Beiträge von PowerPlant im Thema „03.01.-09.01.2022“

    Da ich Munchkin in einem schwachen starken Moment mal verkauft habe (oder weggeworfen/verbrannt, da vernebeln meine Erinnerungen...) dachte ich, zumindest mit dem Brettspiel etwas zu finden, was wenigstens noch mehr Spiel als Munchkin ist.

    Offenbar bist du unter falschen Vorzeichen an Munchkin Dungeon herangegangen. Munchkin Dungeon ist nicht DAS Munchkin Brettspiel. Das Munchkin Brettspiel heißt Munchkin Quest. Man erkennt dies am einfachsten daran, dass der Autor von Munchkin Quest ebenfalls Steve Jackson ist.

    Munchkin Dungeon ist ein reines CMON Lizenzprodukt. Steve Jackson wird hier nicht namentlich als Autor genannt. Der Untertitel auf dem Cover "Based on Steve Jacksons Munchkin" entlarvt dies, wenn man genau hinschaut. Das Thema Munchkin wurde von SJG lizenziert, ansonsten hat es mit dem Spiel Munchkin nichts zu tun.

    Danke für die Klarstellung, aber dass es DAS Brettspiel sei, hat auch niemand behauptet. Das ist mir auch herzlich egal. Es macht das Spiel (noch irgendein Munchkin-Spiel) besser oder schlechter. Ok, besser ;)

    Munchkin Dungeon - Oder: Wie ich lernte, Brettspiele zu hassen
    (Eine tragische Komödie in 2 Akten)

    Disclaimer: Entschuldigt bitte etwaige verbale Entgleisungen...


    Akt 1: Der Dungeon...


    Manchmal... manchmal lässt mich ein Spiel ratlos zurück. So diesmal auch #MunchkinDungeon. Und zwar so sehr, dass ich mich frage, ob wir da was fundamental falsch gespielt haben. Aber ich erkläre gerne:


    Für diejenigen, die #Munchkin nicht kennen: Ihr Glücklicken! Hört bitte hier auf zu lesen und freut euch der Leichtigkeit eures Seins!

    Für diejenigen, die #Munchkin, aber nicht #MunchkinDungeon kennen: Wir müssen reden...


    Eigentlich ist das Spiel gar nicht so kompliziert. Man läuft soweit wie man möchte, oder bis man auf "Plastik" trifft. Das können Spieler oder Wächtermonster sein. Dungeon-typisch kann man nur nach unten hinabsteigen, niemals seitwärts oder gar aufwärts. Jede Stufe wird natürlich tendenziell schwieriger. Die Räume selbst sind Karten, demnach also schon ein variabler Aufbau. Entweder haben wir da total ins Klo gegriffen oder das Spiel bleibt einfach eher ein Witz als ein Spiel... Doch schauen wir weiter...


    Jeder so betretene Raum tut erstmal 2 Dinge: Er gibt uns Gold und er gibt uns Totenkopftokens. Mindestens 2, aber auch gern mal 3. Nachdem ich meine Bewegung beendet habe, dürfen meine lieben Mitspieler nach (ach so lustiger) Munchkin-Art Nervkarten spielen. Das sind diese so "lustigen" Karten wie "böse Steuerberater", "823498 Orks" oder "Meine Topfpflanze". Jeder Spieler hat davon anfangs 4 Stück auf der Hand und zieht am Ende seines Zuges nach, bezahlt werden sie mit den besagten Totenkopf-Tokens. Sind alle Token ausgegeben oder alle Karten gespielt, muss der aktive Spieler mit diesen Karten als auch mit den bereits vorhandenen Wächtermonstern klarkommen - alles auf einmal.


    Klingt alles lustig oder einfach? Naja, es ist schon übel nervig! Was tut man dagegen? Immer nur 1-2 Räume laufen um möglichst wenig Totenköpfe zu sammeln? Nun, das bringt auch nicht so viel, denn jeder Raum bringt mindestens 2 Totenköpfe, viele dieser Nerv-Karten kosten aber nur 0-1 Totenköpfe. Karten für 2 Token sind schon teilweise echt ekelig nervig und Karten für 3 Totenköpfe sind so fies, da kann man meist schon direkt wieder von vorn anfangen... So kann es also sein, dass man mal 3 Räume weit läuft und sich 123479234987 Orks, Debuffs, 2 Topfpflanzen, Bigfoot und einem Hydranten gegenüber sieht, die schon mit 399 Würfeln antreten. Was ein Spaß...


