Beiträge von LeGon im Thema „Adaptionsqualität der Serie "Das Rad der Zeit"“

    Hey LemuelG !

    Myrddraal sind bloß Myrddraal - da die aber die Macht nicht lenken können, bleibt die Frage offen, wie die Truppe nach Emond’s Field kam.


    Im Buch bläst auch nicht der DR das Horn, insofern kann ich das Argument nicht nachvollziehen.


    Versteh mich nicht falsch, ich gucke die Serie und finde die ein oder andere Szene richtig gut (Episode 4 lässt grüßen), aber ich erwarte nicht, WoT präsentiert zu bekommen (und die Auflösung in Episode 8 hätte ich so oder so erbärmlich gefunden). Deine Betrachtung ist mir persönlich aber ein bisschen zu wenig differenziert in Anbetracht viel besserer Serien, die da laufen - insofern: Let‘s agree to disagree. ;)


    Liebe Grüße!

    Hey sg,


    auf rein rationaler Ebene wäre der Einfluss tatsächlich weniger gewaltig, aber du siehst ja auch bei uns in der Realität, wie Eventualitäten schöngeredet werden, wenn man nicht mit absoluten Sicherheiten konfrontiert wird - die empathische / subjektiv wahrgenommene Komponente würde ich daher nicht vernachlässigen. ;)


    Soweit ich weiß (und das, obwohl ich den Zyklus bestimmt ein halbes Dutzend mal gelesen habe, shame on me), war die versuchte Entführung sehr diskret. Valda trägt die Ringe der Aes Sedai aber öffentlich, verbunden mit einem ganz anderen Selbstverständnis. In den Büchern wurde die Hierarchie, wenn die Whitecloaks unterwegs waren, öffentlich und durch solche Symbolik nie in Frage gestellt, zumindest vor den chaotischen Zuständen in späteren Teilen.


    Gruß, Chris

    • Das der Wiedergeborene Drache weiblich sein könnte, ist nur eine Annahme der Charaketere in der Geschichte (der berüchtigte "unreliable Narrator"), da der Drache nun ein Mann ist, ist es eher unerheblich, was einige Charaktere gedacht haben. Das Retter/Zerstörer-Dilemma kann also genauso eintreten, wie bei Jordan. Warum hat man dies gemacht: einen Grund hat LemuelG oben schon genannt, außerdem hat man so den Zuschauern ein kleines Mysterium über einige Folgen hinweg geboten. Diese Frage ist bei vielen nicht-Buchlesern, mit denen ich gesprochen habe, recht gut angekommen.
    • Die Whitecloaks sind doch eher sehr buchgetreu abgebildet (mit der einen Ausnahme, dass Bornhold Moiraine tatsächlich das Aufsuchen einer Aes Sedai empfiehlt, was mich nicht gestört hat)

    Hey sg (gibt‘s hier im Forum auch Namen? :) ),


    das, was vermutlich einige von uns sagen wollen, ist, dass es im Vorfeld eben nicht unerheblich ist, wer als Drache wiedergeboren werden könnte (das habe ich auch versucht, oben zu erklären):


    Nur mit der Gewissheit, dass der DR ein Mann ist, konnte über die Jahrhunderte ein Bedrohungsszenario aufgebaut werden, das die Entwicklung der verschiedenen Fraktionen maßgeblich unterfüttert / beeinflusst hat: Die Struktur der Aes Sedai, deren Geringschätzung durch die Whitecloaks (siehe unten), die politischen Ränkespiele der Caihiriener, die Position der Andorianer, die Lebensweise der Tinker, die Entwicklung der Aiel, das Erstarken der Darkfriends, die Legendenbildung und hierarchische gesellschaftliche Ordnung der Seanchan, …

    Die Unvorhersehbarkeit, zu welcher Art von Konsequenzen das Auftauchen des DR führt, hat kurzfristigen Interessen zusätzlichen Vorschub geleistet; hätte die Möglichkeit bestanden, dass der DR eine Frau wird, hätten sich diese Fraktionen mit gänzlich anderen - und langfristigeren - Beziehungen zueinander entwickelt.


    Kurz: Die Ungewissheit und Herausstellung des Retters / Zerstörers als zwei Seiten der Medaille des DR ist die ultimative Basis von Randland und begründet die sehr unterschiedliche Entwicklung der verschiedenen Völker über die Jahrhunderte, die in der Serie einfach wegbricht.


    Die Whitecloaks sind im Buch Fanatiker, die aber die hierarchischen Strukturen von Randland anerkennen, zumindest auf weltlicher Basis - für gewöhnliches Volk sind sie oft auch Beschützer. In der Serie werden sie als verbrecherische Fundamentalisten dargestellt, die über jeglichem Gesetz stehend agieren und eher Wegelagerern gleichen.


    Hoffe, ich konnte mich etwas klarer artikulieren.


    Gruß, Chris

    Zweiter Sargnagel ist für mich, wenn Charaktere offensichtlich dumme Sachen machen - WoT fühlt sich da wunderbar ein

    Magst du vielleicht erläutern, was genau du da meinst? Würde mich ernsthaft interessieren.

    Ein paar Beispiele:


    Agelmar (der Typ wohnt da oben und müsste es besser wissen!) erscheint als absoluter Dilettant, was die Schlacht bei Fal Dara betrifft - außerdem hätten 5 Aufgenommene zum Gewinnen gereicht. 😂


    Wozu muss der Dark One im Zeitalter der Legenden auf diese Weise besiegt werden, wenn alles so rund zu laufen scheint wie in dem SciFi-Abschnitt dargestellt?


