So, nachdem es die Möglichkeit gab, das Spiel über den TTS anzutesten, habe ich das einmal gemacht und gebe hier einmal meine Eindrücke wieder.
Zunächst sei einmal gesagt, dass auch im TTS keinerlei spoilerhaften Inhalte enthalten waren. D.h. ich kenne weder das Story Deck noch das Story Book. Ich kann sagen, dass alle Spielmaterialein sprachneutral sind, weiß aber entsprechend nicht, was für ein Text im Deck/Book enthalten ist. Ich vermute, dass einzelne Elemente daraus das Spiel einfacher bzw. schwerer machen werden.
Also beginnen wir mit einem groben Überblick. Es gibt eine einzige Möglichkeit, das Spiel zu gewinnen, jedoch 3 Möglichkeiten, das Spiel zu verlieren. Gelingt es einem, alle 6 Kanäle zu bauen ohne am Ende von Banditen überrannt zu werden, hat man das Spiel gewonnen. Umgekehrt muss man stets Karten ziehen können vom Volksdeck, wenn es vonnöten ist, darf durch das herannahende Wasser nicht überholt werden (d.h. Kanäle müssen stets schnell gebaut werden) und die Anzahl der Banditen darf nicht 7 oder mehr werden - also quasi das Spielfeld komplett füllen. Gewinnt man eine Runde, zieht man eine Karte aus dem Siegesdeck. Verliert man hingegen, zieht man eine Karte vom Verliererdeck. Hier gehe ich davon aus, dass das Spiel schwerer bzw. leichter gemacht wird, je nachdem von welchem Deck man seine Karte am Ende nehmen muss. Die Kampagne ist zu Ende, wenn man alle 7 Karten vom Gewinnerdeck nimmt. Verloren hat man hingegen, wenn man alle 7 Karten vom Verliererdeck nehmen musste. Eine Kampagne dauert also immer zwischen 7 und 13 Runden. Es ist einem möglich, zum Ende hin problemlos alles zurückzusetzen, sodass man das Spiel weitergeben oder selber nochmals antreten kann.
Das Spiel als solches hat man sehr schnell erlernt und kann zügig zu spielen beginnen. Die Anleitung ist aus meiner Sicht gut geschrieben und ich würde sagen nach einem 2. Mal lesen saß es bereits sehr gut. Wie bereits erwähnt gibt es genau eine Siegbedingung. Entsprechend kann man zunächst meinen, dass das Spiel recht geradlinig ist. Entscheidend ist aber, dass man stets auf die Gefahren gut vorbereitet sein muss. Jeder Kanal, den man erbaut, ist sehr teuer zu errichten und kostet einen am Ende neben wertvollen Ressourcen auch wichtige Volksleute, die man abwerfen muss. Es ist also sehr wichtig, die richtige Balance zu finden. Denn man kann nicht einfach Richtung Ende voran preschen ohne dafür zu sorgen, dass man ausreichend Ressourcen hat und bekommt. D.h. man errichtet Farmen, Vorposten, Hütten usw. und entwickelt das eigene Tableau insgesamt weiter. Man ist stets konfrontiert damit, wenig Ressourcen zu haben, und muss gut abwägen, wie man seine Sachen nutzt. Vor allem die Karten (also die Volkskarten) möchte ich hier hervorheben, die man unglaublich divers nutzen kann. Hat man sie in der Hand und spielt sie aus, bekommt man Ressourcen dafür. Man kann sich aber auch dazu entscheiden, sie aus dem Deck zu entfernen, um noch mehr Ressourcen zu bekommen. Alternativ kann man sie im eigenen Dorf verfrachten, um bei einer Ernte mehr Ressourcen zu erwirtschaften. Bevor man sie erwirbt, kann man sich auch entscheiden, sie abzulegen und direkt die Ressource zu bekommen. Man hat die Karte dann aber nicht im Deck. All dies lebt davon, dass man das Deck stets eigentlich so groß wie möglich haben möchte. Denn jedes Mal, wenn das eigene Deck gemischt werden muss, bewegt sich auch der Wassermarker. Das Spiel wird dadurch schwerer bzw. hat man es nicht geschafft, einen Kanal zu bauen, verliert man gar das Spiel. Es ist also stets eine gute Balance gefordert, wann man Karten nachziehen möchte, wann man Karten komplett ablegt usw.. Das ist etwas, was mir hervorragend gefallen hat, da es dem Spiel trotz der einfachen Regeln eine gewisse Tiefe verliehen hat.
Insgesamt würde ich also sagen, dass ich angetan bin vom Spiel. Vergleiche ich es beispielsweise mit einem Hadrianswall, würde ich sagen, dass Legacy of Yu weniger geradlinig ist. Insgesamt gibt es zwar weniger Aktionsmöglichkeiten, diese wollen aber möglichst vorausschauend genutzt werden. Müsste ich einen Nachteil erwähnen, würde ich sagen, dass ich mich zu leicht getan habe. Findet man die richtige Balance, so wie ich es schaffte, hält sich die Bedrohung eher in Grenzen. Meine Erwartung hier wäre entsprechend, dass, nachdem ich eine Karte vom Gewinnerdeck nehmen müsste, das anzieht. Des Weiteren weiß ich nicht, wie es mit der Langzeitmotivation aussehen würde. Ich vermute, dass die grundsätzlichen Mechaniken weiter ausgereizt werden, sich im Großen und Ganzen aber nicht stark weiterentwickeln werden. D.h. ich würde annehmen, dass ein einmaliges Durchspielen mir reichen würde. Mein 1. Spiel ging ca. 1h-1h15min. Das kann durchaus länger oder kürzer werden. Je nachdem, wie sehr man seine eigenen Züge durchdenken muss.