    Als wäre das alles nicht schon genug, hat ein Spieler die gesamte Spielzeit über die verdammte Anleitung in der Hand. Beim Lesen der Anleitung vor dem Spiel denkt man noch, dass da nichts schiefgehen kann - sind ja nur ein paar Seiten. Beim Spielen aber stellt sich in jeder verdammten Runde heraus, dass das anscheinend nur die halbe Anleitung ist. Die zweite Hälfte sucht man dann vergebens. So viele Fragen werden nicht erklärt und es scheint (da gebe ich Tom Vasel recht) als solle die Anleitung in erster Linie witzig sein, nicht hilfreich. Und das geht einem beim Nachschlagen sowas von auf den Senkel, dass man das Ding fast zerreißt. Man möchte der Anleitung fast ins Gesicht brüllen, wie kacke man sie findet! Schön ist dann auch, wenn der Text eines Raumes/Monsters dazu führt, grundsätzliche Regeln infrage zu stellen, die man zuvor nicht bedacht hat. Nämlich wenn dieser Raum eine Regel, die man zuvor nicht kannte (weil sie NIRGENDWO STEHT!!!), außer Kraft setzt. Da merkt man dann nach 60 Minuten Spielzeit, dass man anscheinend falsch gespielt hat. Oder zumindest nimmt man das durch den Umkehrschluss an - denn es steht nirgends.


    Die Würfel an sich sind auch heftig: Im ganzen Spiel gibt es 6 Stück. 6!!! Diese Würfel wirft der Held (das können gern mal 9 sein). Die 4 Symbole darauf muss man sich dann quasi aufschreiben: 1/2 Schwerter, 1 Schild, 1 Blitz (der wiederum andere Effekte triggert, die wiederum meist Schwerter und Schilde geben) oder 1 Blank. Danach sind die Monster dran - alle zusammen - mit denselben 6 Würfeln. Auch diese Monster haben Blitz-Fähigkeiten (wie wiederum andere Effekte triggern, die wiederum meist Schwerter und Schilde geben). Bei uns kam es zu Kämpfen algebraischen Ausmaßen:


    Held (Supermunchkin) darf mit 9 Würfeln würfeln. Dazu gibt es 3 Tränke aus, die jeweils nochmal 1 Würfel geben. Sind schon mal 12. Dann wird geworfen und 3 Rerolls werden angewendet. Mit 6 Würfeln. D.h. man muss schonmal alle Würfel 2x werfen, wobei jedes Ergebnis zählt, merkt sich dann irgendwie die Blanks und wendet 3 Rerolls auf sie an. Das wird so viel, dass Spieler B die Helden-Schwerter mit Fingern zählt und Spieler C die Helden-Schilde, während Spieler A damit beschäftigt ist, die Anzahl seiner Würfel nicht durcheinanderzubringen.


    So, nun sind die 12 Würfel und 3 Rerolls gewürfelt, die Finger des Treffer zählenden Spielers reichen schon nicht mehr aus. Nun werden die Blitze, die sich Spieler D gemerkt hat, abgehandelt, weil ja alle Würfel mehrmals neu gewürfelt werden mussten. Diese Blitzeffekte geben weitere Schwerter und Schilde, dass Spieler B und C schon ins Schwitzen kommen.


    Doch dann wird's erst richtig witzig! Jetzt kommt der Monsterspieler und würfelt für alle Monster im Raum gleichzeitig: Satte 10 Würfel. Der ganze Spaß geht also von vorne los. Klingt schon anstrengend? Es wird noch besser! Denn einige Monster haben die glorreiche Designidee des Eric M. Lang, dass sie Blitzsymbole des Helden negieren. Ja richtig! Wir haben nun mühsam mit Hilfe von 3 Leuten und 6 Händen alles ausgerechnet, erst für den Helden und dann für die Monster, um (mit jeweils 6 Händen gezählte) Symbole gegeneinander zu verrechnen - nur um gewisse Teile davon - kein Mensch weiß mehr welche! - wieder abzuziehen. WAS ZUR HÖLLE HAT MAN SICH DABEI GEDACHT?!


    Nach über 2 Stunden Spielzeit hat sich das Spiel dann festgefahren: Ziel ist es, den Endgegner 3x zu besiegen. Mit jedem Mal - das muss man wohl nicht erwähnen - wird er natürlich stärker. Keiner hat mehr Lust darauf, aber keiner will einem Mitspieler den Sieg schenken. Munchkin eben. Nach jedem Kampf gegen den Endboss - egal wie der ausgeht - muss man allerdings wieder ganz an den Anfang des Dungeons. Wow!


    Bei uns sah es dann am Ende so aus: Alle Spieler liefen soweit möglich vom Anfang an bis in einen der beiden Räume vor dem Boss - denn ob man nun 2/3 Totenköpfe sammelt oder 20 ist im Endeffekt auch schiet egal. Angekommen werfen alle Spieler Monster rein oder - noch viel nerviger! - bewegen Wächtermonster auf dem Spielfeld in den Raum des Spielers (weil sie entweder direkt dort oder nebenan spawnen - super Idee übrigens!). Warum haben wir immer 1 Raum vor dem Boss gewartet? Weil der Boss-Raum selbst keine Totenschädel gibt und man jede Runde bei 0 Totenköpfen startet. Es ist also der einzige Weg, um nicht von den Mitspielern zu Tode beworfen zu werden mit diesen ach so lustigen scheiß Nervkarten!


