Beiträge von verv im Thema „Dauern Spiele heutzutage zu lange oder ist das nur ein Gefühl?“

    Wusste ich, dass das kommen würde. 🙄

    Was genau hast du denn sonst erwartet bei einer Ja/Nein-Frage? Willst du konkrete Beispiele? Wenn ja, wie alt sollten diese dann sein?

    Vor 20 oder 30 Jahren gab es halt generell kaum Schlangen in Essen - von Magic-Boostern 1994/1995 mal abgesehen. Es gab noch kein Internet und somit keine Hypes im Vorfeld. Zudem war die Messe damals nicht so voll wie heute. Wie soll man das sinnvoll mit der heutigen Zeit vergleichen?

    Aber Spiele wie zum Beispiel "Die Macher" hatten auch damals schon von vornherein ihre Fans, einfach weil Kalle Schmiel jedes Jahr ein interessantes Spiel ablieferte. Ich bin mir sicher, wäre 1986 das Internet schon verbreitet gewesen, hätte es für "Die Macher" eine Schlange gegeben.

    Sowas z.B. hätte ich mir erwartet: einen konstruktiven Beitrag auf eine offensichtlich als Diskussionsanstoß gedachte Frage.

    Ein 100m-Lauf etwa nimmt auch immer eine bestimmte, exakt messbare Zeit in Anspruch und niemand wird behaupten, es gäbe für einen solchen Lauf eine objektiv feste Zeitspanne.

    Es ging in dem Thread ja auch nie um die absolute Zeit, sondern um die relative. Also dass viele Spiele heutzutage länger dauern als früher. Klar, braucht die eine für die 100m weniger Zeit als der andere – aber niemand braucht für 100m mehr Zeit als für 1000m. Du schreibst das ja selbst:


    Im Sinne der Ausgangsfrage glaube ich nicht, dass Spieldauern heutzutage ganz allgemein immer länger werden. Das hängt ja doch vom jeweiligen Spiel ab. Für 100m braucht der selbe Läufer halt weniger Zeit als für 1000m, da kann er rennen wie er will.

    Die These war doch, dass es heutzutage mehr 1000m-Spiele gibt.

    Weil das jetzt hier schon zum zweiten mal fällt: ich finde, dass Beyond the Sun einen ausgesprochen guten zeitlichen Verlauf hat. Am Anfang ist es explorativ und fühlt sich nach vielen Möglichkeiten an, im Laufe des Spiels arbeiten sich die Spezialisierungen ganz von selbst raus und das Spielende wird durch die erreichten Achievements am Ende schneller eingeläutet, als man es erwartet hätte, und man schaut, was man in den letzten 2 Zügen noch an Punkten zusammenkratzen kann. Und in 90 Minuten ist das doch auch runtergespielt.

    Irgendwas muss sich ja dann doch geändert haben von damals zu heute.

    Ja ich "muss" halt meine Spielweise auf die neuen Mechaniken anpassen. Vielleicht gab es auch mehr Spiele, die eine feste Rundenzahl hatten und weniger, die das Spielende durch die Spielenden auslösen lassen. Da ist nämlich das Phänomen deutlich abgeschwächt.

    Also wenn sich Spiele dahingehend verändert haben, dass sie früher eine über Gruppen hinweg stabilere Spielzeit hatten, heute aber in Abhängigkeit der Spielenden zu stark variierenden Zeiten führen, wäre das ja sehr interessant herauszufinden, warum das so ist? Gibt es denn z.B. einen Trend weg von fester Rundenzahl und hin zu variablen Spielendbedingungen?

    Nein. Sie sind imo eben nicht auf eine längere Spieldauer angelegt. Sie dauern bei der euch vertrauten und bewährten Spielweise einfach nur länger. Das liegt bei den genannten Spielen aber nicht am Spiel selbst, sondern imo an der Spielweise.

    Aber es kann ja nicht sein, dass Smuntz bei Spielen aus dem Jahr 2021 im Schnitt eine Stunde länger braucht als du, ihr bei Spielen aus dem Jahr 2011 aber auf die gleiche Spieldauer kommt. Irgendwas muss sich ja dann doch geändert haben von damals zu heute.

