Beiträge von Archibald Tuttle im Thema „RA - Reiner Knizia Neuauflage“

    Kam gerade zum ersten Mal zU dritt auf den Tisch. Was für ein geiles Auktions- und Push your Luck Spiel?

    Das Material spricht für sich.

    Ich kenne die alte Version nicht, würden die Regeln bei der Neuauflage verändert?

    Gar nicht, das Spiel ist inhaltlich identisch, es sei denn es wurde etwas bei der Distribution der Teile geändert.

    Ist das Spiel auch zu zweit spielbar?

    Auktionen zu zweit....kann ich mir nicht wirklich vorstellen....

    Obwohl es heißt 2 bis 5 Spieler....

    Danke

    Ich fand’s überraschend gut zu zweit, auch wenn ich es mit mehreren bevorzugen würde.

    Es gibt sehr gute Auktionsspiele zu zweit: 1001 Nacht, Isle of Skye, Palazzo, Goa. Ra ist zu zweit nur "okay". Dafür würde ich es nicht kaufen und auch nicht auf den Tisch bringen. Aber es funktioniert.

    Neuausgabe. Hatte ein Video gesehen und da hatte diese dort gespielte Retailausgabe meinem Blick nach starken Abrieb geboten. Eventuell war das aber nur eine Vorabversion.


    Video versuche ich gerade mal nachzureichen.

    Das Video habe ich auch gesehen, das war nur ein Prototyp, unten drunter stand im Untertitel extra dabei dass es den Abrieb im gedruckten Exemplar nicht geben wird.

    Ich kann mir vorstellen, dass es aufgrund des ständigen hantierens mit den Auktionsplättchen im Beutel schnell zu Gebrauchsspuren und Abrieb bei den Papptoken kommen kann. Bei meiner Deluxe-Ausgabe hatte ich nicht das Gefühl, dass es dazu kommen könnte.

    Sowas ist immer ein bisschen albern. Ich kenne 20 Jahre alte alea-Ausgaben denen man in keiner Weise ansieht wie oft sie gespielt wurden. Pappe ist da deutlich robuster als man glaubt (solange sie nicht geknickt wird).


    Oder meintest du spezifisch die Pappe der Neuausgabe?

    Archibald Tuttle : Setzt du hier "Expertenspieler" vielleicht ein wenig zu sehr mit "Multiplayer-Solitär-vor-sich-hin-Optimierer" gleich? Kann man natürlich so machen. Ist sicher auch nicht unüblich bzw. es scheint langsam immer normaler zu werden, den Begriff "Expertenspiel" in diese Richtung zu verengen.

    Aber ich wehre mich ein bisschen dagegen. Für meinen persönlichen Geschmack sollte sich niemand als Freund von "Expertenspielen" bezeichnen, der nur das solitäre Optimieren in beliebig weit verkomplizierten Problemstellungen beherrscht, aber sofort aussteigt, sobald die Spielaufgabe darin besteht, einen Mitspieler richtig einschätzen zu müssen. Einen Mitspieler richtig zu lesen ist doch viel "expertiger" als bei einem Spiel mit 100% offener Information drei Züge im Voraus berechnen zu können.

    Ich setze das nicht gleich, stelle aber immer wieder - gerade beim Besuch der lokalen, öffentlichen Spieletreffs - eine große Kongruenz dieser Gruppen fest, die ich ebenfalls bedaure. Witzigerweise sind es gerade die Menschen, die viel spielen, aber regeltechnisch leichtere Kost bevorzugen, die mit hart interaktiven Elementen in meinem Umfeld weniger Probleme haben. Nur anekdotische Evidenz, aber zumindest hier im Umfeld trifft das schon überwiegend zu. Letztes Beispiel war z.B. Wasserkraft/Barrage, wo es eine ganze Menge Spieler gab, die sich nach einer Partie dem Spiel verweigert haben, weil man sich zuviel wegnehmen konnte. Auch zu Arche Nova habe ich jetzt schon mehrfach die Rückmeldung bekommen, wie "unfair" es sei, wenn ein Spieler das Spiel schnell beende, wo man doch noch so schön gerade seinen eigenen Zoo optimiere... ;).

