Beiträge von schmerztablette im Thema „Living Forest (Pegasus / Ludonaute)“

    Stimmt schon, wenn ich weiß dass ich eh bis zum nächsten Mischen nur 2 Einzelgänger haben kann, dann kann ich beim Ziehen ja kaum faken, dass es ein "Risiko" wäre, den restlichen Stapel komplett zu ziehen, falls ich das möchte. Es ist kein Push-to-luck Spiel, dieses Element kommt eigentlich nur direkt nach dem Mischen des Stapels zum Tragen, denn wenn ich mir dummerweise 2 Einzelgänger nach oben gemischt habe, dann werde ich es schon relativ oft riskieren, weiter zu ziehen, da eine Auslage von nur 2 Tieren (gerade im späteren Spielverlauf) doch stark einschränkt.


    Außerdem wird ein Gelegenheitsspieler am Ende bei seiner Erstpartie durchaus frustriert sein, wenn er denkt er hätte eine Siegbedingung erfüllt, danach werden ihm dann aber noch Plättchen geklaut und er steht mit der Zahl 11 da, während jemand anders gewinnt. Auf diese "Besonderheit" der letzten Runde und dass man eben noch nicht unbedingt am Ende die Siegbedingung erfüllt hat, nur weil das in einem eigenen Zug mal der Fall ist, muss man meiner Meinung nach Erstspieler unbedingt ganz besonders hinweisen, und zwar nicht erst wenn die letzten zwei, drei Runden anstehen.


    Kann mir übrigens jemand sagen, wie die Promo-Tierkarte ohne Elemente aber mit 3 Einzelgänger-Symbolen UNTEN auf der Karte (Kosten von 18 Sonnen, also das teuerste überhaupt zusammen mit dem anderen Promo-Tier das 5 Blumen liefert) funktioniert? Es muss ja etwas sein, was die anderen Spieler mit Einzelgänger-Symbolen behindert, aber wie genau?

    Habe nun meine Erstpartie (zu zweit) hinter mir. Da wir beide (soweit das bei der ersten Partie möglich ist) sehr taktisch gespielt haben, war das Ergebnis denkbar knapp: 27 zu 24. Mein Ziel (als letztendlicher Verlierer) war gewesen, den (letztendlichen) Sieger in der letzten Runde von 12 auf 11 Feuerplättchen zu reduzieren und dann über die Bäume zu gewinnen, und mit 6 Bewegungspunkten wäre das auch kein Problem gewesen ihm ein Feuer zu klauen.

    Leider hat er natürlich den Braten gerochen und in seinem vorletzten Zug absichtlich (mit dem Wissen, dass er danach Startspieler sein wird und somit als erster löschen darf) lauter billige Tiere der niedrigsten Kategorie gekauft, damit so viele 2er Feuer wie möglich ins Spiel kommen, wodurch er dann auf 13 Feuerplättchen gekommen ist. Ich habe es zwar in meinem letzten Zug dann geschafft, noch relativ viele Punkte zu holen, aber auch mein Plan B (3 Bäume in einem Zug holen durch Bonusaktion + 1 reguläre Aktion + Klauen von Baum durch Überspringen) wurde absichtlich vom Sieger vereitelt, indem er bewusst das einzige Baum-Feld auf dem Steinkreis blockiert hat, das ich hätte erreichen können. Also habe ich mir stattdessen über reguläre Aktionen (dank 11er Baum) 2 Bäume mit Blumen geholt, da klar war dass die Punktzahl entscheiden würde, trotzdem hat es eben nicht mehr gereicht. Super spannendes Finale und extrem interaktiv!

    Mein Fazit nach der ersten Partie (und mein Mitspieler sah es genauso) ist somit auf jeden Fall sehr positiv. Ich hätte nicht gedacht, dass in diesem "kleinen" Spiel mit familienfreundlicher Optik doch so viel Taktik und Tiefgang und vor allem auch Spieler-Interaktion steckt. Das Prädikat dürfte verdient sein, soviel ist schon absehbar.


    Am interessanten ist jedoch: wenn man einfach nur nach den Regeln spielen will, kann man das Spiel definitiv als Familienspiel auf den Tisch bringen. Wenn alle sich darauf beschränken, ihre Symbole zu zählen und dann eben entsprechend passende Aktionen zu wählen, dann bleibt es unter dem Kennerspiel-Level.
    Wenn aber alle Spieler genau auf ihre Kartenstapel achten (und insbesondere immer wissen, wieviele Einzelgänger sie noch im Nachziehstapel haben, im Extremfall sogar noch wissen, wieviele Symbole welcher Art noch in ihrem Stapel stecken, und es gibt ja so Kartenspiel-Profis die sich sowas fast automatisch merken, auch wenn ich selbst nicht dazu gehöre), dazu genau darauf achten, welche Felder auf dem Steinkreis sie für welchen Spieler blockiert halten möchten und wen sie wann genau überspringen müssen, um deren Sieg zu verhindern, dann sind wir auf einmal ganz, ganz weit über Familienspiel-Level. Das ist schon irgendwie beeindruckend, denn ich würde vermuten dass das Spiel auf beide Weisen (und auch mit allem dazwischen) gut funktioniert - nur sollten die anderen Spieler, sobald ein knallharter Optimierer und Taktierer am Tisch sitzt, wohl idealerweise ähnlich spielen, sonst könnte es frustrierend werden für die die nur drauflos spielen.