    Persönliche Weiterentwicklung : dass sich die Welt in vielen Bereichen schneller verändert und entwickelt ist denke ich ein Fakt. Durch das Internet und die mit dem Smartphone erreichte sofortige Abrufbarkeit von Neuigkeiten, kann die Information über ein Geschehnis in Australien mich schon kurz nachdem es sich ereignet hat erreichen. Ich sowie viele andere Menschen setzen sich damit auseinander, es gibt Reaktionen, innerlich wie äußerlich wahrnehmbar. Auch darauf wird wieder reagiert.

    Diese Geschwindigkeit findet sich ebenfalls in anderen Lebensbereichen. Wie schnell erhalte ich ein Produkt, wie kurz ist der Zeitraum von "erstmalig gesehen, will ich haben, gekauft, uninteressant". Ebenso verändert sich wie schon erwähnt die Art wie Filme und Serien produziert werden, kürzere Sequenzen z. B. Wie reagiere ich dann, wenn ein Film mal auf lange Szenen, ausführlichen Aufbau der Story setzt? Langweilt es mich, während schnelle Wechsel unterhält? Neuer Trend ganz klar Tiktok, Youtube-Shorts usw. Die Kinder und Jugendlichen die damit aufwachsen werden ja schon quasi auf kurzen, schnell wechselnden Input gepolt.

    Das stimmt sicherlich, aber ich weiß nicht ob das nicht auch in gegengesetzter Richtung einen Einfluss haben kann. Gerade weil unser aller Leben so viel schneller geworden sind, wird Abendgestaltung seltener – aber dafür mehr zum Event. Wenn man es mal schafft, die Spielerunde zusammen zu bringen, dann muss es sich auch lohnen! Dann will man am Ende des Abends nach 3h den Drachen niedergerungen haben oder ein Wirtschaftsimperium aufgebaut haben.


    Man sieht das ja auch bei Blockbuster-Filmen: 2h15 ist für eine Comic-Verfilmung oder den neusten Star Wars mittlerweile eine völlig normale Zeit. Dafür gab es früher noch "Überlängenzuschlag", heutzutage ist alles darunter ist vielleicht nicht mehr "episch" genug?

    Ich habe die lange Spielzeit dennoch als positiv und zum Spielthema passend erlebt

    Das ist für mich der Knackpunkt! Ich muss bei dem Thema immer an Konzerte denken: da sind manche Besucher auch enttäuscht, wenn es unter 2h dauert. Aber wenn ich mir ein hochenergetisches Konzert einer schrammeligen Rockband anschauen, deren Lieder eh nie länger als 2 1/2 Minuten gehen, dann können auch mal 1h15 die perfekte Länge für dieses Erlebnis sein.


    Und zurück zum Thema Brettspiele: ich habe schon auch das Gefühl, dass es mehr und mehr Spiele gibt, die ein abendfüllendes Erlebnis bieten wollen. Das geht für mich ein wenig Hand in Hand mit anderen Trends, z.B. Kampagnenspiele oder die leidige Debatte um Varianz und Wiederspielwert. Ich sehe da schon auch die Tendenz, dass „mehr“ von manchen mit „besser“ gleichgesetzt wird.


    Andererseits gibt es auch in anderen Ecken der Szene Trends. Knackige Grübler, die sich in 30-45 Minuten runterspielen. Spiele mit Wettlauf-Charakter, wo man von der ersten Minute an gestresst nach der größten Effizienz sucht. Stichspiele sind gerade wieder im Trend. Roll&Writes dauern meistens nur so ihre 30 Minuten.


    Vielleicht gibt es also einfach mehr Varianz als früher. Wenn man vor 10-20 Jahren eine Spielzeit von 60-90 Minuten angenommen hat, lag man vermutlich in den meisten Fällen halbwegs richtig. Heute streut der Markt weiter und man muss halt wissen, auf was man sich einlässt.


    Mitspieler, die Erstpartien komplett durchdringen und durchdenken wollen und sich ihre gefühlt zu lange Bedenkzeit nehmen.

    Das kann ja jede oder jeder so machen, wie sie oder er lustig ist. Aber das ist auch etwas, was ich absolut nicht verstehen kann. Wenn ich zum ersten Mal vor einem Spiel setze, dessen Komplexität ich noch nicht durchsteige, dann ist meine Herangehensweise immer: „Mal schauen was passiert, wenn ich das hier mache.“