    Ach, außer ein Mitspieler spielt die allseits beliebte "+2 Totenkopftokens"-Karte, die selbst kostenlos ist. Was haben wir alle gelacht... X/


    Nun steht man also vor dem Boss... Einsam und allein. Bis an die Zähne bewaffnet durch etliche Dungeon-Durchläufe (Diablo 3 ist ein Scheiß dagegen!). Levelcap. Equipped mit einem kompletten Set. Alle Boni getriggert. Mehr geht nicht. Und bekommt... 6 Würfel. Der Boss: 5. Und 7 Leben! Dazu hat er 2 Blitzfähigkeiten, die zusammen 4 Schaden anrichten und die 3. einen Spielerblitz negiert. An Tränke war auch kein Herankommen, denn die gab es bei uns nur in 2 Räumen. Im ersten davon musste man mit anderen Spielern stehen, im anderen musste man ein Monster besiegen (das ja nur durch die Ärger-Nerv-Karten ins Spiel kommen kann). Ratet mal, was die lieben Mitspieler in diesem Raum natürlich nicht gemacht haben... man will sich ja nicht gegenseitig helfen... ist ja Munchkin...


    Kurzer Ausflug zu den Tränken/Räumen: Vielleicht denkt nun der ein oder andere: "Jahaha! Da habt ihr auch doof gespielt! Du hast doch oben geschrieben, man muss stehen bleiben, wenn man auf Plastik trifft! Warum bleibt dann nicht einfach ein Spieler in einem dieser Räume stehen, blockiert so die nachfolgenden Spieler und bekommt in der nächsten Runde dann die Tränke? Jaja, manchmal sitzt der Fehler vor dem Spiel, nicht in dem Spiel!"
    Well spoken, dearest of all my friends! Wäre da nicht die Regel, dass man sich zwingend um 1 Raum weiter bewegen muss und dass man nur neu betretene Räume abhandeln kann. Man würde also mit so einer Blockade einzig und allein den Mitspielern helfen - obwohl es das in der Munchkin-DNA festzementierte Gesetz ist seine Mitspieler bis aufs Blut zu hassen! Zurück zum Boss...


    Da der Boss auch Schilde würfeln kann, kommt man so schon kaum auf genügend Treffer um ihn zu besiegen. Das kommt beinahe einem 6-er Pasch mit 4 Würfeln gleich, währenddessen der Monster-Spieler nur Mist würfelt... So hat sich dieser Status locker 30 Minuten lang gezogen. Starten - runterlaufen - auf die Fr*** bekommen - mit Glück überleben - im nächsten Zug den Boss angreifen - wieder von vorn.


    Wir haben es dann dadurch geschafft, dass wir aufgehört haben die bescheuerten Kack-Nervkarten zu spielen, damit alle einfach nur noch den Boss angreifen können ohne durch Verwundungen aus Vorkämpfen geschwächt zu sein. Und selbst dann brauchte es mehrere Anläufe, bis der Drache endlich fiel.


    Also, entweder wir haben ganz fundamental falsch gespielt und ich tue dem Herrn Lang da absolut unrecht - dann entschuldige ich mich dafür natürlich - oder aber der Herr war während der gesamten Arbeit an diesem... "Spiel" mindestens bekifft. Anders kann ich mir das nicht erklären. Da kann man auch das Backpfeifenspiel spielen und ist zumindest schneller durch...


    Akt 2: Der Fluch...


    Nun ist es aber so, dass meine Frau Munchkin lustig findet. Nicht das Spiel, sondern den Stil und die Karten (die hier in viiiiiel kleinerer Anzahl als im Kartenspiel vorkommen). Da ich Munchkin in einem schwachen starken Moment mal verkauft habe (oder weggeworfen/verbrannt, da vernebeln meine Erinnerungen...) dachte ich, zumindest mit dem Brettspiel etwas zu finden, was wenigstens noch mehr Spiel als Munchkin ist. Naja, stellt sich heraus, dass Munchkin Dungeon weniger von dem hat, was an Munchkin lustig ist/sein soll, dazu aber eine menge echt schlechtes Brettspiel bietet, das kein Mensch braucht.


    Und doch - weil es ein Geschenk war und weil man als brettspielbegeisterter Mensch kein Spiel verschenkt und dann nicht mitspielt - werde ich es ohne zu murren jedes Mal mit ihr spielen, wenn sie es möchte. Zum Glück ist das seither aber nicht mehr vorgekommen...


    Ach ja, der Drache sagt es übrigens ganz passend auf seiner Karte: "Ich kapier' immer noch nicht, warum Leute wie ihr immer wieder hierher kommen."


    Ich auch nicht...