Ich habe die lange Spielzeit dennoch als positiv und zum Spielthema passend erlebt
Das ist für mich der Knackpunkt! Ich muss bei dem Thema immer an Konzerte denken: da sind manche Besucher auch enttäuscht, wenn es unter 2h dauert. Aber wenn ich mir ein hochenergetisches Konzert einer schrammeligen Rockband anschauen, deren Lieder eh nie länger als 2 1/2 Minuten gehen, dann können auch mal 1h15 die perfekte Länge für dieses Erlebnis sein.
Und zurück zum Thema Brettspiele: ich habe schon auch das Gefühl, dass es mehr und mehr Spiele gibt, die ein abendfüllendes Erlebnis bieten wollen. Das geht für mich ein wenig Hand in Hand mit anderen Trends, z.B. Kampagnenspiele oder die leidige Debatte um Varianz und Wiederspielwert. Ich sehe da schon auch die Tendenz, dass „mehr“ von manchen mit „besser“ gleichgesetzt wird.
Andererseits gibt es auch in anderen Ecken der Szene Trends. Knackige Grübler, die sich in 30-45 Minuten runterspielen. Spiele mit Wettlauf-Charakter, wo man von der ersten Minute an gestresst nach der größten Effizienz sucht. Stichspiele sind gerade wieder im Trend. Roll&Writes dauern meistens nur so ihre 30 Minuten.
Vielleicht gibt es also einfach mehr Varianz als früher. Wenn man vor 10-20 Jahren eine Spielzeit von 60-90 Minuten angenommen hat, lag man vermutlich in den meisten Fällen halbwegs richtig. Heute streut der Markt weiter und man muss halt wissen, auf was man sich einlässt.
Mitspieler, die Erstpartien komplett durchdringen und durchdenken wollen und sich ihre gefühlt zu lange Bedenkzeit nehmen.
Das kann ja jede oder jeder so machen, wie sie oder er lustig ist. Aber das ist auch etwas, was ich absolut nicht verstehen kann. Wenn ich zum ersten Mal vor einem Spiel setze, dessen Komplexität ich noch nicht durchsteige, dann ist meine Herangehensweise immer: „Mal schauen was passiert, wenn ich das hier mache.“