    Das legendäre Horn von Valere wird nicht als erstes benutzt, um eine potentielle Bedrohung anzuwenden und man lässt es dann eben mal so mitgehen?


    Was bringt es, Rand mit dem Messer zu bedrohen, wenn die Macht sowieso plötzlich tödliche Verwundungen heilen kann?


    Die eine Macht öffnet die Wegtore? - Das hat aber weitreichende Konsequenzen…


    Das Verhalten der Whitecloaks steht im Widerspruch dazu, welchen Stellenwert Machtnutzer in Randland einnehmen - das Bild, dass sich so ergibt, ist inkonsistent, es sei denn, die Whitecloaks sind bloße Banditen (die dann aber gejagt werden müssten)…


    In einem abgeschotteten Dorf würden sich auch die Linien verschiedenster Flüchtlinge so vermischen, dass sich das Aussehen der Bewohner über die Jahrhunderte angleicht - das ist in der Serie aber ein so lustiger Schmelztiegel, dass auch Rand problemlos als Einheimischer durchgeht.


    Mein Hauptproblem:


    Dass der Dragon Reborn weiblich sein kann, widerspricht dem fundamentalen Konzept des „Rads der Zeit“, diversity hin oder her - kann man so machen, ist dann aber halt nicht mehr derselbe Mechanismus (und sollte dann konsequenterweise auch nicht den Namen tragen). Als direkte Folgerung - und als zentraler Punkt des World-Building in Randland - wird ausgeblendet, dass gerade der Taint das Zünglein an der Waage ist, ob sich der Dragon Reborn als Retter oder Zerstörer (da über Saidin korrumpierbar durch den Dark One) herausstellen wird - diese Widersprüchlichkeit in seiner Person, um welche die Bewohner von Randland wissen, führt zu den extremen Einstellungen und unterschiedlichen Motiven der vielen Fraktionen, die in der Serie ohne diese Verwurzelung bloß eine unübersichtliche Gemengelage bilden.


    Kann man alles machen. Darf dann aber in meinen Augen nicht mehr „Wheel of Time“ heißen, weil man damit anderen auch die Möglichkeit nimmt, Jordans tatsächlichen Kern der Geschichte adäquat umzusetzen.


    My 2 cents. Viele Grüße, Chris


    after credit: Die Damane tragen Knebel anstatt Leinen - ernsthaft? (Da wäre zu klären, ob das Auswirkungen hat, sieht für mich aber zumindest weichgespült aus.)

    Ich gehe da neugierig ran, denn eines mag ich nicht an Fanboys/girls, diese Art, es alles genau richtig haben zu wollen, nichts anderes zuzulassen und trotzdem nörgeln, dass es nicht neues gibt. Ich erwarte eine Adaption, die kann ruhig freier sein.

    Absolute Zustimmung - das Problem bei WoT war für mich aber, dass mir die Tiefe in jeglicher Hinsicht gefehlt hat und auf mich null immersiv gewirkt hat (du hast da etwas ähnliches angedeutet). Zweiter Sargnagel ist für mich, wenn Charaktere offensichtlich dumme Sachen machen - WoT fügt sich da wunderbar ein (es gibt genau eine mir bekannte Serie, wo der Hauptprotagonist genauso schnell Zusammenhänge schnallt wie der Zuschauer: „Der Bergdoktor“; ist hier aber ein bisschen off topic… 🤣 ).

    Hi,


    vielen Dank für die ausführliche Begründung zu deiner Meinung zu „Wheel of Time“ - darum tut es mir auch leid, dass ich mich nachfolgend dazu weniger ausführlich äußern werde, als du es vermutlich erwartest - nicht aus Respektlosigkeit, sondern weil das einfach bereits überall und international diskutiert wurde. Insofern würde ich es als Zeitverschwendung betrachten, alle im Netz einsehbaren Argumente noch einmal aufzuführen; wenn ich eine Sache herausstellen möchte, ist es das, um was es in der Serie eigentlich gehen sollte: um den Dragon Reborn. Leider werden die unterschiedlichen Facetten dieses „ultimate saviors“ and „destroyers“, den die zugehörige Welt erwartet, nicht ansatzweise beleuchtet; das einzige, das hängenbleibt, ist, dass er ein superstarker Machtnutzer sein soll; allerdings waren die fünf Aufgenommenen, die mal eben 50000 Trollocs abgemurkst haben, bereits eindrucksvoll genug (nachdem sie sinnloserweise ihre Männer - angeführt von einem Agelmar, der seinem Namen nicht gerecht wird - geopfert haben)… die Charaktere sind austauschbar und die wenigen Charaktere, die eine klare Kante zeigen (wie Valda), werden als Psychopathen ohne echten Hintergrund ihrer Motive dargestellt; insgesamt plätschert mir das alles zu sehr an der Oberfläche.


    Zum allerersten Logikloch, ohne zu viel spoilern zu wollen: Padan Fain ist kein Machtnutzer und ist ja dennoch verantwortlich für die Ereignisse in der ersten Folge - hä? Die Idee von Avendesora zu verwerfen, finde ich schonmal nicht wirklich schlau. (Natürlich könnte man jetzt: „Ginge doch, wenn…“ einwerfen, ich habe aber keinen Verlorenen in Emondsfield gesehen…)


    Um es abzukürzen; hier steht z.B. schon einiges drin, was richtig schlecht gelaufen ist (man könnte noch vieles ergänzen, findet sich aber in genügend anderen Beiträgen):

    A Scathing Wheel of Time S1 Review from Someone Who Loved the Books : wheeloftime


    Viele Grüße, Chris