    Auch erlebe ich bei Auktionsspielen nach wie vor eine große Ablehnung in meinen Spielerunden, warum auch immer

    DAS ist doch wirklich leicht zu erklären: Ein Auktionsspiel muss man ein paar Mal spielen, bevor man in der Lage ist, den Wert eine Ware gut einschätzen zu können. Das ist nun mal die Basis für alle Gebote in Auktionen; dann und nur dann ist die Auktion ein fast perfektes Verfahren zur automatischen Bestimmung eines fairen Preises.

    Das notwendige Einarbeiten in ein Spiel ist aber nur noch schwer vermittelbar in einer Zeit des Neuheiten-Überflusses, wo es ungewöhnlich ist, wenn ein Spiel dreimal hintereinander auf dem Tisch landet und wo die meisten Spielekäufer auf Youtuber und andere Social Media Content-Ersteller hören, deren Geschäftsmodell es ist, einfach Massen von Reviews für nur so halb verstandene Spiele rauszuhauen. Das wichtigste Kriterium für Spiele ist heute, dass es schon beim Ersteindruck komplett überzeugt -- und genau das können Auktionsspiele kaum leisten.


    (BTW: Ich grinse dann innerlich etwas, wenn ich sehe, wie geschickt Spieleautoren heutzutage Auktions- und Bietmechanismen verstecken. Etwa die All-Pay-Auktion getarnt als Kampfwertung in Dune: Imperium oder diverse Umsetzungen holländischer Auktionen (Rückwärtsauktionen) über sich automatisch verbilligende Plättchen/Karten/sonstwas...)

    Jein. Das ist sicher ein Teil des Problems, und natürlich fallen die mehr oder weniger gut "versteckten Auktionen" immer mal wieder auf. Je offensichtlicher sie sind, desto eher werden sie auch abgelehnt. Coloma etwa hat deswegen hier leider einen schweren Stand, obwohl das Spiel schon ziemlich häufig auf den Tisch kam. Insgesamt aber haben auch einfach wenige der Expertenspieler in meinem Umfeld Lust, sich so "in die Karten schauen" zu lassen, wie es bei Auktionen nunmal der Fall ist, wo ein zentrales Element das Taxieren des Gegenübers ist. Das sind allerdings die gleichen, die generell Interaktion eher ablehnen und lieber solo vor sich hin planen, ohne dabei gestört zu werden.


    Übrigens kenne ich tatsächlich einige expertigere Spieler, die Dune: Imperium genau wegen dieses einen Spielelements ablehnen.

    Es hat eher was mit der früheren Verfügbarkeit zu tun: RGG und Co. hatten sehr oft nur Kleinstauflagen der Knizia-Titel auf Englisch im Angebot, viele Spieler:innen in den USA haben die deutschen Ausgaben importiert, mit selbsterstellten Übersetzungen der Anleitungen gespielt etc. Da sind die Neuauflagen oft die erste marktsättigende Auflage, während hierzulande Modern Art oder RA sehr lange und sehr breit verfügbar waren und dadurch der Ruf nach einer schicken Neuauflage wohl deutlich geringer ist. Auch erlebe ich bei Auktionsspielen nach wie vor eine große Ablehnung in meinen Spielerunden, warum auch immer - der Mechanismus gilt auf der einen Seite als zu psychologisch und zu wenig steuerbar, auf der anderen Seite oft auch schlicht als hoffnungslos veraltet (so geht es mir ja auch mit dem ein oder anderen Mechanismus, den ich vor 20 Jahren zu oft gespielt habe).

    Für Ra gilt meines Wissens dasselbe, ich glaube, das war damals nicht lange im Alea-Sortiment, aber hier weiß ich es nicht so genau.

