Beiträge von Thygra im Thema „Folgen aus dem Ukraine Krieg für die Bresttspielindustrie?“

    Zumindest bei Hobbyworld sollte das noch gehen, die haben eine Briefkasten-Mutterfirma auf Zypern, der man vermutlich noch Geld überweisen und die vermutlich auch selbst für Lizenzen zahlen könnte.

    Das weiß ich natürlich, aber Hobbyworld ist ja nur einer von mehreren russischen Verlagen. Und ob die ihr Geld im Moment noch aus Zypern rausholen können, weiß ich nicht, ist aber auch nicht wichtig.

    Zudem produziert Hobbyworld meines Wissens nach alles selbst (auch lizensierte Spiele) und kauft nur bedingt Einzelteile dazu (bei Paleo etwa das Holzmaterial).

    Wo die produzieren, ist aber doch unerheblich für unsere Diskussion!?

    Von reinem Aktionismus zu sprechen finde ich auch angesichts der jüngeren Geschichte Chinas schwierig...

    Ich meinte "Aktionismus" im Zusammenhang mit der chinesischen Haltung zum Ukrainekrieg. Da gibt es imho schwergewichtigere Gründe, eine Zusammenarbeit mit China zu überdenken.

    Ich frage mich immer, warum nicht eine europäische Firma aufstockt und versucht konkurrenzfähig zu werden.

    Zum einen geht das nicht von heute auf morgen. Zum zweiten kostet so etwas sehr, sehr viel Geld. Zum dritten muss man dann auch das nötige Personal dafür finden. (Ludo Fact zum Beispiel hat das Problem, dass sie in ihrer Region keine Mitarbeiter mehr finden und deshalb nicht mehr so leicht aufstocken können.)

    Wurde bei Pegasus schon mal diskutiert ob man auch chinesische Hersteller zukünftig meidet? Oder habt ihr evtl. schon komplett auf Europa umgestellt ohne dass ich es mitbekommen hätte?

    Es ist völlig unmöglich, alles auf Europa umzustellen. Die Produktionskapazitäten in Europa sind seit ca. 2 Jahren völlig überlastet, bis auf wenige Ausnahmen. Wenn ich in Deutschland ein Spiel in Auftrag gebe, bekomme ich es in knapp einem Jahr geliefert. So etwas ist für Neuheiten ein No Go, da man als Verlag völlig unflexibel ist. Bei Bedarf könnte man nicht schnell nachproduzieren und dadurch quasi ein Spiel komplett vom Markt killen. Nur Longseller kann man mit einem Jahr Vorlauf in Auftrag geben, weil man hier halbwegs gut abschätzen kann, wie viele man verkaufen wird.

    Zudem gibt es auch zahlreiche Titel, die Pegasus nur vom Lizenzgeber fertig zukauft wie Tainted Grail, Everdell, Eclipse, Merchants Cove etc. - auf alle solche Titel müsste man komplett verzichten. Und wie aus anderen Threads mit vergleichbaren Themen längst bekannt sein dürfte, gibt es nach wie vor einige Spielmaterialien, die man nicht zu sinnvollen Preisen in Europa produzieren könnte. Auf die müsste man dann ebenfalls verzichten.

    Alles in allem würde ein völliger Verzicht auf China-Produktionen vermutlich dazu führen, dass bei Pegasus grob geschätzte 20-30 Prozent der Mitarbeiter entlassen werden müssten, weil das Sortiment schlagartig viel kleiner wäre. - Dies ist meine ganz persönliche Einschätzung und gibt nicht die Meinung von Pegasus wieder.

    Völlig unabhängig davon bin ich der Meinung, dass so etwas reiner Aktionismus wäre. Man sollte hier erst mal die Entwicklung abwarten. Ich persönlich rechne damit, dass China seine Haltung zu dem Krieg bald überdenken und sich nach und nach anders positionieren wird.