr evtl. schon komplett auf Europa umgestellt ohne dass ich es mitbekommen hätte?

    Wird schwierig werden, das Thema ohne die genannten Faktoren diskutieren zu können. Du selbst widersprichst Dich ja schon im ersten und letzten Absatz mit der Aussage über "Reaktion auf Haltung Chinas".


    Ich würde alles bis auf den vorletzten Absatz löschen, um die Diskussion darauf zu fokussieren.

    Ok, ich wahr wohl zu unklar, sorry dafür - ich wollte die Haltung Chinas nicht kommentieren und meine persönliche Sicht darauf nicht diskutieren. Die persönliche Reaktion darauf, bzw. die Konsequenzen die der Einzelne daraus zieht sollen schon diskutiert werden

    Hier soll es nicht um politische Dinge, den Krieg als solches oder Meinungen zur Haltung verschiedener Mächte gehen...


    Meine Frage ist insbesondere an die Verlagsmitarbeiter und Insider, welche strukturellen Wandel nund als Folge des Ganzen entstehen. Natürlich sind auch die Spieler/Käufer gefragt welche Lehren sie aus der Situation mitnehmen.


    Kurz meine Gedanken - China unterstützt Russland ja mehr oder weniger in seinem Vorgehen. Die meisten Spiele werden derzeit in China produziert. Die Umweltfrage stand ja schon länger im Raum. Ethische Aspekte können nun durch die Haltung Chinas hinzu kommen.


    Planen Verläge derzeit die Produktion in China zu stoppen, bzw. diese nach Europa zu verlegen? Wie steht es derzeit mit russischen Verlägen, werden evtl. geplante Übersetzungen verschoben oder gecancelt? Gibt es weitere Aspekte die ich derzeit noch nicht durchblicke, welche die Industrie betreffen?


    Ich selbst möchte als Reaktion auf die Haltung Chinas hin zukünftig nach Möglichkeit Produkte aus China meiden, ergo auch auf Spiele verzichten, die dort produziert werden. Wie sehen ander Spieler das Ganze?