    Immerhin gab es von Ra 2010 bei Alea ja nochmal eine Neuauflage, und die war damals relativ schnell weg. Und auch Traumfabrik / Fabrik der Träume hat Hasbro damals gleich mehrfach auf den Markt geworfen. Aber ja, die Begeisterung für diese Spiele, wie man sie auf BGG liest, steht offenkundig nicht in einem guten Verhältnis zu Verkaufszahlen, zumindest in Deutschland. Schade drum.

    Sieht sehr schön aus, aber an den K-Spielen, die ich bisher kenne, war mir immer zu wenig dran, um dafür Geld auszugeben. Die sind so… reduziert auf 1-2 Mechaniken. Für mich wirkt das immer, als wären sie Teile von Spielen.

    Das ist witzig, denn genau das ist für mich der Reiz: das absolute runterkochen auf einen brillanten Kernmechanismus. Wie oft spiele ich Spiele nur, weil mir ein Mechanismus so gut gefällt (das Mancala in Trajan, das Rondell in Antike, die Klingel in 28, das Worker-Bieten in Carson City, die verdeckte Aktionswahl in Coloma etc.). Bei Knizias Auktionsspielen ist dieser eine Mechanismus das ganze Spiel, und sie dauern selten mehr als 45 Minuten. Aber Knizia kann ja auch ganz anders, siehe Euphrat und TIgris oder Stephensons Rocket.

    Da bin ich anderer Meinung, man muss bei Modern Art sehr wohl die Mitspieler austesten. Typische Situation zum Beispiel bei "Jeder einmal reihum": Es wird ein Bild versteigert, von dem man grob erwartet, es wird am Ende ca. 60 wert sein. Spieler A bietet 35. Nun denkt sich Spieler B, bevor der Versteigerer 35 Gewinn macht und A 25 Gewinn macht, biete ich lieber 40 und mache selbst noch 20 Gewinn, auch wenn der Versteigerer dann 40 Gewinn macht. Und dann kommt noch C und bietet aus demselben Grund lieber 41, während der Versteigerer sich ins Fäustchen lacht, weil er den größten Gewinn macht.

    Das ist jetzt stark verkürzt und die Zahlen sind aus der Luft gegriffen, weil ich die genauen Zahlenwerte des Spiels nicht mehr im Kopf habe. Aber hier muss man eben schon sehr genau darauf achten, welche Mitspieler wie weit zu gehen bereit sind, um für sich selbst die besten Entscheidungen zu treffen.

    Stimmt, ich habe übertrieben. Aber bei Medici ist genau diese Art zu denken halt nochmal auf den Ausgangspunkt zurückgeführt, weil die Waren ja erst dadurch einen Wert bekommen, dass ihnen zuvor jemand diesen Wert zumisst. Da gibt es bei Modern Art einfach von vorneherein mehr Kriterien, nach denen man den Wert des Gemäldes bemessen kann, und die Sonderkarten sind halt auch ein mächtiges Werkzeug, dass es in dieser Form weder bei Ra noch bei Medici gibt.

    . Wenn die Antwort nicht "Ra" ist, ist sie halt bloß falsch :lachwein::lachwein:

    Medici ist purer, da ist ja bekanntlich nichts etwas wert sondern gewinnt erst durch die Handlungen der Spieler einen Wert. Wenn man vorrangig diese psychologische Ebene bei Auktionsspielen mag, dann ist Medici unübertroffen - und gleichzeitig ist das ja auch der Grund, warum es so viele nicht mögen, die Variable X = Mensch prägt das Geschehen. Modern Art ist da viel verschnörkelter mit seinen Sonderaktionen und viel eher ein Spiel, wo man das System austesten muss, nicht die Mitspieler. Ra ist sicher von den dreien das ausgewogenste und breitenkompatibelste, aber die lustigsten Abende hatte ich mit Medici (gerade diese Woche wieder zwei).

    Ich finde die Nachricht vor allem deshalb toll, weil dadurch hoffentlich die Gebrauchtpreise der Alea-Version nochmal sinken. Das will ich schon ewig nachkaufen, nachdem es mir 2014 abgesoffen ist.


    Aber bestes Auktionsspiel? Da dürfen die Verwandten Modern Art und Medici wohl auch noch ein Wort mitreden...